Montag, 31. Mai 2021

News-Splitter (863)


San Marino
- Wie das sanmarinesische Fernsehen SMRTV berichtet, plant die Stadt Rimini die gesamte Region der Emilia-Romagna inklusive der Republik San Marino in den Bewerbungsprozess um den Eurovision Song Contest 2022 einzubinden. Sinngemäß hieß es von den Stadtvätern Riminis, die Stadt hätte die Beherbergungsmöglichkeiten, jedoch könnte die gesamte Region einschließlich San Marino mit einer Zusammenarbeit den großen Bewerbern wie Turin, Mailand oder Rom entgegentreten. Das Projekt einer gemeinsamen Bewerbung bietet für die gesamte Region große Vorteile und man könne beweisen, dass auch Vorschläge die zunächst "provinziell" erscheinen ihren Reiz und realistische Chancen hätten.

Tschechien
- Der tschechische Sender Česká televize hat auf die Berichte reagiert, wonach die Jurorin Tonya Graves beim Eurovision Song Contest in Rotterdam aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nicht wertungsberechtigt sei. Über seine Social Media-Kanäle erklärte ČT, dass man sich eigens für die Verpflichtung der US-Amerikanerin eine Ausnahmegenehmigung bei der EBU eingeholt hat. Graves lebt seit über 20 Jahren in Tschechien und sei dort ebenso lange musikalisch und künstlerisch tätig. Da die Nominierung offenbar doch durch die EBU abgesegnet ist, dürfte sich der Fall einer nachträglichen Veränderung des Song Contest-Ergebnisses auch erledigt haben. Ohnehin hätte ein Aussieben der tschechischen Jurywertung keine nennenswerten Veränderungen im Ranking gebracht.

Italien
- "Rock'n'Roll never dies", hieß es von Damiano David nach dem Sieg von Måneskin beim Eurovision Song Contest in Rotterdam und das spiegelt sich auch in den Streaming- und Downloadcharts weltweit wieder. Nicht nur der Siegersong "Zitti e buoni" sondern auch diverse andere Titel der Band stiegen u.a. in die globalen Spotify- und iTunes-Charts ein. In den deutschen Singlecharts stieg "Zitti e buoni" neu auf die #9 ein. Weitere Neuzugänge vom Eurovision Song Contest in den deutschen Singlecharts sind Blind Channel mit "Dark side" auf der #51, Barbara Pravi mit "Voilà" auf #62, Go_A mit "Shum" auf der #66 und Gjon's Tears mit "Tout l'univers" auf #86. Auf der #65 findet man zudem den Måneskin-Titel "I wanna be your slave". Der deutsche Song Contest-Titel ist nicht unter den Top 100 zu finden.

Eurovision 2021: 183 Millionen Zuschauer weltweit


Niederlande
- Der diesjährige Eurovision Song Contest wurde von 183 Millionen Menschen gesehen. Wie auf Eurovision.tv nachzulesen ist, kratzen die beiden Halbfinals und die große Finalshow aus Rotterdam wieder einmal an der 200 Millionen-Zuschauer-Marke. Verglichen mit den durchschnittlichen Marktanteilen liegt der Wert damit etwa vier Prozent höher als noch 2019 in Tel Aviv. Neben der TV-Ausstrahlung in über 40 Ländern, darunter auch in Kanada, Kasachstan und dem Kosovo, sahen übere 50 Millionen Menschen die Shows bei Youtube.

Die EBU bestätigte zudem, dass der Eurovision Song Contest in einigen Ländern sogar Quotenrekorde gebrochen hat. So wurden in Italien, Finnland und Island die höchsten Einschaltquoten seit deren Erstübertragung festgestellt. In Island stellte der Eurovision Song Contest mit einer unfassbaren Quote von 99,9% einen neuen Rekord auf. Nahezu die gesamte Inselbevölkerung sah dabei, wie Daði og Gagnamagnið trotz ihrem Auftritt aus der Konserve, den vierten Platz im Finale belegten. In Finnland lag der Marktanteil für YLE ebenfalls bei stolzen 81,4%.

In den Niederlanden wurde ein Marktanteil von 78,5% erzielt, was natürlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Niederlande in diesem Jahr als Gastgeber auftraten. Dennoch ist die eine Steigerung von 21% im Vergleich zum Finale von 2019 wo Duncan Laurence immerhin als Sieger hervorging. Supervisor Martin Österdahl freute sich über diese Werte und bekräftigt, dass der Song Contest größer als je zuvor war und man nicht nur von den Einschaltquoten sondern auch vom kommerziellen Erfolg diverser Beiträge begeistert und gleichzeitig überrascht ist.

Sonntag, 30. Mai 2021

Tschechien: Juryvoting auf dem Prüfstand


Tschechien
- Da dachte man, alle Auffälligkeiten und Skandale beim diesjährigen Song Contest-Voting wären schon aufgedeckt und analysiert worden, da kommen die Tschechen wieder einmal um die Ecke. Wie die Nachrichtenseite eurocontest.cz meldet, dass das Juryvoting des Landes unter Umständen nachträglich aus der Wertung genommen und das Endergebnis korrigiert werden muss. Der Grund hierfür liegt im Regelwerk der Europäischen Rundfunkunion, die besagt, dass alle Jurymitglieder die Staatsangehörigkeit des Landes haben müssen, für die sie abstimmen.

So saßen in der diesjährigen tschechischen Jury Boris Carloff, Debbi, Elis Mraz, Miro Žbirka und Tonya Graves. Letztere besitzt jedoch lediglich die US-amerikanische Staatsangehörigkeit, nicht jedoch die tschechische. Zwar hat sie eine lange und erfolgreiche Musikkarriere in Tschechien und war u.a. Part der Gruppe Liquid Harmony, wäre laut EBU-Reglement aber gar nicht stimmberechtigt gewesen. Weder die Europäische Rundfunkunion noch der tschechische Sender ČT, der die Jury zusammengestellt hat, haben sich bisher dazu geäußert.

Sollte es dazu kommen, dass die komplette tschechische Jurywertung annulliert wird, würde dies im Ranking des Finales jedoch keinen Ausschlag haben und sich keinerlei Endplatzierungen verschieben. Lediglich der Punktegleichstand zwischen Griechenland und Bulgarien würde nach Abzug der vier Punkte an Bulgarien aufgehoben. Victoria für Bulgarien wird aufgrund der Tie Break-Regeln des Song Contests aber ohnehin schon als Elfte gelistet. Auch im Halbfinale hätten sich durch die Verschiebungen der tschechischen Wertung keine anderen Nationen qualifiziert. 

Eurovision 2021: Tix gewinnt Barbara Dex-Award


Norwegen
- Der in Ketten gelegte Engel war dann doch zu viel in puncto modischer Entgleisungen. Heute endete das Voting für den Barbara Dex-Award, einen seit 1997 initiierten Preis für das schauderhafteste Kostüm im Teilnehmerfeld des Eurovision Song Contests. Und wie man inzwischen auf allen gängigen Eurovisionsseiten nachlesen kann, geht die diesjährige Trophäe an den norwegischen Sänger Tix alias Andreas Haukeland, der seinen Titel "Fallen angel" standesgemäß mit Stirnband, Sonnenbrille und großen Engelsflügeln darbot.

Mit 4.870 Stimmen abgegebenen Stimmen hat der Barbara Dex Award zudem einen Rekord geknackt. Noch nie wurden so viele gültige Stimmen für den Fan-Award gezählt, so die Website songfestival.be. Hinter Tix, der sich zunächst ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der rumänischen Sängerin Roxen lieferte, platzierte sich eben jene. Der dritte Platz ging an die kroatische Sängerin Albina, die Top Five komplettierten James Newman aus dem Vereinigten Königreich und Eden Alene aus Israel. Damit geht der Barbara Dex Award erstmals nach Norwegen.

Tix reiht sich in eine ruhmvolle Liste ein, auf der man u.a. Guildo Horn, t.A.T.u., Verka Serduchka, Gisela und Eye Cue aus Nordmazedonien findet. Im letzten Jahr ging der Award zum zweiten Mal nach Portugal. Wie es im Originalartikel heißt, wird nicht zwangsläufig das hässlichste Outfit sondern das auffälligste gesucht. Benannt ist der Preis nach Barbara Dex, die 1993 für Belgien teilnahm und dabei einen selbstgeschneiderten beigefarbenen Sack und quietschgelbe Schuhe dazu trug.

Tix - Fallen angel

Samstag, 29. Mai 2021

USA: NBC schaltet Bewerbungsformular frei


USA
- Nachdem der Eurovision Asia Song Contest wieder einmal krachend gescheitert ist, nimmt nun der American Song Contest Fahrt auf. Die EBU vergab die Marken- und Konzeptrechte an den Sender NBC, der nunmehr einen Bewerbungsaufruf gestartet hat. Interessierte Künstler können sich per Online-Formular für die Erstausgabe im nächsten Jahr bewerben. Ähnlich wie beim Eurovision Song Contest gelten die Regeln, dass ein Interpret mindestens 16 Jahre alt sein muss und es sich bei den Songs um Originale handelt.

Der American Song Contest ist für alle Kandidaten offen, die entweder aus einem der 50 US-Bundesstaaten, dem District of Columbia oder einem der fünf Überseegebiete Amerikanisch-Samoa, Guam, den Nördlichen Marianen, Puerto Rico oder den Amerikanischen Jungferninseln stammt. Anders als beim Eurovision Song Contest wird jedoch keine Längenbeschränkung für die Dauer eines Liedes vorgegeben. Auch über die Anzahl an Teilnehmern die ein Act umfasst, gibt es keine Beschränkungen, vom Solisten bis zur Band sind alle Teilnehmer willkommen.

Der amerikanische Wettbewerb wird sich aufgrund der Teilnehmerzahl in Viertelfinals, Halbfinals und eine Finalshow gliedern. Das genaue Konzept haben die Organisatoren, allen voran Mentor Christer Björkman, vor kurzem erläutert. Das Voting wird analog zum Eurovision Song Contest aus einer Mischung aus Zuschauer- und Juryvoting bestehen. Die Erstausgabe des American Song Contests ist für 2022 geplant, mehrere TV-Sender hatten zuvor Interesse an einer Durchführung signalisiert. Es wäre das erste Mal, das ein Wettbewerb nach dem Konzept der Eurovision auf dem amerikanischen Kontinent stattfinden würde.

Italien: Bari steigt in Bewerbungsprozess ein


Italien
- Der Süden Italiens hat sich mit Ausnahme von Neapel bisher offenbar nicht näher mit der Idee beschäftigt, den Eurovision Song Contest 2022 zu veranstalten. Fast, denn wie ESCxtra.com meldet, scheint nun auch die Stadt Bari, die Hauptstadt der italienischen Region Apulien, daran interessiert, den Musikwettbewerb im kommenden Jahr zu veranstalten. Derzeit werden Möglichkeiten geprüft, ob man der RAI ein entsprechendes Bewerbungsangebot unterbreiten könne oder nicht.

Bürgermeister Antonio Decaro bestätigte, dass sowohl mit der Anzahl an benötigten Hotelbetten und dem nahegelegenen Flughafen zwei Kriterien aus dem Anforderungskatalog der Europäischen Rundfunkunion erfüllt seien. Der Knackpunkt könnte jedoch der Mangel einer adäquaten Halle sein, da die größte Location der Stadt, der PalaFlorio nach einem Umbau im Jahr 2010 maximal 6.000 Zuschauer aufnehmen kann. Die Mehrzweckhalle ist Heimstätte des Basketballteams CUS Bari Pallacanestro, bietet allerdings gerade einmal halb so viele Plätze wie andere Arenen in Mailand oder Turin.

Dennoch scheint das Interesse am Song Contest 2022 in Italien ungebrochen. Eine Woche nach dem Sieg von Måneskin haben sich damit bereits zwölf Städte interessiert gezeigt, was im internationalen Vergleich der letzten Jahre recht viel ist. Unter anderem versuchen sich auch kleinere Städte mit ihrem nostalgischen und gar römischen Charme zu behaupten, etwa San Remo mit seinem legendären Teatro Ariston oder die Stadt Verona mit ihrem Amphitheater. Als derzeit aussichtsreichste Kandidaten gelten die Millionenstadt Mailand, Turin und die Hauptstadt Rom. Die RAI hat sich bisher noch nicht näher geäußert.

Großbritannien: BBC reagiert auf kritische Stimmen


Großbritannien
- Auf eine Anfrage an die BBC, warum der Sender trotz des "politischen Votings" und der "Verschwendung von Rundfunkgebühren" am Eurovision Song Contest teilnimmt, bezog die BBC nunmehr Stellung. In einer entsprechenden Mitteilung heißt es darin u.a. "Der Vorwurf, dass die Wertung im Wettbewerb "politisch" sei, ist nicht neu. Die European Broadcasting Union setzt sich stark dafür ein und versichert, dass die Fairness gewährleistet bleibt und hat eine große Bandbreite an Maßnahmen um dies umzusetzen."

Weiterhin heißt es: "Die Eurovision ist das am meisten gesehene Nicht-Sport-Event der Welt und der Wettbewerb 2021 hat die BBC-Zuschauer mit über acht Stunden in drei Shows unterhalten. Das große Finale auf BBC One hat im Durchschnitt über 7,4 Millionen Zuschauer angezogen. Dies ist sehr kosteneffektiv für ein beliebtes Primetime-Unterhaltungsprogramm." Trotz des spärlichen Abschneidens des Vereinigten Königreichs in den letzten Jahren steht die BBC aufgrund des Kosten-Nutzen-Verhältnisses weiterhin klar zum Wettbewerb.

Obwohl James Newman in Rotterdam null Punkte im Voting für "Embers" kassierte, erreichte die BBC damit die höchste Einschaltquote des Eurovision Song Contests seit 2014 und den größten Marktanteil seit 1999. Auf der Insel haben sich in den letzten Tagen viele Zuschauer und auch politische Stimmen kritisch für den Verbleib des Landes beim Eurovision Song Contest geäußert, sowohl in Schottland als auch in Wales gibt es Initiativen mit eigenen Beiträgen zu starten. Vielleicht bewirkt diese Diskussion im Land nun nicht nur den Fortbestand der Eurovision sondern auch das Bemühen der BBC, 2022 ein gutes Endprodukt in Form eines soliden Beitrags zu liefern.

News-Splitter (862)


Andorra
- Susanne Georgi gibt sich noch nicht geschlagen und erklärte via Instagram, dass man gemeinsam mit der andorranischen Regierung "versucht, die perfekte Lösung" für eine Rückkehr zum Eurovision Song Contest zu finden. Während der Generaldirektor des Senders RTVA, Xavier Mujal, in Early Bird-Manier bereits einen Tag nach dem Finale von Rotterdam erklärte, der Wettbewerb würde nicht zum derzeitigen Senderprogramm passen, sagte Georgi: "Nichts und niemand hat mich jemals aufgehalten, wenn ich in den Wikinger-Kampfmodus geschaltet habe." Sie werde 100% geben, um ein andorranisches Comeback noch im Jahr 2022 in Italien möglich zu machen. Wir drücken die Daumen.

Portugal
- Auch wenn es weder für San Marino noch für Portugal im Finale von Rotterdam für eine Platzierung ganz oben gereicht hat, haben sich dort aber offenbar zwei gefunden. Wie The Black-Mamba-Sänger Pedro Tatanka in einem Interview mit dem Magazin "TV7 Dias" bekannt gab, stehe er in Kontakt mit dem US-amerikanischen Rapper Flo Rida um an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. "Er war von unserem Talent begeistert und möchte mit uns zusammenarbeiten.", so Tatanka. Auch via Instagram stünden die beiden in regem Austausch. Flo Rida arbeitete in diesem Jahr mit der sanmarinesischen Delegation in Rotterdam zusammen und trat gemeinsam mit Senhit im Semifinale und im Finale für San Marino auf.

Niederlande
- Und nachdem wir gestern bereits die ausgeschiedenen Halbfinalisten mit ihren Live-on-Tape-Performances gesehen haben, zeigt die EBU auf ihrem offiziellen Youtube-Kanal ab 21 Uhr (MESZ) die Backup-Videos der 25 Finalisten von Rotterdam. Moderiert wird die Show von Krista Siegfrids. Unter allen Teilnehmern fehlen jedoch die vorab aufgenommenen Beiträge von Irland im Semifinale und dem Vereinigten Königreich im Finale. Sowohl die irische als auch die britische Delegation gaben an, dass man die Performances zu "Maps" und "Embers" so in Erinnerung behalten sollte, wie sie beim Song Contest auf der Bühne aufgeführt wurden. Ob die Videos derart schlecht waren oder ob dahinter der gekränkte Stolz von zwei Letztplatzierten steckt, ist nicht bekannt.

Eurovision Song Celebration - Live-on-Tape Part 2

Freitag, 28. Mai 2021

Norwegen: Melodi Grand Prix 2022 bestätigt


Norwegen
 - Das nächste Land auf der Teilnehmerliste für 2022 heißt Norwegen. Der Sender NRK bestätigte heute sein Interesse auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie zu sein. Bis zum 15. August können sich interessierte Komponisten und Interpreten für den Melodi Grand Prix im kommenden Jahr anmelden. Jeder Komponist bzw. Produzent kann maximal drei Beiträge einreichen.
 
Delegationsleiter Stig Karlsson sagte: „Die Einladung gilt für alle, die Songs schreiben können. Es ist eine einmalige Chance, einen Platz im größten Musikwettbewerb der Welt zu erhalten“, man sei für jeden Musikstil offen, von wunderschönen Popsongs über harten Rock bis hin zu rosarotem Plastikpop und allem was dazwischen liegen. Wie schon in diesem Jahr soll der Vorentscheid zwischen Januar und Februar stattfinden und aus mehreren Vorrunden und einer Finalshow bestehen. 

Für den norwegischen Vorentscheide gelten die üblichen Regularien der EBU. So müssen Interpreten mindestens 16 Jahre alt sein, das Lied nicht länger als drei Minuten sein und nicht vor dem 1. September 2021 kommerziell veröffentlicht worden sein. In diesem Jahr wurde Norwegen von Tix vertreten, der es mit seiner Popballade „Fallen angel“ im Finale des Song Contests von Rotterdam immerhin auf Platz 18 schaffte.

Weißrussland: EBU suspendiert BTRC


Weißrussland 
- Die Europäische Rundfunkunion gab heute in einem offiziellen Statement bekannt, den weißrussischen Sender BTRC innerhalb von vierzehn Tagen bis auf weiteres von seiner Mitgliedschaft zu suspendieren. Bei einer eingehenden Überwachung des Senders wurde festgestellt, dass eine Unparteilichkeit und die Medienfreiheit nicht mehr gewahrt seien und die Grundwerte der Union nicht mehr eingehalten werden. BTRC hat nun zwei Wochen Zeit, um Einspruch einzulegen.

Die EBU erklärt: "Die EBU hat die Unterdrückung der Medienfreiheit in Weißrussland genau beobachtet und BTRC als Mitglied der EBU dazu aufgerufen, die Grundwerte von Pressefreiheit und Unabhängigkeit zu wahren." Seit den umstrittenen Wahlen im Sommer letzten Jahres kämpfe die EBU für den Schutz von unabhängigem Journalismus und Meinungsfreiheit im Land und habe dabei auch jene unterstützt, die sich bei BTRC hierfür einsetzen. Da die EBU diese Freiheiten jedoch nicht gewahrt sieht, hat das Exexutive Board entschieden, die Mitgliedschaft zu suspendieren.

"Angesichts dieser ungewöhnlichen Entwicklungen, hat der Vorstand keine Wahl, als die Mitgliedschaft von BTRC auszusetzen.", schließt jenes Statement ab. In zwei Wochen ohne Widerspruch endet die festgelegte Frist und die Suspendierung wird wirksam. BTRC könnte dann u.a. nicht mehr am Nachrichten- und Programmaustausch der EBU teilhaben und auch nicht mehr an Wettbewerben wie dem Junior- und dem Eurovision Song Contest teilnehmen. 2021 wurde der weißrussische Beitrag von Galasy ZMesta bereits wegen politischer Inhalte disqualifiziert.

Donnerstag, 27. Mai 2021

Eurovision 2021: EBU strahlt Live-on-Tape-Auftritte aus


Europa
- Bevor wir in die typische Post Eurovision Depression eintauchen und wir gefühlt ewig auf die ersten relevanten Nachrichten aus Italien warten, gibt es noch ein letztes Häppchen zum Eurovision Song Contest aus Rotterdam. Die EBU hatte von allen 39 Delegationen eine Backup-Performance eingefordert, für den Fall, dass ein Team nicht nach Rotterdam reisen könne. Wir wissen, dass Montaigne aus Australien die einzige war, deren Live-on-Tape-Performance zum Einsatz kam, die isländische Probe ausgenommen.

Damit diese Backup-Videos nicht umsonst produziert wurden, gibt es morgen und übermorgen auf dem offiziellen Youtube-Kanal zwei Show mit dem Namen "Eurovision Song Celebration", moderiert von Krista Siegfrids, bei dem alle 39 vorab aufgezeichneten Videos gezeigt werden. Wir sehen also nicht nur Montaignes Konservenauftritt zu "Technicolour", sondern u.a. auch das deutsche Backup, das Jendrik und sein Team im März in der litauischen Hauptstadt Vilnius aufgezeichnet haben. 

Der Beginn beider Shows ist jeweils um 21 Uhr (MESZ) auf Youtube. In der Show am Freitag werden zunächst alle Performances der Semifinalisten gezeigt, die es nicht in die Endrunde des 65. Song Contests geschafft haben und vergangenen Dienstag und Donnerstag im Halbfinale rausgeflogen sind, am Samstag folgen dann die Auftritte der 26 Finalisten inklusive der Big Five plus Niederlande. Weitere Informationen hält die EBU in dem unten stehenden Video noch einmal auf Englisch bereit.

Eurovision Song Celebration: Introduction

Schweden: Keine Wildcard für P4 Nästa-Kandidaten


Schweden
- Im nächsten Jahr werden die Teilnehmer des Nachwuchswettbewerbs P4 Nästa keine Rolle beim Melodifestivalen spielen. Der Sender SVT bestätigte durch die Veröffentlichung des Regelwerks für den Radiowettbewerb, dass 2022 keine Wildcard an einen der Teilnehmer von P4 Nästa vergeben wird. Seit einigen Jahren erhielt zunächst der Sieger und später einer der Finalisten die Chance, einen Beitrag beim Melodifestivalen zu performen. Über die Vorrunden kamen die entsprechenden Kandidaten jedoch nie hinaus.

Die Kandidaten von P4 Nästa können sich natürlich weiterhin über den formellen Weg beim schwedischen Fernsehen bewerben, müssen dann aber den gleichen Bewertungskatalog wie alle anderen Bewerber über sich ergehen lassen. Erstmals kam die Wildcard im Jahr 2012 auf, damals erhielt der Gewinner der Talentshow, bei dem die lokalen Radioanstalten Schwedens jeweils einen Vertreter wählen, die Wildcard für die Vorrunden des Melodifestivalen, seit 2015 wurde dieser Kandidat unabhängig vom eigentlichen Wettbewerb ausgewählt.

Der Radiowettbewerb P4 Nästa befindet sich derzeit in seiner Auswahlphase, alle 25 Regionalsender halten eigene Auswahlen ab, die regionalen Gewinner werden für das Finale von einer Jury reduziert und treten am 3. September in einer Finalshow in Västerås an. Wahrscheinlich aufgrund der bisherigen Misserfolge im Melodifestivalen hat der Sender SVT diese Wildcard nunmehr gestrichen. Wie viele Beiträge im nächsten Jahr beim schwedischen Vorentscheid dabei sein werden und wie viele auf welche Art gewählt werden, ist derzeit noch nicht bekannt.

Irland: Delegationsleiter liebäugelt mit Vorentscheidung


Irland
- Zum zweiten Mal in Folge ereilt Irland das Schicksal, letzter in seinem Halbfinale geworden zu sein. Gegenüber der Irish Sun äußert sich nun Delegationsleiter Michael Kealy, dass es vielleicht nicht falsch sei, in Zukunft wieder auf das Urteil der Zuschauer wert zu legen und einen nationalen Vorentscheid zu installieren. Seit 2016 wurden alle irischen Beiträge intern gewählt, lediglich Ryan O'Shaughnessy gelang hierbei 2018 in Lissabon der Einzug ins Finale beim Eurovision Song Contest mit "Together" und seinen tanzenden Jungs. Mehrere irische Kandidaten der letzten Jahre sprachen sich für eine Rückkehr zum offenen Auswahlformat aus.

"Ich denke, es ist an der Zeit, die Öffentlichkeit wieder entscheiden zu lassen, was wir in Zukunft tun. Wir müssen aber einen effektiven und kostengünstigen Weg finden, dies zu tun.", wird Kealy zitiert. Allerdings fügte er auch hinzu, dass RTÉ als kleine Rundfunkanstalt erheblich weniger Ressourcen zur Verfügung stehen, in ausschweifende Vorentscheidungen sowie Inszenierungs- und Supportteams zu investieren. "Dies ist leider eine Tatsache, die wir nicht ignorieren können.", so Kealy. RTÉ schweigt darüber, wie viel Geld an den schwedischen Director Fredrik Rydman geflossen ist, um Leselys Origami-Performance auf die Beine zu stellen.

Kealy bot den Eurovisionsfans in Irland zudem die Möglichkeit an, in einem virtuellen Eurovisionsforum Verbesserungsvorschläge einzureichen und zu erörtern, um "The Home of Eurovision", wie Irland sich in den 90er Jahren bezeichnete, wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Gleichzeitig lobte Kealy die diesjährige Sängerin Lesley Roy für ihr unglaubliches Engagement, insbesondere da man aufgrund der Corona-Restriktionen weitaus weniger Möglichkeiten hatte, an Proben und Inszenierungen zu arbeiten. Irland hält nach wie vor mit sieben Siegen den Rekord beim Eurovision Song Contest, der letzte Sieg gelang allerdings im Jahr 1996 mit Eimear Quinn, zu einer Zeit, als ausschließlich Juroren über das Ergebnis abstimmten.

News-Splitter (861)


Dänemark
- Das dänische Fernsehen DR hat mit dem großen Finale von Rotterdam die niedrigste Einschaltquote seit Helsinki 2007 generiert und damit im Vergleich zu 2019 mehr als die Hälfte der Zuschauer verloren. Insgesamt schalteten 533.000 Dänen das Finale auf DR1 ein, das vorangegangene Halbfinale, in dem Fyr og Flamme ausschieden, erreichte 745.000 Zuschauer. 2019 erreichte der Song Contest in Dänemark, vor allem dank der Beteiligung von Leonora im Finale fast 1,1 Millionen Zuschauer. Auch in Estland erreichte das Finale mit 145.000 Zuschauern und 11,9% Marktanteil einen historischen Tiefpunkt, seit Estland am Eurovision Song Contest teilnimmt. Auch Uku Suviste schied mit "The lucky one" im zweiten Halbfinale von Rotterdam aus.

Moldawien
- Die Europäische Rundfunkunion ließ mitteilen, dass man die Zusammensetzung der Punkte für Natalia Gordienko im Semifinale und im Finale letzte Woche nicht näher untersuchen werde. Alle Wertungen seien von Digame verifiziert worden, sodass man ein gültiges Ergebnis vorweisen kann. Einige Stimmen warfen dem Dream Team um Phillip Kirkorow vor, das Voting in einigen Ländern beeinflusst zu haben. Als Konter hieß es von ihnen: "Wir sind nicht überrascht, dass die Diaspora, zum Beispiel in Lettland oder Estland im Semifinale angerufen hat, da es keinen russischen Künstler zum Unterstützen gab." Zudem fragten sie, warum sie ausgerechnet jetzt, obwohl sie seit Jahren mit Passion als Komponisten tätig sind, damit anfangen sollten, Stimmen im Televoting zu manipulieren.

Wales
- Ähnlich wie in Schottland gibt es nun in Wales erste Anstrengungen in Zukunft unabhängig von der BBC bei der Eurovision anzutreten. Hierfür wurde, wie die Nachrichtenseite news.cymru berichtet, eine Petition mit dem Ziel gestartet, die walisische Regierung und den Sender S4C zu einer eigenständigen Teilnahme zu bewegen. "Wales ist weltweit als "The Land of Song" bekannt, zudem haben wir eine reiche Musik- und Performancekultur, die international anerkannt und gefeiert wird.", beginnt die Petition. Ähnlich wie bei Schottland ist laut EBU-Reglement eine Teilnahme von Landesteilen beim Song Contest nicht möglich. Auch wenn S4C Mitglied der EBU ist, ist die BBC für das gesamte UK zuständig. Wales nahm hingegen 2018 und 2019 als eigenständiger Teilnehmer am Junior Eurovision und am Choir of the Year teil.

Mittwoch, 26. Mai 2021

Malta: Staatliche Prüfung zu Teilnahmekosten


Malta
- Carmelo Abela, Mitarbeiter des maltesischen Premiers, hat eine Prüfung der diesjährigen Ausgaben der maltesischen Song Contest-Teilnahme angeordnet. Damit geht der maltesische Staat Vorwürfen auf den Grund, Steuergelder könnten dafür genutzt worden sein, den diesjährigen maltesischen Beitrag von Destiny Chukunyere in den Wettquoten nach oben zu treiben und einen Hype um "Je me casse" anzufeuern. Derzeit stehen Behauptungen im Raum, PBS könnte willentlich Gelder dazu verwendet haben, gezielt Gewinnchancen zu erhöhen.

Die maltesische Tourismusbehörde gab rund 350.000 Euro für die diesjährige Teilnahme in Rotterdam aus, bei der Prüfung soll nunmehr geklärt werden, wie viel Geld davon tatsächlich in den Auftritt von Destiny geflossen ist und wie viel Geld in die Promotion für Social Media-Werbung, Youtube-Anzeigen und eben in Wetten geflossen sein soll, um mehr Zuschauer dafür zu animieren, für den maltesischen Beitrag abzustimmen. Insbesondere das gezielte Setzen von Geld auf dem Wettmarkt wird hierbei kritisch verfolgt. Zuvor gab es u.a. vom ehemaligen Teilnehmer Ludwig Galea Vorwürfe.

Er könnte sich nicht erklären, dass ein Lied, das in den Wettquoten derart hoch platziert gewesen sei, im Televoting dann so gnadenlos herabgewertet wurde. Er selbst lobt jedoch die Sängerin selbst für ihre Leistungen im Finale. Destiny belegte, nicht zuletzt dank der Juroren den siebten Platz im Song Contest-Finale am Samstag. Schon 2016 gab es von der lokalen Presse Berichte, über die 200.000 Euro die die Teilnahme von Ira Losco geflossen sein, wurden weitere Zuwendungen erbracht um den Beitrag zu pushen. Damals wurde eine Anfrage abgelehnt.

Spanien: Scharfe Kritik gegenüber RTVE


Spanien
- Auch nach der neuerlichen Pleite für den spanischen Sänger Blas Cantó beim Eurovision Song Contest in Rotterdam gibt es große Kritik am spanischen Sender RTVE. Vom neuen Senderdirektor José Manuel Pérez Tornero werden demnach Neubesetzungen innerhalb der spanischen Delegation gefordert, um die Phase diverser Misserfolge zu beenden. Konkret geht es dabei um die Neubesetzung der Posten der Delegationsleiterin Ana María Bordás und des Unterhaltungschefs Toñi Prieto.

Bordás übernahm zunächst temporär die Funktion als Delegationsleiterin, nachdem ihr Vorgänger Federico Llano nach dem Wertungsdrama beim Vorentscheid Objetivo Eurovisión seinen Hut nahm. Kritik gibt es auch von mehreren ehemaligen Vertretern Spaniens, u.a. Karina, die 1971 für Spanien nach Dublin fuhr. Von ihr heißt es: "RTVE glaubt nicht an den Wettbewerb und dafür kann man weder die Sänger noch die Songs verantwortlich machen, sie müssen einfach wieder an die Eurovision glauben." Ähnliche Kritik äußerten Soraya Arnelas und Lucía Pérez.

Anders als zum Beispiel im Vereinigten Königreich suchen die spanischen Medien den Schuldigen jedoch nicht außerhalb der Landesgrenzen, sondern fragen sich, wie etwa die Zeitung El País, warum es Spanien nicht schafft, mit anderen Ländern gleichzuziehen. Ähnlich wie beim NDR vertritt der Sender RTVE jedoch derzeit die Auffassung, dass nicht zu gewinnen nicht gleichzeitig auch ein Versagen darstellt. Andererseits ist Spanien das einzige Land der Big Five, das seit mehreren Jahren grundsätzlich jenseits von Platz 20 landet und bescherte RTVE zuletzt eine Quote von 29,4% Marktanteil mit rund vier Millionen Zuschauern.

Eurovision Asia: SBS stellt Wettbewerbsplanung ein


Australien
- Nach fünf Jahren Vorbereitung hat das australische Fernsehen SBS über Delegationsleiter Josh Martin gestern Abend bestätigt, dass die Planungen für den Eurovision Asia Song Contest eingestellt werden. Es sei nicht gelungen, die Nationen des asiatisch-pazifischen Raumes derart einzubinden um einen Wettbewerb nach Vorbild des Eurovision Song Contests durchzuführen. Insbesondere waren die Organisatoren bemüht, den chinesischen Markt mit einzubinden. Nunmehr verlaufen sich auch diese Planungen im Sand.

"Ich denke wir müssen fairerweise zugeben, dass wir von unseren Rechten zurücktreten. Wir haben einige Jahre versucht, herauszufinden wie man es macht und dann kam die globale Pandemie dazwischen. (...) Eurovision Asia ist aus mehreren Gründen schwer umzusetzen, verschiedene Zeitzonen, Sprachbarrieren, alle Arten von Problemen.", so Martin. Daher hat man sich nun dazu entschieden, das Konzept von Eurovision Asia einzustellen. Seit 2017 plante SBS die Durchführung und versuchte in Asien und im pazifischen Raum Interessenten zu gewinnen.

Diese hatte man u.a. mit Kasachstan, Neuseeland, Papua-Neuguinea und Vanuatu bereits gefunden, hinzukommen sollte eine Steering Group aus Japan, China, Singapur, Südkorea und Hongkong. Nunmehr hat SBS einen Schlussstrich unter diesem Projekt gezogen, womit auch dieser Prototyp des seit 2007 erhofften Wettbewerbs eingestellt wird. Bevor die Rechte von der EBU an SBS übertragen wurden, war schon einmal ein ähnlicher Wettbewerb unter Federführung Indiens geplant. Damals scheiterte das Projekt ebenfalls aus diversen Gründen, ähnlich wie jetzt.

Dienstag, 25. Mai 2021

Schottland: Minister wirft BBC völliges Versagen vor


Schottland
- Wer denkt, dass wir Europameister im Motzen über den eigenen Song Contest-Beitrag sind, der hat sich noch nicht mit dem Vereinigten Königreich beschäftigt. Dort ist die Empörung über die Missachtung des britischen Beitrags noch größer, insbesondere weil man alles auf den Brexit und die politische Verfahrenheit des Landes schiebt. Dass es aber eher an der seichten Komposition und Nominierung durch die BBC liegt, wollen die wenigsten verstehen. Dafür wettert wieder einmal der schottische Abgeordnete Alyn Smith von der Scottish National Party (SNP) gegen die BBC, wie er es schon mehrfach in den letzten Jahren getan an.

Er wirft dem britischen Sender "utter humiliation", sprich völliges Versagen vor und fordert erneut darüber nachzudenken, Schottland als eigenes Land beim Eurovision Song Contest starten zu lassen. The Times druckte das Statement von Smith wie folgt ab: "Das UK hat die Eurovision seit 1997 mit "Love shine a light" von Katrina & The Waves nicht mehr gewonnen. Und, offen gestanden, dass hat es auch nicht verdient. Der diesjährige UK-Beitrag war keinesfalls schlecht performt, er war langweilig, fade und zum Vergessen im Vergleich zu allen anderen Acts, weshalb er den letzten Platz mit null Punkten belegt hat."

Dieses Versagen kreidet Smith der BBC an und hält es für die beste Lösung, dass die Nationen innerhalb des Vereinigten Königreichs eigene Beiträge entsenden. "Schottland würde es eine Gelegenheit bieten, der Welt unsere reiche Kultur und unser Talent zu zeigen.", so Smith, der natürlich nicht nur als Edelmann den Ruf Schottlands polieren möchte, sondern auch populistische Zwecke damit verfolgt, etwa die zunehmende Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Er betont, dass das Problem im Vereinigten Königreich sei, dass alle Wege in Bezug auf die Eurovision bei der BBC zusammenlaufen, die augenscheinlich nicht weiß, worum es im Wettbewerb geht.

"Auch ihr Auswahlsystem für den britischen Vertreter ist eine Schande, nachdem man das öffentliche Wertungselement zugunsten eines Vertrages mit einer Plattenfirma abgeschafft hat.", kritisiert er das BBC-Management. Schon 2008 und 2018 kritisierte er offen die BBC, wurde in London jedoch kurzerhand abgewimmelt. Hintergrund dieser neuerlichen Sezessionsbestrebungen aus Schottland ist der letzte Platz von James Newman beim Song Contest am Samstag in Rotterdam, der mit "Embers" sowohl im Tele- als auch im Juryvoting null Punkte kassierte. Seither wird im Vereinigten Königreich ein Schuldiger gesucht, bisher finden die Briten diesen jedoch zumeist außerhalb der eigenen Landesgrenzen.

Italien: San Remo liebäugelt mit Eurovision 2022


Italien
- Hätte man vor ein paar Jahren gedacht, dass der Eurovision Song Contest in Italien ein solches Comeback hinlegen wird? In einem Land, in dem fast eine Generation noch nie etwas von diesem Wettbewerb gehört hat, weil man sich so sehr auf sein eigenes San Remo-Festival konzentriert hat, erlebt die Eurovision tatsächlich eine Art Renaissance, was nicht zuletzt Måneskin und ihrem Sieg am Samstag sowie den starken Kandidaten in den Jahren zuvor zu verdanken ist. Inzwischen haben sich bereits zehn Städte auf die Ausrichtung fokussiert, Tendenz steigend.

Selbst kleinere Städte, die kaum eine Chance haben werden, den Zuschlag für die Ausrichtung zu erhalten, bemühen sich, etwa Verona mit einem antiken Amphitheater. Nun hat man sich sogar in San Remo geäußert und Interesse bekundet, wenngleich die Möglichkeiten, die Eurovision an den Ort zu bringen, wo 1951 alles Begann, begrenzt sind. Auf Basis des italienischen San Remo-Festivals schuf Marcel Bezençon die Voraussetzungen für den Eurovision Song Contest. Der Bürgermeister von San Remo zeigte sich interessiert, die Eurovision 2022 zu veranstalten, hierfür empfiehlt sich in der Stadt allerdings nur das kleine Teatro Ariston.

Dort passen 2.000 Zuschauer rein, was für die Exklusivität des italienischen Festivals funktioniert, ist für die Eurovision in ihrer heutigen Form jedoch kaum durchsetzbar. Zwar gab es auch Bestrebungen die Eurovision 1991 in San Remo zu veranstalten, ehe man aufgrund der irakischen Invasion in Kuwait aus Sicherheitsgründen auf Rom schwenkte, der Wettbewerb ist seither aber enorm gewachsen und würde an der ligurischen Küste kaum Platz haben. Eine größere Location hat die Stadt nicht aufzubieten und somit dürfte die Idee, 2022 aus San Remo zu senden, nicht über dieses Stadium der Bewerbung hinausreichen.

Serbien: RTS kündigt Beovizija für 2022 an


Serbien
- Nach den Finnen starten auch die Serben in die neue Saison und bestätigten nicht nur ihre Teilnahme 2022 in Italien sondern auch gleichzeitig die Fortsetzung des nationalen Vorentscheids Beovizija. In der Show "Među nama" bestätigte Unterhaltungschefin Olivera Kovačević, dass man beim Sender RTS weiterhin auf die bewährte Art und Weise eines nationalen Vorentscheids für 2022 zurückgreifen wird. Schon Mitte Juni soll das Bewerbungsfenster für das kommende Jahr öffnen.

Die Beovizija soll im Februar 2022 stattfinden, nähere Einzelheiten hierzu sind jedoch noch nicht nach außen gedrungen. Zuletzt fand die Beovizija 2020 statt, als sich das Trio Hurricane für Rotterdam qualifizieren konnte. Nach der coronabedingten Absage des Wettbewerbs erfolgte wenig später die automatische Nominierung für dieses Jahr. Hurricane belegten mit "Loco loco" den 15. Platz im Finale von Rotterdam und qualifizierten sich als einziges ex-jugoslawisches Land für die Endrunde am letzten Samstag.

Serbien nimmt seit 2007 als eigenständige Nation am Wettbewerb teil und konnte schon im Jahr seines "Debüts" einen Sieg verbuchen. Es folgten einige weitere Top Ten-Platzierungen, u.a. mit Željko Joksimović in Baku 2012. Auch Sanja Vučić, die Teil von Hurricane ist, nahm zuvor schon einmal am Song Contest teil und belegte mit dem Titel "Goodbye (shelter)" in Stockholm den 18. Platz. Sobald man sich in Belgrad weitere Gedanken über den Vorentscheid gemacht hat, werden wir natürlich darüber berichten.

Kommentar: Ich möchte wieder für Deutschland sein...


Deutschland
- Der Eurovision Song Contest ist vorbei und die Interpreten wohl wieder alle in ihren Heimatländern angekommen. Nicht alle sind dabei gesund zurückgekehrt, wie aus Island gemeldet wird, hat nun auch Árný Fjóla Ásmundsdóttir, die Ehefrau von Daði Freyr ein positives COVID-19-Testergebnis erhalten und befindet sich in Island in Quarantäne. Die übrigen beiden Delegationsmitglieder mit positivem Testergebnis befinden sich noch in Rotterdam in Isolation. Árný erklärte, dass es ihr gut gehe und sie keine Symptome habe. Wir wünschen dem stark gebeutelten isländischen Team auf diesem Wege noch einmal alles Gute.

Mit dem Ende des Events in Rotterdam, für das man die Gastgeber aus den Niederlanden wahrhaftig nur loben kann, dass sie es geschafft haben, einen Wettbewerb inmitten einer Zeit von Reisebeschränkungen, Barrieren aller Art und mit striktem Hygiene- und Gesundheitskonzept durchzuführen, ist schon eine große Herausforderung, die man in den Niederlanden sogar mit Publikum vor Ort im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, die Karl Lauterbach die Fußnägel hochklappen lässt, mit Bravour gemeistert hat. Hier bleibt zu hoffen, dass das Fieldlab-Event zu einem Erfolg wird und man mittelfristig mehr Veranstaltungen in diesem Rahmen durchführen kann.

Unabhängig von den Hürden, die die Organisatoren und Delegationen zu meistern haben und hatten, führt der Weg zurück nach Deutschland. Wie üblich, wenn nicht das gewünschte Ergebnis für Deutschland zu verbuchen ist, kommen die Neunmalklugen aus ihren Löchern und reden alles schlecht. Es ist erstaunlich, dass ich bisher noch in keiner Gazette gelesen habe, dass Europa uns nicht mehr lieb hat und Osteuropa mit seinen Punkteschiebereien Schuld ist. Dazu muss man anmerken, dass von den 26 Finalisten gerade einmal acht Länder in Osteuropa liegen, von denen auch nur die Ukraine nach vorne geprescht ist und das völlig zu Recht. Go_A gingen nach dem Halbfinale viral und haben viele Fans gewonnen, was mich persönlich sehr freut. Die Probleme sind also nicht geopolitischer Natur.

Stattdessen werden Leute wie Dieter Bohlen von der Bild-Zeitung ausgehorcht, ohne das eine Lösung präsentiert wird und spätestens in zwei Tagen ist der Song Contest sowieso wieder aus den deutschen Medien verschwunden. Das Problem dabei ist, dass man dadurch das Interesse am Wettbewerb nicht sonderlich fördert. Tatsächlich schauten die Leute lieber einen Krimi im ZDF als das musikalische Wettsingen in Rotterdam. Wenn wir uns zehn Jahre zurückbeamen, erinnern wir uns, dass das auch anders laufen kann und man mit einem vielversprechenden Beitrag fast die halbe Republik vor den Bildschirm locken kann, Lena hat's vorgemacht, ja selbst Ralph Siegel hat das damals geschafft.

Der Eurovision Song Contest hat in Deutschland an Bedeutung verloren, weil er falsch verwaltet wird. Das beginnt schon damit, dass ein völlig undurchsichtiges Modell zum Einsatz kommt, um Kandidaten für die Show zu gewinnen. Wir wissen, dass es zwei Jurys gab, ein Fan-Panel und eine internationale Expertenjury. Wir haben aber nie erfahren, wer da mitgewirkt hat und was dort unter welchen Kriterien bewertet wurde. Selbst bei ESC-kompakt, die dem NDR wesentlich näher stehen als wir, gibt es Kritik darüber, wie der deutsche Beitrag zustande gekommen ist. Aufgrund dieses doch sehr dubiosen Verfahrens kann ich es Ben Dolic nicht verdenken, dass er zurückgezogen hat, sich lieber beim Free European Song Contest zeigt und nun ebenso gegen den NDR poltert.

Nun hätte der NDR zehn Monate Zeit, bis der nächste Beitrag bei der EBU eingereicht werden muss, sein Format zu überdenken, ob externe Beratungsfirmen mit wissenschaftlicher Herangehensweise das richtige Konzept bilden oder ob man vielleicht doch eher auf einen klassischen Vorentscheid setzen sollte. Stattdessen gibt es keinerlei Informationen. Das Statement von Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast in Rotterdam, die hinter einem angetrunkenen Jendrik stand und auch nicht so recht wusste, was sie der Presse nun mitteilen sollte, war das letzte Lebenszeichen, dass wir von der deutschen Delegation gehört haben. Dabei kann man Jendrik nicht einmal etwas vorwerfen, selbst er zeigte nach seinem versemmelten Interview Cojones und äußerte sich noch einmal dazu.

Bei Instagram schrieb er nach seiner Rückkehr nach Hamburg: "Never doing drunk interviews again in my life, I'm cringy af" und freut sich nun auf neue Projekte. Vom NDR dürfte Jendrik auch nicht mehr viel erwarten, wie schon seine Vorgängerinnen Ann-Sophie, Levina oder die S!sters, von denen man so gut wie nichts mehr gehört hat. Und auch wenn ich den deutschen Beitrag in diesem Jahr furchtbar fand, wünsche ich Jendrik alles Glück, um seine Karriere voranzutreiben. Der Eurovision Song Contest hat ihm dabei geholfen, jetzt ist er auf sich allein gestellt und ich wünsche ihm, wie schon den anderen vom NDR verfeuerten Kandidaten, alles Gute auf seiner weiteren Karriereleiter. Das bringt einen nun aber wieder zurück zum eigentlichen Problem, den Support für den Künstler und der Auswahl an sich.

Was seit Jahren in Deutschland auffällt ist, dass es kein Gefühl von Einsicht oder Reue gibt. Man hätte sich hinstellen können und sagen "Ja, wir haben Mist gebaut, aber wir arbeiten dran.", stattdessen fürchte ich, dass wieder irgendwelche dubiosen Gremien versuchen werden, in eine Nachlese zu gehen und dabei genauso schlau aus ihrem Zoom-Meeting hervortreten, wie sie hereingegangen sind. Dann wird möglicherweise noch am Format herumgeschraubt und zwei Kleinigkeiten, die keinen Ausschlag bringen, verändert. In der Summe kommt aber vermutlich nur wieder etwas dabei heraus, was keinem wehtut, aber was eben dem Eurovision Song Contest aus deutscher Sicht nichts nützt. Was es braucht, ist Herzblut und da gibt es so viele Möglichkeiten auf die man zurückgreifen kann.

Es müssen nicht 100 Fans sein, die sich am Ende nur auf einen kleinen gemeinsamen Nenner einigen. Zu viele Köche verderben bekanntermaßen den Brei, dass hat man in San Marino gesehen. Es braucht ein kleines Team, das zu der Feststellung kommt, dass das Wichtigste die Authentizität des Beitrags ist. Die Top 5 in diesem Jahr zeichnen sich alle dadurch aus, dass die Interpreten voller Inbrunst ihre Lieder dargeboten haben und auch dafür stehen, die einen mit italienischem Rock, die nächste mit Chanson oder mit ukrainischer Folklore. Jedes der vorne liegenden Lieder hatte Charakter und das hat ihnen geholfen, Punkte zu sammeln. Das "Keiner mag uns"-Argument zieht nicht, weder in Deutschland noch im UK, wo man tatsächlich seit Samstag hochgradig beleidigt ist und die Schuld bei anderen jenseits des Ärmelkanals sucht.

Zumindest das ist in Deutschland nicht der Fall, man erkennt, dass weder Merkel, der Osten, die Illuminaten, noch sonst jemand die Schuld trägt, sondern diejenigen, die das Auswahlkonzept und die PR zu verantworten haben. Es nützt keinem etwas, wenn der intern nominierte Interpret auf dem roten Sofa sitzt und einmal in der NDR-Talkshow von seinen 18 Waschmaschinen berichtet. Man muss es schaffen, dass die Leute in Deutschland den Act kennen und im Idealfall unterstützen. Da kann ein öffentlicher Vorentscheid helfen. Ich blicke nach Estland, wo man die Kandidaten in zwei Vorrunden kennenlernen kann und dann im Finale eine Entscheidung trifft. Der Vorentscheid hat sich dort zu einer festen Marke entwickelt, die zugleich eine große Bandbreite an Musikstilen bietet.

Der Eesti Laul ist nicht überladen wie z.B. all die Vorrunden in Litauen, aber präsenter als interne Auswahlen, die Zuschauer haben eine Wahl und tragen dann selbst die Verantwortung. Dort geben sich erfahrene Künstler und Newcomer die Hand, weil sie den Song Contest als Chance verstehen und nebenbei im Inland gute Musik promoten möchten. Eine solche Mischung gab es hierzulande auch schon einmal, da hat man nur leider wieder auf Wildcards zurückgegriffen und Clubkonzerte vorgeschaltet. Davon muss der NDR wegkommen und Farbe bekennen: wenn man zehn Acts benennt, ist es auch gut, nicht noch einen elften über Umwege einschleusen. Das ist eine Unart, die dazu führt, dass es andere Künstler abschreckt.

Ich bin kein Hellseher, der die 100%ige Lösung bereithält, aber selbst ich habe genug Sachverstand, um zu erkennen, dass ein offenes Modell Chancen bereithält, sowohl national als auch international. Anke Engelke hat in ihrer Punktevergabe 2012 Aserbaidschan einen Satz mitgegeben, den man heute auch dem NDR vorspielen kann, "It's good to have a choice". Der Song Contest bereitet mir seit fast 25 Jahren Freude, aber es ist toxisch, wenn man direkt nach der Bekanntgabe weiß, dass es wieder ein verschenktes Jahr für Deutschland ist. Nun ist es an der Zeit für den NDR trotz aller Sparmaßnahmen, die Fans positiv zu überraschen. Mit einem frischen und vor allem nachvollziehbaren Modus, der eine längere Halbwertszeit hat, als all die Auswahlmodi der letzten Jahre. Dann muss mir das Lied nicht einmal gefallen, aber man erkennt dann zumindest, dass es authentisch ist und das zählt inzwischen mehr als Konzepte.

In der ARD hat man sogar die Möglichkeiten, etwas zu schaffen, was in Deutschland Millionen Menschen begeistert ohne dabei antiquiert zu wirken. Auch wenn vielen das musikalische Spektrum nicht gefällt, aber es gibt im Ersten regelmäßig Schlagershows. Eine Show, in der nach eigenen Angaben alles funkelt und glitzert. Und dann steht dort z.B. eine Maite Kelly auf der Bühne, die einen Song und eine Choreographie im Gepäck hat, dass es nur so kracht und die durchaus auch auf einer Eurovisionsbühne passieren könnte. Das ist weniger Werbung dafür, Maite anzurufen, als dafür, dass man sich eventuell mal auf den ach so verteufelten Schlager besinnt, der es immerhin regelmäßig schafft, Hallen zu füllen und eine große Basis in Deutschland hat, ebenso wie z.B. Rockfestivals. Mehr Basis jedenfalls als ein Mittelfinger mit Botschaft...

Man muss den Musikstil nicht mögen, aber man sieht, dass auch in der ARD eine Show möglich ist: Maite Kelly - Heute Nacht für immer (Schlagerchampions 2019)

Montag, 24. Mai 2021

Italien: Rimini bietet sich als Austragungsort an


Italien
- Für den Fall, dass San Marino irgendwann doch noch einmal in den Genuss kommen sollen, den Eurovision Song Contest zu gewinnen, scheint es in Rimini, das per Bus aus der kleinen Republik erreichbar ist, entsprechende Lokalitäten zu geben. Gegenüber dem Sender SMRTV erklärte Bürgermeister Andrea Gnassi, dass seine Stadt sich ebenfalls als potentieller Gastgeber für den Eurovision Song Contest 2022 sieht und man eine Bewerbung beim Sender RAI prüfe.

"Das Rimini Fiera hat in der Vergangenheit gezeigt, dass man Konzerte mit mindestens 10.000 Zuschauern ausrichten kann und wird von Zügen und Shuttle-Services angelaufen. Es gibt ein großes Beherberungsangebot und Servicekapazitäten. All dies und noch viel mehr macht unsere Region zu einer potentiellen Region den Eurovision Song Contest 2022 zu veranstalten, wie nur wenige andere Regionen in Italien.", so Gnassi. Rimini, wenn auch als Badeort etwas in die Jahre gekommen, hat tatsächlich eine der größten Anzahl an Hotelbetten in Italien.

Die Stadt an der Adria liegt in der Region Emilia-Romagna, hat rund 150.000 Einwohner und gilt als touristisch und strukturell gut erschlossen. Neben Rimini hat sich mittlerweile eine ganze Flotte an italienischen Städten interessiert gezeigt, die Eurovision 2022 auszutragen. Sonntagnacht gewann die italienische Gruppe Måneskin mit "Zitti e buoni" den Song Contest in Rotterdam. Die EBU beseitigte übrigens inzwischen für die letzten Zweifler Gerüchte, dass Måneskin im Finale Drogen konsumiert hätten. Die Bandmitglieder haben sich freiwillig einem Test unterzogen, der negativ ausgefallen ist, wie die EBU mitteilte.