Montag, 31. August 2020

Beyond Eurovision (172): Anguilla



Anguilla - Eine weitere Karibikinsel, die ebenfalls über den Status eines britischen Überseegebiets verfügt, ist Anguilla. Der Name leitet sich vom italienischen Wort "anguilla" ab und bedeutet schlichtweg Aal. Der Ursprung hierfür liegt in der Sprache der Arawak, der Urbevölkerung der Insel, bei denen die Insel Malliouhana ("pfeilförmige Seeschlange") hieß. Für Aale ist die Insel heute weniger bekannt, vielmehr für sein tropisches Klima, das viele britische Touristen anlockt und die Hurrikan-Saison, die alljährlich von Juli bis Oktober über die Inseln über dem Winde hereinbricht.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
The Valley
Sprachen
Englisch
Fläche
96km²
Währung
Ostkaribischer Dollar (EC$)
Einwohner
13.600
Internet-TLD
.ai
Zeitzone
UTC -4
Wiki-Info

Politisch gesehen war die Insel einst Teil der Kolonie St. Christopher-Nevis-Anguilla und stand ab dem frühen 19. Jahrhundert unter britischer Verwaltung. Während der Unabhängigkeitswelle in den 50er und 60er Jahren wurde Anguilla Teil der kurzlebigen Westindischen Föderation. Nachdem sich St. Kitts & Nevis später für die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich entschieden, blieb Anguilla nach dem Willen der Inselbevölkerung eine britische Kolonie und hat diesen Status bis heute beibehalten. Die meisten Bewohner der Insel sind heute Nachkommen aus Afrika stammender Sklaven, die sich den gleichen kulturellen Traditionen verbunden fühlen, wie die Bewohner diverser weiterer Karibikinseln.

Mittlerweile erlebt die Insel einen regen Zuzug aus Indien, Mexiko und lateinamerikanischen Ländern auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen als in ihren Heimatländern, wodurch diese natürlich auch ihre Bräuche und Traditionen mitbringen und weiter pflegen. Ansonsten ist Anguilla nach wie vor recht britischen geprägt, sei es in der Rechtsprechung oder alltäglichen Situationen. Neben Englisch hat sich im Lauf der Jahre auch eine eigene Kreolsprache entwickelt, die als "Anguillian" bekannt, jedoch nicht mehr als ein Dialekt ist. Musikalisch hört man auf Anguilla vor allem Reggae, Calypso und Soca-Musik.

Und so erstaunt es nicht, dass das heute hier vorgestellte Lied "Half full or half empty" von Omari Banks wie viele Reggae- und Soca-Lieder klingt, die hier im Laufe der Beyond-Reihe schon vorgestellt wurden. Textlich gibt das Lied die Sichtweise vieler Bewohner Anguillas auf das Leben wieder, hieß es in einem Zitat Omaris. Er wurde 1982 als Omari Ahmed Clement Banks auf Anguilla geboren und begann neben seiner Musikkarriere auch eine Karriere als professioneller Cricketspieler. 2012 erschien seine erste Single "Move on", die wenig später auch auf dem Debütalbum "Just cool" veröffentlicht wurde. Seither tritt er bei diversen Musikfestivals in der Karibik auf und wurde für mehrere lokale Musikpreise nominiert.

Omari Banks - Half full or half empty

News-Splitter (815)



Vietnam - Das alljährlich von der Asia-Pacific Broadcasting Union ausgetragene ABU TV Song Festival findet in diesem Jahr online statt. Darauf hat man sich bei der 109. Generalversammlung der Rundfunkunion in der vergangenen Woche verständigt. Ursprünglich hätte die Veranstaltung im November in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi stattfinden sollen. Aufgrund der weltweiten Corona-Beschränkungen sei man aber zu dem Entschluss gekommen, dass eine Liveshow nicht durchführbar sei und man sich deshalb auf eine Online-Version geeinigt habe. Wann genau das TV Song Festival stattfindet ist noch nicht bekannt, als Termin steht lediglich der November fest.

Bulgarien - In Burgas fanden die letzten Tage des Black Sea Eurovision Songwriting Camps statt. Wie man seiner entsprechenden Twitter-Meldung entnehmen kann, hat Victoria Georgieva, die vom bulgarischen Fernsehen BNT für 2021 gesetzt wurde, dabei u.a. mit Boris Milanov und Lukas Oscar zusammengesessen und fleißig Songs aufgenommen. Beide waren auch schon an "Tears getting sober" beteiligt, mit dem Victoria in diesem Jahr in Rotterdam am Song Contest hätte teilnehmen sollen. Über den Erfolg des Songwriting-Camps an der bulgarischen Schwarzmeerküste ist bislang noch nichts bekannt, man darf aber davon ausgehen, dass einige der Titel die hier komponiert wurden dem Sender BNT für die Auswahl 2021 zur Verfügung gestellt werden.

Schweden - Seit vergangener Woche ist zudem das Bewerbungsfenster für das Melodifestivalen 2021 in Schweden geöffnet. Interessierte Komponisten und Künstler können sich noch bis zum Mittwoch, den 16. September für den schwedischen Vorentscheid anmelden. Ein entsprechendes Bewerbungsformular ist auf melodifestivalen.se online. Anders als diverse Nationen plant das schwedische Fernsehen einen von Grund auf neuen Vorentscheid nach alt bewährtem Muster und keine Direktnominierung von The Mamas, die den diesjährigen Vorentscheid gewonnen haben. Bislang ist Lettland der einzige Ostsee-Anrainer, der an seiner Künstlerin festhält, sowohl Estland, als auch Litauen, Finnland und Dänemark tragen neue Vorrunden aus.

Serbien: Song Contest-Teilnahme 2021 bestätigt



Serbien - Während im Nachbarland Montenegro die Stimmen der Parlamentswahl ausgezählt werden hat das serbische Fernsehen RTS seine Teilnahme am Eurovision Song Contest 2021 bestätigt. Gegenüber ESCtoday.com erklärte der Sender in Belgrad, dass man auch im nächsten Jahr wieder einen Interpreten zum Wettbewerb nach Rotterdam schicken werde. Ob man dabei auf die Gruppe Hurricane aus 2020 zurückgreifen wird, wurde indes noch nicht übermittelt.

Hurricane gewannen mit "Hasta la vista" die Beovizija im Frühjahr und hätten nach Rotterdam fahren dürfen, wäre der Wettbewerb aufgrund der Corona-Pandemie nicht ausgefallen. Etwaige Zeitungsberichte, etwa des Boulevardmagazins Blic, dass sie bereits für 2021 nominiert wurden, dementierte die Gruppe, in der u.a. Sanja Vučić singt, welche Serbien bereits 2016 mit "Goodbye (shelter)" beim Song Contest in Stockholm vertreten hat. Ob eine neue Beovizija oder eine interne Nominierung stattfinden wird, ließ der serbische Sender bislang offen.

Serbien ist seit 2007 als unabhängiger Staat Teil der Eurovisionsfamilie und konnte ihn im ersten Jahr seiner Teilnahme mit Marija Šerifović und "Molitva" sogleich gewinnen. Zuvor nahm Serbien jahrelang als Teil von Jugoslawien am Eurovision Song Contest teil, nach der Sperre Jugoslawiens durch die EBU musste das Land zwischen 1992 und 2003 pausieren und kehrte erst als Serbien-Montenegro 2004 in Istanbul zurück. In diesem Zeitfenster erreichte Željko Joksimović den zweiten Platz. 

Sonntag, 30. August 2020

Beyond Eurovision (171): Zypern



Zypern - Kupfer bescherte Zypern im Altertum großen Reichtum, Griechen, Römer, Kreuzritter, Genueser, Venezianer und schließlich die Osmanen prägten die Insel, die schließlich zur britischen Kolonie wurde und 1960 gemäß Londoner Abkommens zwischen dem Vereinigten Königreich, Griechenland und der Türkei in die Unabhängigkeit entlassen wurde. Ein Putsch und die Forderung griechischer Nationalisten die Insel zu annektieren sorgten 1974 dafür, dass die Türkei als Schutzmacht der türkischen Inselbewohner den Nordteil besetzte und bis heute die Türkische Republik Nordzypern unterstützt.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Nikosia
Sprachen
Griechisch, Türkisch
Fläche
9.251km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
1,2 Mio.
Internet-TLD
.cy
Zeitzone
UTC +2
Wiki-Info

Die Insel ist bis zum heutigen Tage geteilt, quer durch die Hauptstadt Nikosia verläuft die UN-Pufferzone, die den türkischen Nordteil vom griechisch geprägten Süden trennt. Zwar sind die Grenzübergänge heute wieder geöffnet und auch ein Warenverkehr findet statt, die Zypernfrage bleibt jedoch ungelöst. Ein von Kofi Annan ausgehandelter Plan im Jahr 2004 scheiterte an einem Referendum im griechischen Teil. Trotz der ungeklärten politischen Verhältnisse erfreut sich Zypern aufgrund seiner Geschichte und Strände bei Touristen großer Beliebtheit. Genannt seien hier die Städte Paphos, Larnaca und Limassol.

Entsprechend der Teilung sind die beiden Landeshälften kulturell zum einen stark griechisch und zum anderen stark türkisch geprägt. Eine gemeinschaftliche zypriotische Identität gibt es aufgrund der generationenübergreifenden Konflikt bisher nicht. Der Süden ist mittlerweile Teil der Europäischen Union, sein Musikmarkt ist stark mit der griechischen Musikszene verflochten, was man auch an den Nominierungen griechischer Interpreten für den Eurovision Song Contest merkt, etwa Eleni Foureira oder Tamta in den letzten Jahren. Zu den nationalen Ikonen der zypriotischen Musikszene zählt des weiteren u.a. Anna Vissi, die schon dreifach beim Song Contest punktete, sowohl für Zypern als auch für Griechenland.

Eine weitere Sängerin, die 1977 auf der Insel geboren wurde ist Marina Solonos, die auch unter ihrem Künstlernamen Amarina bekannt ist und ihren ersten Song bereits im Alter von zwölf Jahren schrieb. Sie studierte im englischen Sheffield und hatte ihren ersten Liveauftritt in Griechenland gemeinsam mit Goran Bregovic, das erste Album erschien im Jahr 2003 unter dem Plattenlabel EMI. Seither sind mehrere Singles veröffentlicht worden, zudem probierte sich in mehreren Genres aus, produzierte sogar einen Bollywood-Soundtrack. Inzwischen lebt sie in Los Angeles. Einer ihrer bekannteren Hits ist das Lied "Kindinevo", welches ich hier heute auch vorstellen möchte.

Marina Solonos - Kindinevo

Liechtenstein: NDR taucht ganz tief ins Archiv von 1976 ab



Liechtenstein - Vor einigen Tagen habe ich bereits darüber geschrieben, dass sich ein kleines NDR-Team um Marcel Stober, den wir u.a. von den ESC-Songchecks kennen, sich auf den Weg gemacht hat, die Archive im Fürstentum Liechtenstein zu durchforsten und sich auf die Suche nach Biggi Bachmann und ihrem damaligen Komponistenteam zu machen. Bei NDR Blue lief gestern Abend, leider von mir verschmäht und erst im Nachgang angehört, die Zusammenfassung über diese investigative Recherche zu einem Thema, das mich seit der Verlegung eines Internetzugangs im Jahr 2004 beschäftigt. 

Biggi Bachmann veröffentlichte
in den 70ern mehrere Titel
bei der Plattenfirma Ariola
Über Umwege hat man Biggi Bachmann, die 1959 als Uta Christine Schädler in Eschen gehoren wurde, in Chur auftreiben können, die unter ihrem bürgerlichen Namen eine Künstleragentur betreibt und erfahren, dass der Titel "My little cowboy", der sich durch Juryentscheid für eine Teilnahme am Song Contest 1976 empfahl, offenbar unwiederbringlich verloren ist. Auch der Komponist des Liedes hat keinerlei Aufzeichnungen oder Noten mehr zu diesem Titel vorliegen. Ein Juror der damaligen Liechtensteiner Auswahl erklärte allerdings, dass ihn der Titel sehr an Gittes "Ich will 'nen Cowboy als Mann" erinnert.

Zweite: Anne Frommelt, Bild
aus der Vorarlberger Tageszeitung
Dennoch, und das kommt in dem Podcast rüber, hat auch die beste Recherche in der Schweiz und in Liechtenstein keine Aufnahme hervorbringen können. Die Hintergründe zur Entstehung des Liedes als auch die damaligen Bestrebungen der liechtensteinischen Regierung zum Song Contest zu fahren, sind allerdings sehr interessant. Dementsprechend kann ich diesen Ausschnitt auf NDR Blue sehr für alle empfehlen, die sich für "Liechtenstein 1976" interessieren. Zu hören gibt es allerdings trotzdem ein Lied, das beinahe gewonnen hätte, nämlich den zweitplatzierten Titel "Tu étais mon clown" von Anne Frommelt und einige anderen Lieder von Biggi Bachmann, u.a. den fantastischen Discotitel "Istanbul" aus dem Jahr 1979. 

Aufgrund der knappen Zeitspanne zwischen offiziellem Aufruf zum Einsenden von Beiträgen und dem Inserat in zwei Liechtensteiner Tageszeitungen bis hin zum Vorentscheid vergingen lediglich zwölf Tage, weshalb von den ursprünglich vier gemeldeten Bewerbern zwei direkt wieder zurückzogen und nur noch "My little cowboy" und "Tu étais mon clown" im Rennen blieben. Ein damals vom ORF gesandter Juror erklärte, dass beide Lieder jedoch kaum den Ansprüchen einer Eurovision gerecht geworden wären. Biggi Bachmann hat spätestens 1980 aufgehört ihrer musikalischen Tätigkeit nachzugehen, zwischenzeitlich war sie noch als Sängerin bei der Gruppe Pretty Maid Company tätig. Dennoch freue ich mich, dass über 40 Jahre nach dem Bestreben Liechtensteins endlich Licht ins Dunkel gebracht wurde.

Seit 2008 hat Liechtenstein mit
1FL TV einen eigenen TV-Sender
Und in diesem Sinne sage ich vielen Dank an den NDR für die fantastische Aufarbeitung eines Themas, das eigentlich nur ESC-Nerds interessieren dürfte, mich aber auch in Verzückung gebracht hat. In der jüngeren Geschichte, insbesondere seit Gründung des Senders 1FL TV berichten wir weiterhin über die kläglichen Versuche der Europäischen Rundfunkunion beizutreten und die alljährlichen Absagen aus Liechtenstein. Seit dem Tod des Programmchefs Peter Kölbel ist der Ehrgeiz den Sender zum EBU-Mitglied zu machen, nahezu völlig eingeschlafen und eine Teilnahme am Eurovision Song Contest dürfte aus anderen Gründen als noch 1976 mittelfristig scheitern.

Freitag, 28. August 2020

Beyond Eurovision (170): Martinique



Martinique Martinique, in der lokalen Kreolsprache auch Matnik genannt, gehört zu den Inseln über dem Winde und ist ein französisches Übersee-Département sowie vollauf in den französischen Staat und damit die Europäische Union integriert. Tropischer Regenwald, weite Strände und ein Vulkan der im Jahr 1902 eine folgenschwere wenngleich gut dokumentierte Katastrophe auslöste, zeichnen das Kleinod in der Karibik aus. Martinique gilt auch als Hochburg traditioneller karibischer Tänze und Rhythmen wie dem Biguine, dem Zouk oder der Quadrille.

 Schnelle Fakten
Hauptstadt
Fort-de-France
Sprachen
Französisch
Fläche
1.128km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
373.000
Internet-TLD
.mq
Zeitzone
UTC -4
Wiki-Info

Am 8. Mai 1902 brach der Vulkan Montagne Pelée aus, der pyroklastische Strom, der Sekunden später niederging, forderte über 30.000 Opfer, insbesondere in der damaligen Hauptstadt Saint-Pierre. Die Behörden spielten die Vorzeichen des Ausbruchs aufgrund bevorstehender Wahlen herunter, weltbekannt ist die Geschichte einer der wenigen überlebenden Einwohner von Saint-Pierre, dem wegen einer Schlägerei im Gefängnis sitzenden Louis-Auguste Cyparis. Der Vulkan ist noch heute ein viel zitiertes Beispiel von Vulkanismus, der Ausbruch gilt als hervorragend dokumentiert.

Unabhängig von jener Katastrophe ist Martinique als Exporteur von hochklassigem Rum bekannt. Auf der Insel, die seit jeher auch zahllose Touristen, insbesondere vom französischen Kernland anlockt, liegen mehrere Destillerien verstreut. Daneben sind der Anbau von Zuckerrohr und Ananas wichtige Bestandteile der lokalen Wirtschaft. Martinique hat das höchste Bruttoinlandsprodukt aller Karibikstaaten. Wappentier und Erkennungssymbol der Insel ist die Amerikanische Lanzenotter, die dort wie auch auf den benachbarten Inseln heimisch ist. Die Bevölkerung ist stark französisch geprägt, lokale Eigenheiten sind u.a. das Martinique-Kreol und die Tanzkultur.

Einer der bekanntesten Zouk-Sänger ist Jean-Marc Monnerville, der als Kali 1992 am Eurovision Song Contest teilnahm und mit dem exotischen "Monté la riviè" den achten Platz belegte. Heute soll es hier aber um Loriane Zacharie gehen, die ebenfalls dem Zouk zugeordnet wird und mit "Oliwon" im Jahr 2016 ein sehr erfolgreiches Album aufgenommen hat. Im Laufe der Jahre hat sie sich zur "Chanteuse martiniquaise", einer Art Nationalsängerin der Insel hochgearbeitet und war 2014 u.a. für den Hit Lokal Award nominiert. Ihr Lied "An ti lilet" wurde auch in Frankreich ein kleiner Erfolg. Zu ihr gefunden habe ich auf Umwegen durch den All For One Caribbean Song Contest, an dem sie selbst jedoch nicht teilgenommen hat.

Loriane Zacharie - Mèsi doudou

Beyond Eurovision (169): Kokosinseln



Kokosinseln - Mittlerweile habe ich schon so einige "Beyond Eurovision"-Artikel niedergeschrieben und bin dabei vom tiefsten Afrika über die Gipfel des Himalaya gehüpft und mit Umwegen über die Südsee in die Antarktis vorgedrungen. Bisher habe ich noch bei jedem Land bzw. bei jedem mehr oder minder selbstständigen Gebiet einen passablen Kandidaten gefunden, den ich vorstellen konnte. Lediglich ein Territorium in der 254teiligen Serie hat mir bei der Suche das Genick gebrochen und das ist heute an der Reihe, nämlich die australischen Kokosinseln, die im Original auch als Keeling Islands bekannt sind.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
West Island
Sprachen
Englisch
Fläche
14km²
Währung
Australischer Dollar (AUD)
Einwohner
550
Internet-TLD
.cc
Zeitzone
UTC +6½
Wiki-Info

Zunächst einmal, die Kokosinseln sind eine Gruppe von Inselchen im Indischen Ozean, die rund 2.950km nordwestlich von Perth und rund 1.000km südwestlich von Java und Sumatra liegen. Die Bevölkerung nimmt kontinuierlich ab, von rund 630 Einwohnern im Jahr 2005 sind gemäß dem Zensus von 2016 nur noch 244 übrig geblieben. Die meisten von ihnen leben auf der Hauptinsel West Island und sind größtenteils sogenannte Cocos Malays, ein Volk, das von den europäischen Kolonialisten dereinst wie Sklaven auf die Inselgruppe verschleppt wurde. Heute bilden die malaiischen Nachfahren die wichtigste Bevölkerungsgruppe auf den Kokosinseln.

Fest verankert sind hierbei die Traditionen und die kulturellen Errungenschaften der Malaiien, der australische Verwaltungsapparat hat kaum Einfluss auf das kulturelle Leben der Inseln, was man u.a. auch in der Flagge der Kokosinseln wiederfindet, wo ein islamischer Halbmond neben dem Kreuz des Südens zu finden ist. 1971 gingen sie in australischen Besitz über, die Bevölkerung lebt hauptsächlich von der Kopraproduktion. Allerdings dringt nicht viel mehr über die Kokosinseln an die Außenwelt, abgesehen von der Billigdomain .cc, die vor allem von Baukasten-Homepages genutzt wird. Sie gehören zu den abgeschiedensten bewohnten Gebieten des Planeten. Insofern erstaunt es auch nicht, dass ich keinen Musiker von der Inselgruppe gefunden habe.

Ich gehe stark davon aus, dass sofern populäre Musik auf den Kokosinseln existiert, diese sowohl durch die malaiische als auch die australische Musikkultur geprägt sein wird. Wenn man bei Youtube nach den "Cocos Islands" sucht, bekommt man ein paar nette Promotion-Videos über die Strände von West Island serviert, jedoch keine Musik. Der einzige Titel der sich "Cocos Island" nennt, ist ein episch gehaltenes Instrumental des deutschen Komponisten Patrick Lenk, der in Wien lebt und sich der Produktion von choralen Melodien verschrieben hat. Eines seiner melancholischen Werke soll heute Platzhalter für die Kokosinseln sein.

Patrick Lenk - Tears of the king

Donnerstag, 27. August 2020

Beyond Eurovision (168): Finnland



Finnland - Die Suomen tasavalta, die Republik Finnland liegt seit ihrer 1917 wiedererlangten Unabhängigkeit zwischen den Ländern Skandinaviens und Russland am nordöstlichen Rand der Ostsee eingequetscht. Durch die üppigen Waldlandschaften und die zahllosen Gewässer wird Finnland auch als Land der 1.000 Seen bezeichnet. Auf dem Staatsgebiet verteilen sich rund 5,5 Millionen Menschen, der Großteil davon sind ethnische Finnen, im Norden des Landes erstreckt sich das Siedlungsgebiet der Samen, in den Küstenregionen die der rund 290.000 Finnlandschweden.

 Schnelle Fakten
Hauptstadt
Helsinki
Sprachen
Finnisch, Schwedisch
Fläche
338.465km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
5,5 Mio.
Internet-TLD
.fi
Zeitzone
UTC +2
Wiki-Info

In der finnischen Musiklandschaft haben sich mehrere Musikstile völlig autark voneinander entwickelt, hervorzuheben ist an dieser Stelle zum einen die Leidenschaft für den Tango, der in Finnland trotz völlig anderer Wurzeln eine große Anziehungskraft ausübt und sogar jährlich einen Tangokönig hervorbringt, zum anderen die Polka. Nahezu jedem, auch außerhalb Finnlands, kommen die Melodien der "Ievan polkka" und der "Säkkijärven polkka" bekannt vor, die es sogar bis in japanische Mangas geschafft haben.

Ansonsten zeichnet sich Finnland durch eine prozentual im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr hohe Quote an Rock- und Metalbands aus, die es teilweise sogar zum Eurovision Song Contest geschafft haben. Genannt seien an dieser Stelle u.a. Nightwish, die Gruppe Teräsbetoni, deren Lied "Taivas lyö tulta" sogar zur Eishockey-Hymne wurde, die Band Korpiklaani oder Lordi, die 2006 den bisher einzigen finnischen Eurovisionssieg perfekt machen konnten und mit ihrer Monster-Optik im Jahr 2006 sogar noch für den einen oder anderen Aufreger sorgten.

Vorstellen möchte ich heute aber eher seichteren Pop aus Finnland. Die Gruppe Hausmylly gründete sich 1989 in Viitasaari und wechselte im Laufe der Jahre häufiger die Besetzung, in ihrer heutigen Besetzung singen sie vor allem humorvolle Tanzmusik und brachten seither elf Studioalben sowie drei Best Of-Alben heraus. Nach der Erkrankung des Leadsängers Enzo wurde 2018 eine Abschiedstour initiiert, 2020 traten Hausmylly in veränderter Besetzung erneut auf und gingen mit "On the edge of the world" auf Tour. Einer ihrer bekanntesten Titel ist "Putoan pilviin" ("Ich falle in die Wolken"), den ich hier heute präsentieren möchte.

Hausmylly - Putoan pilviin

Dienstag, 25. August 2020

Belgien: Eurovisionsbeitrag so gut wie fertig



Belgien - Das Land, dessen Hauptstadt jüngst wieder zum Risikogebiet erklärt wurde, hat einen Eurovisionstitel für das kommende Jahr. Wie das Magazin HLN berichtet, hat die direkt für das nächste Jahr nominierte Band Hooverphonic ihren Song Contest-Beitrag für Rotterdam 2021 fertig konzipiert. Bandleader Alex Callier wird mit den Worten zitiert, dass das Lied für die Eurovision "beinahe fertig" ist. Allerdings dürfte es unwahrscheinlich sein, dass es den belgischen Titel alsbald zu hören gibt.

Gegenüber HLN sagte Callier: "Trotz dieses bizarren Sommers haben wir unsere Zeit gut genutzt. Ich glaube, wir haben genug Material für drei neue Alben produziert. Jetzt wählen wir aus." Wann genau der belgische Beitrag für Rotterdam erstmals zu hören sein wird, ließ die Band offen. Ihr Titel "Release me", mit dem sie in diesem Jahr nach Rotterdam hätten fahren sollen wurde Ende Februar der Öffentlichkeit vorgestellt. Vor dem 1. September dürfte es ohnehin nichts zu hören geben, bis dahin greift die EBU-Sperrregel für neue Eurovisionsbeiträge.

Hooverphonic wurden bereits im Oktober 2019 als erste Interpreten des Jahrgangs vom wallonischen Fernsehen für den Eurovision Song Contest nominiert. "Release me" erreichte sowohl in den flämischen als auch in den wallonischen Charts die Top 30. Die Entscheidung die Band auch für den kommenden Jahrgang direkt zu nominieren fiel in Absprache beider belgischer Sender relativ fix. Hooverphonic existieren seit 1995 und besteht, nach mehrfacher Rotation in der Besetzung aus Alex Callier, Raymond Geerts und Luka Cruysberghs. 

Beyond Eurovision (167): Vereinigte Arabische Emirate



Vereinigte Arabische Emirate - Wer von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hört, der denkt zunächst mit Sicherheit an Dubai, die schillernden Einkaufsmeilen, den Burj Khalifa und das Luxushotel Burj al Arab, den Goldsouk und den Aufstieg von einem kleinen Fischerort zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen der Welt mit internationalem Flug-Drehkreuz. Tatsächlich hat das Emirat Dubai, eines von sieben mehr oder minder selbstständigen Emiraten den größten Sprung nach vorne gemacht. Andere Golfstaaten wie Katar oder Abu Dhabi ziehen nach, die größte Entwicklung hat jedoch das Emirat Dubai unter Scheich Al Makhtum gemacht.

 Schnelle Fakten
Hauptstadt
Abu Dhabi
Sprachen
Arabisch
Fläche
83.600km²
Währung
VAE-Dirham (AED)
Einwohner
9,9 Mio.
Internet-TLD
.ae
Zeitzone
UTC +4
Wiki-Info

Das Land, welches zunächst unter osmanischer und später unter portugiesischer Kontrolle stand, war ein Umschlagsplatz entlang der Gewürzroute von Seefahrern nach Indien. Dieser strategische Standort wurde später zu einem Fahrwasser für Piraten. Da dies den Kolonialmächten ein Dorn im Auge war, schritt Großbritannien ein und brachte die Emirate unter seine Kontrolle. Fortan war der Name Vertragsküste für die heutigen VAE gebräuchlich. Man lebte zunächst von der Perlenfischerei, ab den 30er Jahren vom aufkommenden Ölboom auf der Arabischen Halbinsel, die bis heute maßgeblich das Rückgrat des Landes ist.

Die Hauptstadtfunktion nimmt heute das Emirat Abu Dhabi ein, welches mehr als drei Viertel der Fläche der VAE einnimmt. Zur Musandam-Halbinsel zulaufend existieren noch kleinere Emirate wie Ajman, Fujairah, Ras-al-Khaima, Sharjah und Umm al-Qaiwain. Jüngst machten die VAE auf sich aufmerksam als man als drittes arabisches Land diplomatische Beziehungen zu Israel aufnahm. Kulturell spiegelt sich eine Mischung aus arabischer Einflüsse und zunehmend auch der migrierten Gastarbeiter aus dem indischen und südostasiatischen Raum in der Gesellschaft wieder. Auch musikalisch sind die VAE stark mit den arabischen Traditionen verwurzelt.

Umso ungewöhnlicher ist dabei die Karriere der im indischen Goa geborenen Sängerin Esther Eden, die dort 1997 zur Welt kam, im Alter von sieben Monaten aber mit ihrer Familie in die VAE zog. Entdeckt wurde sie an ihrer Schule von der britischen Sängerin Jessie J, die sie einlud bei ihrem Konzert in Dubai zu singen, was gleichzeitig den Startschuss für eine beispielslose Karriere im arabischen Raum wurde. Im Lauf der Jahre sang sie vor mehreren tausend Menschen u.a. an der Seite von Fifth Harmony, LMFAO oder Sean Paul. 2016 erschien bei Universal ihr Debütalbum "Solitaire", eine ihrer ersten Singles, nämlich "Is this love" stelle ich hier heute vor.

Esther Eden - Is this love

Montag, 24. August 2020

News-Splitter (814)



Dänemark - Die dänische Sängerin Ulla Pia ist im Alter von 75 Jahren an Krebs verstorben. Bekannt wurde sie als Sängerin mehrerer Jazz-Orchester und als Gewinnerin des Dansk Melodi Grand Prix 1966, durch den sie zum Eurovision Song Contest nach Luxemburg kam. Mit dem Titel "Stop, mens legen er go" erreichte sie den 14. Platz. Zudem war sie in einigen Filmen in den 60er Jahren und als Model unterwegs. Zuletzt trat sie mit der dänischen Coverband Sweethearts auf, mit denen sie einige ihrer Titel neu aufnahm.

Deutschland - Die Zusammenarbeit zwischen NDR, ZDF und KIKA trägt erste Früchte. Auf Eurovision.de wurden die fünf Kandidaten für die erste deutsche Teilnahme am Junior Eurovision Song Contest vorgestellt. Die Kinder im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren werden am 1. und 2. September in "KIKA live" porträtiert, in der zweiten Show wird zudem bekannt gegeben, wer zum Junior Eurovision Song Contest nach Warschau fährt. Dabei sind zwei potentielle Titel von Levent Geiger im Rennen, die Ballade "Stronger with you" und der Uptempo-Titel "See you later".

Bulgarien - An der bulgarischen Schwarzmeerküste findet unterdessen das elftätige Songwriting-Camp mit Boris Milanov und César Sampson statt. Wie nun in verschiedenen sozialen Netzwerken zu sehen war, sind an dem Symphonix-Camp nicht nur die diesjährige Song Contest-Teilnehmerin Victoria Georgieva sondern u.a. auch Ben Dolic und Josh Stanley beteiligt. Unser diesjähriger Teilnehmer hatte bereits angekündigt, es auch im nächsten Jahr mit einem Song aus der Feder von Boris Milanov erneut beim deutschen Vorentscheid zu versuchen. Josh Stanley widerum war dereinst im Gespräch, ein Comeback Monacos beim Song Contest perfekt zu machen.

Schweden: P4 Nästa-Finalisten stehen fest



Schweden - Bekanntermaßen wird ein Startplatz beim Melodifestivalen 2021 durch einen Teilnehmer des Radio-Wettbewersb P4 Nästa ermittelt. Sveriges Radio hat heute Morgen nun die acht Kandidaten aus den verschiedenen Regionen bekannt gegeben, die am 12. September am Finale der Radioshow teilnehmen werden. Die Finalisten wurden durch eine Jury aus insgesamt 25 regionalen Auswahlen ermittelt. Der Gesamtsieger von P4 Nästa wird durch ein Zuhörervoting ermittelt.

Die verbliebenen Kandidaten bei P4 Nästa:
01. - Alicja Jern - Friendzone
02. - Sanna feat. Reb:bond - Aldrig det
03. - Amskøld - Standby
04. - Nina Bring - Nära
05. - Northlight - Equally different
06. - Hilde & Erik - Som det är
07. - Julia Alfrida - Dark room
08. - Agnes Rehn - Goodbye

Welcher der Kandidaten am Melodifestivalen im kommenden Jahr teilnehmen darf, entscheidet eine Jury unabhängig vom Siegerbeitrag des Radiowettbewerbs. In den letzten Jahren wurde jeweils eine Wildcard an einen P4-Kandidaten verliehen, beim Melodifestivalen hatten alle Kandidaten bisher aber keine Chance und schieden allesamt in den Vorrunden aus. In diesem Jahr gewann Amanda Aasa die Wildcard, mit dem Titel "Late" konnte sie auch nur den sechsten Platz unter sieben Teilnehmern belegen.

Beyond Eurovision (166): Kongo



Kongo - Im Schatten seines bedeutend größeren Nachbarn mit gleichem Namen liegt die Republik Kongo, eine ehemalige französische Kolonie, die nach dem Erlangen der Unabhängigkeit im Jahr 1960 zunächst versuchte den Weg einer sozialistischen Volksrepublik einzuschlagen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und damit der wichtigsten Wirtschaftspartner flog das System auch im Kongo 1991 auseinander, seither wurde das Land bis 1999 von einem Bürgerkrieg heimgesucht, inzwischen beginnt der Wiederaufbau von Staat und Struktur.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Brazzaville
Sprachen
Französisch, Lingala, Kituba
Fläche
342.000km²
Währung
CFA-Franc (XAF)
Einwohner
5,0 Mio.
Internet-TLD
.cg
Zeitzone
UTC +1
Wiki-Info

Trotz großem Ressourcenreichtum konnten diese bisher kaum effizient genutzt werden, ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes werden allein durch den aufgebauschten Bürokratieapparat verschlungen, was Wachstum und Entwicklung ausbremst. Der wirtschaftliche Ballungsraum um die Hauptstadt Brazzaville, die gegenüber der zweiten kongolesischen Hauptstadt Kinshasa liegt und die Hafenstadt Pointe-Noire tragen den Großteil des nationalen Einkommens bei. Auch konzentrieren sich die meisten Bewohner des Kongos auf beide Regionen.

Kulturell ist die Republik Kongo ein Schmelztiegel an verschiedensten afrikanischen Ethnien. Rund die Hälfte der Bevölkerung gehört einer von 15 Bantu-Gruppen an, die eine Vielzahl an Sprachen sprechen und verschiedenste religiöse Ansichten vertreten, insbesondere Naturreligionen. Der Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ist auch heute noch in dem Land am Äquator spürbar, Französisch ist neben Lingala die wichtigste Verkehrs- und Amtssprache. Die Musikkultur der Republik Kongo ist ebenfalls stark traditionell geprägt, afrikanische Musikinstrumente und Musikstile sind alltäglich.

Zu den bekannteren Sängerinnen des Kongos zählt Emma Feron, über deren Herkunft ich allerdings recht wenig in Erfahrung bringen konnte. Sie ist eine unabhängige Künstlerin, die ihre Produktionen, hauptsächlich R'n'B-Titel unter ihrem eigenen Label anbietet. So erschien beispielsweise im Jahr 2016 die Single "Oh Mama" auf dem Debütalbum "Je suis Emma Feron". In diesem Jahr folgte mit "Déterminée" ein weiteres Album, auf dem Lieder wie "Ma vie d'artiste" ("Mein Leben als Künstlerin") oder "Black Power" enthalten sind. Der hier heute vorgestellte Titel "Peine et tristesse" ist noch relativ neu und bisher auf keinem Album vertreten.

Emma Feron - Peine et tristesse

Beyond Eurovision (165): St. Pierre & Miquelon



St. Pierre & Miquelon - Viel übrig geblieben ist nicht mehr von der einzigen französischen Kolonie Neufrankreich in Nordamerika. Bis ins späte 18. Jahrhundert zog sich das französische Einflussgebiet von der Nordspitze der Halbinsel Labrador über die Großen Seen bis nach Louisiana. Heute gelten nur noch die beiden Inseln St. Pierre und Miquelon als französisches Collectivité d’outre-mer und stehen unter der Verwaltung von Paris. Die rund 6.000 Einwohner der Inselgruppe leben vorrangig vom Fischfang und Tourismus, die Fährverbindung nach Neufundland spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
St. Pierre
Sprachen
Französisch
Fläche
242km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
6.000
Internet-TLD
.pm
Zeitzone
UTC -3
Wiki-Info

Das Überseegebiet besteht aus der kleinen Insel Saint-Pierre, auf der allerdings der gleichnamige Hauptort liegt und der 205km² großen Insel Miquelon-Langlade. Beide Inseln wurden 1497 vom italienischen Seefahrer Giovanni Caboto für England in Besitz genommen, später nutzten u.a. auch baskische und bretonsiche Fischer die reichen Fischgründe vor den Inseln, erst 1670 wurde eine erste europäische Ortschaft errichtet. Das Erbe der Bretagne, der Normandie und des Baskenlandes sieht man heute noch in der Flagge des Überseegebiets, ebenso wie die Grande Hermine, das Schiff des Entdeckers Jacques Cartier.

Über die Jahre hinweg wechselten die Besitztümer zwischen England und Frankreich, 1976 kam es zu Vorwürfen Kanadas, Frankreich fördere aktiv die Unabhängigkeit Québecs und würde auf den Inseln eine starke Militärpräsenz errichten. Ein weiterer Streitpunkt beider Länder waren die Seegrenzen und die damit verbundenen Ansprüche auf Fischgründe und Bodenschätze. Kulturell ist St. Pierre & Miquelon stark von Frankreich und dem frankophonen Teil Kanadas geprägt, die geringe Bevölkerungszahl sorgt jedoch dafür, dass sich kaum eine autarke Kultur mit Brauchtum und Musik entwickeln kann.


Dafür findet alljährlich ein baskisches Festival mit kulinarischen Spezialitäten und Bräuchen wie dem Aizkolari, Holzfällerfähigkeiten und das Harrijasotzaile, das Felsenwerfen statt. Musikalisch hat sich ebenfalls noch kein Künstler einen Namen außerhalb der Inselgruppe gemacht, bei meinen Recherchen bin ich bei Joël Cox hängen geblieben, der auf St. Pierre & Miquelon sowie in Neufundland und Québec mehrere Konzerte gab und u.a. das Album "Cox & Cow" veröffentlichte. Er verstarb nach Berichten des kanadischen Senders CBC, nachdem der 31jährige Freund seiner Tochter ihn offenbar im Streit erschoss und danach die Waffe gegen sich selbst richtete.

Joël Cox - Dernier voeu