Dienstag, 27. Juli 2021

News-Splitter (871)


Deutschland
- Wie mehrere Medien heute berichten, wurde der langjährige Song Contest-Kommentator Peter Urban mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. "Peter hatte in der Vergangenheit mehrere Operationen wegen einer immer wieder infizierten Hüfte. (...) Dort wurde nun infizierte Flüssigkeit gefunden und ein infiziertes Hämatom. Sie waren in der Klinik ziemlich besorgt wegen drohender Sepsis, haben ihn sofort operiert.", wird seine Frau Laura zitiert. Er selbst erklärte mittlerweile, dass er auf dem Wege der Besserung sei. Der NDR-Moderator kommentiert die Eurovision seit 1997, 2009 musste er wegen besagter Hüft-OP aussetzen.

Frankreich
- Stéphane Bern und Laurence Boccolini sind auch im kommenden Jahr wieder die Gesichter des französischen Vorentscheids "C'est vous qui décidez". Der französische Rundfunk bestätigte, dass die beiden sowohl die Wiederauflage des französischen Vorentscheids als auch die drei Liveshows im Mai aus Italien für France Télévisions kommentieren werden. Beide arbeiteten in diesem Jahr erstmals gemeinsam, Stéphane kommentiert den Wettbewerb bereits seit 2015. Frankreich setzt seinen Vorentscheid nach dem bravourösen zweiten Platz von Barbara Pravi in gleichbleibender Form fort. Mittlerweile läuft die Bewerbungsfrist für die Vorauswahl im nächsten Jahr.

Israel
- Obwohl X Factor in Israel erst im Dezember beginnt, wurden bereits die ersten Namen der Kandidaten bekannt gegeben, die sich Hoffnungen machen können, Israel beim Eurovision Song Contest 2022 zu vertreten. Unter den 18 vorgestellten Kandidaten sind u.a. Adi Cohen & Liron Lev. Adi wurde 2011 hinter Dana International Dritter beim Kdam, dem Vorentscheid für Düsseldorf, mit dem Titel "Rak al ahava". Ebenfalls gemeldet ist Dafna Reuveni, die Enkelin von Ehud Manor, der 1978 den Siegertitel "Abanibi" für Izhar Cohen komponierte, der 68jährige Shimi Tavori, der in seiner Laufbahn bereits 31 Alben veröffentlicht und zweimal am Kdam teilgenommen hat, sowie die türkische Sängerin Linet Menaşi, die 1993 beim Kdam mit "Aniana" den zehnten Platz belegte.  

Donnerstag, 22. Juli 2021

TV-Tipp: Max Mutzke singt Olympia-Song


Japan
- Morgen beginnen die XXXII. Olympischen Spiele in Tokio, ähnlich wie die Fußball-EM mit einjähriger Verzögerung. Die Eröffnungsshow mit dem Einmarsch der Nationen wird morgen Nachmittag vom ZDF übertragen. Den offiziellen Song für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland singt hierfür Max Mutzke, Song Contest-Teilnehmer 2004 in Istanbul. Zu seinem selbstgeschriebenen Song sagte er: "Für mich war das ein Liebes-Song, aber ich wollte das so mit Sportbildern spicken, dass man als Mannschaft sagen kann, wir gehen jetzt hier raus und zeigen, was wir können."

Das Opening in Tokio erfolgt, wie die gesamten Sommerspiele, ohne Publikum. In Japan sind aufgrund der Corona-Maßnahmen weiterhin keine Zuschauer bei den Wettkämpfen gestattet. Von den 208 teilnahmeberechtigten NOKs treten 205 sowie das internationale und gemischte Refugees Team an, Nordkorea und Guinea verzichten aufgrund der Pandemie auf die Teilnahme. Bis zum 9. August werden in 339 Disziplinen Medaillen vergeben. In Deutschland werden die Spiele von ARD und ZDF übertragen, zur melodischen Untermalung wird es die "Beste Idee" von Max auf die Ohren geben. Die Eröffnungsfeier beginnt morgen ab ca. 13 Uhr und wird von Béla Réthy kommentiert.

Programmtipp:
Fr., 22. Juli 2021
- 12:10 Uhr
Sportstudio live - Olympia
Die Eröffnungsfeier, live aus Tokio
Moderation: Rudi Cerne, Katrin Müller-Hohenstein
Kommentar: Béla Réthy

Max Mutzke - Beste Idee

Beyond Eurovision (206): Liberia


Liberia
- Neben Äthiopien ist Liberia eines der beiden afrikanischen Länder, das es in der Zeit europäischer Expansion im 19. und 20. Jahrhundert nie kolonialisiert wurde. Das Land entstand aus der Planung der Vereinigten Staaten heraus, ehemalige Sklaven wieder auf dem schwarzen Kontinent anzusiedeln. Die Region wurde zunächst von den Portugiesen entdeckt, als Pfefferküste bezeichnet, jedoch nicht näher erkundet und erst 1822 von der American Colonization Society gekauft. Liberia erklärte 1847 schließlich seine Unabhängigkeit und wurde auch von europäischen Nationen anerkannt.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Monrovia
Sprachen
Englisch
Fläche
111.369km²
Währung
Lib. Dollar (Lib$), US-Dollar
Einwohner
5,2 Mio.
Internet-TLD
.lr
Zeitzone
UTC
Wiki-Info

Die USA standen der Einnahme des Landes durch andere Mächte im Wege, sodass sich die heutigen Landesgrenzen festigten. Die Wiederansiedlung von Sklaven aus Amerika führte mit der einheimischen Bevölkerung zu Konflikten. 1979 führte die Preiserhöhung auf Reis zu Unruhen, die zu einem Putsch und einem 20jährigen Bürgerkrieg führten, der 1997 mit der Flucht des Präsidenten Charles Taylor endete. Die politische Instabilität und die Kriegsfinanzierung durch sogenannte Blutdiamanten ließen das Land ausbluten, der Wiederaufbau und die Festigung der politischen Verhältnisse gestaltete sich als schwierig.

Heute ist Liberia insbesondere als Billigflagge bekannt, das Land besitzt aufgrund steuerlicher und rechtlicher Bestimmungen eine der größten Handelsflotten der Welt. Ethnisch setzt sich die Bevölkerung in 16 verschiedene Gruppierungen und zwei Kulturgruppen, die Mande und die Kwa. Gemäß der liberianischen Verfassung können nur Menschen afrikanischer Abstammung die Staatsbürgerschaft erlangen. Weit verbreitet sind Ahnenkulte, Masken- und Zeremonientänze. Die großen Weltreligionen stehen hier im Schatten von Natur- und schamanistischen Religionen. Auch die Tanz- und Musikkultur Liberias ist in weiten Teilen hiervon geprägt.

Ab den 1980er Jahren gelangten auch westliche Einflüsse in die liberianische Musikszene. Hip Hop und Reggae vermischen sich inzwischen mit westafrikanischem Ethnofolk. Zu den bekanntesten Interpreten des Landes gehören Eric Geso, Sundaygar Dear Boy und der hier vorgestellte D12. Er ist nicht nur in Liberia bekannt, sondern unterzeichnete 2019 auch in den USA einen internationalen Plattenvertrag. Mit der Single "Born to win" trat er im gleichen Jahr bei den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit des Landes auf und steuerte zudem die Werbejingle für den Mobilfunkanbieter Orange Liberia bei. 

D12 - Nobody

Spanien: Festival von Benidorm dient als Vorentscheid


Spanien
- Die Pressekonferenz des Senders RTVE bringt nun die Bestätigung, dass das Musikfestival von Benidorm zurückkehren wird. Geplant ist ein dreistufiges Modell, bestehend aus zwei Halbfinals und einem Finalabend, bei dem eine Jury und die Zuschauer per Televoting über ihren Sieger entscheiden können. Wie RTVE-Präsident José Manuel Pérez Tornero erklärte, wird das Festival zudem als nationaler Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2022 dienen.

"Vergessen wir die Melancholie und die schlechten Ergebnisse, wir sind gekommen um zu gewinnen.", so der neue Generaldirektor. In Übereinkunft mit der Stadtverwaltung des valencianischen Benidorm wurde die Grundlage für die Wiederauflage des Festivals niedergeschrieben. RTVE wird im Herbst zunächst eine Online-Auswahl durchführen um die Songs für das Festival auszuwählen. Im Anschluss daran sollen die Künstler für das Festival bestimmt werden. Der Sender betonte erneut, dass man die Eurovision wieder ernst nehmen werde.

Zudem wurde ein neuer Delegationsleiter angekündigt, der sich dem Wettbewerb annehmen soll. Das Festival von Benidorm fand bereits bis in die 2000er Jahre statt, einige bekannte Interpreten nahmen in der Vergangenheit daran teil, etwa Julio Iglesias, der 1968 durch das Festival bekannt wurde, Coral Segovia und der zweifache Song Contest-Vertreter Raphael. Das spanische Fernsehen erhofft sich durch die Partnerschaft mit Benidorm einen Neuanfang in Sachen Eurovision Song Contest, seit 2014 waren die spanischen Beiträge nicht mehr in den Top Ten vertreten.

Sonntag, 18. Juli 2021

Eurovision am Sonntag (64)


Europa
- Tatsächlich habe ich die sogenannte Post Eurovision Depression bisher recht gut überbrückt, gut zwei Monate ist es nun her, dass Måneskin den ersten italienischen Song Contest-Sieg seit 1990 in Rotterdam perfekt gemacht haben. Und auch mehrere Wochen später sind sie noch gefragt. So traten sie gestern Abend bei "Schlag den Star" auf. Bei T-Online heißt es am Tag danach: "(...) Damit begeisterten sie sowohl das Publikum im Studio, das erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder erlaubt war, als auch die Nutzer auf Twitter. Dort wurde die Band Måneskin regelrecht gehypt. Der Rest war im Netz eher Nebensache."

Färbt sich jemand die Haare
steht dies meist für einen
kompletten Neuanfang
Das hat es seit Jahren nicht gegeben und auch die Chartplatzierungen geben den vier jungen Italienern Recht. Ich gebe zu, dass ich mit "Zitti e buoni" noch immer nicht so warm geworden bin, wie mit vielen anderen Liedern des diesjährigen Wettbewerbs, aber ich finde es schön, dass eine Band, die man europaweit erst durch den Eurovision Song Contest kennenlernen durfte, dermaßen abräumt. Unterdessen hört man von unserem Vertreter Jendrik nichts, was eine eigene Meldung wert ist, abgesehen davon, dass er sich nach seiner Rückkehr aus Rotterdam die Haare blau gefärbt hat.

Und so gerät erneut ein Künstler aus dem NDR-Portfolio in den Keller der Vergessenheit. Auch rund um den deutschen Vorentscheid für 2022 ist es wieder einmal still. Während andere westeuropäische Nationen langsam aber sicher ihre Weichen für das kommende Jahr stellen, scheint man in Hamburg aus seinem Scherbenhaufen erneut nicht schlau zu werden. Da wir wohl in den nächsten Wochen und Monaten genauso wenig Informationen erwarten können, wie ein Comeback Marokkos zur Eurovision, blicken wir dieses Mal in die anderen großen Nationen des Wettbewerbs, die schon erste Details für Italien bereit halten.

Da wäre Frankreich, das seinen Vorentscheid "C'est vous qui décidez" wiederbelebt. Die Verantwortlichen von France Télévisions haben bereits das komplette Regelwerk ins Internet gestellt, die Bewerbungsphase läuft bis Ende Oktober. Es ist bemerkenswert, welche Renaissance der Eurovision Song Contest im Land genommen hat, lag man doch mit seinen Beiträgen ebenso wie Deutschland jahrelang daneben. Mit einem vernünftigen Konzept und den richtigen Leuten in den richtigen Positionen hat man es jedoch geschafft, das Interesse für den Wettbewerb zurück zu gewinnen, die Vorentscheidungsquoten bestätigen dies.

1959 fand das erste Festival
von Benidorm statt
Selbst in Spanien bahnt sich ein Wechsel an, der neue RTVE-Direktor hat für morgen in Benidorm zur Pressekonferenz geladen. Die Wahl der Stadt als Vorführungsort für die Pläne für das nächste Jahr dürfte kaum ein Zufall sein. Hätte man die Operación Triunfo oder eines seiner anderen Formate der letzten Jahre wiederbeleben wollen, hätte man dies ebenso in Madrid tun können. Stattdessen trifft man sich an der Costa Blanca, wo man zwischen 1959 und 2006 das prestigeträchtige Festival Internacional de la Canción de Benidorm ausgetragen hat und das auf Grundlage des San Remo-Festivals und u.a. 1968 Julio Iglesias bekannt machte.

Eine Wiederaufnahme dieses Festivals gilt als wahrscheinlich, RTVE-Direktor José Manuel Pérez Tornero kündigte an, die Eurovision fortan wieder ernst nehmen zu wollen, das Festival von Benidorm als Vorentscheid oder Starthilfe für spanische Künstler könnte hierfür eine quotenstarke Grundlage schaffen. Jahr für Jahr erleben wir bereits, wie ganz Italien am Fernseher klebt um über Tage hinweg das Festival von San Remo zu verfolgen. Von den Vorentscheiden in Skandinavien, vom Dansk Melodi Grand Prix über das Melodifestivalen bis zum mehrstufigen Vorentscheid in Norwegen möchte ich gar nicht erst reden.

Hätten wir ohne Eesti Laul 
nie kennen gelernt:
"Wo sind die Katzen?"
Es haben sich diverse Festivals und TV-Programme als Vorentscheide etabliert, die durch ihren jeweiligen Modus im eigenen Land attraktiv erscheinen. Selbst im mittlerweile nicht mehr zum Teilnehmerkreis zählenden Ungarn hat sich das Konzept von "A Dal" etabliert. Die Kroaten haben ihre Dora, die Esten ihren Eesti Laul und die Albaner ihr Këngës, Formate die vielleicht nicht immer den großen Wurf beim Song Contest bringen, dafür aber landesweit anerkannt sind. In Deutschland hingegen sucht man solche Festivals vergeblich. TV-Musikformate beschränken sich fast ausschließlich auf ARD-Schlagershows und Castingformate.

Will sagen, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland hat es jahrelang versäumt, Musikveranstaltungen mit übergreifenden Stilen zu vermarkten und eine unterhaltsame Konkurrenz zu etablieren. Und ich fürchte auch, dass es schwer wird, ein Format zu entwickeln, das aus dem Stand heraus Menschen jeden Alters und jeder Community anziehen wird. Nüchtern gesprochen heißt dies, dass ein Vorentscheid in Deutschland ohne sensationelle Promotion nie die breite Masse ansprechen wird, solange man ihn mit der existierenden Stiefmütterlichkeit behandelt. Dabei ist es auch nicht gerade förderlich, wenn man immer wieder liest, dass man den Gürtel finanziell enger schnallen muss.

Die deutschen ESC-Pleiten
kann man auch nur mit
Essen ertragen
Es ist zwar erst Mitte Juli, aber irgendwie sehe ich für das nächste Jahr schon wieder kein Licht am Horizont. Der Eurovision Song Contest wird ohne krachendes Format wieder nur eine Pflichtveranstaltung sein, an deren Ende Barbara Schöneberger wieder gute Miene zum bösen Spiel machen muss. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass hinter dem Schutzwall des NDR am Rothenbaum an großen Plänen für 2022 geschmiedet wird, schon gar nicht an einem TV-Event mit mehr als 2,5 Stunden Sendezeit. Mehrstufigkeit mag nicht immer ein Erfolgsgarant sein, der NDR hat in den letzten Jahren aber auch gezeigt, dass er kein glückliches Händchen für interne Auswahlen und Wildcards hat.

Nun möchte ich aber nicht das ganze Posting über die deutsche Verschwiegenheit und Planlosigkeit schimpfen, sondern mich eigentlich auf 2022 freuen, in Italien läuft schließlich schon die Vorplanung. 17 Städte, quer durch die Stiefelrepublik verteilt, haben sich bei der RAI beworben, bis Ende August wird die Frage geklärt, ob es Turin, Mailand oder doch ein Außenseiter wird. Auch stellt sich die Frage, wie hoch die Zahl der teilnehmenden Nationen ausfällt, insbesondere in Hinblick auf die Gesprächsrunden zwischen Europäischer Rundfunkunion und dem türkischen Fernsehen TRT, bei dem es in den letzten Tagen allerdings personelle Umstrukturierungen gab. 

Wechsel bei TRT: Sobacı
(links) löst Eren (rechts) ab
Der bisherige Programmdirektor İbrahim Eren bestätigte vor einigen Wochen die Aufnahme von Gesprächen mit der EBU, seine Amtszeit ist jedoch nunmehr abgelaufen. Wie die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, wurde Eren als Generaldirektor abgewählt und durch den AKP-treuen Mehmet Zahid Sobacı ausgetauscht. Ob die neue Direktion den Dialog mit der EBU fortsetzt und die von vielen Fans ersehnte Rückkehr zur Eurovision tatsächlich in die Tat umsetzt, bleibt abzuwarten. Die Entwicklung der Eurovision dürfte aber in deutlichem Kontrast mit dem Weltbild eines Erdoğan stehen. In diesem Jahr jährt sich das Fernbleiben des türkischen Fernsehens zum zehnten Mal.

2012 in Baku lag es zuletzt an Can Bonomo, die türkischen Farben bei der Eurovision zu vertreten, was Überlieferungen zufolge aber auch nur zustande kam, weil der Wettbewerb im Bruderland Aserbaidschan stattfand. Seit 2013 fehlt "Turkey" auf der Punktetafel. Daneben gibt es noch ein paar weitere Nationen, deren Verbleib bzw. Rückkehr zum Song Contest bisher unsicher ist, dazu gehören Montenegro, Armenien und Ungarn, die 2021 aus verschiedenen Gründen ebenfalls säumig waren. Ein Comeback Weißrusslands können wir bereits ausschließen, die EBU hat eine deutliche Position bezogen und den Sender BTRC aufgrund von staatlicher Zensur und Repression aus der Union geworfen.

Flog mit "Amen" im Semi
raus, Vincent Bueno
Zum Abschluss können wir noch vorsichtig die Teilnahme Österreichs 2022 vermelden. Der ORF hat sich bisher nicht öffentlich positioniert, auf unsere Anfrage hieß es jedoch: "Falls Sie einen Song einreichen möchten, so können Sie uns Ihre Bewerbung, am besten mit einer Hörprobe oder einem Demosong, bis Ende August zukommen lassen, wir leiten diese an die zuständige Redaktion weiter." Offenbar wird in Wien erneut auf internem Wege nach einem Nachfolgebeitrag von Vincent Bueno gefahndet, da man schon eine terminliche Deadline gesetzt hat. Nähere Einzelheiten und diverse Teilnahmebestätigungen zwischen Reykjavik und Tiflis dürften in den kommenden Wochen gehäuft eintrudeln, wir freuen uns drauf, dass die PED nicht mehr allzu lang andauern wird.

Samstag, 17. Juli 2021

Beyond Eurovision (205): Guam


Guam 
- Die südlichste der Marianen-Inseln heißt Guam, bzw. in der lokalen Amtssprache Chamorro auch Guåhan. Seit 1946 steht die Insel auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung, das Eiland ist ähnlich wie die darüber gelegenen Nördlichen Marianen ein externes Territorium der USA, genießt jedoch innere Autonomie. Bekannt ist die Insel vor allem für den Apra Harbour, einen Stützpunkt der US-Marine. Die militärische Präsenz ist allgegenwärtig, rund 29% der Insel sind in verschiedene Militärstützpunkte unterteilt. Marine und Luftwaffe der US-Streitkräfte sorgen hier für einen Großteil des lokalen BIP.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Hagåtña
Sprachen
Englisch, Chamorro, Karolinisch
Fläche
545km²
Währung
US-Dollar ($)
Einwohner
163.000
Internet-TLD
.gu
Zeitzone
UTC +10
Wiki-Info

Die Insel wurde vor rund 3.500 Jahren besiedelt, ob die Einwanderer von den Philippinen oder aus Indonesien stammen ist umstritten. Die Insel wurde 1521 von Ferdinand Magellan erkundet und 1565 für Spanien beansprucht. 1898 kam die Insel im Spanisch-Amerikanischen Krieg zu den USA, im Zweiten Weltkrieg wurde sie von den Japanern angegriffen, Bekanntheit erlangte der japanische Offizier Shōichi Yokoi, der sich bis 1972 im Untergrund der Insel versteckt hielt und erst 26 Jahre später vom Ende des Weltkriegs erfuhr.

Heute ist Guam Teil der USA, kulturell werden die lokalen Chamorros stark von den amerikanischen Gepflogenheiten geprägt. Es gibt mit KPRG einen UKW-Radiosender, auch internationale Programme werden empfangen. Die weitgehende Autonomie ist auch der Grund, warum seit 1988 ein eigenes NOK an Olympischen Spielen teilnimmt und die Insel eigenständiges Mitglied der FIFA ist. Rund die Hälfte der Inselbevölkerung wurde jedoch nicht auf Guam geboren und sind vor allem Angehörige der US-Marines. Musikalisch ist die Insel durch amerikanische, polynesische, spanische und philippinische Einflüsse geprägt.

Die traditionelle Chamorro-Musik beinhaltet diverse eigene Instrumente wie z.B. die Belembaotuyan, ein Saiteninstrument, das aus ausgehöhlten Flaschenkürbissen angefertigt wird. Der lokale Gesangsstil heißt Chamoritta, der mit Kantan, poetischen Texten aus den Überlieferungen der Chamorro besteht. Noch heute sind traditionelle Volkslieder und -tänze weit verbreitet. Modernere Rhythmen fließen ebenfalls in die lokale Musikkultur ein. Zu den bekannteren Hits der kleinen Pazifikinsel gehört der Titel "Let me take you to the mountain" von der Herrengruppe Krush. Besungen wird hier der Mount Lamlam, der mit 406m höchste Gipfel von Guam.

Krush - Let me take you to the mountain

TV-Tipp: Måneskin bei "Schlag den Star"


Deutschland/Italien 
- Seltenst schafft es ein Song Contest-Teilnehmer nach dem eigentlichen Wettbewerb ins deutsche Fernsehen. Während bei den deutschen Beiträgen meist nicht einmal im Vorfeld der Veranstaltung ein Eintrag in den Radio-Playlists zu erfassen ist oder maximal ein Auftritt im ZDF-Fernsehgarten ansteht, schaffen es nur wenige Interpreten, nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. So ist es in diesem Jahr mit den italienischen Siegern von Måneskin, die mit ihren Liedern nach wie vor hoch in den Charts stehen.

"Beggin'" rutscht in dieser Woche einen Platz von der #3 auf die #4 ab, "I wanna be your slave" von #6 auf #9 und "Zitti e buoni" von #51 auf #58, für Song Contest-Teilnehmer ist dies aber dennoch ein riesiger Erfolg. Daher erstaunt es nicht, dass ProSieben die italienische Band heute Abend als musikalischen Pausenfüller bei "Schlag den Star" anbietet. Es ist ihr erster Live-Auftritt im deutschen Fernsehen seit ihrem Sieg in Rotterdam. In der Show treten Jenke von Wilmsdorff und Bülent Ceylan als Kandidaten gegeneinander an. 

Neben Måneskin bietet ProSieben auch Stefanie Heinzmann ein Musikfenster an. Wie in guten alten "Schlag den Raab"-Zeiten findet die Show natürlich zur Primetime ab 20:15 Uhr statt. Moderiert wird die Show von Elton, im Idealfall werden 15 Spiele absolviert, der Sieger geht mit 100.000 Euro aus der Show. Die letzte Ausgabe fand am 5. Juni statt, dort setzte sich Wincent Weiss gegen Edin Hasanović durch. Alternativ kann man sich heute Abend "Verstehen Sie Spaß?" im Ersten oder die RTL-Sommerspiele mit Laura Papendick und Daniel Hartwich anschauen...

Programmtipp:
Sa., 17. Juli 2021
- 20:15 Uhr
Schlag den Star
Moderation: Elton

Freitag, 16. Juli 2021

Beyond Eurovision (204): Kanaren


Kanarische Inseln
- Vor der Küste Marokkos und der Westsahara erstreckt sich der Archipel der Kanarischen Inseln, der geographisch genauso wie die Azoren, Madeira und die Kapverden zur Region Makaronesien gehört. Auch wenn die Inseln zu Spanien zählen und eine der 17 autonomen Gemeinschaften des Landes darstellen, gelten hier doch gesonderte Regeln. So etwa gehören sie nicht zum Zollgebiet der Europäischen Union, weshalb etwaige Urlaubseinkäufe unter die Drittstaaten-Regelung fallen und Kontrollen durchaus üblich sind.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Santa Cruz/Las Palmas
Sprachen
Spanisch
Fläche
7.493km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
2,2 Mio.
Internet-TLD
.es
Zeitzone
UTC
Wiki-Info

Die Kanaren bestehen aus sieben Hauptinseln, namentlich Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote, Fuerteventura, La Gomera, La Palma und El Hierro sowie kleineren Nebeninseln. Die sogenannten Hundsinseln waren in der Antike die letzte Bastion vor dem Ende der Welt und von karthagischen Seefahrern entdeckt, jedoch bis ins Mittelalter nicht von geopolitischem Interesse. So konnten sich die Ureinwohner, die Guanchen auf Teneriffa, die Majoreros auf Fuerteventura, etc. isoliert vom Rest der Welt entwickeln. Anfang des 15. Jahrhunderts fielen sie unter kastillische Kontrolle, 1492 waren die Inseln die letzte Station vor seinem Aufbruch in Richtung Amerika.

Heute sind die Inseln touristische Hotspots, jede Insel bietet ihren eigenen Reiz, sei es Fuerteventura mit besten Konditionen für Surfer und Strandliebhaber, Teneriffa mit seinen zerklüftetem Inland und den trockenen Barrancos, das kreative Schaffen von César Manrique auf Lanzarote, die Nebelwälder auf La Palma oder die einzigartige Pfeifsprache El Silbo auf La Gomera. Der starke spanische Einfluss ist überall spürbar, dennoch gibt es eine Reihe lokaler Medien und mit TV Canaria auch einen eigenen öffentlichen Rundfunk. Gemäß ihrer Lage sind sie zudem Knotenpunkt vieler Überseekabel von Europa und Afrika nach Amerika. Musikalisch dominiert ebenfalls das Spanische.

Eine der lokal bekannten Sängerinnen ist die 1963 auf Lanzarote geborene Rosana Arbelo. Sie zog in den 80er Jahren nach Madrid und produzierte dort ihre ersten Werke. 1994 erhielt sie nach ihrem Opening-Auftritt beim heute schon erwähnten Festival von Benidorm einen Plattenvertrag bei MCA. Ihr Debütalbum "Lunas rotas" erschien 1996. Auch der unten genannte Titel "El talisman" war damals darauf enthalten. Beide Titel wurden von Quentin Tarantino für den Film "Curdled" aufgegriffen. 2001 erschien ihr zweites Album, inzwischen sind es neun Stück. Auch wirkte sie u.a. als Coach bei der Operación Triunfo und dem spanischen Ableger von "The Voice" ("La voz") mit. 

Rosana Arbelo - El talisman

Spanien: Statement von RTVE am 22. Juli


Spanien - Das spanische Fernsehen RTVE wird am Donnerstag, den 22. Juli eine Pressekonferenz zum Fortgang des Eurovision Song Contests abhalten, bei dem geladene Presse über die Planungen für die kommende Saison 2022 informiert werden. Die Pressekonferenz wird in der Küstenstadt Benidorm stattfinden, die jahrelang Austragungsort eines mit San Remo vergleichbaren Festivals, dem Festival Internacional de la Canción de Benidorm, war. Auch eine Wiederaufnahme jenes Festivals scheint möglich.

Zwischen 1959 und 2006 strahlte das spanische Fernsehen das Festival in Benidorm aus, die jetzige Bekanntmachung deuten spanische Medien als möglichen Wink, dass das Festival erneut durchgeführt und möglicherweise auch mit der Teilnahme am Eurovision Song Contest in Verbindung steht. Der neue Generaldirektor des Senders RTVE, José Manuel Pérez Tornero, kündigte nach der Eurovision von Rotterdam an, dass sein Sender die Teilnahme wieder ernst nehmen wolle. Seit Jahren erreichen die spanischen Beiträge nur Platzierungen jenseits der 20.

Zuletzt wurde Blas Cantó intern von RTVE ausgewählt um Spanien 2020 in Rotterdam zu vertreten. Nach der coronabedingten Absage des Wettbewersb wurde er für 2021 nominiert und präsentierte dort den Titel "Voy a quedarme", mit dem er nur den drittletzten Platz mit Punkten der bulgarischen und britischen Jury belegte, vom Televoting gab es ähnlich wie für Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich keine Punkte. Die letzte Top Fünf-Platzierung erreichte Anabel Conde mit "Vuelve conmigo" im Jahr 1995, der letzte Sieg fand 1969 statt.

Eurovision 2022: Drei Städte entsprechen Anforderungen


Italien
- Von den insgesamt 17 Bewerbungen für die Ausrichtung des Eurovision Song Contests 2022 entsprechen offenbar nur drei allen Anforderungen, die die Europäische Rundfunkunion an die Gastgeber stellt. Wie italienische Medien berichten, haben lediglich Mailand, Turin und Bologna die notwendigen Kapazitäten, um eine Großveranstaltung wie den Eurovision Song Contest auszutragen, was insbesondere bei Metropolen wie Rom und Florenz erstaunt.

Auch das an der Adria gelegene Triest scheint nicht den offiziellen Anforderungen gerecht zu werden, da hier die notwendige Halle mit mindestens 8.000 Plätzen bzw. einer Indoor-Arena mit einem Innenraum von 18m Höhe fehlt. Die einzige Lokalität der Stadt, der 1999 eröffnete PalaTrieste, bietet lediglich rund 7.000 Zuschauern Platz. Auch andere Städte wie Pesaro, Viterbo oder der Badeort Jesolo fielen bei der EBU durchs Raster. Neben den Platzanforderungen verlangen die Organisatoren u.a. mindestens 2.000 Hotelzimmer und einen internationalen Flughafen im Radius von 90 Minuten.

Die Bewerberstädte sind angehalten, ein sogenanntes Bid Book mit allen Informationen rund um die mögliche Austragung beim italienischen Sender RAI einzureichen. Im Anschluss daran, sichten die Organisatoren in Zusammenarbeit mit der Europäischen Rundfunkunion alle Angebote und werden voraussichtlich bis Ende August eine Entscheidung darüber treffen, wo der nächste Eurovision Song Contest stattfinden wird. Wie in den letzten Jahren auch, gibt es eine offizielle Ausschreibung, mit deren Hilfe der Gastgeber für 2022 ermittelt wird.

Dienstag, 13. Juli 2021

Eurovision 2022: RAI vermeldet 17 offizielle Bewerbungen


Italien
- Eine bemerkenswerte Zahl von 17 Bewerbungen ging bis zum gestrigen Torschluss beim italienischen Sender RAI ein. So viele Städte und Gemeinden haben sich für die Ausrichtung des Eurovision Song Contests 2022 auf formellem Wege beworben. Bei den Organisatoren der RAI in Abstimmung mit der Europäischen Rundfunkunion liegt es nun, eine geeignete Stadt für die Eurovision im nächsten Jahr auszuwählen. Nicht unter den Kandidaten sind Städte wie Verona, Neapel und Bari, die zunächst ihr Interesse signalisiert hatten.

Die Bewerberstädte für den Eurovision Song Contest 2022:
01. - Acireale 
02. - Alessandria
03. - Bertinoro di Romagna
04. - Bologna
05. - Florenz
06. - Genua
07. - Jesolo
08. - Mailand
09. - Matera
10. - Palazzolo Acreide
11. - Pesaro
12. - Rimini
13. - Rom
14. - San Remo
15. - Triest
16. - Turin
17. - Viterbo

In einer weiteren Auswahlphase prüft die RAI nun die Optionen und wird von allen Städten ein sogenannte Bid Book einfordern, in dem schlüssig die Eckdaten für die Ausrichtung dargelegt werden. Die Städte haben bis zum 4. August Zeit, diese Auflage zu erfüllen. Anschließend werden die RAI und die EBU aus den verbliebenen Städten den Gastgeber für die Eurovision 2022 auswählen. Wahrscheinlich fällt die Entscheidung, wohin die Reise im kommenden Jahr genau gehen wird, bis Ende August. Spätestens dann wird auch der Termin der nächsten Eurovision feststehen.

Montag, 12. Juli 2021

Beyond Eurovision (203): Kroatien


Kroatien
- Fast 1.800 Kilometer ist die kroatische Küstenlinie entlang des Adriatischen Meeres lang, die vielen Inseln eingeschlossen sind es sogar weit über 6.000 Kilometer. Hinzu kommt die Lage am Ostrand der Adria, was dem Land von Djuveč-Reis und Ćevapčići, allabendlich traumhafte Sonnenuntergänge über dem Meer und durch vorwiegend Kiesstände ein fantastisches türkisblaues, klares Meer bietet. Nicht nur in neuester Zeit, auch schon als Jugoslawien noch existierte war das Land ein gefragtes Reiseziel. 2003 holte ich mir hier beim Wohnmobil-Urlaub mit meinen Eltern im Übrigen den Sonnenbrand meines Lebens.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Zagreb
Sprachen
Kroatisch
Fläche
56.594km²
Währung
Kuna (kn)
Einwohner
4,1 Mio.
Internet-TLD
.hr
Zeitzone
UTC +1
Wiki-Info

Die Besitzverhältnisse in Kroatien wechselten über die Jahrhunderte, die jeweiligen Regenten haben sowohl gesellschaftlich als auch kulturell Spuren hinterlassen. Im Altertum war die Region römisch bzw. venezianisch besetzt, später byzantinisch, es folgten Ungarn, Osmanen, Österreicher und schließlich die Serben. Bis 1991 formte Kroatien eine sozialistische Republik innerhalb Jugoslawiens, trat einseitig aus und wurde Zielscheibe eines jahrelang andauernden Krieges mit der Jugoslawischen Volksarmee. Seit 2013 wurde Kroatien das bis heute jüngste Mitglied der Europäischen Union.

Typisch für den traditionellen kroatischen Musikstil ist die Tamburica. Hierbei formen Kleingruppen mit Saiteninstrumenten eine musikalische Einheit und singen eine Mischung aus Volksmusik des Alpenraumes und vom Balkan. Auch beim Eurovision Song Contest, bei dem Kroatien seit 1993 vertreten durch HRT teilnimmt, hat man diesen speziellen Stil in den Anfängen häufiger gesehen. Empfehlenswerte Titel mit entsprechendem Popmusik-Einwurf sind u.a. "Marin" von Maja Blagdan oder "Obori me s mogu" von Maja Šuput. Zudem kennt die, vor allem dalmatische Region, noch den Klapa, einen polyphonen Männergesang, der auch schon bei der Eurovision dabei war.

Gewidmet ist diese persönliche Empfehlung aber Jelena Rozga, die 1977 in Split geboren und nach ihrer Karriere als Balletttänzerin zur Leadsängerin der Gruppe Magazin wurde. Zehn Jahre lang trat sie mit Miro Crnko, Tonči Huljić und Ante Miletić auf, ehe sie sich ihrer Solokarriere widmete. 2006 erschien das Debütalbum "Oprosti mala", mit dem sie beim Musikfestival von Split Preise kassierte. Im gleichen Jahr versuchte sie sich mit "Ne zovi me Marija" bei der kroatischen Dora für die Eurovision in Athen und wurde Sechste. Ein Jahr später folgte mit der wunderschönen Ballade "Nemam" der siebte Platz. Jelena ist neben ihrer musikalischen Karriere auch ehrenamtlich tätig und tritt für Minderheiten wie die LGBT-Community oder die Roma im Land ein.

Jelena Rozga - Sve se meni čini

Eurovision 2022: Bologna gibt Bewerbung ab


Italien
- Die dritte Stadt, die im Rennen um den Eurovision Song Contest 2022 zuschlägt ist Bologna. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, wurden alle notwendigen Unterlagen beim zuständigen Rundfunk, der RAI, eingereicht. Die Hauptstadt der Region Emilia-Romagna in Norditalien geht mit der 1993 eröffneten Unipol Arena in der südwestlich gelegenen Gemeinde Casalecchio di Reno ins Rennen, die je nach technischer Vorbereitung bis zu 20.000 Zuschauern Platz bieten kann. Die Arena verfügt zudem über einen Regionalbahnhof in unmittelbarer Nähe.

Bologna schließt sich damit Turin und Pesaro an, die in der letzten Woche ihre Bewerbungsunterlagen bei der RAI eingeschickt hatten. An der Eurovision interessierte Städte können sich noch bis heute Abend um die Austragungsrechte bewerben. Bologna selbst ist mit rund 390.000 Einwohnern die siebtgrößte Stadt Italiens und ein Verkehrsknotenpunkt in Norditalien. Mit Großveranstaltungen, insbesondere Messen verschiedenster Art ist die Stadt ebenso vertraut wie mit der Beherberung zahlreicher Reisender. 

Bekannt ist die Stadt international für ihre kulinarischen Spezialitäten wie Tortellini und Tagliatelle. Angebunden wird die Stadt durch ihren internationalen Aeroporto Guglielmo Marconi, der insbesondere von Wizz Air und Ryanair angesteuert wird und Ziele überall in Europa bedient. So fliegen auch Ryanair ab Köln, Eurowings ab Düsseldorf und Air Dolomiti ab München nach Bologna. Die Unipol Arena hat zudem schon diverse Weltstars auf der Bühne erlebt, darunter AC/DC, Santana, Take That, Jennifer Lopez und Eros Ramazzotti. 

Sonntag, 11. Juli 2021

Beyond Eurovision (202): Brasilien


Brasilien
- Das größte Land Südamerikas ist gleichzeitig auch das einzige portugiesischsprachige Land des Kontinents. Mehr als 210 Millionen Menschen leben von der dicht besiedelten Küstenregion inklusive der Millionenmetropolen Rio de Janeiro und São Paulo bis hin in den undurchdringlichen, wenngleich von massiver Rodung betroffenen, Amazonas. Benannt ist das Land, das wir hierzulande mit Caipirinha, Fußball und Samba verbinden, nach Paubrasilia echinata, einem Baum aus der Familie der Johannisbrotgewächse. Bereits seit 30.000 Jahren ist das Land besiedelt.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Brasília
Sprachen
Portugiesisch
Fläche
8.515.770km²
Währung
Real (R$)
Einwohner
211,8 Mio.
Internet-TLD
.br
Zeitzone
UTC -5 bis -2
Wiki-Info

Das Land formte sich nach dem Vertrag von Tordesillas, bei dem das neu entdeckte Amerika 1494 zwischen Spanien und Portugal aufgeteilt wurde. Indios, Europäer und eingeführte Sklaven vermischten sich im Laufe der Kolonialzeit, deren Nachfahren bilden heute eine große ethnische Vielfalt. 1825 wurde die Unabhängigkeit von Portugal anerkannt, die Geschichte ist wechselhaft, bis in die 80er Jahre existierte eine Militärdiktatur, heute mischen Korruptionsskandale regelmäßig die Politik des Landes auf, auch gegen den amtierenden rechts-konservativen Präsidenten Jair Bolsonaro wird aktuell ermittelt.

Aus den indigenen Musiken, afrikanischen und portugiesischen Klangfarben entstanden im Laufe der Jahre die Grundlagen für die heutige Musikkultur des Landes. Revolutionär war Anfang des 20. Jahrhunderts die Schaffung des Bossa Nova, der noch heute zu den beliebtesten Musikstilen in Brasilien gehört. Im Zuge der Militärdiktatur wurde der Tropicalismo gefördert, der Bossa Nova mit Folk und Rock vereinte. Auch die rhythmuslastige Samba ist überall präsent, sowohl bei den Karnevalsschulen in Rio, als auch in der modernen Popmusik. Immer wieder schaffen es brasilianische Exporte auch nach Europa, etwa Ivete Sangalo, Gusttavo Lima oder Michel Telò.

Zu den in Europa eher unbekannteren aber aktuellen Interpreten, die sich dem Funk und dem typisch brasilianischen Ostentação verschrieben haben, zählt der 1992 in Rio geborene Leno Maycon Viana Gomes alias Nego do Borel. In den Favelas der Stadt aufgewachsen, legte er ab 2012 mit seiner Debütsingle "Os caras do momento" den Grundstein für seine Karriere. Das Lied ging viral und erzielte über 50 Millionen Aufrufe bei YouTube. Mittlerweile hat er mit "MC Nego do Borel", "É ele mesmo" und "Nego resolve" drei Alben bei Sony Music veröffentlicht. Mit dem hier heute vorgestellten "Você partiu meu coração" ("Du hast mein Herz gebrochen") stieg er ebenfalls in die brasilianischen Charts ein und belegte auch in Bolivien die #1 der Hitparade.

Nego do Borel - Você partiu meu coração

Freitag, 9. Juli 2021

Eurovision 2022: Pesaro reicht Kandidatur ein


Italien
- Turin bleibt nicht die einzige Stadt auf der Liste der Bewerber um den Eurovision Song Contest. Wie Matteo Ricci, der Bürgermeister von Pesaro via Facebook erklärte, hat auch seine Stadt eine offizielle Bewerbung für den Song Contest 2022 bei der RAI eingereicht. Damit ist Pesaro, eine Hafenstadt an der italienischen Adriaküste, die zweite Stadt, die für die Austragungsrechte kandidiert. Noch bis Montag können sich alle interessierten italienischen Städte beim Sender bewerben.

"Wir fallen mit allen Parametern unter die Teilnahmekriterien. Darunter heißt es, dass ein internationaler Flughafen nicht mehr als 1,5 Stunden entfernt sein darf, ein Hotelbettenangebot von mehr als 2.000 Betten in der Nähe des Events notwendig ist und auch die Infrastruktur mit der Vitrifrigo Arena die notwendigen Kriterien erfüllt.", so Ricci in seinem Posting. Er betont, dass Pesaro eine lange musikalische Tradition hat und man ein dynamisches kulturelles Leben vorweisen kann. Die Vitrifrigo Arena ist die drittgrößte Indoor-Arena in Italien und bietet bei Konzerten bis zu 13.000 Plätze. 

Pesaro liegt in der norditalienischen Region Marken und ist der Geburtsort des bekannten italienischen Komponisten Gioachino Rossini. Sein Geburtshaus gehört neben denen von Puccini und Verdi zum Europäischen Kulturerbe, alljährlich finden ihm zu Ehren in Pesaro Festspiele statt. Neben Pesaro bekundeten in den letzten Wochen noch diverse andere Städte Interesse an der Ausrichtung des Eurovision Song Contests, offiziell beworben haben sich diese, mit Ausnahme von Turin, jedoch noch nicht.