Montag, 30. April 2018

Tag 2: Ein Update aus dem Krankenhaus



Tschechien - "In aller Freundschaft" kommt zwar erst morgen in der ARD, dafür gibt es aber heute schon wieder ein Lebenszeichen aus dem Lissaboner Krankenhaus. Mikolas Josef hat seine Follower via Instagram über den aktuellen Stand der Dinge nach seiner Rückenverletzung informiert und erklärt weiterhin, dass er um jeden Preis auftreten werde, "no matter what".

In seinem kurzen Update dankte er der Europäischen Rundfunkunion und der tschechischen Botschaft dafür, dass sie sich so gut um ihn kümmern. Zugleich schrieb er: "Ich fühle mich schon besser als gestern. Ich habe hier großartige medizinische Versorgung erhalten, zusammen mit Schmerzmitteln und ich war heute schon wieder in der Lage selbst zum Mittagessen zu gehen. Wir warten noch auf die Rückmeldung von den Ärzten, die die Ergebnisse vom CT auswerten und bestätigen, dass der Rücken okay ist (...)".

Er und sein gesamtes Team haben in den letzten Monaten so hart gearbeitet, dass ein Rückzug so kurz vor dem Ziel für ihn keine Option sei. Tschechiens zweite Bühnenprobe in der Altice Arena ist für Donnerstagmittag angesetzt. Ob und in welchem Umfang diese Probe stattfinden kann wird sich in den nächsten Stunden und Tagen zeigen. Auf jeden Fall sollte Mikolas zukünftig auf Saltos jeglicher Art verzichten...

Tag 2: Abschluss des ersten Halbfinals



Portugal - So, das erste Halbfinale ist einmal durch und die Bilanz zeigt, dass Netta aus Israel nicht in einer anderen Liga spielt und ihr einige Beiträge durchaus gefährlich werden können. Mein persönlicher Aufsteiger des Tages ist heute tatsächlich Eleni Foureira, von der ich eine solche Steigerung nicht erwartet hätte. Sie schafft es aber Stimmung zu machen und wir die Halle am 8. Mai mit sich reißen, die Hardcore-Fans, die solche Dancetracks mögen stehen ohnehin in der ersten Reihe und werden schon für Partyatmosphäre sorgen.

Aufsteigerin des Tages:
Eleni Foureira für Zypern
Die LEDs fehlen zumindest in diesem Halbfinale nicht. Meiner Meinung nach wird durch die Beleuchtung und das Staging der einzelnen Beiträge auch ohne ausschweifende Animationen im Hintergrund für Abwechslung gesorgt. Ein klein wenig enttäuscht bin ich heute nur von der finnischen Probe. Saara Aalto hat zwar seit dem Vorentscheid alles umgekrempelt, der Funke will aber momentan noch nicht überspringen. Dafür haben andere Nationen, wie z.B. Kroatien mich heute mehr überzeugt. Es dürfte spannend werden, was sich im Vergleich zu heute am Donnerstag und Freitag noch ändert bzw. wer sich verbessert.

Nachdem gestern Litauen das Pressevoting von den anwesenden Journalisten gewinnen konnte, hat auch dort Zypern heute den meisten Zuspruch erhalten. Auf den letzten Platz wurde überraschenderweise Armenien gevotet. Zudem gab es noch ein Update via Instagram vom verletzten Mikolas. Der hat offenbar eine ziemlich harte Nacht hinter sich und am Mittag erklärt, dass er nun auf dem Weg in ein drittes Krankenhaus sei. Sein Posting beschließt er mit "I am doing this!", er scheint also sehr darum bemüht, zumindest für das Halbfinale wieder fit zu sein. Weiterhin gute Besserung!

Was gibt es sonst Neues aus Lissabon? Nicht viel, bei all den Proben kommt das Drumherum momentan noch etwas kurz. Ieva aus Litauen hat heute mit ihrem Team einen Ausflug nach Sintra und zum Fervença-Wasserfall unternommen, Sennek hat ihren Geburtstag mit einer Weinprobe gefeiert und Netta Barzilai ziert das Titelblatt der größten portugiesischen Zeitung "Diário de Notícias". Ebenfalls etwas zu kurz gekommen ist vorhin die Meldung um unsere fünf Juroren, die am Mittag von der EBU benannt wurden.

War 2010 schon Jurorin:
Mary Roos
Wie vorhin erwähnt, wird Mary Roos als Jurypräsidentin den Vorsitz der deutschen Juroren übernehmen. Sie war bereits 2010 Teil der deutschen Jury, die damals von Hape Kerkeling in Oslo angeführt wurde. 2013 hat sie dann beim deutschen Vorentscheid zu spüren bekommen, dass es durchaus auch Kritik vom Eurovisionsvolk gibt, bei der Bekanntgabe jener Punkte gab es Buhrufe. "Gerade weil viele der jungen Künstlerinnen und Künstler noch nicht viel Bühnenerfahrung mitbringen, habe ich viel Respekt vor dem Mut und freue mich, dass ich nach 2010 wieder in der Jury sitzen werde.", erklärt Mary.

Ergänzt wird die fünfköpfige Jury durch Max Giesinger, der unter Umständen noch Probleme mit seiner Nominierung bekommen könnte. Im Regelwerk der EBU heißt es, dass Juroren nicht mit den Interpreten des Wettbewerbs assoziiert werden dürfen. Dazu passt das Zitat "Ich bin Teil der Jury und Michael, mit dem ich mehrere Jahre in einer WG auf St. Pauli gelebt hab, tritt für Deutschland an. Was für ein krasser Zufall.", nicht wirklich. Die übrigen drei Juroren sind die 22jährige Musikerin Lotte, die vergangenes Jahr erst ihr Debütalbum veröffentlichte, der 18jährige Mike Singer, den wir beim Vorentscheid mit "Deja vu" erleben durften und Manager der Band Revolverheld, Sascha Stadler.

Die deutschen Juroren werden im zweiten Halbfinale und natürlich im Finale abstimmen. Als Grundlage dienen die sogenannten Juryfinals, die zweite Generalprobe einer jeden Show, die am Abend vor dem TV-Event ausgetragen wird. Alle einzelnen Jurywertungen werden nach dem Finale der Eurovision in der Nacht auf den 13. Mai online auf Eurovision.tv zu sehen sein, einige markante Punkte werden wir natürlich auch hier veröffentlichen und unter die Lupe nehmen.

Morgen dann sind die ersten neun Interpreten aus dem zweiten Halbfinale an der Reihe. Wir erleben das Comeback von Alexander Rybak, der sich in Vorbereitung auf den Wettbewerb etwas rar gemacht hat und das zweite Semi eröffnen wird. Außerdem wird die Frage geklärt, ob San Marino seine beiden Roboter mit auf die Bühne bringt, wie wikingerlastig die dänische Performance wird, was sich die Russen haben einfallen lassen, um das Maximum aus Julias Song herauszuholen, zudem werden Waylon für die Niederlande und Jessica Mauboy für Australien auf Tuchfühlung mit der Bühne gehen.

Tag 2: Eleni Foureira brennt sie alle nieder



Zypern - Am Ende des ersten Halbfinals brennt Zypern die Bühne nieder, soviel steht fest. Eleni Foureira bringt es auf der Bühne sehr und sorgt für ein fulminantes Ende der Reihe von Kandidaten. Sie trägt ein bauchfreies Kleid, zu meiner Begeisterung mit Pailletten besetzt und hat vier Tänzerinnen im Gepäck, die sich genauso sexy bewegen können, wie Eleni. Da hat sich Zypern eine echte Rampensau eingekauft, die es meiner Meinung nach locker ins Finale schaffen wird.

Zunächst ist es auf der Bühne dunkel, danach aber knallt es und neben der ganzen Tanzerei gibt es links wie rechts Feuerbrünste, Feuerwerk und gekonnte Hüftbewegungen. Auf so eine Dancenummer hat das Halbfinale noch gewartet und insbesondere, da Eleni die Schlussnummer darbietet, dürfte die Qualifikation ein Kinderspiel sein. Sogar stimmlich liefert sie ab, wenngleich es daran nach dem ersten Live-Mitschnitt von "Fuego" Zweifler gab, mir eingeschlossen.

"Fuego" wird seinem Namen in jedem Fall gerecht und brilliert auf der Bühne, die sich primär in heißen Rottönen gibt. Nach drei kräftezehrenden Durchgängen gab Eleni aber auch seufzend den Kommentar: "Next year only ballads" von sich. Zypern setzt diesem Halbfinale einen ordentlichen Abschluss, da sind sich alle einig und es wird auch schon wild darüber spekuliert, ob Eleni das Zeug hat, das Semifinale zu gewinnen.

Mit dem Abgang der zypriotischen Delegation von der Bühne endet auch der zweite Probentag in der Altice Arena. Nun folgen noch einige Meet & Greets im Pressezentrum, danach wird das Licht ausgemacht. Eine Zusammenfassung vom Tage folgt gleich in einem separaten Posting, inklusive Ausblick auf die Proben des morgen startenden zweiten Halbfinals, welches allgemein als wesentlich schwächer eingestuft wird.

Schüttelte sich schon hinter der Bühne: Eleni Foureira für Zypern
Erinnert sich noch jemand an "Mambo" von Helena Paparizou? So geht Greek Dance heute
Eleni ist die Aufsteigerin des Tages, in Lissabon wird schon über ein Sieg im Semi diskutiert

1. Probe: Eleni Foureira - Fuego

Tag 2: Schau mir in die Augen, Kleiner



Irland - Sechs Punkte gilt es zu schlagen. So viele Zähler hatte Ryans Onkel Gary O'Shaughnessy am Ende des Finales der Eurovision 2001 auf dem Konto. Das dürfte angesichts der süßen Performance durchaus machbar sein und ich freue mich schon auf die ersten Tiraden russischer Politiker, wenn sie das Getanze von Ryans beiden Backings sehen. Die gesamte irische Inszenierung ist stark an das Video zu "Together" angelehnt.

Als Requisiten stehen eine Parkbank und eine Straßenlaterne zur Verfügung, um die Ryans Tänzer agieren und sich mit Hebefiguren und synchronen Moves ganz verliebt geben, insbesondere bei der Zeile "Look me in the eyes". Ryan selbst steht im Vordergrund mit seiner Gitarre am Mikrofonständer und zeichnet sich wieder durch seinen hohen Gesang aus. Ergänzt wird das Bühnenteam der Iren durch eine Pianistin, die im Hintergrund am Flügel sitzt. Es wirkt in sich stimmig, nicht zu überladen.

Die Bühne ist dunkelblau eingefärbt, eben um den Dubliner Himmel am späten Abend zu repräsentieren. Tatsächlich beginnt es im Verlauf der drei Minuten auch noch zu schneien. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht, trotzdem ein netter Effekt, der wieder einmal zeigt, was die Produzenten der Show zu leisten imstande sind. Einziger Kritikpunkt ist eventuell, dass sich die Kameraeinstellungen weniger auf Ryan sondern eher auf die beiden im Hintergrund fixieren. Ryan und die Pianistin machen mehr oder weniger nebenbei ihr eigenes Ding, unabhängig von den Tänzern.

Trotzdem bleibt es eine schöne Nummer, der ich viel Erfolg wünsche. Vermutlich wird Irland aber auch damit im Semifinale kleben bleiben, was ich persönlich sehr schade fände. Es bleibt ein qualitativ hochwertiges Lied mit Inhalt, das aufgrund der Masse an Liedern am Ende auf der Strecke bleiben wird. Dennoch habe ich die Hoffnung in Irland noch nicht verloren, es bleibt abzuwarten, wie die Nummer am Fernseher wirkt. Auf die Frage, bei der PK, ob er Druck verspüre Irland wieder einmal ins Finale bringen zu müssen antwortete er nur schelmisch, dass der Druck nicht bei ihm sondern beim Delegationsleiter läge.

Ryan O'Shaughnessy tritt 17 Jahre nach seinem Onkel für die grüne Insel an
Begleitet von seinen beiden Tänzern, die wir schon aus dem Musikvideo kennen
Ebenfalls omnipräsent: die Straßenlaterne, irgendwann setzt leichter Schneefall ein

1. Probe: Ryan O'Shaughnessy - Together

Tag 2: Energischer Auftritt der Schweizer Geschwister



Schweiz - Voller Energie und sehr motiviert, ihr Land endlich mal wieder in die Endrunde eines Eurovision Song Contests zu bringen, traten die Schweizer Geschwister der Zibbz auf. Während Stee an seinem Schlagzeug sitzt, tobt Corinne über die Bühne, zieht ihren Mikrofonständer mit, nutzt auch die Brücke der Bühne und fordert das Publikum in der Halle zum Mitmachen auf.

Das zieht beim Eurovision Song Contest in den wenigsten Fällen und kann auch ganz schön nach hinten losgehen. In diesem Fall ist es aber ganz angebracht und nicht zu überheblich. Die beiden machen ihren Job wirklich gut und man merkt ihnen auch an, wie viel Spaß sie an dem ganzen Eurovisionsprojekt haben. Fast müsste man die Sängerin ein wenig bremsen, damit sie nicht über das Ziel hinausschießt, das Ende von "Stones" beendet sie auf dem Schlagzeug ihres Bruders.

Im weiteren Verlauf der Proben nahm Corinne zudem noch eine Fackel in die Hand, das Olympische Feuer ist an Griechenland vorbeigezogen und wurde in der Schweiz als Requisit verarbeitet. Ob dies auch im Halbfinale genutzt wird, ist derzeit noch nicht fix. Die Bühne ist in blauem Spotlight gehalten, die geometrischen Figuren aus dem Schweizer Vorentscheid sind nicht mit dabei, obwohl zunächst angekündigt wurde, diese auch in Lissabon dabei zu haben.

So motiviert und fröhlich der gesamte Schweizer Auftritt auch war, Peter Urban würde es eine "runde Sache" nennen, so sehr fürchte ich auch, dass all die Liebesmühe, die die Schweizer in ihren neuen Vorentscheid und in die Promotion gesteckt haben, am Ende nicht belohnt werden. Die Schweiz hat es per se schon schwer genug und dann haben sie auch noch Pech bei der Auslosung gehabt. Ich drücke trotzdem ganz fest die Daumen, vielleicht sehen wir sie ja doch noch im Finale wieder, es wäre verdient...

Das fröhliche Geschwisterpaar aus der Schweiz ist auch angekommen
Beide haben Spaß und richtig Lust auf den Eurovision Song Contest
Dabei legt sich vor allem Corinne mächtig ins Zeug und motiviert das Publikum zum Mitmachen
Hoffentlich gibt es kein böses Erwachen im Semifinale...


1. Probe: Zibbz - Stones

Tag 2: Ein Ausflug ins antike Armenien



Armenien - Sevak aus Armenien war als nächstes an der Reihe und nach dem farbenfrohen Monster-Bingo bietet "Qami" eine gelungene Abwechslung. Auch wenn ich mich an dem Lied nicht erwärmen kann, so muss ich doch neidlos zugeben, dass Sevak Khanagian eine wahnsinnig gute Stimme hat und auf den Punkt jede einzelne Note nicht nur hingebungsvoll sondern auch stimmlich fehlerfrei gemeistert hat.

Er steht in einer Art Steinkreis aus grauen Stehlen, Vergleiche mit Stonehenge und ähnlichen Kultkreisen sind nicht von der Hand zu weisen. Dem Titel seines Liedes ("Wind") entsprechend, macht die Windmaschine auch bei der armenischen Probe Überstunden, wenn auch nicht ganz so stark, auf die Kurzhaarfrisur hätte es ohnehin wenig Einfluss. Den Plattenharnisch aus dem armenischen Vorentscheid hat er zuhause gelassen, dafür trägt er nun einen zerknitterten Fusselmantel.

Im Hintergrund passiert bezüglich der Beleuchtung nicht wahnsinnig viel, die Farben wechseln sich kaum ab, ein wenig Rot wurde während des zweiten Durchgangs eingefügt. Die gesamte Nummer lebt von Sevaks Stimme, denn eine wirkliche Bühnenshow gibt es nicht, auch der Chor ist nicht zu sehen. Die Symbolik hinter dem Steingebilde wird sich bestimmt beim Meet & Greet aufklären, das später stattfindet.

Armenien hat auch den Nachteil, dass es im ersten Semifinale antritt, wo es haufenweise gute Beiträge gibt, wofür das Lied steht und ob die Darbietung auf der Bühne Wiedererkennungswert hat, hängt von der finalen Präsentation ab. Momentan halte ich Armenien für einen Wackelkandidaten, bei dem sich am Ende die Frage stellt, ob in diesem Jahr eher die Performances oder doch die Stimme gefragt sind.

Sevak Khanagian geht für Armenien ins Rennen
Singen kann der Mann in jedem Fall, ob das reicht entscheidet sich am 8. Mai
Und so sieht der Kreis in der Totalaufnahme aus

1. Probe: Sevak Khanagian - Qami

Tag 2: Die Monster, die Treppe, die schiefen Töne



Finnland - "Man soll das Alte immer mit dem Neuen verbinden.", heißt es in einem Zitat von Theo Lingen in seiner Rolle als Direktor Taft, Leser älteren Baujahres werden sich erinnern. So probiert es auch die finnische Delegation um ihr kleines Sternchen Saara Aalto und erfindet zwar nicht das Rad neu, bringt dafür aber eine Art Glücksrad mit, auf dass sich die Zweite von X-Factor schnallen lässt. 

Dabei wird sie von ihren Monstern, speziell von je zwei männlichen und weiblichen Tänzern umspielt. Neben dem Rad spielen auch zwei große Leuchttreppen, die links und rechts von der Drehscheinbe herunterführen eine elementare Rolle in Saaras Performance. Sie ist bemüht die Töne zu halten, was kopfüber nicht so einfach zu sein scheint. Sie bringt eine überladene Show, zu deren Abspann auch noch Feuerwerk gezündet wird.

Sie selbst trägt Schwarz, ihre Begleiter allesamt eine Art graue Uniform. Eine völlige Überarbeitung der Bühnenshow wurde angekündigt und eingehalten, für mein Empfinden versucht sich das finnische Team aber zu sehr für die Zielgruppe der Eurovisionsfans zu empfehlen, sodass die Show ziemlich mächtig und abgehoben wirkt. Ich fürchte, damit haben sich die Finnen wieder einmal keinen Gefallen getan.

Eine gewaltige Showeinlage endet damit, dass Goldregen von der Decke gelassen wird und sich Saara in die Arme ihrer beiden muskulösen Tänzer fallen lässt. Was man bei all der Schau aber nicht vergessen darf ist, dass es zumindest in Maßen immer noch um den Gesang geht und daran zu feilen dürfte die Hausaufgabe für Saara bis zur nächsten Probe sein. Nach dieser Probe würde ich ein Halbfinal-Aus prophezeien, aber noch ist nicht aller Tage Abend.

Mit allen Tricks und vor allem aller Gewalt will Finnland zurück ins Finale
Showtreppe, Glücksrad, Tänzer, Saara Aalto hat alles im Gepäck,
was man in früheren Jahren brauchte um bei der Eurovision Erfolg zu haben
Das überdeckt die ein oder andere vergurkte Note aber auch nicht, es gilt zu üben

1. Probe - Saara Aalto - Monsters

Tag 2: Blau-weiß, das kann nur Griechenland sein



Griechenland - Unweigerlich fühle ich mich ins Jahr 1995 zurückversetzt, als Elina Konstanopoulou für Griechenland an den Start ging. Sie trug, ähnlich wie Yianna, die Wert darauf legt, dass man sie mit Y schreibt, ein weißes Kleid, hatte eine Hymne mit so viel griechischem Pathos im Gepäck, dass es fast schon zu viel wurde und steht allein auf der Bühne. Ähnlich wie damals, möchte auch die diesjährige Kandidatin sich nicht zu sehr verausgaben und bleibt beharrlich auf einem festen Punkt stehen.

Griechenland hat zwar nicht nur Yianna sondern auch noch Backing-Vocals dabei, diese sind auf der Bühne allerdings nicht zu sehen. Dafür sieht man, wie sich die Hauptakteurin voll und ganz dem leidvollen Wesen ihres Liedes hingibt, wild mit den Armen gestikuliert, sich teilweise auch hinkniet und sich die Schmerzen aus dem Leib singt. Die Bühne ist, wie könnte es bei Griechenland auch anders sein, in Blau und Weiß gehalten.

Ergänzt wird der griechische Auftritt natürlich durch die Windmaschine. Gegen den Wind konnte sie stimmlich bestehen, lieferte ordentlich ab, ohne dass dabei irgendwelche Überraschungen auftauchten. Allerdings berichten anwesende Journalisten vor Ort von mindestens einem schrillen Schrei, der dort in dem Lied nicht zu suchen hat, der dafür aber bei jedem der Probedurchgänge auftauchte.

Im Instrumental gibt es, wie auch im Video unten zu sehen ist, Nebelschwaden, die aus dem Boden schießen. Mit dem unverkennbar aus Hellas stammenden Beitrag ging in der Altice Arena der erste Block der heutigen Proben vorbei. Nach einer kurzen Verschnaufpause beginnt in etwa 30 Minuten die finnische Probe, auf die ich wirklich sehr gespannt bin, obwohl ich nicht denke, dass wir die Monster beim Abendmahl erleben werden...

Maske: Check, Yianna backstage | Folkloristisches Griechenland in Lissabon
Nicht fehlen darf dabei die blau-weiße Szenerie und die Windmaschine
Zuschauer erleben die Reinkarnation von Elina Konstantopoulou

1. Probe: Yianna Terzis - Oneiro mou

Tag 2: Felix Austria, Cesár rennt um sein Leben



Österreich - Die orgiastische Show fehlt auch bei den Österreichern. Cesár Sampson ist Dreh- und Angelpunkt der drei Minuten, was man daran merkt, dass seine Backings irgendwo hinter der Bühne stehen. Während des Intros wird sein Gesicht gezeigt, eine Seite im Dunkeln, die andere angestrahlt. Später setzt er sich in Bewegung, nutzt die Bühne aus, am Ende beginnt er sogar zu rennen, wie dies auch schon im Video der Fall war.

Seine Backings hat man hinter den hydraulischen Bühnenteil gestellt, sodass man sie kaum erkennen kann. Dieser Teil ist in rotes Blitzlicht getüncht, die Österreicher stehen scheinbar auf Erhöhungen, von Nadine Beiler über Conchita bis hin zu Nathan Trent standen sämtliche Kandidaten der letzten Jahre irgendwie auf einem Podest. Cesár bewegt sich aber auch drum herum und legt zahlreiche Schritte zurück, gerät dabei fast ins Gerenne.

Das Kostüm ist komplett in Silbergrau gehalten, auf Swarovski-Steinchen wurde in diesem Jahr aber glücklicherweise verzichtet, etwas schlabberig sieht es dennoch aus. Überzeugen kann Cesár vor allem durch seine Stimme, er trifft alle Töne und erreicht auch die höchsten Höhen mühelos. Das könnte im Halbfinale ziehen. Eine sehr gute Leistung für die erste Probe, die auch hier von Durchgang zu Durchgang mehr Routine erhielt. Österreichs Chancen dürften so schlecht nicht sein.

Mehr gibt es zu der österreichischen Probe eigentlich nicht zu sagen, außer vielleicht, dass ich mir auch hier zum Schluss hin ein bisschen Pyrotechnik gewünscht hätte, aber das kann ja zum zweiten Durchlauf noch eingebracht werden. 100% hat Cesár nämlich heute auch noch nicht gegeben, wozu soll man sich auch abmühen, wenn man weiß, dass man schon einen soliden Auftritt hinlegt?

Vor dem Auftritt noch einen kleinen Espresso für Österreich
Im Alpenland ziehen Erhöhungen auf der Bühne immer noch
Cesár bewegt sich viel, ist fast schon etwas hektisch unterwegs

1. Probe: Cesár Sampson - Nobody but you

Tag 2: Kroatien setzt auf One-Woman-Power



Kroatien - Das kroatische Team rückt seine Interpretin Franka Batelić in den Mittelpunkt der Performance. Eine andere Wahl haben sie auch nicht, denn Franka steht völlig allein auf der Bühne, keine Tänzer, keine Animationen im Hintergrund. Die Künstlerin selbst muss es richten und ich habe leichte Befürchtungen, dass es wie schon bei Nina Badrić 2012 nicht ausreichen könnte.

"Crazy" wirkt auf der Bühne dargeboten nicht mehr ganz so lasziv wie im Videoclip. Franka steht in einem dunklen, spitzenbesetzten Kleid am Mikrofonständer, den sie gekonnt umspielt ohne dabei zu billig zu wirken. Sie kann beeindruckend singen, setzt einfache Gesten gekonnt ein, da hat sich die Vorbereitung und der Verzicht der PR-Konzerte wirklich gelohnt. Das kroatische Team hält die Show minimalistisch und liegt damit sehr richtig.

Von Mal zu Mal wird Franka auf der Bühne selbstsicherer und kann sich sehen lassen. Auch die Windmaschine muss natürlich etwas pusten und weht ihr durch die offenen Haare. Den Hintergrund hat man in Landesfarben, blau und rot gehalten, auch das wirkt sehr stimmig. Kroatien könnte ein kleiner Underdog in diesem Halbfinale sein, hat aber auch eine massive Konkurrenz im Nacken und daher glaube ich an ein ähnliches Ergebnis wie seinerzeit in Baku.

Hier ist es der EBU durch die Verteilung der Startplätze gelungen, zwei sehr konträre Beiträge hintereinander aufzureihen. Nach dem fröhlichen Act aus Mazedonien steht die kroatische Nummer für einen anderen Stil und wirkt dadurch auch besser. Der sonst so dröge Mittelblock eines Halbfinals wird in diesem Jahr gut ausgekleidet. Beim Meet & Greet ließ es sich Franka nicht nehmen aus ihrem Repertoire ein kurzes Medley ihrer früheren Vorentscheidungslieder zu singen. Nach Franka folgt César Sampson aus Österreich, über den wir gleich berichten.

Franka backstage, nicht zu sehen, sind die Glitzerapplikationen auf dem Kleid
Auf der Bühne fegt ihr der Wind durch die Haare
Souveräne erste Probe der Kroaten, die es aber trotzdem schwer haben könnten

1. Probe - Franka Batelić - Crazy

Australien: Lee Lin Chin als Spokesperson ersetzt



Australien - Es ist zwar keine nationale Tragödie, aber zumindest sehr schade, dass das australische Fernsehen SBS in diesem Jahr auf die wundervolle Nachrichtensprecherin Lee Lin Chin verzichtet und durch ihren Kollegen, den australisch-portugiesischen Nachrichtensprecher Ricardo Gonçalves ersetzt. Dieser freut sich auf seine neue Aufgabe, per Satellit die Juryergebnisse von Down Under vorzustellen.

Beide arbeiten bei SBS News
Lee Lin Chin, die vor allem durch ihre extravaganten Kostüme in Erinnerung blieb, vergab zwischen 2015 und 2017 die australischen Punkte. Nach und nach bestätigen auch andere Nationen ihre Spokespersons für das Finale am 12. Mai. So wird Ott Evestus, Achter beim Eesti Laul, die estnischen Punkte verlesen, für Island wird diese Aufgabe Edda Sif Pálsdóttir übernehmen.

Ricardo erklärte zu seiner Nominierung: "Als portugiesischstämmiger Australier kann ich es kaum abwarten, meine Mutter und meinen Vater stolz zu machen und Teil dieses großartigen Events in ihrem Land zu sein. Boa sorte Lisboa e boa sorte Jessica Mauboy!", wird er zitiert. Australien tritt zunächst im zweiten Semifinale von Lissabon an. Jessica Mauboy wurde intern vom Sender SBS ausgewählt, um Australien zu vertreten. Sie war bereits 2014 als Interval-Act in Kopenhagen dabei und hat morgen ihre erste Probe.