Europa - Geht es nur mir so oder finden meine Leser auch, dass sich der Eurovision Song Contest irgendwie immer noch im Sommerschlaf befindet? Es ist Mitte Oktober, es fehlen noch Bestätigungen bzw. Absagen aus vierzehn Ländern... bislang haben wir noch keinen einzigen Vorentscheidungstitel gehört, mit Ausnahme der Schweizer Online-Akteure, die sich qualitativ kaum unterscheiden, nicht einmal eine Liste von irgendeinem Sender wurde veröffentlicht, mit Interpreten, mit Titeln, mit Informationen.
Gut, wir wissen schon, dass der Eurovision Song Contest 2014 in Kopenhagen stattfindet, auch ohne zypriotische oder kroatische Beteiligung, wir wissen aber noch nicht, ob Bosnien oder Portugal oder gar Polen zur Eurovision zurückfinden. Vor ein paar Jahren fand zu dieser Zeit bereits die vierte Vorrunde in Bulgarien statt, heute scheint wohl wieder alles darauf hinauszulaufen, dass Albanien uns zur Weihnachtszeit den ersten Beitrag der Saison liefert.
Ist es gut, noch nicht alles im Vorwege zu wissen? Für Fans ist diese Ungewissheit meist ein Graus, verbietet sich doch Gesprächsstoff über die Teilnehmer norwegischer Vorrunden, Recherchen über finnische Kandidaten oder die Aufdeckung von Skandalen aus Schweden. Bei einigen Sendern mag diese Strategie taktische Gründe haben, andere scheinen sich wohl noch nicht einmal Gedanken gemacht zu haben und damit meine ich nicht Italien, das sich sowieso immer einladen und bitten lässt. Wo sind die Bestätigungen aus Aserbaidschan und der Ukraine? Nationen in denen der Song Contest euphorisches Blitzen in die Augen der Senderdirektoren zaubern müsste.
Ist es der Türkvizyon geschuldet, die vom türkischen Fernsehen TRT initiiert wird und die Türen für muslimische Gemeinschaften offen lässt, wozu auch Aserbaidschan als auch die Region Krim in der Ukraine gehören? Wo ist der Tatendrang beim rumänischen Fernsehen TVR, das zwar in den letzten Jahren ein Low Budget hatte, dafür aber immer noch die Kurve gekriegt hat oder Moldawien, das nach eigenen Aussagen "wahrscheinlich" dabei ist?
Und so komme ich nun doch wieder auf den Schweizer Online-Entscheid zu sprechen. Dort haben sich nunmehr 57 Beiträge eingefunden, Trash ist dabei, was zum ZENSIERT ebenfalls, viel Unsinn, viel Mist. Irgendwo dazwischen findet man Leonard, einen offen homosexuellen Schlagersänger aus dem Kanton Uri, dessen Erfolge beim Grand Prix des Schlagers und als Moderator vom Grand Prix der Volksmusik liegen. Den Bogen zur Eurovision, wo er es mit dem Lied "Ein Mann von Welt" probiert, schafft er durch sein Cover von Ines estnischem Beitrag "Once in a lifetime", das auf seiner Website auszugsweise als "Einmal im Leben" zu hören ist.
Des weiteren ist die polnische Sängerin Gosia Andrzejewicz wieder mit dabei, auch sie ist keine Unbekannte und nahm bereits mit "You" am Schweizer Online-Vorentscheid teil. Mit "I'm not afraid" präsentiert sie in ihrem typischen Stil den nächsten Versuch und wird allmählich zur Dauerkandidatin. Lys Assia hingegen setzt 2014 aus, sie habe keinen passenden Titel gefunden, wünscht aber Ralph Siegel und Valentina Monetta alles Gute für San Marino. Empfehlenswert und viel gelobt auf internationalen Fanseiten wurden die Swissters. "Celebration" klingt ein wenig sehr brav, aber macht in diesem sonst so tristen Teilnehmerfeld ein wenig Mut auf Besserung.
Den Rest kann man sich hier anhören. Ich beobachte das Eurovisionsgeschehen weiterhin, sobald außerhalb der eidgenössischen Landesgrenzen etwas Interessantes geschieht, werde ich mich melden. Einen schönen Sonntag allen Lesern!