Sonntag, 31. Mai 2015

Großbritannien: Simon Cowell bietet Hilfe an


Großbritannien - Über die BBC und ihre Sinneskrise beim Eurovision Song Contest haben wir ja in dieser Woche schon berichtet. Nun hat sich einer "geopfert" um die Sache wieder auf Vordermann zu bringen. Produzent und Musikexperte Simon Cowell, der schon in "Pop Idol", "X-Factor" und "Got Talent" mitgewirkt hat, hat offenbar Interesse sich um die Auswahl für den Wettbewerb 2016 zu kümmern.
 
"Ich würde zu 100% gerne die Zügel für die Eurovision in die Hand nehmen. Ich habe darüber nachgedacht (...) Ich mag es, mir vorzustellen, wie ich für ein Jahr versuche jemanden Unentdecktes zu finden, der das UK vertritt. Ich glaube, es gibt da nicht viel zu verlieren und es wäre für mich ein großer Spaß.", wird Cowell zitiert. Die BBC sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen und über eine Verpflichtung nachdenken.
 
Cowell stellte fest, dass der diesjährige Beitrag von Electro Velvet keinerlei Chancen hatte. Er wäre offenkundig bereit dazu, sich um die Vorauswahl für Schweden 2016 zu kümmern und hat bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass Programme, in denen er mitgewirkt hat, gute Musiker hervorbringen. Beispielsweise nahmen auch Jedward einst an X-Factor teil. Wir dürfen gespannt sein, was es in Zukunft aus Großbritannien zu hören gibt.

Freitag, 29. Mai 2015

Bosnien-Herzegowina: EBU mahnt Unterstützung an


Bosnien-Herzegowina - In einem offenen Brief hat die Generaldirektorin der EBU, Ingrid Deltenre, die bosnische Regierung aufgefordert, die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Bosnien-Herzegowina weiterhin aufrecht zu erhalten. Die EBU warnte zugleich vor einem möglichen Kollaps des Senders BHRT.

"Wir mahnen die Behörden dazu an, die angemessene Unterstützung und Führung der öffentlich-rechtlichen Medien in Bosnien-Herzegowina sicherzustellen.", drängt die EBU die Staatsführung des Landes. Das bosnische Fernsehen stünde kurz vor der finanziellen Pleite, ein Comeback zum Eurovision Song Contest erscheint unter diesen Bedingungen sehr unwahrscheinlich.

Bosnien-Herzegowina war zwischen 1993 und 2012 aktiv am Eurovision Song Contest beteiligt und konnte sich seit Einführung der Halbfinals als eines der wenigen Länder jedes Jahr für die Endrunde qualifizieren, zuletzt 2012 in Baku mit Maya Sar, die im Vorjahr noch als Backingsängerin von Dino Merlin auftrat. Seit drei Jahren fehlt das westliche Balkanland aus finanziellen Gründen beim Wettbewerb.

News-Splitter (429)


Niederlande - Noch bis zum Sonntag läuft das Voting für den Barbara Dex-Award, den seit 1997 online verliehenen Preis für das schrecklichste Outfit beim Eurovision Song Contest. Wer an der Abstimmung teilnehmen möchte, kann dies unter diesem Link tun. Im vergangenen Jahr erhielt Vilija Matačiūnaité aus Litauen den Preis. Einziger deutscher "Würdenträger" ist bislang Guildo Horn, der 1998 in Birmingham für uns über Nussecken und Himbeereis sang. Das Ergebnis des Votings reichen wir Anfang der Woche nach.

Österreich - ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz dankte nunmehr auf den Mitarbeitern des ORF und den Volunteers für ihre Arbeit in den vergangenen Wochen: "Ihnen gebührt für ihren tollen Einsatz in den vergangenen Monaten großer Dank." Er selbst habe von allen Seiten viel Lob für die Ausrichtung erhalten, sei es von der EBU, Delegationen oder Zuschauern. "Wir haben mit dem 60. Eurovision Song Contest einen Event ausgerichtet, der ORF-Geschichte geschrieben und die Welt positiv beeindruckt hat. Es war dies die größte Produktion, die der ORF je gestemmt hat.", so Wrabetz.

Israel - Die Stadtverwaltung bestätigte, dass Conchita Wurst wird am 12. Juni im Programm des Tel Aviv-Prides in der israelischen Hafenstadt auftreten wird. Bereits im Vorjahr hätte sie dort auftreten sollen, sagte jedoch kurzfristig ab. Zum Tel Aviv-Pride, der unter dem Motto "Tel Aviv liebt alle Geschlechter" stattfindet, werden rund 180.000 Menschen erwartet. Ob Nadav Guedj ebenfalls auftreten wird, ist derzeit nicht bekannt.

Deutschland - Gestern Nachmittag erklärte das Management von Cascada, dass sämtliche Termine und Auftritte bis Ende des Jahres abgesagt würden. Die Sängerin Natalie Horler erwartet ihr erstes Kind von ihrem Ehemann, mit dem sie seit 2011 verheiratet ist. Cascada sind seit 2002 musikalisch aktiv und nahmen für Deutschland 2013 beim Eurovision Song Contest in Malmö teil. Mit dem Titel "Glorious" konnten sie jedoch nur den 21. Platz belegen.

Türkei: Weiterhin Pläne zur Rückkehr

 
Türkei - 2012 gab es zuletzt einen türkischen Beitrag beim Eurovision Song Contest. Can Bonomo belegte damals den siebten Platz. Seither verweigerte sich der türkische Sender TRT dem Wettbewerb, da er mit dem Wertungssystem und der Sonderstellung der Big Five unzufrieden war.

Im Februar berichteten die Medien, darunter auch die Tageszeitung Hürriyet, dass man für 2016 eine Rückkehr plane. Die Kollegen von ESCtoday.com haben diesbezüglich jetzt noch einmal beim türkischen Fernsehen nachgehakt und die Aussage erhalten, dass TRT immer noch Pläne hat, am Wettbewerb in Schweden teilzunehmen.

Beschlossene Sache ist die Rückkehr der Türken zum Wettbewerb jedoch noch nicht. Eine offizielle Stellungnahme von TRT ist im Herbst zu erwarten. Vergangenes Jahr erklärte Generaldirektor İbrahim Şahin, das man aus genannten Gründen nicht in Wien dabei sein werde. Mittlerweile seien einige Forderungen von TRT jedoch erfüllt worden und man überlege, in Schweden wieder dabei zu sein.

Heute: ABU Radio Song Festival in Rangun


Myanmar - In Rangun, der einstigen Hauptstadt Myanmars, findet heute Abend das ABU Radio Song Festival statt. Die Show selbst wird als Galaevent im Nationaltheater der Stadt ausgetragen, erstmals treten hier Künstler aus dem Gastgeberland, den Malediven und Palästina auf.

Die Beiträge des heutigen Abends:
01. -  Brunei - Nurul Huda Fadilah - Aku milik oran
02. -  Indien - Peepal Tree - Nayi kushi
03. -  Indonesien - Billy Talahatu - Harmonize of the soul
04. -  Malaysia - Rasyidah Abd Rahim - Selingkuh kasih
05. -  Malediven - Moosa Mausoof - Farima
06. -  Myanmar - Jewel & Eastern - Mingalar bar
07. -  Myanmar - Min Theik Di, Ko Linn & May Ingyin Thaw - Peaceful earth
08. -  Pakistan - Shakeel Mahota - Pakistan tu meri jaan hai
09. -  Palästina - Dalal Abu Amned - Baladi
10. -  Singapur - Sufie Rashid - Tiada penggant
11. -  Sri Lanka - Shadir Ahmed & Wishmi T. Hettiarachchi - Celebrate us
12. -  Südkorea - Jaewon Jung - View
13. -  Thailand - Jack's Fruit Band - Ban khong rao
14. -  Vietnam - Dinh Thi Thanh Le - Nguyen tai tue

Livestream: Der Intervalact besteht aus den indonesischen Sängern Rosanita Niken, Billy Talahatu, der auch am Wettbewerb teilnimmt und der Sängerin Stella. Die Show wird von MRTV, dem Staatssender Myanmars ab 12:30 Uhr (MESZ) live übertragen und kann hier im Livestream verfolgt werden.

Deutschland: Fünf Jahre nach Oslo


Deutschland - Heute vor fünf Jahren hat Lena den Eurovision Song Contest nach 28 Jahren wieder nach Deutschland gebracht. Seitdem ist viel passiert, die heute 24jährige, die am Finalabend der Eurovision 2015 ihren Geburtstag auf der Reeperbahn feiert, durfte in Düsseldorf noch einmal antreten, begann ein Studium für afrikanische Sprachen, da sie mittlerweile ad acta gelegt hat und wurde Jurymitglied von "The Voice Kids".
 
Sie sackte mehrere Musikpreise, darunter den Echo und die 1Live Krone ein, lieh der Jane im 3D-Film Tarzan ihre Stimme, ist Werbeträgerin für L'Oréal und ist derzeit mit ihrem Album "Crystal sky" und der Singleauskopplung "Traffic lights" erfolgreich. Lena hat den Eurovision Song Contest wieder gesellschaftsfähig gemacht und sich immer treu geblieben. So gibt sie, nach dem Ratschlag von ihrem Entdecker Stefan Raab, nur wenige Details aus ihrem Privatleben preis.
 
"Ich stolpere nicht auf After-Show-Partys total besoffen im VIP-Bereich herum.", ist da schon eine der intimeren Aussagen von Lena. Und wir wünschen ihr weiterhin alles Gute für ihre Karriere und bedanken uns für einen der schönsten Momente der letzten Jahre, das Lena-Fieber und das "Wunder von Oslo", das wir hier noch einmal zelebrieren möchten.

Gänsehaut ab 1:35: Lena nach ihrem Sieg in Oslo

Donnerstag, 28. Mai 2015

Australien: Sony Australia trägt Kosten


Australien - Die Kosten für den australischen Song Contest-Ausflug nach Wien wurden nach Angaben von SBS-Direktor Michael Ebeid von Sony Australia getragen. Die Plattenfirma übernahm sämtliche Auslagen für die Akteure auf der Bühne sowie die fünfköpfige Delegation, die von Sydney aus mit nach Österreich reiste.

Wie hoch die entstandenen Kosten für die Teilnahme waren, ist nicht bekannt. Ebeid fügte jedoch hinzu, dass das gesamte Unterfangen den australischen Steuerzahlern keinen einzigen Cent gekostet habe. Guy Sebastian belegte am Samstag mit "Tonight again" den fünften Platz.

Um im kommenden Jahr einen zweiten Interpreten zum Eurovision Song Contest zu schicken, hätte Australien allerdings gewinnen müssen. SBS versucht derzeit die Europäische Rundfunkunion davon zu überzeugen, dass man auch 2016 gerne an der Eurovision teilnehmen möchte. Der Ausflug nach Wien sollte auf Einladung der EBU eine einmalige Aktion bleiben.

TV-Tipp: Ann Sophie talkt bei Markus Lanz


Deutschland - Nachdem gestern Abend bereits Peter Urban über das Erlebte von Wien berichtet hat und Olli Dietrich über seinen Ausflug mit Texas Lightning nach Athen aus dem Nähkästchen plauderte, sitzt heute Abend bei Markus Lanz u.a. Ann Sophie auf dem Stuhl, die nach ihrem 27. Platz von Wien ein Interview gibt.

Das ZDF kündigt sie mit den Worten "Für die 24-Jährige war die Teilnahme eine "skurrile Situation". Sie erzählt, wie sie den ESC in Wien erlebt hat." an. Daneben sind u.a. Kabarettist Sebastian Pufpaff und Gesine Schwan anwesend, die erklärt, aus welchem Grund sie den Song Contest nicht gesehen hat. Nähere Informationen zur Show gibt es hier auf ZDF.de.

Programmtipp:
Do., 28. Mai 2015 - 23:15 Uhr
Markus Lanz
Talkshow aus Hamburg, Moderation: Markus Lanz
Gäste: u.a. Ann Sophie, Gesine Schwan, Sebastian Pufpaff
  

Serbien: Zeljko kritisiert Wertungssystem

 
Serbien - Zeljko Joksimović hat das bestehende Votingverfahren beim Eurovision Song Contest kritisiert, welches vor allem für die serbische Kandidatin Bojana Stamenov nachteilig ausfiel. Bojana belegte beim Finale in Wien mit "Beauty never lies" den zehnten Platz.

Gegenüber der serbischen Boulevardzeitung Blic erklärte Zeljko: "Bojana war fantastisch. Ich bin gegen das Votingsystem, da es den Sinn und Zweck des Wettbewerbs in Frage stellt. Es ist eindeutig, dass die Jury- und Publikumswertungen komplett unterschiedlich sind. (...) Relevant ist ausschließlich das Publikum und ihr Geschmack."

Bei den Zuschauern lag Bojana insgesamt auf Rang zehn, bei den Juroren auf der 24. Zeljko selbst war als Komponist für den montenegrinischen Titel "Adio" von Knez im Rennen. Zeljko nahm unter dem bestehenden Votingsystem 2012 in Baku teil. Mit "Nije ljubav stvar" belegte er den dritten Rang, von den Juroren wurde er jedoch auf den zweiten Platz gevotet, die Zuschauer drückten ihn auf Rang drei hinunter.

Kommentar: Der Scherbenhaufen der BBC


Großbritannien - Die Verantwortlichen bei der British Broadcasting Corporation (kurz BBC) stehen vor einem Rätsel und einer scheinbar unlösbaren Aufgabe, wie es im Vereinigten Königreich mit dem Eurovision Song Contest weitergehen soll. Das intern ausgewählte Duo Electro Velvet belegte mit ihrem Song "Still in love with you" erneut nur den 24. von 27 Plätzen in Wien.

Die weltweit größte gebührenfinanzierte Rundfunkanstalt der Welt hat in Großbritannien einen großen Einfluss, da es anders als in Deutschland kaum lizensierte Privatsender gibt. Die größten darunter sind u.a. Channel 4 und ITV, auf dem am Samstag mit "Britain's got talent" die quotenstärkste Show lief, der Eurovision Song Contest reihte sich dahinter ein.

Die schlechten Resultate Großbritanniens beim Eurovision Song Contest sind keineswegs von jetzt auf gleich aufgetreten, sondern ein seit 1999 schleichender Prozess. Noch bis Mitte der 90er Jahre waren große Stars der britischen und weltweiten Musikszene für die BBC im Einsatz, u.a. Katrina & The Waves, die 1997 mit "Love shine a light" den letzten Wettbewerb für das UK gewinnen konnte.

Zwei Jahre später ließ die EBU die Sprachregelung beim Song Contest fallen. Plötzlich hatte Großbritannien neben Irland und Malta keine Monopolstellung mehr auf die englische Sprache, auch Nationen wie Finnland, Rumänien, Estland oder die Niederlande konnten nun auf Englisch singen und machten von der Neuerung natürlich Gebrauch, was auch ihr gutes Recht ist. Die Ergebnisse vieler Nationen, die sonst aufgrund ihrer unvorteilhaften Sprache regelmäßig hinten landeten, rückten auf.

Im gleichen Jahr, 1999, sang für Großbritannien eine Gruppe namens Precious (siehe Bild), eine kurzlebige Girlgroup, die bei Weitem nicht an die Spice Girls oder ähnliche Formationen dieser Zeit heranreichten. Mit ihrem mittelmäßigen Beitrag "Say it again" belegten sie nur den zwölften Platz, für das erfolgsverwöhnte Land schon eine kleine Katastrophe. Ähnlich wie Quelle mit der Einführung eines Online-Shops, verpasste die BBC den Anschluss an die Musiktrends beim Song Contest.

Auch Nicky French im Folgejahr oder Lindsay Dracass 2001 in Kopenhagen konnten nur bedingt überzeugen. Das Interesse am Eurovision Song Contest begann durch diese mittelmäßigen Platzierungen zu sinken. Hinzu kam der zynische Kommentator Terry Wogan, der sich weniger um Inhalte kümmerte, sondern sämtliche Beiträge kritisierte und als Witz hinstellte, bis er schließlich 2008 seinen Hut nahm.

Nach einem Achtungserfolg durch Jessica Garlick in Tallinn folgte 2003 dann der komplette Absturz, null Punkte für das Duo Jemini, das durch den Vorentscheid "A Song for Europe" ermittelt wurde und vor allem durch schlechte Choreographie und noch schlechteren Gesang auffiel. Dieses Ereignis in Riga mag bei der BBC wohl dafür gesorgt haben, dass man weniger in die Eurovision investierte und größere Namen im britischen Musikbusiness verschreckt worden sind. Jemini, bestehend aus Gemma Abbey und Chris Cromby, löste sich kurz nach dem Finale von Riga auf, ein geplantes Album kam nicht mehr zustande.

Zwischen 2005 und 2008 setzte man auf Trash, da plumsten Javine die Brüste aus dem Kleid, mit dem Sänger Daz Sampson drückte ein mittelalter Herr noch einmal rappend die Schulbank und 2007 steuerten die Fluglotsen von Scooch in den Punkteabgrund. 2008 belegte Andy Abraham den letzten Platz. Zu dieser Zeit verkam der Wettbewerb in Großbritannien zu einer Trashshow, die niemand mehr ernst nahm. Zwar gab es viele Spaßbeiträge zu dieser Zeit, anders als Verka Serduchka oder von Gimmicks strotzende Shows wie von Dima Bilan oder Kalomoira, wirkten die britischen Darbietungen extrem lächerlich.

Besonders hervorzuheben ist "Flying the flag (for you)" von Scooch. Die Show war überladen und zum Fremdschämen, erwachsene Menschen als Flugbegleiter verkleidet schoben über die Bühne, im Hintergrund anbiedernd sämtliche Flaggen der teilnehmenden Nationen. Es hilft nicht, möglichst viele Länder- oder Städtenamen in drei Minuten zu verarbeiten. Besonders furchtbar war der Text des Liedes, abgesehen vom ständigen Bap-bap-da-dap wurden einfach nur irgendwelche Phrasen aneinandergereiht, Zitat: "Some salted nuts, Sir? (...) Would you like a complimentary drink with your meal, Sir?"

2009 der letzte Lichtblick bisher, die junge Nachwuchssängerin Jade Ewen wurde in einem mehrwöchigen Verfahren ermittelt und bekam mit Andrew Lloyd Webber, der die Eurovision als nationale Aufgabe verstand und Texterin Diane Warren kompetente Unterstützer zur Seite, das Ergebnis, Platz fünf in Moskau. Nach einem ähnlichen Prinzip, leider von den falschen Komponisten wie Pete Waterman beraten, wurde Josh Dubovie 2010 gefunden, er wurde wieder Letzter mit einem sehr banalen Lied.

Da die BBC auch dieses Prinzip nicht für erfolgsversprechend hielt, setzte man auf Weltstars, allerdings keine aktuellen, die für die Eurovision nicht ihre Karriere auf's Spiel setzen wollten, sondern Bands und Künstler, die sich durch den Wettbewerb noch einmal musikalisch zurückmelden wollten. Mit der Band Blue hatte man zumindest ein radiotaugliches Lied im Rennen, mit den Senioren der Musikszene, Engelbert Humperdinck und Bonnie Tyler hingegen kassierte man erneut eine Klatsche.

Außer eingefleischten Fans und einigen nostalgischen Juroren, konnten die Oldstars der britischen Musiklandschaft keinen Eindruck hinterlassen. Zu dieser Zeit wurde der Eurovision Song Contest zum massentauglichen Event, einem völkerverbindenden Großereignis, dass von Island bis Aserbaidschan Gehör fand und auch kommerzielle Erfolge hervorbrachte, etwa Lena, Loreen oder 2014 die Common Linnets.

Seit 2014 versucht die BBC nun wieder durch interne Auswahlen Newcomern die Chance zu geben, die in der britischen Musiklandschaft noch keine Rolle spielen und demnach auch keine Quotenbringer im eigenen Land sind. Ähnlich wie in anderen Ländern, die auf Nobodys setzen, muss man sich über das Ergebnis nicht wundern, wenn selbst der Rückhalt im eigenen Land fehlt. So geht es auch Frankreich oder wie in diesem Jahr Deutschland. Warum soll man von Europa erwarten für einen Titel zu stimmen, der selbst im eigenen Land nicht ankommt?

Leider fehlt es in Großbritannien auch an großen Namen, die noch mutig genug sind, bei der Eurovision aufzutreten. Der erste Idols-Sieger Will Young erklärte kürzlich im Frühstücksfernsehen der BBC, der Wettbewerb sei wie ein "vergifteter Kelch" und er möchte auf keinen Fall zum Song Contest fahren. Will Young selbst brachte in dieser Woche seit Langem wieder ein Album heraus, Gesprächsthema ist auch er schon ewig nicht mehr.

Aber auch aktuell erfolgreiche Stars wie Olly Murs, dessen Konzert ich mir am Dienstag in Hamburg angesehen habe und der durchaus Songs im Repertoire hat, die zeitgemäß und kommerziell erfolgreich sind ("Up", "Heart skips a beat") und es auch beim Song Contest sein könnten, lehnen dankend ab. "Das ist nichts für mich.", erklärte er dem Magazin Digital Spy. Somit sitzt die BBC weiterhin auf dem Trockenen und wird ohne Engagement von Seiten des Senders auch weiterhin im Punktekeller schmoren.

Es braucht in Großbritannien einen Kämpfer, der den Wettbewerb noch richtig ernst nimmt, so wie hierzulande ein Stefan Raab, der sich nicht zu schade ist, das Zepter an sich zu reißen und zunächst auf nationaler Ebene eine große Show daraus macht. Insbesondere der britische Markt ist prädestiniert für Castingshows, zahllose Formate wurden hier entwickelt, sodass man eigentlich an jeder Ecke in London fähige Menschen finden sollte, die ein passendes Format entwickeln könnten und auch das Interesse in Großbritannien an der Eurovision wieder wecken könnten.

Die öffentlich-rechtlichen Sender in vielen europäischen Staaten arbeiten mittlerweile mit dem Privatfernsehen zusammen. Die ARD und ProSieben suchten über mehrere Jahre hinweg gemeinsam Kandidaten, in Griechenland und Israel ist der nationale Vorentscheid eine Gemeinschaftssache, da würde auch der BBC kein Zacken aus der Krone brechen, wenn man auf Hilfe von außen zurückgreift. Insbesondere für das Image der Eurovision und der Quote würde ein radikaler Einschnitt helfen. Auch eine gute Internetpräsenz könnte helfen, die aktuelle Eurovisionseite der BBC wird sehr stiefmütterlich behandelt.

Die BBC hat sich noch nicht zum Eurovision Song Contest 2016 in Schweden geäußert. Es wird aller Voraussicht nach so weiterlaufen wie bisher, wer jedoch kein Engagement zeigt, wird auch nicht belohnt. Da helfen auch die klugen Kommentare von Graham Norton während der Finalübertragung nichts. Wer auf Trash setzt und nicht erkennt, dass sich die Eurovision in ständiger Veränderung befindet, der darf auch nicht auf Mitleidspunkte aus Europa hoffen...

Mittwoch, 27. Mai 2015

TV-Tipp: Markus Lanz mit Peter Urban und Olli Dittrich


Deutschland - Relativ kurzfristig, aber ich habe es leider nicht früher entdeckt, ein TV-Tipp aus der Kategorie "Kann man sich mal anschauen". Heute Abend ab 23:20 Uhr ist u.a. Song Contest-Moderator Peter Urban zu Gast bei Markus Lanz. Dieser berichtet, wie er den diesjährigen Eurovision Song Contest empfunden hat und wie er die Null-Punkte-Niederlage von Ann Sophie in Wien miterlebt hat. Laut Sendungsbeschreibung werden wir erfahren "warum er glaubt, dass es dafür keine logische Erklärung gibt".

Außerdem ist Olli Dittrich zu Gast, ebenfalls Teil der großen Song Contest-Familie, als er gemeinsam mit Jane Comerford und Konsorten als Texas Lightning beim Eurovision Song Contest 2006 in Athen antrat und mit "No no never" den 15. Platz belegte. Auch er wird über den Song Contest sprechen und über seine aktuellen Projekte berichten.

Weitere Showgäste sind Sportreporter Eberhard Figgemeier, der über 40 Jahre beim ZDF tätig war, RLS-Patient Thomas Ehrenberg und Maren Gilzer, ehemalige Glücksrad-Fee, Darstellerin in der ARD-Krankenhausserie "In aller Freundschaft" und jüngst gekürte Dschungelqueen.

Programmtipp:
Mi., 27. Mai 2015 - 23:20 Uhr
Markus Lanz
Talkshow aus Hamburg, Moderation: Markus Lanz
Gäste: u.a. Peter Urban, Maren Gilzer, Olli Dittrich