Donnerstag, 31. März 2016

Irland: "Sunlight" bei vielen Sendern nicht im Programm



Irland - Wir kennen das Problem von früheren deutschen Song Contest-Beiträgen, die nicht im Radio gespielt wurden, in diesem Jahr kommt die Meldung aus Irland. Der Direktor des irischen Radiosenders 2FM, Dan Healy, kritisiert die übrigen Radiostationen des Landes, dass sie den diesjährigen irischen Eurovisionsbeitrag "Sunlight" von Nicky Byrne nicht spielen.

"Nicky Byrne repräsentiert Irland und eine lokale und nationale Radiostationen weigern sich seinen Song zu spielen, weil er für 2FM arbeitet.", es sei eine Schande so Healy. Der ehemalige Westlife-Sänger moderiert bei 2FM eine tägliche Morgenshow, für den Eurovision Song Contest wird er jedoch für 20 Tage freigestellt, damit er sich optimal auf Stockholm vorbereiten kann. 

Dass Eurovisionsbeiträge auch in Deutschland häufiger nicht den Sprung zu den Radiostationen schaffen ist ebenfalls keine Seltenheit. "Black smoke" aus dem vergangenen Jahr habe ich so gut wie nie im Radio gehört. In diesem Jahr verhält es sich mit "Ghost" von Jamie-Lee etwas anders, die wohl ob ihres "The Voice"-Bonus auch auch von privaten Stationen wie bei uns etwa Radio Hamburg gespielt wird.

In Kürze: Dima Bilan feiert Filmpremiere



Russland - Song Contest-Sieger Dima Bilan ist in ein neues Millieu eingetaucht und steht nun ab heute im History-Film "Geroi" ("Герой", zu Deutsch "Held") vor der Kamera. Der Film spielt zur Zeit des Ersten Weltkrieges und in der Neuzeit, Dima spielt darin die Doppelhautprolle. Worum es in dem Film allerdings geht, erschließt sich mir auch trotz des russischsprachigen Trailers nicht. 

Der Film, der heute in den russischen Kinos anlief und der im April unter dem englischen Titel "The heritage of love" auch in Amerika und im übrigen Europa anlaufen soll, wurde teilweise in Paris und in Litauen gedreht. Für Dima ist es die erste Filmrolle, er spielt an der Seite namhafter russischer Schauspieler wie Svetlana Ivanova, Alexander Vasilliev und Alexandra Balueva.

Der offizielle Trailer von Dimas erster Filmrolle


Tschechien: Daniela Písařovicová erste Punktesprecherin



Tschechien - Daniela Písařovicová wurde vom tschechischen Fernsehen ČT heute Morgen zur ersten Punktesprecherin des Eurovision Song Contests 2016 auserkoren. Die Moderatorin übernahm diese Tätigkeit bereits im letzten Jahr, als sie die Top drei aus tschechischem Jury- und Televoting verlas. In diesem Jahr wird sie lediglich die zwölf Punkte der Jury ansagen. 

Nach dem geänderten Votingprozedere wird der Ablauf der Punktevergabe ab 2016 anders gestaltet. Bisher gaben die Punktesprecher die acht, zehn und zwölf Punkte des Ländervotings an, nachdem nun Jury- und Televoting gesplittet aufgelistet werden, haben die Punktesprecher nur noch das Privileg die Jurystimmen anzumoderieren. Um sich wiederholende Phrasen zu vermeiden und den Zeitplan zu straffen, sollen die Sprecher nur noch die Höchstwertung vorlesen.

Daniela Písařovicová ist somit die erste von insgesamt 43 Punktesprechern. Die Namen der übrigen Sprecher sowie die Namen der Juroren und sämtliche weitere Einzelheiten zur TV-Übertragung oder den Vorbereitungen in Stockholm folgen in Kürze. Dann klärt sich auch die Frage, wer die deutsche Jurywertung vorlesen wird, als wahrscheinlich dürfte Babsi gelten.

Road to Stockholm (13/43): Niederlande


Niederlande - The Netherlands - les Pays-Bas - Nederland
Hauptstadt: Amsterdam (1.125km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 41.548km²
Einwohner: 16,8 Mio.
Drei Schlagworte: Käse, Tulpen, Windmühlen

Zum Eurovision Song Contest:

Debüt: 1956
Letzter Sieg: 1975 mit Teach-In und "Ding-a-dong"
Vor zehn Jahren: Treble mit "Amambanda"
Vorheriger Beitrag: Trijntje Oosterhuis mit "Walk along"

Vader Abrahams Idee:
Sieneke (2010)
Aus dem Nähkästchen: Die Niederlande waren von Anfang an mit dabei und verzichteten nur zweimal freiwillig auf die Teilnahme, zwei weitere Male waren sie nicht qualifiziert. Stattdessen errang das Land bis 1975 vier Siege. Seither tun sich die Niederlande schwer mit dem Wettbewerb, zwischen 2005 und 2012 schied das Land alljährlich im Semifinale des Eurovision Song Contests aus, meist auch recht deutlich. Die 3Js wurden 2010 sogar Letzte in ihrem Semifinale. Erst als 2013 Anouk ins Rennen ging, schafften die Niederlande den neunten Platz im Finale, überboten im Folgejahr von den Common Linnets, die mit Conchita um den Sieg kämpften. Letztes Jahr dann wieder das Aus im Semifinale.

Der diesjährige Beitrag:

Interpret: Douwe Bob
Titel: Slow down
Text & Musik: Douwe Bob, Jan Peter Hoekstra, Jeroen Overman, Matthijs van Duijvenbode
Auswahl: Interne Auswahl des Intepreten und nach internen Absprachen mit dem Künstler die Nominierung von "Slow down" durch den Sender TROS.

Douwe Bob Posthuma wurde 1992 in Amsterdam geboren und begann schon im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierspielen. Inspiriert wurde er musikalisch von der Pop- und Countrymusik der 1950er bis 70er Jahre, was man auch seinem Eurovisionsbeitrag anmerkt. 2012 gewann er die Talentshow "De beste singer-songwriter van Nederland" und veröffentlichte sein Debütalbum "Born in a storm". Maßgeblich an dem Album war Matthijs van Duijvenbode beteiligt, der auch an "Slow down" mitgearbeitet hat. 2015 sang er gemeinsam mit Anouk "Hold me", sein 2015 veröffentlichtes Album "Pass it on" erreichte die Spitze der niederländischen Charts.

Eurofires Rundumschlag: Ein gutes Stück, das ein bisschen auf der Nostalgieschiene der Common Linnets anknüpft. Erreicht wird der Erfolg von Ilse und Waylon wahrscheinlich nicht, aber der Titel macht für meinen Geschmack einiges her und hat meines Erachtens sehr gute Karten auf's Finale. Mich würde es freuen, zumal mir die Niederlande immer sympathischer werden.
Finalchancen: wahrscheinlich
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Weil in den Niederlanden seit einigen Jahren an qualitativ guten Beiträgen gearbeitet wird, auch wenn die Zuschauer keinen Einfluss auf die Auswahl haben.

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Mittwoch, 30. März 2016

News-Splitter (496)



Finnland - Die finnische Song Contest-Kandidatin Sandhja darf die finnische Nationalhymne "Maamme" beim bevorstehenden Boxkampf im Schwergewicht singen. Bei dem Kampf in der Hartwall Arena, die 2007 Austragungsort des Eurovision Song Contests in Helsinki war, stehen sich Robert Helenius und Johann Duhaupas gegenüber. Sandhja gewann überraschend den finnischen Vorentscheid "Uuden Musikiin Kilpailu" und darf Finnland nun am 10. Mai im ersten Semifinale des Eurovision Song Contests vertreten. Ihr Song "Sing it away" steht derzeit immer noch auf der #8 der finnischen Charts.

Schweden - Dinah Nah wird das Line Up der sogenannten Euro After Parties in Stockholm ergänzen. Die Partys, die vom 10. bis 14. Mai an den Stockholmer Operaterrassen stattfinden, gehören zum Rahmenprogramm der Organisatoren des diesjährigen Eurovision Song Contests. Die Veranstaltungen sollen bis spät in die Nacht andauern und den angereisten Eurovisionsfans die Zeit zwischen den drei Shows verkürzen. Neben Dinah Nah, die 2015 mit "Make me la la la" beim Melodifestivalen auftrat, haben sich auch schon Magnus Carlsson, Charlotte Perrelli und Samir & Victor angekündigt.

Kroatien - Das kroatische Fernsehen HRT hat mit den Gerüchten aufgeräumt, dass es sich beim Titel "Lighthouse" von Nina Kraljić um ein Plagiat des Liedes "Uncover" von Zara Larsson handelt. Auch die Europäische Rundfunkunion sprach die kroatische Komposition von allen Zweifeln frei. Immer wieder werden Eurovisionsbeiträge mit Plagiatsvorwürfen überhäuft, man kann natürlich die Musik nicht neu erfinden, bisher gab es jedoch auch noch keinen Fall, in dem ein qualifizierter Eurovisionsbeitrag als Kopie eines Originaltitels überführt wurde. Lediglich bei nationalen Vorentscheiden, etwa dieses Jahr in Schweden mit Anna Book kam es zur Disqualifikation.

Litauen - Donny Montell hat angekündigt, seine Promotiontour und seinen Song Contest-Auftritt mit Hilfe von Crownfunding zu finanzieren. Bei einem Konzert von Donny in der litauischen Stadt Kaunas kamen bereits mehr als 10.000 Euro zusammen. Das Konzert "Let's be together" war eigens dafür ausgerichtet, die litauische Teilnahme in diesem Jahr zu refinanzieren. Moderiert wurde das Event in Kaunas von Geruta Griniūtė und Andrius Rozickas, die auch schon den Vorentscheid "Eurovizija 2016" moderierten. Ebenfalls traten Monika Linkytė und Vaidas Baumila auf. Noch bis morgen können litauische Song Contest-Fans für die Teilnahme des Senders LRT in Stockholm spenden.

Road to Stockholm (12/43): Litauen


Litauen - Lithuania - la Lituanie - Lietuva
Hauptstadt: Vilnius (676km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 65.300km²
Einwohner: 2,9 Mio.
Drei Schlagworte: Bernstein, Dünen, Marathonvorentscheide

Zum Eurovision Song Contest:

Debüt: 1994
Letzter Sieg: Litauen wartet noch auf seinen ersten Sieg
Vor zehn Jahren: LT United mit "We are the winners"
Vorheriger Beitrag: Monika Linkytė & Vaidas Baumila mit "This time"

Sinnbild für litauischen Misserfolg:
Linas & Simona (2004)
Aus dem Nähkästchen: Litauen startete mit einer Nullnummer durch Ovidijus Vyšniauskas in den Wettbewerb 1994. Danach brauchte der Sender LRT zunächst fünf Jahre Erholungspause, ehe man mit Aistė und einem Lied in samogotischer Sprache zurückkehrte. Bis 2006 lief es für Litauen wenig erfolgreich, dann kamen die Rumpelmusiker von LT United und grölten "We are the winners" ins Megaphon. Das Ergebnis war der bis heute unerreichte sechste Platz. Danach ebbten die Erfolge wieder ab, die bis heute beste Platzierung nach Athen erreichte Donny Montell in Baku, nämlich Rang 14.

Der diesjährige Beitrag:

Interpret: Donny Montell
Titel: I've been waiting for this night
Text & Musik: Jonas Thander, Beatrice Robertsson
Auswahl: Zehnwöchiges Auswahlverfahren "Eurovizijos 2016" mit ursprünglich dreißig Kandidaten, die per Jury- und Televoting auf das Finalfeld von sechs Kandidaten reduziert wurden. Dort setzte sich Donny u.a. gegen Erica Jennings, Sängerin der Gruppe Skamp durch.

Donatas Montvydas alias Donny Montell wurde 1987 in Vilnius geboren und nahm bereits 2009 am litauischen Vorentscheid teil, der sich immer wieder durch eine Vielzahl an Vorrunden auszeichnet. Bei "Lietuvos Dainų Daina 2009" belegte er mit "Remember last time" den zweiten Platz, 2010 wurde er nachträglich disqualifiziert, da der Titel "Running fast" gegen die VÖ-Frist der EBU verstieß. Im Jahr darauf wurde er mit "Let me" Fünfter. 2012 löste er mit "Love is blind" das Ticket für Baku und wurde dort, wie erwähnt 14. Zu seinen musikalischen Vorbildern gehört u.a. Michael Jackson.

Eurofires Rundumschlag: "I've been waiting for this night" dominierte über Wochen hinweg den litauischen Vorentscheid und es war eigentlich nur eine Formsache, dass Donny wieder zum Song Contest fährt. Diesmal gefällt mir sein Eurovisionsbeitrag noch besser als der aus Baku seinerzeit. Ich räume ihm zumindest Finalchancen ein, viel mehr jedoch nicht.
Finalchancen: durchaus möglich
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Im Falle eines Sieges würde das litauische Fernsehen LRT die Anzahl seiner Vorrunden wahrscheinlich auf 30 erhöhen, das will ich sehen.

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Dienstag, 29. März 2016

Breaking News: Roger Cicero ist tot!



Deutschland - Unschöne Nachrichten, die uns die deutschen Medien mit Quellenangabe der BILD heute Morgen liefern. Roger Cicero ist am Donnerstag im Alter von nur 45 Jahren an einem Hirnschlag gestorben. Dieser trat offenbar einen Tag nach seinem letzten Fernsehauftritt im Bayerischen Fernsehen ein. Cicero sagte jüngst eine Tournee für April ab, bereits im November war er wegen Erschöpfung schon einmal zusammengebrochen.

"Wir sind fassungslos und unendlich traurig. Unser Mitgefühl gilt in erster Linie seiner Familie. Auf Wunsch der Familie bitten wir von Kondolenzbriefen Abstand zu nehmen. Roger Cicero würde sich sicher über eine Spende für die Organisation "Save the Children" freuen, die er jahrelang unterstützt hat und die ihm sehr am Herzen lag.", erklärte sein Management. 

Roger Cicero wurde 1970 in Berlin geboren und war in der deutschen Musikszene etabliert, veröffentlichte mehrere prämierte Alben wie "Männersachen" oder "Beziehungsweise" und vertrat Deutschland 2007 beim Eurovision Song Contest in Helsinki, wo er mit "Frauen regier'n die Welt" den 19. Rang belegte. 2012 wirkte er u.a. mit Roman Lob und Lena Meyer-Landrut an der karitativen Albumaufnahme "Giraffenaffen" mit. Zuletzt nahm er an der VOX-Sendung "Sing meinen Song" von Xavier Naidoo teil.

Roger Cicero 2007 in Helsinki

Road to Stockholm (11/43): Georgien


Georgien - Georgia - la Géorgie - საქართველო 
Hauptstadt: Tiflis (2.687km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 69.700km²
Einwohner: 3,7 Mio.
Drei Schlagworte: Teigtaschen, Batumi, Sophos

Zum Eurovision Song Contest:
Debüt: 2007
Letzter Sieg: Georgien wartet noch auf seinen ersten Sieg
Vor zehn Jahren: Vor zehn Jahren war Georgien noch nicht dabei
Vorheriger Beitrag: Nina Sublatti mit "Warrior"


Immer etwas düsterer als der
Rest: Georgien, hier
Nina Sublatti (2015)
Aus dem Nähkästchen: Als Land mag ich Georgien sehr, sehr gerne, musikalisch ist das noch ausbaufähig. Beim Debüt in Helsinki zeigte das Land kraftvoll was in ihm steckt, Sopho Khalvashi wurde mit "Visionary dream" Zwölfte. Nach einer Friedenshymne von Diana Gurtskaya und einer freiwilligen Pause, da der Beitrag Wladimir Putin nicht schmeckte, kehrten Sopho Nizharadse 2010 nach Oslo und die Band Eldrine mit Rock nach Düsseldorf zurück und wurden jeweils Neunte. Seither präsentiert sich Georgien experimentell, etwas mit "I'm a joker" in Baku oder "Three minutes to earth" von The Shin und auch in diesem Jahr schwimmt man gänzlich gegen den Strom.

Der diesjährige Beitrag:

Interpret: Nika Kocharov & Young Georgian Lolitaz
Titel: Midnight gold
Text & Musik: Kote Kalandadse
Auswahl: Interne Kandidatenwahl durch das georgische Fernsehen GPB, anschließend Vorstellung von fünf Beiträgen beim nationalen Vorentscheid am 15. Februar in Tiflis. Entschieden wurde über zehn Tage hinweg per Jury- und Televoting.

Nika Kocharov (ნიკა კოჩაროვი) und seine Lolitaz machen bereits seit 2000 zusammen Alternative- und Indie Rock. Seine Begleitband besteht aus dem Sänger und Bassisten Gia Iashvili, Keyboarder Nick Davitashvili und Schlagzeuger Dima Oganesian. Kocharov spielte zuvor bereits in mehreren Bands und verehrt das Gitarrespielen. Alle Mitglieder der Band sind auch als Komponisten tätig und schrieben teilweise an den Vorentscheidungsbeiträgen für den Eurovision Song Contest. Zu den Lolitaz gehören eigentlich auch noch Giorgi Marr und Levan Shanshiashvili, die jedoch nicht Teil des Eurovisionspakets sind.

Eurofires Rundumschlag: Nur gefesselt würde ich mir den georgischen Beitrag in diesem Jahr mehr als einmal am Stück anhören. Anders als bei Eldrine 2011, deren Song ich ja inzwischen ziemlich genial finde, kann ich den Lolitaz nicht viel abgewinnen. Das ganze Stück klingt für mich unkoordiniert und die Stimmen blechern. Dennoch ist "Midnight gold" noch die beste Entscheidung der Georgier gewesen, die anderen Titel waren noch grauenvoller.
Finalchancen: ziemlich gering
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Eigentlich nur, weil Georgien als Land sehr sympathisch ist und Batumi eine schillernde Schwarzmeerstadt ist.

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Montag, 28. März 2016

Kommentar: Darf man oder darf man nicht?



Russland - Ein Thema, das in Eurovisionsforen momentan zur Sprache kommt ist die Frage "Ist der russische Beitrag 2016 wählbar?". Sergey Lazarev und sein Team haben mit "You are the only one" einen der besten und stärksten Titel im Rennen und führen auch bei den internationalen Wettquoten die Tabellen an. Ein Sieg Russlands ist nicht unwahrscheinlich, nicht nur, weil es immer noch Satellitenstaaten gibt, die aus Prinzip für Russland stimmen sondern auch, weil der Titel in einer besonderen Liga spielt.

Für Russland 2016 am Start:
Sergey Lazarev
Nicht nur bei den im Ausland lebenden Russen wird der Song sehr gut ankommen, er ist catchy und überzeugt auch mich mit Stärke und einem Sänger, der seit Jahren für seine Tätigkeit auf der Bühne lebt. Ob es nun der Topfavorit der Juroren sein wird, sei dahingestellt, bei den Zuschauern wird das Lied aber einiges herausreißen. Und somit kann man am 14. Mai durchaus Grund zur Annahme haben, dass der Pokal nach Moskau oder St. Petersburg geht.

Andererseits werfen Eurovisionfans die Frage auf, ob angesichts der Außenpolitik Russlands, der irren Gesetzeslage bezüglich Homosexualität oder sonstiger Minderheiten ein Anruf für Russland überhaupt in Frage kommt. Betrachtet man das Ganze ähnlich wie die EBU objektiv, müsste die Antwort "Ja" lauten. Der Wettbewerb hat den Zusatz unpolitisch zu sein, zwar halten sich die wenigsten dran oder verstecken es in getarnten Botschaften, wie die Ukraine heuer in ihrem Titel "1944", andererseits, dürfte ein Sieg Russlands die Frage aufwerfen, ob man im kommenden Jahr vor Ort dabei sein sollte.

Theoretisch stellt sich diese Frage aber nur für einen Bruchteil der Zuschauer, rund 200 Millionen Menschen sehen alljährlich das Event vom heimischen Sofa aus, egal ob der Wettbewerb nun in Stockholm, Wien, Kopenhagen oder Belgrad stattfindet. Die Show bleibt die Gleiche, der Eurovision Song Contest. Skrupel gab es 2008, der Kosovo hatte sich einseitig losgelöst, wie groß sei die Gefahr von Ausschreitungen, 2012 in Baku ging es um Meinungs- und Pressefreiheit, jeweils fanden großartige Show statt. Diese Chance sollte man auch Russland einräumen, würde Sergey den Wettbewerb in Schweden für sich entscheiden.

Wladimir Putin ließ sich
2009 bei den Proben blicken
In diesen Zeiten, in der die ganze Welt verrückt spielt, man glaubt an der eigenen Bushaltestelle vor Terroranschlägen nicht sicher zu sein, täglich Meldungen über den Rechtsruck in deutschen Landtagen und Flüchtlingsströme die Runde machen, bleibt der Song Contest nahezu als einziger Faden, an dem sich ganz Europa einheitlich zusammenfindet und sich 3,5h einfach selbst feiert und am Ende den Gewinner. Die Sicherheitsvorkehrungen der Zuschauer werden in Moskau die gleichen sein, wie in Paris, Athen, Oslo oder Warschau. Man kann der Europäischen Rundfunkunion vieles ankreiden, aber nicht, dass sie nicht immer die höchsten Standards gewährleistet.

Mir persönlich soll es recht sein, wenn Russland gewinnt. Ob der Wettbewerb 2017 dann wieder zu einer Demonstration von Macht und Reichtum wird, wie es 2009 der Fall war, bleibt spekulativ. Dann kann man immer noch schimpfen. Aber zunächst einmal geht es darum, das Lied zu finden, dass Europa für einen rechtmäßigen Nachfolger von Måns Zelmerlöw hält. Und Sergey Lazarev und das russische Fernsehen können nun einmal nichts dafür, dass sie in den Quoten oben liegen. Wer ein starkes Gesamtpaket hat, soll auch siegen dürfen. Mir ist das lieber als ein weißrussischer Beitrag, der PR durch angebliche Pläne nackt aufzutreten macht. Möge der Beste gewinnen, im Zweifel für den Angeklagten!

Road to Stockholm (10/43): Armenien


Armenien - Armenia - l'Arménie - Հայաստան
Hauptstadt: Yerevan (2.818km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 29.800km²
Einwohner: 3,0 Mio.
Drei Schlagworte: Ararat, Duduk, Aprikosen

Zum Eurovision Song Contest:
Debüt: 2006
Letzter Sieg: Armenien wartet noch auf seinen ersten Sieg
Vor zehn Jahren: André mit "Without your love"
Vorheriger Beitrag: Genealogy mit "Face the shadow"

Mit Bondage fing alles an:
André (2006)
Aus dem Nähkästchen: Vor zehn Jahren gab Armenien mit André in Athen sein Debüt beim Eurovision Song Contest und stieg auf Anhieb erfolgreich ins Song Contest-Business ein. 2008 sicherte sich Sirusho sogar den vierten Platz mit "Qele qele", ein Ergebnis das bisher nur von Aram mp3 in Kopenhagen 2014 eingestellt werden konnte. Dazwischen gab es immer wieder Disput mit dem Nachbarn Aserbaidschan, 2009 provozierte man sich gegenseitig, 2012 setzte Armenien freiwillig aus, angeblich weil aserbaidschanische Behörden nicht für die Sicherheit der Delegation sorgen könnten. Letztes Jahr erinnerte man an den Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich, mit "Face the shadow" reichtes es aber auch nur für den 16. Platz im Finale von Wien.

Der diesjährige Beitrag:

Interpret: Iveta Mukuchyan
Titel: Love wave
Text & Musik: Lilith & Levon Navasardian, Iveta Mukuchyan, Stephanie Crutchfield
Auswahl: Interne Auswahl der Künstlerin, die bereits im Oktober 2015 präsentiert wurde, danach monatelange Beitragssuche und interne Auswertung. Der Titel wurde schließlich am 2. März in Yerevan vorgestellt.

Iveta Mukuchyan (Իվետա Մուկուչյան) wurde am 14. Oktober 1986 in Yerevan, das zur damaligen Armenischen SSR gehörte, geboren und zog im Jahre 1992 nach Deutschland. 2009 ging sie zurück nach Armenien, wo sie im Folgejahr am Castingwettbewerb "Hay Superstar", dem armenischen Idols-Ableger teilnahm und Fünfte wurde. Auch in Deutschland probierte sie sich 2012 bei "The Voice of Germany", wo sie nach Präsentation von "Euphoria" im Team Xavier landete. Im gleichen Jahr sang sie mit dem Produzenten Lazzaro den Titel "Freak", der in Armenien gut ankam.

Eurofires Rundumschlag: Man könnte fast meinen, ich habe generell etwas gegen Armenien, aber auch dieses Lied reißt mich keinesfalls vom Hocker. Im Gegenteil,  vielleicht hat Iveta eine tolle Stimme, aber das Lied selbst reizt mich überhaupt nicht, der Chorus nervt zusehend und ich tue mich wirklich schwer mit dem Schinken, vielleicht die armenische Flöte, ansonsten wäre es für mich ein Kandidat, der im Semifinale bleiben kann.
Finalchancen: Finale ist drin, da es Armenien ist...
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Hm, vielleicht damit Radio Eriwan einen Großauftrag erhält?!

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Sonntag, 27. März 2016

Eurovision am Ostersonntag (38)



Europa - Während das fröhliche Eieressen auf dem europäischen Kontinent seinen Zenit erreicht, möchte ich die Gunst der Stunde nutzen und mein obligatorisches "Eurovision am Sonntag" fortsetzen. Statistiker fanden heraus, dass der Schoko-Osterhase mit 200 Millionen produzierten Einheiten deutlich vor dem Schoko-Weihnachtsmann liegt. Grund hierfür ist, dass es für den Hasen weniger Konkurrenz durch andere Leckereien gibt. Der Weihnachtsmann hingegen müsse sich gegen Dominosteine, Lebkuchen etc. behaupten. So viel zum "Unnützen Wissen für 100".

Selektiert man in der Google News-Spalte allerdings die Eurovisionsnachrichten fällt die Auswahl ziemlich mager aus, man spricht über die neue Optik von Lena Meyer-Landrut und darüber, dass Marianne Mendt, die Österreich 1971 beim Eurovision Song Contest vertreten hat, den Amadeus für ihr Lebenswerk erhält. 

Dafür lassen die wirklichen Neuigkeiten auf sich warten. Die Organisatoren des diesjährigen Eurovision Song Contests halten sich mit weiteren Informationen zum Wettbewerb in Stockholm zurück, etwa der Publizierung der Startreihenfolge, auf dem auch der Probenplan in diesem Jahr basiert oder aber Klatsch und Tratsch rund um das Globen. Somit bleibt abermals nur ein Blick auf die Wettquoten, bei denen es bisher keinerlei nenneswerte Veränderungen an der Spitze gab. Russland führt weiterhin vor Schweden und Australien, auf einem guten vierten Rang liegt derzeit Kroatien.

Deutschland ist in der ganzen Wettarie etwas gesunken, momentan rangiert Jamie-Lee mit ihrem "Ghost" auf der #17 hinter Polen und vor Ungarn. Im Quotenkeller versammelt sich die zweite Liga aus Osteuropa, Albanien führt das Kellerduell vor Bosnien, Georgien, Moldawien, Montenegro und Schlusslicht Slowenien an. Spannenderweise hat die Nachnominierung der Discoversion von Serhat San Marino um ein paar Plätze nach oben steigen lassen. Würde man allerdings 10 Euro auf den türkischen Sänger setzen, gäbe es beim Wettbüro Marathon Bet immerhin 5.000 Euro ausgezahlt, für den Sieg von Sergey Lazarev gerade einmal 17 Euro.


Jamie-Lee erklärte in dieser Woche, dass sie eine brave Sängerin ist und dass sie wohl im neuen Schuljahr Gas geben möchte: "Das 12. Jahr müsste ich wegen der ganzen Fehlzeiten wegen The Voice sowieso wiederholen, das will ich auch machen, weil ich ein gutes Abi haben möchte." Und damit ist die Schlagzeile aus deutscher Sicht auch schon abgearbeitet. Auch im europäischen Ausland gibt es nicht sonderlich viel Neues. Mazedoniens Sängerin Kaliopi kündigte aber an, dass sie sich in Kürze auf europaweite Promotiontour begeben werde. Der Interview-Marathon beginnt in Belgrad und schließt u.a. auch einen Auftritt bei "Eurovision in Concert" in Amsterdam sowie der Preview-Party in Moskau ein.

In fünf Wochen enden bei uns auf der Seite übrigens auch die Previews, neun Nationen haben wir bereits vorgestellt, das Ende der "Road to Stockholm" erreichen wir am 30. April mit Frans aus Schweden. Danach sollten nach meinen Recherchen die Proben in Stockholm beginnen. Am Donnerstag den 14. April präsentiert Eurovision.de zudem seine erste Songcheck-Show. In diesem Jahr werden die fröhlichen NDR-Clips von Alina Stiegler moderiert, als Experten hat man sich Peter Urban, Thomas Mohr, Dr. Irving Wolther und Jan Feddersen eingeladen. Abrufbar sind diese online live auf Eurovision.de und zudem jeweils donnerstags ab 18:30 Uhr auf EinsFestival.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern noch ein schönes verlängertes Osterwochenende.

Road to Stockholm (09/43): Großbritannien


Großbritannien - United Kingdom - la Royaume-Uni - United Kingdom
Hauptstadt: London (1.433km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 248.528km²
Einwohner: 64,6 Mio.
Drei Schlagworte: Teatime, Big Ben, Doppeldeckerbusse

Zum Eurovision Song Contest:
Debüt: 1957
Letzter Sieg: 1997 mit Katrina & The Waves und "Love shine a light"
Vor zehn Jahren: Daz Sampson und "Teenage life"
Vorheriger Beitrag: Electro Velvet und "Still in love with you"


Der ESC war ihr letzte große
Bühne: Blue (2011)
Aus dem Nähkästchen: Waren in den Anfangszeiten die kommerziell erfolgreichsten Acts beim Eurovision Song Contest für die BBC im Rennen, verkam der Wettbewerb Ende des letzten Jahrtausends zu einem Trashfestival, insbesondere nach dem letzten Platz von Jemini in Riga hatte die BBC scheinbar keine Lust mehr und der zynische Kommentar von Terry Wogan sorgte dafür, dass die Eurovision einfach nur ein Grund zum obligatorischen Betrinken wurde. 2009 griff Andrew Lloyd Webber ins Geschehen ein und erreichte mit seiner Musical-Hoffnung Jade Ewen noch einmal die Top Five, ehemalige Musikgrößen wie Blue, Engelbert Humperdinck oder Bonnie Tyler konnten an diesen Erfolg jedoch nicht anknüpfen.

Der diesjährige Beitrag:

Interpret: Joe & Jake
Titel: You're not alone
Text & Musik: Matt Schwartz, Justin J. Benson, S. Kanes
Auswahl: Erster öffentlicher Vorentscheid der BBC seit 2010. "You Decide" mit sechs Interpreten am 26. Februar im O2 Forum Kentish Town in London, gewählt wurde zu 100% per Tele- und Internetvoting.

Joe & Jake sind ein, eigens für den Eurovision Song Contest zusammengestelltes, Duo aus ehemaligen "The Voice"-Kandidaten. Joe Woolford stammt aus Ruthin in Wales, Jake Shakeshaft aus Stoke-on-Trent in England. Beide nahmen 2015 an der vierten Staffel der Castingshow teil und überlebten zumindest die Blind Audition und die Battles. Während Jake in der Knock-Out-Runde aufgeben musste, konnte Joe bis in Woche zwei der Show bestehen. Beide wurden während der Show gute Freunde und beschlossen gemeinsam den Song Contest ins Auge zu fassen. Am 11. März wurden beide bei Sony Music UK unter Vertrag genommen.

Eurofires Rundumschlag: Eigentlich finde ich das Lied ganz süß. Die Briten haben sich mit ihrem Vorentscheid große Mühe gegeben um endlich dieses Trash-Image des Wettbewerbs abzuschütteln, leider ist der Titel immer noch etwas schüchtern für den großen Eurovision Song Contest. Dennoch muss man die beiden Jungs loben und ich hoffe, dass sie nicht wieder ganz unten im Punktekeller herumschwirren.
Finalchancen: als Big Five-Mitglied ist Großbritannien für das Finale qualifiziert
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Damit Sir Terry Wogan seine letzte Ruhe finden kann und die BBC vielleicht weiterhin auf moderne Vorentscheide setzt.

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Samstag, 26. März 2016

Road to Stockholm (08/43): Serbien


Serbien - Serbia - la Serbie - Србија
Hauptstadt: Belgrad (1.624km Luftlinie bis Stockholm)
Fläche: 88.361km²
Einwohner: 7,1 Mio.
Drei Schlagworte: Slivovitz, Pflaumen, Marija Šerifović

Zum Eurovision Song Contest:
Debüt: 2007
Letzter Sieg: 2007 mit Marija Šerifović und "Molitva"
Vor zehn Jahren: 2006 setzte Serbien-Montenegro nach internen Problemen aus, war jedoch im Finale des Eurovision Song Contests stimmberechtigt
Vorheriger Beitrag: Bojana Stamenov mit "Beauty never lies"

Die beste Frisur des Jahres:
Marko Kon & Milaan (2009)
Aus dem Nähkästchen: Serbien legte beim Debüt als eigenständige Nation 2007 mit Marija Šerifović eine Punktlandung hin, sodass der Eurovision Song Contest 2008 in Belgrad stattfand und von Jovana Janković und Željko Joksimović moderiert wurde. Željko kehrte 2012 als Interpret nach Baku zurück, nachdem er bereits 2004 mit "Lane moje" den zweiten Platz belegte. 2012 wurde er Dritter, 2013 schied Serbien im Semifinale aus und pausierte 2014 in Kopenhagen. Letztes Jahr erreichte Bojana Stamenov mit einem der powervollsten Auftritte des Abends den zehnten Platz..

Der diesjährige Beitrag:
Interpret: Sanja Vučić (Сања Вучић)
Titel: Goodbye (shelter)
Text & Musik: Ivana Peters
Auswahl: Der serbische Beitrag wurde nach langem Schweigen intern vom Sender RTS vorgestellt. Sanja Vučić war nach der Komponistin Ivana Peters die zweite Wahl des serbischen Rundfunks. Die Präsentation erfolgte am 12. März.

Sanja Vučić wurde am 8. August 1993 in Kruševac geboren, wo sie an der hiesigen Musikschule Operngesang lernte. Sie war Mitglied in der Band Bele Vile, die Ethnomusik performte, im örtlichen Jazz-Orchester und im Kirchenchor St. Lazar. 2008 stieg sie als Leadsängerin in die Ska- und Rockband Zaa ein, deren Namenszusatz sie auch beim Eurovision Song Contest in Stockholm tragen wird. Neben Serbisch und Englisch spricht Sanja fließend Italienisch, Spanisch und Arabisch und lebt heute in Belgrad. Ihr Eurovisionsbeitrag ist ihre erste eigene Single.

Eurofires Rundumschlag: Ein großartiges Lied, das Serbien da in den Ring wirft. Sanja sieht im Video zu "Goodbye" zwar wie eine Mischung aus Amy Winehouse, Cher und Dana International aus, das tut dem Lied aber keinen Abbruch. Es gehört zu meinen persönlichen Favoriten im diesjährigen Jahrgang und sollte auch gute Karten auf die Finalteilnahme haben. 
Finalchancen: relativ sicher
Ein guter Grund für XY zu stimmen: Aus oben genannten Gründen, weil es sich hier um einen starken und authentischen Beitrag handelt.

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Kein Bock, kein Geld, keine Teilnahme:
Kosovo - Da man sich international immer noch nicht einig ist, ob der Kosovo nun ein eigenständiges Land nach den Vorgaben des Völkerrechts ist oder nicht, hat der lokale Rundfunk RTK bisher auch noch keine Möglichkeit Mitglied der Europäischen Rundfunkunion zu werden bzw. am Eurovision Song Contest teilzunehmen. Solange diese elementare Frage nicht geklärt ist, wird es wohl auch keinen kosovarischen Beitrag geben.