Sonntag, 29. Mai 2022

Zypern: Erste Gerüchte zur zypriotischen Auswahl


Zypern
- Schon Ende September letzten Jahres hat das Label Panik Records dazu geäußert, einen nationalen Vorentscheid auf Zypern im Jahr 2023 zu veranstalten. Damals hieß es, dass die Plattenfirma mit dem Sender CyBC in Verhandlungen steht, einen Kandidaten für den Eurovision Song Contest zu suchen. Nun berichten griechische Medien, dass offenbar die Castingshow "All Together Now" als Vorauswahl für den Wettbewerb 2023 zum Einsatz kommen könnte. Die Show läuft ab Oktober jeweils samstags auf ALPHA in Griechenland und CyBC in Zypern.

Um in der Castingshow Erfolg zu haben, muss man "The 100" überzeugen, ein Panel bestehend aus Sängern, Komponisten und Musikern, die per Buzzer über das Weiterkommen entscheiden. Für den zypriotischen Auswahlmodus soll das Format auf 50 Juroren reduziert werden, darunter sollen nach Angaben von OGAE Greece ehemalige Song Contest-Teilnehmer, Clubmitglieder und Vertreter diverser Musikstile aus Griechenland und Zypern sein. Das Finale der Show soll noch bis Ende des Jahres stattfinden.

Das zypriotische Fernsehen selbst hat bisher noch keinerlei Informationen zum Auswahlmodus für 2023 publik gemacht, dafür allerdings schon seine Teilnahme im kommenden Jahr bestätigt. In den letzten Jahren hat man in gemeinschaftlicher Arbeit mit Panik Records Interpreten ausgewählt und diese intern auf den Song Contest vorbereitet. 2022 in Turin wurde Zypern durch Andromache und "Ela" vertreten, die mit ihrem Beitrag allerdings im Halbfinale ausschied. Zwischen 2015 und 2021 war das Land durchgehend im Finale der Eurovision vertreten. 

Memories: Eurovision Song Contest 1987


Belgien
- Als letztes Land, das dem ersten Eurovision Song Contest 1956 in Lugano schon beiwohnte, kam Belgien 1987 in die Verzückung, den Wettbewerb auszurichten. Ursprünglich war geplant, das Projekt als Gemeinschaftsarbeit zwischen dem wallonischen Sender RTBF und dem flämischen Rundfunk BRT zu veranstalten, innere Konflikte, insbesondere Diskussionen über einen Austragungsort, die Moderation und die generelle Übertragung des Wettbewerbs führten jedoch dazu, dass sich BRT von der Mitarbeit zurückzog und der Song Contest, welcher schlussendlich im Palais du Centenaire in Brüssel stattfand, dem Sender RTBF zuzuschreiben ist.

BRT war turnusgemäß lediglich daran beteiligt, einen belgischen Vertreter für die Eurovision auszuwählen, was per Vorentscheid und mit Hilfe von fünf regionalen Jurys auch geschah. Der Eurovision Song Contest 1987 war gemessen an der Teilnehmerzahl der bis dato größte Wettbewerb, gleich 22 Nationen meldeten ihre Teilnahme, wobei es keinerlei Neulinge gab, sondern die gleichen Nationen wie im Vorjahr plus Griechenland und Italien als Rückkehrer in der Line Up. Als Moderatorin wählte RTBF, die als Sonia Dronier in Lorient geborene Sängerin Viktor Lazlo aus, die in einem Nachtclub entdeckt und zu einem der größten belgischen Musikstars jener Zeit aufstieg und auch in Deutschland Erfolge verbuchen konnte ("Das erste Mal tut‘s noch weh", im Duett mit Stefan Waggershausen). Und so durfte sie mit einem ihrer größten Hits, nämlich dem Titel "Breathless"  auch die Show eröffnen.

Neben den 22 Teilnehmernationen waren u.a. auch das australische Fernsehen SBS, der ungarische Sender MTV1 und das polnische Fernsehen TP1 angeschlossen. Angeblich wurde zudem in der Sowjetunion darüber diskutiert, ob das Land am Wettbewerb teilnehmen sollte. Bildungsminister Georgiy Veselov soll mit der Idee der Teilnahme an Michail Gorbatschow herangetreten sein, durch die Teilnahme die Beziehungen zum kapitalistischen Westen zu verbessern. Dieser Schritt schien aber selbst dem Initiator von Glasnost und Perestroika zu radikal gewesen, der Vorschlag, das sowjetische Staatsfernsehen teilnehmen zu lassen, wurde von der Kommunistischen Partei abgeschmettert, erst nach Auflösung der Sowjetunion strömten ihre ehemaligen Republiken zum Wettbewerb.

Als erste Interpretin des Abends stieg Kate Gulbrandsen für Norwegen auf die Bühne. Komponist Rolf Løvland, der zwei Jahre zuvor den Bobbysocks zum Sieg verholfen hat, war auch an "Mitt liv" beteiligt. Ihr Lied, das immerhin den neunten Platz belegte, blieb allerdings weniger in Erinnerung als ihre Frisur, die auf dem Höhepunkt der 80er Jahre-Dauerwellen und modischen Entgleisungen, mehr als zeitgemäß war. Nach ihrem Song Contest-Ausflug wurde es zunächst ruhiger um Kate. 2005 veröffentlichte sie ein Album, auf dem sie amerikanische Country-Lieder auf Norwegisch sang, 2010 folgte die Single "Welcome to Lillehammer".

Für Israel startete das Duo Datner & Kushnir alias Lazy Bums, die sich in Blues Brothers-Manier mit schwarzen Sonnenbrillen und Hüten präsentierten und eine wilde wie gleichermaßen alberne Tanzchoreographie aufführten. Hinter dem sinnbefreiten "Hupa hule hule hule" steckte eine Ode an die Faulheit, die von den Juroren durchaus als Spaßbeitrag wahrgenommen und mit dem achten Platz belohnt wurde. Weniger erfreut über die Darbietung von Natan Datner und Avi Kushnir war der israelische Kulturminister, der vehement versuchte, den Beitrag zu verhindern. Die IBA ließ sie allerdings nicht beirren und schickte das Duo nach dem rechtmäßigen Sieg beim Vorentscheid auch zur Eurovision.

Auf Altbewährtes setzten hingegen die Österreicher. Gary Lux trat zum vierten Mal auf die Song Contest-Bühne. Nach seinem Engagement mit der Gruppe Westend 1983, als Backgroundsänger für Anita 1984 und als Solist 1985 sang er abermals als Hauptinterpret die dröge Ballade "Nur noch Gefühl", die von den Juroren deutlich weniger Beachtung fand, als "Kinder dieser Welt". Mit acht Punkten von den Juroren reichte es nur für den 20. Platz. Lux kehrte noch zweimal als Backgroundsänger zurück, in diesem Jahr wurde er für sein musikalisches Schaffen mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich ausgezeichnet. Ob sein ursprünglich geplanter Titel "Träume der Zukunft" besser abgeschnitten hätte, sei dahingestellt.

Nur halb so viele Punkte wie Österreich sammelte das Großherzogtum Luxemburg an jenem Abend. RTL kaufte den belgischen Sänger Roger François Jouret alias Plastic Bertrand ein und versuchte offenbar einen männlichen Gegenpart zur Vorjahressiegerin Sandra Kim zu finden. Im quietschpinken Blazer und mit aufgescheuchter Bühnenshow lieferte Luxemburgs Vertreter, der einen Comeback-Versuch unternahm, einen zeitgemäßen aber überflüssigen Beitrag, der den Juroren aus Portugal und dem UK nur jeweils zwei Punkte entlockte. Ein paar mehr Punkte erhielt Spaniens Sängerin Patricia Kraus für ihren ausdrucksstarken Liebessong "No estás solo", den sie maßlos überschminkt und in ein Lederkorsett eingezwängt, dramatisch intonierte.

Gänzlich punktelos endete die türkische Sängerin Seyyal Taner mit ihrer Begleitband Lokomotif und das, obwohl sich alle Beteiligten in weißen Kostümen bis zur völligen Erschöpfung über die Bühne dirigierten und einen hoch interessant instrumentalisierten Song lieferten. "Şarkım sevgi üstüne" ("Mein Lied handelt von Liebe") dürfte seiner Zeit voraus gewesen sein. Ihrer Karriere tat der Ausflug zur Eurovision hingegen keinen Abbruch, Seyyal veröffentlichte nach einer kurzen musikalischen Auszeit noch mehrere erfolgreiche Alben, spielte in TV-Serien mit und gilt in der Türkei bis heute als Ikone der LGBT-Community. 

Auch das isländische Fernsehen war nach dem Debüt im Jahr wieder mit dabei und brach mit einer Einschaltquote von über 87% einen Rekord auf. Für die Interpretin Halla Margrét Árnadóttir war der Song Contest allerdings kein allzu großer Erfolg, "Hægt og hljótt" ("Langsam und leise") belegte wie schon die Gruppe ICY im Vorjahr den 16. Platz. Einen Platz besser schnitt Finnland ab, Vicky Rosti begann ihren Beitrag "Sata salamaa" äußerst düster, zum Refrain hin brach das Lied aber aus sich heraus, fand aber ähnlich wenig internationale Beachtung wie Christine Minier für Frankreich mit ihrer langweiligen Ballade, deren Kernaussage war, dass die Liebe und ihre Worte keinen Sonntag kennen. Trotz des 14. Platzes erklärte Minier später, der Eurovision Song Contest sei die größte Erfahrung in ihrer Karriere gewesen.

Das bis dahin schlechteste Resultat ihrer Geschichte fuhren die Briten an jenem Abend ein. Der schottische Sänger Richard Winters Peebles, kurz Rikki, verpasste mit seinem seltsamen "Only the light" nicht nur den Sprung in die UK Top 75 sondern auch in die Top Ten. Der 13. Platz war angesichts der dünnen textlichen Struktur und der Performance aber auch mehr als genug. Weitaus erfolgreicher war dafür der italienische Beitrag. Zwei große Stars sangen den entspannten mediterranen Klassiker "Gente di mare", zum einen Umberto Tozzi, der mit Italo-Hits wie "Gloria" oder "Ti amo" Weltruhm erlangte und zum anderen Raf, dessen "Self control" aus dem Jahr 1984 insbesondere als Cover von Laura Branigan erfolgreich war. Am Ende gab es den verdienten dritten Platz.

Einen Platz dahinter landete Jugoslawien mit der Gruppe Novi Fosili, die fröhlichen Poprock jener Ära auf Serbokroatisch intonierten. Leadsängerin Sanja Doležal hickste mit Leichtigkeit über die Bühne und bezauberte insbesondere die Juroren aus Norwegen und der Türkei, die dafür die Höchstwertung übrig hatten. Novi Fosili läuteten gleichzeitig die erfolgreichsten Jahre des später vom Zerfall betroffenen Landes ein. Mit gänzlich anderen Genres teilten sich die Niederlande und Dänemark Platz fünf hinter Jugoslawien. Während Marcha im Dallas-Look die Popballade "Rechtop in de wind" schmetterte, präsentierten die Dänen Anne-Cathrine Herdorf & Bandjo "En lille melodi", eine Mitschunkel-Nummer, die dänischer nicht hätte sein können.

Das Gastgeberland Belgien ließ sich indes von Liliane St.-Pierre vertreten, die sich mit dem bezaubernden "Mélodie" schon 1978 im luxemburgischen Vorentscheid bewarb und 1981 mit "Brussel" den zweiten Platz beim belgischen Vorentscheid belegte. Nun stand sie mit dem selbstgeschriebenen "Soldiers of love" auf der Song Contest-Bühne und erreichte immerhin den elften Platz. Noch heute, wenn auch in geringerem Umfang macht sie Musik, 2005 war sie eines Jurymitglieder von X Factor in Belgien. Überboten wurde sie 1987 u.a. vom griechischen Duo Bang und der zypriotischen Sängerin Alexia Valliliou, die die Plätze zehn und sieben belegten.

Den zwölften Platz erkämpfte sich die Schwedin Lotta Engberg, die schon 1984 und 1985 als Begleitsängerin bei der Eurovision zu sehen war. Erst einen Monat zuvor wurde sie Mutter und gewann den schwedischen Vorentscheid mit "Fyra bugg och en Coca-Cola". Der Text musste aufgrund der Regularien jedoch zu "Boogaloo" umformuliert werden, da die EBU die Erwähnung von Markenprodukten nicht guthieß, eine Regel, die bis heute greift. Das Lied selbst erinnerte an einen schwachen Abklatsch von "La det swinge" und sorgte eher durch den Vorwurf der Schleichwerbung als durch musikalische Qualität für Aufsehen. 

Der zweite Platz ging, wie schon 1985, an die deutsche Gruppe Wind mit "Laß' die Sonne in dein Herz", Text und Musik vom bekannten Duo Ralph Siegel und Bernd Meinunger. Das Lied mit leichten Reggae-Anleihen zählt zu den erfolgreichsten Nummern der Gruppe, deren Besetzung bis zum heutigen Tage häufiger gewechselt hat, als Heinrich VIII. die Frauen. Im deutschen Vorentscheid, der am 26. März 1987 in der Frankenhalle in Nürnberg stattfand, stachen Wind u.a. Maxi & Chris Garden ("Frieden für die Teddybären") aus, die ein Jahr später ihr Ticket zur Eurovision lösen sollten. Von einem knappen Endergebnis konnte man allerdings nicht sprechen, zwischen Wind und dem späteren Sieger lagen am Ende 31 Punkte, da hätte auch eine andere Punktezahl der missgünstigen Schweizer Jury nichts bewirkt. 

Der Sieger des Abends erlebte hingegen ein Déjà-vu. Johnny Logan hatte schon 1980 mit "What's another year" den Wettbewerb gewonnen und trat nun mit "Hold me now" erneut für Irland an. Das Lied hatte er für seine Frau geschrieben, die gemeinsame Ehe brach allerdings wenige Tage vor dem Song Contest-Finale auseinander, sodass seine Mimik und Dramatik, sein Niederknien auf der Bühne und seine Tränen von echten Gefühlen untermalt wurden. Zudem schrieb er Geschichte, nie zuvor und bis zum heutigen Tage auch nie wieder, konnte ein Interpret zweimal den Eurovision Song Contest gewinnen. 1992 schaffte er es als Komponist gar noch ein drittes Mal. Seine Sieger-Reprise brach er unter Tränen der Rührung mit den Worten "I can't sing anymore, thank you..." ab.

Bis heute ist Johnny Logan untrennbar mit dem Eurovision Song Contest verbunden und tritt nach wie vor regelmäßig in nationalen Vorentscheiden als Pausenfüller auf. Sein Siegerlied von 1987 belegte Spitzenpositionen in den irischen und israelischen Charts, im UK, Norwegen, Schweden und auch in Deutschland reichte es für die #2. Später wurde dieses Lied auf den Britischen Inseln durch einen Werbespot für McDonald's zweckentfremdet ("Twisty Fries?"). Das irische Fernsehen hatte nunmehr bereits drei Siege auf dem Konto und holte die Trophäe und den Song Contest 1988 zurück auf die grüne Insel. Dort sollte dann abermals Geschichte geschrieben werden, eine Weltkarriere beginnen und ein Herzschlagfinale für Furore sorgen.

Die Teilnehmer:
01. - 172 -Johnny Logan - Hold me now
02. - 141 -Wind - Laß' die Sonne in dein Herz
03. - 103 -Umberto Tozzi & Raf - Gente di mare
04. - 092 -Novi Fosili - Ja sam za ples
05. - 083 -Marcha - Rechtop in de wind
05. - 083 -Anne-Cathrine Herdorf & Bandjo - En lille melodi
07. - 080 -Alexia Valliliou - Aspro mavro
08. - 073 -Datner & Kushnir - Shir habatlanim
09. - 065 -Kate Gulbrandsen - Mitt liv
10. - 064 -Bang - Stop
11. - 056 -Liliane Saint-Pierre - Soldiers of love
12. - 050 -Lotta Engberg - Boogaloo
13. - 047 -Rikki - Only the light
14. - 044 -Christine Minier - Les mots d'amour n'ont pas de dimanche
15. - 032 -Vicky Rosti & Boulevard - Sata salamaa
16. - 028 -Halla Margrét - Hægt og hljótt
17. - 026 -Carol Rich - Moitié, moitié
18. - 015 -Nevada - Neste barco à vela
19. - 010 -Patricia Kraus - No estás solo
20. - 008 -Gary Lux - Nur noch Gefühl
21. - 004 -Plastic Bertrand - Amour, amour
22. - 000 -Seyyal Taner & Lokomotif - Şarkım sevgi üstüne

Donnerstag, 26. Mai 2022

Russland: Alle Mitglieder von EBU-Diensten suspendiert


Russland
- Schon kurz nach der russischen Invasion in der Ukraine kündigten die russischen Mitgliedssender der Europäischen Rundfunkunion über eine Pressemeldung der TASS gemeinsam ihren Rückzug aus der EBU an. Aus Genf selbst hieß es im Anschluss, man habe bisher keinen offiziellen Nachrichteneingang aus Russland vermelden können. Nun hat die EBU selbst alle russischen Mitglieder aus der Union ausgeschlossen und damit den Zugang zum Nachrichtenaustausch und sämtlichen EBU-Diensten eingestellt. Auf der offiziellen Website der EBU sind mit heutigem Stand keine russischen Sender mehr gelistet.

Zuletzt waren drei russische Sender Mitglied in der Rundfunkunion, der staatliche Perwy Kanal, auch bekannt als Channel One, die Allrussische staatliche Fernseh- und Radiogesellschaft (RTR) und der Sender Radio Dom Ostankino zu dem die Radioprogramme Radio Mayak und Radio Orpheus gehörten. Der Ausschluss der russischen Rundfunkanstalten wurde auch durch Noel Curran, den Generaldirektoren der Europäischen Rundfunkunion bestätigt. Somit ist eine Teilnahme Russlands an Wettbewerben wie dem Eurovision Song Contest oder dem Junior Eurovision Song Contest in absehbarer Zeit nicht mehr möglich, ähnlich wie z.B. bei Belarus, dessen Staatssender BTRC vergangenes Jahr für drei Jahre gesperrt wurde.

Nach dem Ende der Organisation Internationale de Radiodiffusion et de Télévision kurz OIRT im Jahr 1993 nahm die Europäische Rundfunkunion diverse Rundfunkanstalten aus dem einstigen Ostblock auf, darunter auch die oben genannten russischen Sender. Seit 1994 war Russland beim Eurovision Song Contest vertreten und konnte den Wettbewerb 2008 mit Dima Bilan einmal gewinnen. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wurde Russland vom diesjährigen Song Contest ausgeschlossen, insbesondere nach dem Protest von UA:PBC und der Drohung mehrerer Sender, dem Song Contest fernzubleiben, sollte Russland teilnehmen dürfen.

Andorra: Keine Rückkehr zum Song Contest 2023 geplant


Andorra
- Dani Ortolà, Content Manager beim andorranischen Sender RTVA, bestätigte gegenüber der spanischen Website Eurofestivales, dass man nicht plane, am Eurovision Song Contest 2023 teilzunehmen. Weder jetzt noch in den nächsten Jahren sei eine Teilnahme geplant, heißt es hierbei aus Andorra la Vella. Auch wenn es mehrere Initiativen gäbe, das Land zurück in den Wettbewerb zu holen, dementiert RTVA etwaige Pläne, sich wieder der Veranstaltung anzuschließen.

"Obwohl wir Teil der EBU sind, planen wir weder kurz- noch mittelfristig am Eurovision Song Contest teilzunehmen.", so Ortolà. Schon in den letzten Jahren erklärte RTVA-Generaldirektor Xavier Mujal immer wieder, dass der Eurovision Song Contest derzeit nicht in das Portfolio des Senders passe und man die Kosten in Hinblick auf die Erfolgschancen scheut. Eine der stärksten Unterstützerinnen der andorranischen Song Contest-Teilnahme ist die ehemalige Vertreterin Susanne Georgi. Sie nahm 2009 als bisher letzte andorranische Sängerin am Song Contest teil.

Diese hat nach eigenen Aussagen, bereits die Unterstützung und Zusicherung von staatlicher Seite, Andorra zum Song Contest zurückzubringen. Dennoch fehlte das Land in der Line Up der Eurovision 2022. Auch das Kulturministerium des Landes erklärte, bislang keine Kenntnis von einem potentiellen Comeback zu haben. Die Teilnahme am Song Contest ist zudem Aufgabe des Senders RTVA und nicht des andorranischen Staates. Ob Andorra zum Wettbewerb zurückkehrt oder nicht erfolgt auf Initiative von Ràdio i Televisió d’Andorra.

Ukraine: Kiew nach eigener Aussage für Ausrichtung bereit


Ukraine
- Das Büro des Bürgermeisters der ukrainischen Hauptstadt Kiew erklärte heute, dass man bereit sei, den Eurovision Song Contest 2023 auszurichten, sollte es eine offizielle Anfrage geben. "Wir sind bereit, die Eurovision auszutragen. Wir haben die notwendige Infrastruktur hierfür.", heißt es von Mykola Povoroznyk, dem ersten stellvertretenden Leiter der Stadtverwaltung von Kiew. Ob und inwiefern die Option einer Austragung in der Ukraine im kommenden Jahr durch die EBU in Betracht gezogen wird, ist derzeit nicht bekannt.

"Ich halte es für unzweckmäßig, etwas Neues aufzubauen, wir werden uns auf das konzentrieren, was wir bereits haben – in einem Jahr, unter den aktuellen Bedingungen, ist es ziemlich schwierig, etwas Neues aufzubauen. Wenn uns die Organisatoren vertrauen, werden wir einen Wettbewerb auf hohem internationalen Niveau durchführen.", so Povoroznyk. Die Stadt hat bereits 2005 und 2017 den Eurovision Song Contest ausgerichtet, nach dem Sieg von Jamala setzte sich Kiew in einer öffentlichen Ausschreibung u.a. gegen Charkiw, Lwiw, Odessa und Dnipro durch.

Die Europäische Rundfunkunion hat vergangene Woche einen ersten Austausch mit dem ukrainischen Fernsehen UA:PBC gestartet, um die ersten Eckdaten für den Song Contest 2023 zu besprechen. Momentan geht es vor allem um die Frage, ob der Wettbewerb in einem Land stattfinden kann, das sich nach der russischen Invasion im Kriegszustand befindet. Mehrere europäische Städte und Rundfunkanstalten hatten dem ukrainischen Fernsehen ihre Unterstützung zugesichert, auch um den Wettbewerb auszurichten, darunter Spanien, Italien und die Niederlande, sowie die Stadt Stockholm und das polnische Fernsehen.

Dienstag, 24. Mai 2022

Spanien: Berichte über mögliche lokale Vorrunden


Spanien
- Die spanische Website El Confidencial streut erste Gerüchte über eine mögliche Ausdehnung des Festivals von Benidorm. Nach der Ankündigung von RTVE scheint es auch gar nicht so abwegig, dass man vor den eigentlichen Halbfinals des spanischen Vorentscheids noch einen lokalen Wettbewerb ins Leben ruft, vergleichbar mit der EMA Freš in Slowenien oder dem Nachwuchswettbewerb von San Remo, um ein bis zwei Startplätze in den großen Vorrunden auszuspielen. Als möglichen Kooperationspartner stellt die Seite die TV-Gemeinschaft FORTA vor.

FORTA, die Federación de Organismos de Radio y Televisión Autonómicos, ist ein Verbund von Sendeanstalten aus zwölf der 17 der autonomen Regionen Spaniens. Nicht berücksichtigt werden hierbei die Regionen Extremadura, Kantabrien, Kastilien und León, La Rioja und Navarra sowie die autonomen Städte Ceuta und Melilla. Im Juni 2019 stellte die Sendervereinigung einen Antrag auf EBU-Mitgliedschaft, die laut aktueller Mitgliederliste der Europäischen Rundfunkunion noch nicht wirksam geworden ist bzw. sich im Zeitraffer verlaufen hat. Zu ihren Mitgliedern zählen folgende Rundfunkanstalten:

Andalusien - Radio y Televisión de Andalucía
Aragón - Corporación Aragonesa de Radio y Televisión
Asturien - Radiotelevisión del Pricipado de Asturias
Balearen - Ens Públic de Radiotelevisió de les Illes Balears
Baskenland - Euskal Irrati Telebista
Galicien - Corporación de Radio Televisión de Galicia
Kanaren - Radio Televisión Canaria
Kastilien-La-Mancha - Castilla-La Mancha Media
Katalonien - Corporació Catalana de Mitjans Audiovisuals
Madrid - Radio Televisión Madrid
Murcia - Radiotelevisión de la Región de Murcia
Valencia - Corporació Valenciana de Mitjans de Comunicació

Ein Vorab-Wettbewerb auf lokaler Ebene wäre durchaus eine Option, das Festival von Benidorm, das seit diesem Jahr als nationaler Vorentscheid für den Eurovision Song Contest installiert wurde, zu vergrößern und lokale Musiktalente zu fördern. Das spanische Fernsehen RTVE hat nach dem dritten Platz von Chanel in Turin angekündigt, dass man das Festival zu einer festen Institution machen und ein großes Rahmenprogramm um die eigentliche Show etablieren möchte. In diesem Jahr sorgte der Vorentscheid bereits für große mediale Aufmerksamkeit.

EBU: Über 160 Millionen Zuschauer beim Song Contest 2022


Europa 
- Mindestens 161 Millionen Menschen haben die drei Shows des Eurovision Song Contests in Turin verfolgt. Berücksichtigt wurden hierbei 34 Fernsehmärkte, aus der Ukraine liegen verständlicherweise keine Zahlen vor. Gemessen zum Vorjahr sind dies in der Summe zwar weniger Zuschauer, in den 34 ausgewerteten Nationen ist die Quote jedoch um sieben Millionen Zuschauer höher als 2021. Im Mittel lag der Marktanteil der 34 Sender bei 43,3%, doppelt so viel wie der Durchschnitt von etwa 18,2%.

In einigen Ländern hat der Wettbewerb wieder astronomische Quoten erzielt, auf Island verfolgten etwa 96,4% der Zuschauer die Shows. Auch die übrigen nordischen Märkte, Dänemark einmal abgesehen, erreichten Marktanteile von 89% in Norwegen, 81% in Schweden und 72% in Finnland. Über 50% Marktanteil schafften u.a. Armenien, Estland, Griechenland, Litauen, die Niederlande und Spanien. Zudem wurde erstmals seit elf Jahren eine höhere Quote im UK als in Deutschland gemessen.

Hinzu kommen zig Millionen Online-Streams in 232 Ländern und Territorien. Das Finale sahen etwa 7,6 Millionen Zuschauer bei Youtube, die Zahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Die Europäische Rundfunkunion kann mit diesen Zahlen durchaus zufrieden sein, insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass einige große Fernsehmärkte gar nicht an den diesjährigen Wettbewerb angeschlossen waren, etwa Russland oder die Türkei, die seit Jahren auf die Ausstrahlung verzichtet.

Dänemark: DR plant Optimierungen beim Vorentscheid


Dänemark
- Erik Struve Hansen, Chef des Dansk Melodi Grand Prix, hat die Teilnahme Dänemarks beim Eurovision Song Contest 2023 bestätigt. Der Produzent des Vorentscheid stand nach dem Ausscheiden von Reddi in der Kritik, er und sein Team würden nicht genug dafür tun, dass Dänemark sich für das Finale des Wettbewerbs qualifiziert. Allerdings kündigte man in Kopenhagen an, dass man beim Vorentscheid nachbessern werde, um die Pleiten der letzten beiden Jahre auszubessern.

Nähere Einzelheiten, wie die Auswahlkriterien für den Melodi Grand Prix 2023 aussehen werden, ist bisher nicht bekannt und werden zu einem späteren Zeitpunkt erörtert. Erik Struve Hansen bestätigte jedoch, dass es beim Vorentscheid zunächst darum geht, ein Lied zu finden, dass auch im eigenen Land akzeptiert und den Rückhalt der Zuschauer genießt. Dies dann auf europäischer Ebene auch zu schaffen sei schwer, aber machbar, wie einige Erfolge des Landes in den vergangenen Jahren zeigten.

Dänemark gewann zuletzt 2013 mit Emmelie de Forest und "Only teardrops" den Song Contest in Malmö und belegte mit Basim und Rasmussen zudem zwei Top Ten-Platzierungen. Zuletzt erreichte Leonora mit "Love is forever" das Finale, während Fyr og Flamme und Reddi im Halbfinale ausschieden. Der Eurovision Song Contest genießt, ähnlich wie in den übrigen skandinavischen Ländern großen Zuspruch in der Bevölkerung, wenngleich die Einschaltquote des Finales von Turin die niedrigste seit dem Ausscheiden von DQ und "Drama Queen" 2007 darstellt.

Montag, 23. Mai 2022

Norwegen: Subwoolfer präsentieren "Space Kelly"


Norwegen
- Auch nach dem Finale des Eurovision Song Contests ist die Identität der beiden Subwoolfer offiziell nicht geklärt worden. Zwar gibt es reichlich Indizien dafür, dass sich hinter den quietschgelben Masken der Idols-Zweite Gaute Ormåsen und der britische Sänger Ben Adams verbergen, doch weder das Duo selbst noch der norwegische Rundfunk NRK haben sich zu einem Statement hinreißen lassen. Spätestens seit der Punktevergabe im Finale von Turin wissen wir auch, dass Vorjahresteilnehmer Tix nicht hinter der Maske von DJ Astronaut stecken kann, hier hat die norwegische Delegation einen klugen PR-Trick ausgespielt.

Stattdessen haben die Subwoolfer nun einen neuen Clip bei Youtube hochgeladen, eine Hommage an Song Contest-Moderator Mika, den sie schlichtweg "Space Kelly" genannt haben und in dem sie das Rätselraten auf eurovisionäre Art und Weise zusätzlich befeuern. Den Clip mit Ausschnitten der beiden Wochen aus Turin kann man sich hier in voller Länge anschauen. In Turin selbst haben die Subwoolfer übrigens ebenfalls einen kleinen Clip zur Musik von "Jolene" aufgenommen. Und auch wenn man das Puppy-Play aus Norwegen vielleicht absurd finden mag, die ganze PR-Kampagne ist ausgesprochen originell. Die Subwoolfer wurden mit "Give that wolf a banana" Zehnte.

Subwoolfer - Turin

Spanien: Festival von Benidorm wird 2023 erweitert


Spanien
- Seit der Reaktivierung des Festivals von Benidorm und dem Ehrgeiz der Chefetage beim spanischen Sender RTVE, ist der Eurovision Song Contest in Spanien wieder omnipräsent. Unabhängig von einigen Schlagzeilen rund um den Vorentscheid, etwa die selektive Vergabe von Eintrittskarten oder dem Juryvoting, hat das Festival den gewünschten Erfolg geliefert. Chanel belegte mit "SloMo" den dritten Platz beim Song Contest in Turin und wurde feierlich in Spanien empfangen. Ihr Titel stürmt Streaming- und generelle Charts und bringt Spanien die erste Top Drei-Platzierung seit 1995. 

So erstaunt es nicht, dass der Sender bereits jetzt für das kommende Jahr plant und man weiterhin ehrgeizige Ziele für das Festival von Benidorm 2023 verfolgt. Bereits jetzt kündigt die Generalitat Valenciana in Zusammenarbeit mit dem Sender RTVE einen größeren Vorentscheid als noch in diesem Jahr an. Das Rahmenprogramm zum Festival soll sich nach Angaben von Tourismusdirektor Herick Campos u.a. am Eurovision Song Contest und seinem Eurovision Village orientieren. Benidorm würde so, ähnlich wie die Gastgeberstadt der Eurovision, eine komplette Woche im Zeichen des Wettbewerbs stehen.

Zudem plant RTVE mehr Interpreten die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten. In diesem Jahr nahmen 14 Kandidaten an zwei Vorrunden teil, das musikalische Niveau wurde als sehr hoch wahrgenommen. Auch in Hinblick auf die Einschaltquoten war das Festival von Benidorm ein Erfolg, insgesamt erreichten die drei Shows über zehn Millionen Zuschauer. Chanels Song Contest-Auftritt in Turin erreichte schließlich 6,8 Millionen Zuschauer und damit eine der höchsten TV-Quoten für den Eurovision Song Contest aller Zeiten. Zuletzt erreichte Rosa López nach ihrem Sieg bei der Erstausgabe der Operación Triunfo eine höhere Song Contest-Quote.