Russland - Nach wie vor erstaunt es mich, dass sich das russische Fernsehen dazu bereit erklärt hat, ein Lied zum Eurovision Song Contest zu schicken, dass über den generischen Wir-wollen-gewinnen-Pop herausgeht und eine starke Frau mit ebenso starker hymnenhafter Botschaft nach Rotterdam schickt. Manizha legt auf der Bühne stimmlich und visuell die Laster über das verzerrte Frauenbild vieler Russen ab, befreit sich optisch nicht nur aus dem Matroschka-Kleid sondern auch von vielen antiquierten Gepflogenheiten ihrer Landsleute, die noch aus der Sowjet-Ära stammen. Ganz nebenbei fackelt sie fast die Deckenbelechtung im Ahoy ab.
Die Stichflammen, die aus der Bühne schießen, reichen fast bis zu den Stahlträgern an denen die Licht- und Kameratechnik installiert ist, auf diese Art und Weise ist Turkmenistan zu seinem Höllenkrater gekommen... Auf der Hintergrundwand arbeitet man mit Phrasen wie "Be grateful", "Be proud" und so weiter sowie den Einspielungen zahlreicher Frauen in allen möglichen Lebenslagen. Der Sprechgesang aus Russland wird aller Voraussicht nach zu Recht ins Finale kommen. Russland hat es schon mit deutlich weniger in die Endrunde geschafft und allein, dass das Land eine solche Thematik behandelt, verdient Lob und Anerkennung.