Freitag, 1. Februar 2019

Kommentar: Die ersten Perlen der Saison



Europa - Ich war säumig und habe bisher nur relativ wenige Vorentscheidungslieder der diesjährigen Saison gehört. Daher musste ich mein eurovisionäres Defizit nun endlich mal ausgleichen. Bis auf wenige Lieder, die ich punktuell rausgefischt habe, konnte ich bisher wenig zu den einzelnen Titeln sagen, die sich europaweit den nationalen Vorentscheiden stellen müssen. Lediglich die französischen Songs der "Destination Eurovision" habe ich quergehört und muss sagen, dass sie mit Bilal die beste Option gewählt haben, "Roi" passt hervorragend in die Knabbermischung, die einen Eurovision Song Contest ausmacht.

Ugo schied mit "Ce qui me
blesse
" im 2. SF aus
Ein bisschen bestürzt bin ich zwar gewesen, dass es das Sahnebonbon aus Tahiti, Ugo, nicht ins Finale geschafft hat, aber gegen Bilal Hassani konnte eben niemand anstinken. Dafür habe ich einen spannenden Künstler entdeckt, der kurz nach seinem Ausscheiden in Frankreich eine neue Single rausgebracht hat. Ugo mimt in "Saoul" ("Betrunken") eine Schnapsleiche, die am Ende seines Videos zur Seite kippt und einschläft. Abgesehen davon, dass ich ausnahmslos jeden Morgen so ins Badezimmer stapfe, gefällt mir seine Art zu Singen. Allerdings scheint der Junge nur einen Pulli zu haben, seine Musik scheint noch nicht so viel abzuwerfen.

Weniger Enthusiasmus habe ich bei Netta Barzilais erster Veröffentlichung seit ihrem Song Contest-Sieg in Lissabon. "Bassa sababa", das heute Premiere feierte, kommt bei Weitem nicht an "Toy" heran und hat einen sehr hohen Verschleißwert, um nicht sogar zu sagen, Looper und Autotune nerven sehr schnell bei Überdosierung. Dass man sich mit Netta aber besser nicht anlegt, zeigt sich im Video bei 0:46 Minuten, wenn sie "Run!" in die Kamera brüllt und sich in ein pinkes Nashorn verwandelt. Ich gehe aber davon aus, dass sie beim Song Contest in Tel Aviv diverse Sidekicks haben wird und neben "Toy" sehr wahrscheinlich auch dieses Lied vorstellen wird...

Ansonsten habe ich mich in den letzten Tagen primär mit den Vorentscheidungsliedern der nordischen Nationen beschäftigt. In Schweden liegen bisher zwar nur einminütige Snippets aus dem ersten Halbfinale vor, die wir morgen Abend in Göteborg erstmals in voller Länge zu hören bekommen. Einen "outstanding" Act konnte ich dort noch nicht ausmachen, das erste Halbfinale der Schweden ist aber grundsätzlich etwas lasch, wie die letzten Jahre immer wieder demonstriert haben. Trotzdem freue ich mich auf einen spannenden Abend und bin gespannt, wie das neue Wertungskonzept mit den bunten Herzchen funktionieren wird.

Meine Favoriten beim MGP:
Keiino mit "Spirit in the sky"
In Norwegen bin ich da schon etwas weiter gekommen, dort hat sich nach mehrmaligem Hören der Titel von Keiino in mein Hirn eingebrannt, insbesondere der Refrain von "Spirit in the sky" ist sehr eingängig und wird durch den samischen Joik am Ende ("Čajet dan čuovgga") abgerundet. Das könnte ich mir in Tel Aviv sehr gut vorstellen, ebenfalls ganz ordentlich finde ich "En livredd mann" von Mørland. Allerdings hatte er seine Chance beim Eurovision Song Contest erst vor vier Jahren, da ist die Zeit reif für etwas Neues. Der Rest ist ebenfalls ganz nett, an "Fake it" habe ich mich inzwischen aber beispielsweise schon satt gehört.

Dänemark hat seine Melodi Grand Prix-Lieder inzwischen auch vorgestellt und gemeinsam mit meinem Arbeitskollegen bin ich zum Fazit gekommen, dass zu viele Interpreten dieses Jahr zu viel schreien. Ein positiver Ausbruch aus der Stimmbandekstase gelingt meiner Meinung nach dem Duo Julie & Nina mit "League of light", das mich in den Strophen per sofort an "Echoes of Gaia" von Natasha & Charlene erinnerte. Der Song nahm 2006 am "Malta Song For Europe" teil, kam aber nur auf den zehnten Platz. Besonders reizvoll finde ich bei den Dänen den Teil im Grönländischen, das wäre beim Eurovision Song Contest eine Neuheit, Sprachenvielfalt ist immer schick.

Nach "Stories untold" wieder
ordentlich dabei: Grete Paia
In einer Reihe von Nationen gehen die Vorentscheide morgen Abend weiter. In Litauen steht schon die vierte Vorrunde an, während Schweden z.B. erst in die Saison einsteigt. Ebenfalls ist in der Sporthalle der Universität Tartu das zweite Eesti Laul-Halbfinale angesetzt. Dort gibt es dann wieder eine Melange aus Wahnsinn, Skurrilitäten und gut gemachter Musik, etwa von Synne Valtri oder Grete Paia. In Lettland wird ebenfalls weiter aussortiert und besonders drücke ich morgen Abend Joci Pápai in Ungarn die Daumen. "Az én apám" kommt zwar bei weitem nicht an "Origo" aus Kiew heran, aber für seinen gitanen Gesang kann ich mich trotzdem sehr erwärmen.

Ein Finale, bzw. eine Entscheidung, wer zum Eurovision Song Contest nach Tel Aviv fährt, findet morgen allerdings noch nicht statt, die nächste Nation, die ihren Wettbewerbstitel wählt ist Großbritannien am nächsten Freitag. Alle Informationen, Teilnehmerlisten und Links zu den jeweiligen Livestreams lieferen wir morgen der Vollständigkeit halber in aller Ausführlichkeit nach, ebenso wie die Ergebnisse der genannten Shows. Wem drückt ihr morgen Abend die Daumen und wer sind eure Lieblinge in den oben genannten Nationen? 

Da laufe ich in zwei Tagen
auch lang: Temple Bar, Dublin
PS: Als kleine Randnotiz möchte ich jetzt schon einmal anmerken, dass Sonntag und Montag keine Postings von mir zu erwarten sind, da ich die grauen Februartage für einen Kurztrip nach Dublin nutzen werde. Geplant ist neben der obligatorischen Sightseeing-Tour die Begehung des Straßenzuges in Temple Bar, auf dem Kevin O'Dwyer und Alan McGrath im Video zu "Together" von Ryan O'Shaughnessy zu tanzen begannen und natürlich der Besuch der legendären Bank in der Fownes Street. Alles was in den beiden Tagen passiert, werde ich Dienstag im Laufe des Abends nachreichen.