Sonntag, 19. Mai 2019

Eurovision 2019: Politisches und Verschobenes



Israel - Lasst uns noch etwas über Politik sprechen, wo der Eurovision Song Contest doch generell als politikfreie Zone deklariert wird. Es geht hier nicht um den Zwölf-Punkte-Austausch zwischen Zypern und Griechenland oder das Ignorieren von Armenien und Aserbaidschan, sondern um ein kleines Detail, was dem nachsichtigen Zuschauer kaum aufgefallen wäre, hätte das aserbaidschanische Fernsehen keine Beschwerde bei der EBU eingelegt.

Diese Grafik entzürnt die
Aseris: ein Landesteil fehlt
Der Sender ictimaiTV beklagt die Europakarte, die während des Aufrufs der einzelnen Nationen im Song Contest-Finale gezeigt wurde. In einem Statement des Senders an die EBU heißt es, die gezeigte Grafik würde nicht Aserbaidschan in seinen Landesgrenzen zeigen. Gemeint ist das Fehlen der Exklave Nachitschewan, die nicht gesondert hervorgehoben wurde. Nachitschewan ist ein rund 5.500km² großes Gebiet, das vom aserbaidschanischen Kernland abgetrennt ist.

In Baku wartet man nunmehr auf eine offizielle Stellungnahme durch die Europäische Rundfunkunion. Diese war aber vielmehr damit beschäftigt, Madonnas Tänzer für das Zeigen einer israelischen und palästinensischen Flagge zu interviewen. In einer Erklärung der EBU heißt es: "Der Eurovision Song Contest ist ein unpolitisches Ereignis und darauf wurde Madonna auch aufmerksam gemacht." Ein Sprecher der Queen of Pop, die im Interval auftrat sagte: "Eine Botschaft des Friedens ist nicht politisch."

"Victorious" geht anders, Lina
verwechselt oben und unten
Nicht politisch aber zumindest unterhaltsam ist zudem noch das schwedische Juryvoting im Halbfinale. Alcazar-Sängerin Lina Hedlund, die auch am Melodifestivalen teilnahm, hat dort offenbar das Wertungsprozedere nicht erfassen können und statt ihr Ranking auf den Kopf gestellt. Während die anderen Juroren Duncan Laurence auf die Positionen 5-1-2-2 setzten, bewertete Lina ihn (wahrscheinlich versehentlich) am schlechtesten und Luca Hänni am zweitschlechtesten. 

Auszug der schwedischen Jurywertung im Halbfinale (Lina Hedlund = C)
01. - 012 (01-10-16-01-01) -  Schweiz - Luca Hänni - She got me
02. - 010 (05-01-17-02-02) -  Niederlande - Duncan Laurence - Arcade
03. - 008 (04-07-01-14-08) -  Österreich - Pænda - Limits
04. - 007 (02-06-15-12-03) -  Russland - Sergey Lazarev - Scream
11. - 000 (15-09-02-17-13) -  Albanien - Jonida Maliqi - Ktheju tokës
13. - 000 (08-14-03-16-17) -  Irland - Sarah McTernan - 22
15. - 000 (13-13-04-09-15) -  Rumänien - Ester Peony - On a Sunday

Ob Lina Hedlund nun unwissentlich dafür verantwortlich ist, dass Österreich acht Punkte erhalten hat, ist unbekannt, im Finale jedenfalls stimmte auch Lina für Duncan Laurence und setzte ihn an die Spitze ihres Rankings, Luca Hänni auf die Zwei und Sergey Lazarev auf die Acht. Nennenswerten Einfluss hatte ihre Wertung letzten Endes aber ohnehin nicht, ihre Favoriten qualifizierten sich dennoch. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Juroren im Vorfeld ihrer Stimmabgabe nicht gebrieft werden.