Freitag, 24. Mai 2019

Eurovision 2020: Die ersten Städte zeigen Interesse



Niederlande - Im Juni können sich interessierte Städte offiziell mit ihren Bewerbungsunterlagen für die Ausrichtung des Eurovision Song Contests beim niederländischen Fersehen bewerben. Schon jetzt haben diverse Nationen ihr Interesse bekundet und schon potentielle Hallen in den Ring geworfen. Wir dürfen gespannt sein, wie viele der jetzt tönenden Städte sich tatsächlich bewerben bleibt abzuwarten, die Hauptstadt Amsterdam hat aber tatsächlich noch lange keinen Freifahrtschein für die Ausrichtung in der Tasche.

Amsterdam: Natürlich hat die Stadt die beste Ausgangslage, verfügt mit dem Schiphol Airport über eines der größten Luftfahrtdrehkreuze der Welt, über einen funktionierenden Nahverkehr, hat eine Vielzahl an Hotels und Unterhaltungsmöglichkeiten und nicht zuletzt drei passende Lokalitäten, in denen der Song Contest stattfinden könnte. Allerdings müssen sich Fans wie schon in Tel Aviv mit hohen Nebenkosten herumschlagen. Neben einer siebenprozentigen Steuer auf den Hotelpreis fällt seit dem 15. Mai auch eine Bettensteuer in Höhe von drei Euro pro Nacht an.

Arnhem: Nicht nur Außenseiterchancen dürfte die Stadt Arnheim (im Deutschen Arnheim) haben. Mit 159.000 Einwohnern ist sie die Hauptstadt der Provinz Gelderland und liegt an einem strategisch wichtigen Autobahnknoten. Laut Online-Auftritt bietet sie ein reichhaltiges Kulturangebot, nicht zuletzt stammt Linda Wagenmakers, die niederländische Contest-Vertreterin von 2000 aus Arnhem. Als möglicher Veranstaltungsort gilt der GelreDome, ein 1998 eröffnetes Stadion, das zu den modernsten in den Niederlanden gehört, bis zu 41.000 Personen fassen kann und schon von Rihanna, AC/DC, Justin Timberlake und Shakira gebucht wurde.

Enschede: Nahe der deutschen Grenze in der Provinz Overijssel liegt Enschede, die ähnlich viele Einwohner hat wie Arnhem und vor allem durch den Brand in einer Feuerwerksfabrik am Abend des Song Contest-Finales 2000 in den Schlagzeilen war. Als mögliche Location wird der Twente Airport (ENS) gehandelt, der nur noch gelegentlich der Abfertigung von Charterflügen dient. Per Eisenbahn ist sie gut an das deutsche Schienennetz angebunden, zwischen Gronau und Enschede gelten der NRW- und der Westfalentarif, sodass man problemlos mit einem deutschen Nahverkehrsticket anreisen könnte.

's-Hertogenbosch: Im Deutschen auch Herzogenbusch, ist die Hauptstadt von Nordbrabant und verfügt mit dem Oeteldonksgemintemuzejum über das einzige Karnevalsmuseum des Landes. Ins Rennen möchte die Stadt mit den Brabanthallen gehen. Dabei handelt es sich um einen Komplex verschieden großer Messehallen, die früher vom wöchentlichen Vieh- und Pferdemarkt in Beschlag genommen wurden. 2004 wurde das gesamte Areal renoviert und 2017 noch einmal erweitert. Schwierig könnte es mit der Mindestvorgabe durch die EBU werden, die Kapazität von 10.000 Zuschauern dürfte kaum zu bewältigen sein.

Leeuwarden: 2018 war Leeuwarden gemeinsam mit der maltesischen Hauptstadt Valletta europäische Kulturhauptstadt. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Friesland und besticht durch ihre Bürgerhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Leeuwarden war zwischen 2002 und 2009 Austragungsort des Domino Day von RTL, bei dem Robin Weijers bunte Steinchen abendfüllend umstoßen ließ. Das Event fand damals im FEC Leeuwarden statt, das heute als WTC Expo bekannt ist. Mit dieser Halle geht die Stadt auch ins Rennen um den Eurovision Song Contest. Mit maximal 6.000 Plätzen ist die Halle allerdings auch die kleinste der bisherigen Teilnehmerfeld.

Maastricht: Mit dem 20.000 Zuschauer fassenden Maastrichts Expositie en Congres Centrum bewirbt sich die Hauptstadt der Provinz Limburg um den Song Contest. Auch im MECC fand bereits ein Domino Day statt, kulturell gibt es hier ebenfalls den lokalen Karneval, ein autonomes Szeneviertel und das Bonnefantenmuseum für zeitgenössische Kunst zu entdecken. Maastricht ist eine der ältesten Städte des Landes und erhielt seinen Namen von den Römern, die hier eine Brücke über die Maas errichteten. Bekanntester Sohn der Stadt ist der Geiger André Rieu, dessen Konzerte insbesondere zu Silvester im ZDF laufen.

Rotterdam: Rotterdam ist mit rund 645.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Niederlande und verfügt gemessen an der Tonnage über den größten Hafen Europas. Die Stadt zeichnet sich durch ihre Skyline-Silhouette, ihre zahlreichen Brücken und den Prins Alexander Polder, den tiefsten bewohnten Punkt der Niederlande aus. Im Ahoy, der größten Veranstaltungshalle Europas finden bis zu 16.000 Zuschauer Platz. Dort fand auch der Junior Eurovision Song Contest 2007 statt, die Stadt hat also bereits Erfahrungen mit Großevents der Eurovision, wenngleich damals nur 17 und nicht über 40 Nationen teilnahmen.

Den Haag: Die Hauptstadt der Provinz Südholland ist insbesondere als Regierungssitz der Niederlande und für den Internationalen Gerichtshof bekannt. Trotz ihrer Größe und Bedeutung innerhalb der Niederlande dürfte Den Haag, wo immerhin schon 1976 und 1980 der Eurovision Song Contest stattfand, kaum Chancen haben. Die beiden vorgeschlagenen Locations könnten entweder die Zeit oder die Tatsache, das es sich um ein Provisorium handelt, das Genick brechen. Dem Cars Jeans Stadion fehlt bislang eine Dachkonstruktion und beim Malieveld handelt es sich um ein geplantes Zelt auf dem Gelände des World Forums.

Utrecht: Utrecht ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und wurde 2012 vom Reiseführer Lonely Planet zu den zehn unentdeckten Perlen für Städtreisen erkoren. Die Stadt ist Standort der größten Universität des Landes und demnach eine demographisch recht junge Metropole. Direkt neben dem Hauptbahnhof der Stadt befindet sich das Jaarbeurs, ein Messezentrum mit einer Kapazität von bis zu 11.000 Plätzen, in dem regelmäßig das Musikfestival Thunderdome für Hardcore-Techno und Gabber veranstaltet wird, das nächste Mal im Oktober diesen Jahres.

Die Entscheidung, wo der Eurovision Song Contest 2020 stattfinden wird, fällt der niederländische Rundfunk in Kooperation mit der Europäischen Rundfunkunion. Einzelheiten zum Bewerbungsverfahren sind derzeit noch nicht bekannt, NPO hofft schon im Juni mit dem Auswahlverfahren beginnen zu können. Die Niederlande haben am letzten Samstag erstmals seit 44 Jahren wieder den Eurovision Song Contest gewonnen. Duncan Laurence erreichte mit seinem "Arcade" 498 Punkte. Dem Lied wurden nachträglich sechs Punkte gutgeschrieben, nachdem das aggregierte Voting der weißrussischen Jury nach einem Fehler durch die EBU korrigiert werden musste.