Dienstag, 17. April 2018

Road to Lisbon (32/43): Serbien


Serbien - Serbia - la Serbie - Сpбија

Faktencheck zur Lage der Nation:

Hauptstadt: Belgrad (Luftlinie nach Lissabon: 2.531km)
Einwohner: 7,1 Mio.
Fläche: 88.361km²
Sprachen: Serbisch

Trivia To Go: Serbien ist, ähnlich wie die übrigen Länder des ehemaligen Jugoslawien ein eigener kultureller Mikrokosmos. Neben Serben leben hier vor allem Sinti und Roma, volksläufig auch als Zigeuner bekannt. Die ethnische Vielfalt merkt man u.a. daran, dass die Volksmusik von Dorf zu Dorf verschieden ist und es Unterschiede bei der lokalen Küche gibt. So nahm jede serbische Gemeinde von ihren Bewohnern, ob Türken, Rumänen, Ungarn oder Roma etwas auf. Allein wer auf der A1 von Novi Sad nach Niš fährt wird zwischen k.u.k.-Bauten und Moscheen alles erleben. Obacht ist jedoch bei Raserei auf der Autobahn geboten, durch ein ausgeklügeltes Mautsystem wird nicht nur die zurückgelegte Strecke, sondern auch die dafür benötigte Zeit errechnet. Wer schneller ist als die errechnete Geschwindigkeitsvorgabe bezahlt das Bußgeld direkt bei an der Ausfahrt.

Aus 63 Jahren Eurovision Song Contest:
Debüt: 2007 mit Marija Šerifović (als  Serbien, 2004 als  Serbien-Montenegro, 1961 als  Jugoslawien
Teilnahmen insgesamt: 10 (davon 2x Top Five)
Bestes Ergebnis: 1. Platz (2007 mit Marija Šerifović)
Größer Punktelieferant:  Mazedonien (156)
Im letzten Jahr: 11. Platz im Semifinale mit Tijana Bogićević
Zuständiger Rundfunk: RTS

Die letzten drei Jahre: 
2014 musste auch Serbien aus Kostengründen aussetzen und war nicht in Kopenhagen dabei. 2015 kehrte das Land dafür umso fulminanter zurück und belegte mit der stimmgewaltigen Bojana Stamenov und "Beauty never lies" den zehnten Platz im Finale. Ganz konnte Sanja Vučić im Jahr daran nicht anschließen, ihr "Goodbye (shelter)", ein Lied, das sich gegen häusliche Gewalt an Frauen richtete, belegte den 18. Platz im Finale von Stockholm. Gar nicht erst ins Finale schaffte es Tijana Bogićević mit ihrem "In too deep" aus der Feder von Borislav Milanov, Joacim Persson und Johan Alkenas, die parallel auch für Mazedonien verpflichtet wurden und beide Nationen ins Aus bugsierten. Während Mazedonien auf dem 15. Platz im Semifinale landete, fehlten Serbien nur drei Punkte zum Finale.

Was uns in Lissabon erwartet:

Interpret: Sanja Ilić & Balkanika (Сања Илић & Балканика)
Titel: Nova deca (Нова деца)
Gesungen auf: Serbisch
Text & Musik: Sanja Ilić, Tanja Ilić, Danica Krstajić, Darko Dimitrov
Teilnahme im…: zweiten Semifinale am 10. Mai

Über den Künstler: Aleksandar Sanja Ilić wurde 1951 in Belgrad geboren und begann bereits mit zwölf Jahren Lieder zu komponieren. 1976 schickte er mit "Baj baj baj" seinen ersten Titel zur Jugovizija, dem damaligen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest, gesungen von Bisera Veletanlić. 1982 komponierte er "Halo, halo", mit dem Jugoslawien durch die Gruppe Aska beim Song Contest in Harrogate vertreten wurde. Später schuf er auch die Torhymne von Roter Stern Belgrad. 1998 gründete er die Gruppe Balkanika, eine insgesamt elfköpfige Formation, die nach Ilićs Angaben die moderne serbische Musikkultur mit historischen byzantinischen Klängen vermischen soll. Mit "Nova deca" ("Neue Kinder") konnten sie sowohl im Jury- als auch im Televoting die maximale Punktezahl bei der Beovizija einheimsen. Dort war Ilić mit der Flöte bewaffnet im Background zu sehen.

Eurofire’s Kommentar:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Serbien schlägt die zweite Balkanhymne aus Montenegro um Längen. Flötenschlumpf Sanja Ilić hat einen großartigen Beitrag geschrieben, der allein schon aufgrund der Wehklagen seiner Sängerinnen ein Alleinstellungsmerkmal hat. Richtig in Fahrt kommt das Lied allerdings erst nach einer guten Minute, wenn der Herrengesang zum Refrain ansetzt. Da vereint sich alles, was man von einem ordentlichen Balkanlied erwartet, ein bisschen "Oro", ein bisschen "Ljubav je" und ganz viel Folk. Mit diesem Epos hat es Serbien in diesem Jahr in meine Top Five vorgearbeitet und ich hoffe, dass das Lied auch in Europa ganz viele Freunde findet, sodass wir es im Mai zweimal zu hören bekommen. Im Finale wird das Lied nichts reißen, aber es dort zumindest wiederzusehen, wäre ein toller Erfolg.


Video:

Sanja Ilić & Balkanika - Nova deca

Ein Wort zu...:
 Kosovo - Letzte Teilnahme: bislang keine

Seitdem sich der Kosovo 2008 von Serbien losgesagt hat, klopft der kosovarische Rundfunk RTK bei der Europäischen Rundfunkunion an, um Vollmitglied zu werden und folglich auch am Eurovision Song Contest teilzunehmen. Obwohl die EBU Starthilfe beim Aufbau von öffentlich-rechtlichen Rundfunkstrukturen bot, verneinte die Union bislang die Aufnahme mit der Begründung, der Kosovo sei kein Mitglied in der Internationalen Fernmeldeunion. Zuletzt kritisierte Senderchef Mentor Shala die EBU: "Das ist ein absurder Grund, da wir von sämtlichen Verbänden wie der UEFA, FIFA und dem IOC anerkannt werden. Wir wissen, dass der Kosovo aufgrund der fehlenden UN-Mitgliedschaft kein Vollmitglied der EBU werden kann, danach fragen wir auch gar nicht. Wir wollen nur beim Eurovision Song Contest singen!", heißt es aus Priština.