Dienstag, 10. April 2018

Road to Lisbon (25/43): Aserbaidschan


Aserbaidschan - Azerbaijan - l'Azerbaïdjan - Azərbaycan

Faktencheck zur Lage der Nation:

Hauptstadt: Baku (Luftlinie nach Lissabon: 4.969km)
Einwohner: 9,6 Mio.
Fläche: 86.600km²
Sprachen: Aserbaidschanisch

Trivia To Go: 181,7m ist der höchste der drei Flame Towers, dem neuen Prestige-Bauwerk in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, hoch. Die drei Türme wurden zwischen 2007 und 2013 errichtet und leuchteten bereits zum Eurovision Song Contest 2012 in den Nationalfarben des Landes und werden auch als lodernde Flammen dargestellt. Damit setzte sich Präsident İlham Əliyev ein Monument in präsente Lage und zeigte, über welchen Reichtum Aserbaidschan als "Land des Feuers" durch Ölgeschäfte verfügt. Am repressiven Umgang mit Presse- und Meinungfreiheit im Land hat sich trotz der nach außen hin liberalen und schillernden Kulisse Bakus nichts geändert.

Aus 63 Jahren Eurovision Song Contest:

Debüt: 2008 mit Elnur Husseynov & Samir Javadzadeh
Teilnahmen insgesamt: 10 (davon 5x Top Five)
Bestes Ergebnis: 1. Platz (2011 mit Ell & Nikki)
Größer Punktelieferant:  Georgien (149)
Im letzten Jahr: 14. Platz Dihaj
Zuständiger Rundfunk: ictimaiTV

Die letzten drei Jahre: 
Aserbaidschan ist eines der wenigen Länder, die immer noch auf eine 100%ige Qualifikationsrate im Halbfinale zurückblicken können. 2015 hat der Sender iTV Elnur Husseynov, den allerersten Vertreter des Landes, der eigentlich aus Turkmenistan stammt, erneut nominiert. Mit "Hour of the wolf" reichte es für den 12. Platz. Im Jahr darauf blieb die Sängerin Səmra Rəhimli mit ihrer schwedischen Produktion "Miracle" allerdings hinter den Erwartungen zurück und belegte nur den 17. Rang. Im letzten Jahr konnte sich Dihaj mit "Skeletons" und einer sehr individuellen Performance, mit Leiter und Pferdemaske, zumindest wieder auf den 14. Platz vorkämpfen. Die erfolgreiche Phase zwischen 2009 und 2013 ist gebrochen, Aserbaidschan steht immer wieder im Verdacht sich Stimmen bei den Juroren kleinerer Nationen einzukaufen, belegt werden konnte dies bis heute allerdings nicht.

Was uns in Lissabon erwartet:

Interpret: Aysel Məmmədova
Titel: X my heart
Gesungen auf: Englisch
Text & Musik: Dimitris Kontopoulos, Tim Bran, Sandra Bjurman
Teilnahme im…: ersten Semifinale am 8. Mai

Über den Künstler: Aysel Məmmədova, kurz Aisel, wurde am 3. Juli 1989 in Baku geboren und besuchte die Hacıbəyov adına Bakı Musiqi Akademiyası, das staatliche Konservatorium in Baku. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2010 nahm sie verstärkt an Jazzfestivals teil, darunter am lokalen Caspian Jazz & Blues Festival, dem Caucasus Jazz Festival und dem Festival im Schweizer Montreux. 2014 nahm sie ihre erste Single "Nashi mysli" auf. Ohne sich durch lange Vorrunden zu quälen, wie dies in Aserbaidschan schon häufiger vorkam, nominierte sie der nationale Rundfunk İctimai intern für den Eurovision Song Contest 2018. Hierbei entstand eine Zusammenarbeit mit dem sogenannten Dream Team um den russischen Komponisten Phillip Kirkorow und dem Griechen Dimitris Kontopoulos, die ihr den Song "X my heart" auf den Leib schneiderten.

Eurofire’s Kommentar:
Bewertung: 7 von 10 Punkten

Je häufiger ich "X my heart" (gesungen "Cross my heart") höre, umso mehr steigt es in meiner Gunst. Es wäre aber zu viel zu sagen, dass Komponist Dimitris Kontopoulos hier eine Sternstunde erwischt hat. Aserbaidschan, immer ein Garant für lupenrein durchgeplante Song Contest-Darbietungen, hatte ich mir etwas stärker erhofft. Trotzdem bleibt es eine solide Nummer, die es im Halbfinale sehr wahrscheinlich wieder einmal schaffen wird und dann in der Endrunde irgendwo im Mittelfeld wiederzufinden ist. Aisel macht einen sympathischen Eindruck, anders als die unterkühlte Dihaj, deren Aufgabe es in Kiew noch war, unnahbar rüberzukommen. Für mich gilt, Aserbaidschan hat wieder einmal den eingängigsten Titel unter den Kaukasusnationen im Programm, wobei sich in der Machart allmählich Ermüdungserscheinungen breitmachen.


Video:

Aisel - X my heart

Ein Wort zu...:
Türkei - Letzte Teilnahme: 2012 mit Can Bonomo

"Abnormale Menschen gewinnen den Wettbewerb und niemand unternimmt etwas dagegen.", pöbelte İbrahim Eren, Chef des türkischen Fernsehens TRT Ende November gegen den Eurovision Song Contest. Seitdem sich die Türkei brüskiert und übergangen fühlt, dass es die Big Five gibt und die Juroren wieder ein Mitbestimmungsrecht in Höhe von 50% haben, hat sich der Ton zwischen dem türkischen Fernsehen und der EBU verschärft. 2012 war Can Bonomo als bisher letzter Interpret in türkischen Diensten beim Song Contest dabei. Hätte dieser Wettbewerb nicht in Baku stattgefunden, wäre bereits nach 2011 Schluss gewesen. Solange TRT sich linientreu hinter Präsident Erdoğan stellt und sich im Land nichts Grundlegendes ändert, wird die Türkei wohl auch in naher Zukunft kein Comeback feiern.