Samstag, 29. Dezember 2018

Spanien: Katalanischer Sender TV3 strebt Richtung EBU


Spanien - Zwar liegen die separatistischen Bestrebungen eines gewissen Herrn Puigdemont zwar auf Eis, das hält das katalanische Parlament aber nicht davon ab, sich in Hinblick auf den öffentlichen Rundfunk mehr Autonomie zu verschaffen. Das Parlament hat in dieser Woche nach Berichten der Zeitung "El Nacional" mit 75 Ja-Stimmen einem Entwurf zugestimmt, dass der Sender TV3 sich um die Vollmitgliedschaft in der Europäischen Rundfunkunion bemüht.

Das Senderlogo von TV3
Zum katalanischen Rundfunk CCM gehören insgesamt sieben TV-Sender, darunter TV3 und der Radiosender Catalunya Ràdio. Damit könnte Spanien einen ähnlichen Weg einschlagen wie u.a. das Vereinigte Königreich, wo die BBC zwar als Schirmherr für den Eurovision Song Contest eine Vorreiterrolle einnimmt, aber auch lokale Sender wie S4C aus Wales oder STV aus Schottland als Vollmitglieder gelistet sind. In Katalonien hofft man nunmehr, dass man bereits 2020 zu den Vollmitgliedern der EBU zählt.

Ausgeschlossen ist eine Vollmitgliedschaft laut EBU-Regelwerk (§3.15) nicht, insbesondere da es mehrere Sprachgebiete in Spanien gibt, was u.a. auch erklärt, warum Belgien zwei Mitglieder innerhalb der EBU hat. Vollmitgliedern der EBU ist es möglich an Eurovisionsveranstaltungen teilzunehmen, wie wir z.B. beim Junior Eurovision Song Contest gesehen haben, wo in diesem Jahr lediglich Wales nicht aber das gesamte UK repräsentiert war. 

TV3 hat in der Vergangenheit übrigens auch mit dem andorranischen Sender RTVA eng zusammengearbeitet und sich an der Ausrichtung der nationalen Vorentscheide im Land beteiligt, mittlerweile wurde eine Beteiligung des katalanischen Fernsehens in Andorra ausgeschlossen. Am Eurovision Song Contest dürfte Katalonien in nächster Zukunft aber auch trotz möglicher Vollmitgliedschaft nicht teilnehmen dürfen, da mit TVE bereits ein spanischer Sender in der Verantwortung steht. 

Neben TV3 sind europaweit mehrere Rundfunkanstalten bemüht, Vollmitglied innerhalb der Europäischen Rundfunkunion zu werden. Dazu zählen seit mehreren Jahren u.a. der kasachische Rundfunk Khabar, der es inzwischen zumindest schon mal zum assoziierten Mitglied geschafft hat, der kosovarische Sender RTK, dem eine enge Partnerschaft mit der EBU in Aussicht gestellt wurde, aber auch der Sender KVF von den Färöer-Inseln und 1FLTV aus Liechtenstein, bei dem es alljährlich an der Finanzierung scheitert.