Dienstag, 20. Mai 2025

Eurovision 2025: Debatte um politische Einflussnahme


Europa
- Mehrere Rundfunkanstalten haben nach dem Finale des Eurovision Song Contests in Basel die Rechtmäßigkeit des Abstimmungsergebnisses in Zweifel gezogen. Primär geht es um den großen Zuspruch für den israelischen Beitrag "New day will rise" von Yuval Raphael im Finale. So wurden mehrere Statements veröffentlicht, in denen man sich die Frage stellt, inwiefern das Endergebnis frei von politischer Einflussnahme ist. Entsprechende Anfragen gingen aus Belgien, Finnland, Island, den Niederlanden, Spanien und Slowenien vor.

"AVROTROS und NPO legen großen Wert auf den unpolitischen und verbindlichen Charakter des Eurovision Song Contests. Wie beobachten jedoch, dass die Veranstaltung zunehmend von sozialem und geopolitischem Druck beeinfluss wird. Die Teilnahme Israels stellt uns vor die Frage, inwieweit der Eurovision Song Contest tatsächlich noch als unpolitisches, verbindendes und kulturelles Ereignis funktioniert. Diese Frage wollen wir gemeinsam mit anderen Ländern innerhalb der EBU diskutabel machen.", erklärte etwa der niederländische Rundfunk in einer Pressemeldung.

Nachdem das spanische Fernsehen RTVE bereits eine detaillierte Aufschlüsselung der Televotingergebnisse angefordert hat, zog u.a. auch der isländische Rundfunk RÚV nach. Senderdirektor Stefán Eiríksson erklärte: "Wir werden die Entwicklungen natürlich beobachten und von der EBU dieselben Informationen zur Telefonabstimmung anfordern wie vom spanischen Staatssender. (...) Die Ergebnisse vom vergangenen Samstagabend waren interessant und werden zweifellos Diskussionen innerhalb der EBU auslösen, die wir wie bisher verfolgen und an denen wir teilnehmen werden." 

Auch das flämische Fernsehen VRT gab eine Pressemeldung heraus, in der es heißt: "Wir haben keine Hinweise darauf, dass die Punktezählung nicht korrekt durchgeführt wurde, fordern aber von der EBU volle Transparenz. Die Frage ist, ob das derzeitige Abstimmungssystem eine faire Widerspiegelung der Meinung der Zuschauer und Zuhörer gewährleistet." Darüber hinaus appellierte man eindringlich "aus aufrichtigem Engagement und Sorge um das Überleben des Wettbewerbs mit allen Ländern in die Debatte einzutreten." VRT stellt den Charakter als unpolitischen Wettbewerb derzeit in Frage.

"Wir bei VRT stellen fest, dass der Eurovision Song Contest in seiner aktuellen Form immer weniger ein verbindendes und unpolitisches Ereignis ist. Er steht zunehmend im Widerspruch zu den ursprünglichen Normen und Werten der Veranstaltung und zu den Normen und Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. VRT arbeitet auf vielen Ebenen gut mit der EBU zusammen, aber ohne eine ernsthafte Antwort auf unsere Bedenken hinsichtlich des Eurovision Song Contest stellen wir unsere zukünftige Teilnahme in Frage.", beschließt VRT sein Statement. Song Contest-Direktor Martin Green reagierte bereits auf entsprechende Anfragen.

"Wir stehen in ständigem Kontakt mit allen teilnehmenden Sendern und nehmen ihre Anliegen ernst. Nach Abschluss der Veranstaltung werden wir eine umfassende Diskussion mit den teilnehmenden Sendern führen, um alle Aspekte der diesjährigen Veranstaltung zu reflektieren und Feedback einzuholen. Dies ist Teil unseres Planungsprozesses für den 70. Eurovision Song Contest im nächsten Jahr." Die Diskussion um die Teilnahme Israels im Wettbewerb, das nachweislich im Ausland massive Eigenwerbung betreibt, die von manchen Stellen auch als Propaganda wahrgenommen wird, dürften als noch eine Weile andauern.

Das finnische Fernsehen YLE ließ ebenfalls anfragen, ob es nicht an der Zeit sei, die Regeln des Wettbewerbs zu ändern bzw. zumindest zu überprüfen, ob die aktuellen Regeln Missbrauch zulassen würden. Im Fall von Finnland heißt es jedoch, dass man darüber diskutieren müsse, ob es wirklich sinnvoll sei, dass eine Person zwanzig Mal abstimmen könne. YLE schließt sich damit der generellen Debatte über die Reform des Eurovision Song Contests an. Unabhängig davon gilt es noch eine Entschuldigung des israelischen Senders KAN in Bezug auf das armenische Fernsehen einzufangen.

AMPTV erhielt eine formelle Entschuldigung vom israelischen Fernsehen, nachdem die KAN-Kommentatoren im Halbfinale den Satz "Ich kann nicht glauben, dass wir diesen Typen in Jerusalem ein ganzes Viertel geschenkt haben. Survivor - so fühlen wir uns, nachdem wir dieses Lied gesehen haben." KAN erklärte, dass die israelischen Kommentatoren die Beiträge zumeist humoristisch kommentieren würden, in diesem Fall habe man allerdings unbeabsichtigt die armenische Gemeinschaft beleidigt. Golan Yochpaz, Generaldirektor von KAN, entschuldigte sich für eben jenen Kommentar.