Europa - Vor fünf Jahren stand die Welt still, als die Corona-Pandemie nahezu alles lahmlegte, was bis dahin unseren Alltag geprägt hat. Auch der Eurovision Song Contest in Rotterdam war davon betroffen und erstmals in seiner 65jährigen Geschichte am 18. März 2020 abgesagt. Wenige Tage zuvor hatten die letzten Vorentscheidungen in Europa stattgefunden, Rotterdam wurde schlussendlich Austragungsort des Song Contests 2021. Viele Rundfunkanstalten nominierten später ihre Interpreten von 2020 für die Folgeausgabe bzw. räumten ihnen einen Startplatz im Vorentscheid für 2021 ein, einige Interpreten kehrten jedoch nicht zurück.
Beim Eurovision Song Contest in Basel traten vier Interpreten im Begleitprogramm auf, die ihre Titel von 2020 in einem Medley zusammentragen durften, Efendi aus Aserbaidschan durfte noch einmal "Cleopatra" singen, The Roop ihren Song "On fire", Destiny aus Malta sang "All of my love" und Gjon's Tear stimmte den damals für die Schweiz geplanten Song "Répondez-moi" an. Allerdings erhielten all diese Kandidaten im Folgejahr eine weitere Chance, sich auf der Bühne des Eurovision Song Contests zu präsentieren. Wir möchten heute einmal auf die Acts schauen, die zur Class of 2020 gehörten, im Folgejahr jedoch nicht dabei waren.
Albanien - Arilena Ara
Arilena Ara gewann das Festivali i Këngës in Albanien und sollte mit "Fall from the sky" in Rotterdam auftreten. Sie erhielt vom albanischen Fernsehen keine zweite Chance, blieb allerdings weiterhin erfolgreich im Geschäft. Im November 2021 erschien mit "Pop Art The Album" ihr Debütalbum, veröffentlichte mehrere Singles und war 2022 als Jurorin bei der fünften Staffel von X Factor Albania dabei. 2024 hätte sie am Kënga Magjike, dem zweitgrößten Musikfestival Albaniens teilnehmen sollen, zog jedoch später freiwillig zurück.
Armenien - Athena Manoukian
Athena Manoukian gewann den armenischen Vorentscheid mit "Chains on you". Armenien nahm aufgrund des Bergkarabach-Konflikts auch 2021 nicht teil. Athena veröffentlichte im Folgenden jedoch auch diverse Songs, darunter den Tropical House-Track "Dolla" oder den Song "OMG", an dem auch Annemarie Eilfeld beteiligt war. 2025 nahm sie schließlich wieder am armenischen Vorentscheid teil, der dort vorgestellte Song "DaQueeNation" belegte allerdings nur den dritten Platz hinter Parg und Simon.
Belarus - VAL
Valeria Gribusova und Vladislav Pashkevich alias VAL gewann den weißrussischen Vorentscheid mit "Da vidna", wurden vom Sender BTRC allerdings wenige Monate später nicht für Rotterdam 2021 nominiert, da sie sich aktiv an den Protesten gegen Präsident Lukaschenko beteiligten. Während Belarus später vom Song Contest 2021 ausgeschlossen wurde, wurde es um VAL ruhig. 2021 veröffentlichten sie gemeinsam mit der Navi Band noch den Titel "Volnyja sny" ("Freie Träume"), seither verlaufen sich die Informationen, entsprechende politische Aktionen werden in Belarus üblicherweise mit Auftrittsverboten geahndet.
Dänemark - Ben & Tan
Ben & Tan lernten sich bei X Factor kennen und taten sich mit dem Titel "Yes" für den Dansk Melodi Grand Prix zusammen. Beide versuchten im Jahr darauf sich mit dem Titel "Iron heart" nochmals zu bewerben, der Song fand jedoch weder beim dänischen Vorentscheid noch beim schwedischen Melodifestivalen Berücksichtigung. Daraufhin trennte sich das Duo kurze Zeit später, sowohl von Benjamin Rosenbohm als auch von Tanne Amanda Balcells alias Tan hat man seither nichts mehr gehört.
Deutschland - Ben Dolic
Ben Dolic hätte mit "Violent thing" nach interner Auswahl für Deutschland antreten sollen, der NDR beharrte für 2021 ebenfalls auf einem neuen Auswahlsystem. Dolic reichte zwar für das Folgejahr einen neuen Song ein, der ebenfalls von Boris Milanov geschrieben wurde, im November zog er seine Bewerbung allerdings zurück. Mit "Stuck in my mind" trat Ben Dolic 2021 beim Free European Song Contest, der Corona-Alternative von Stefan Raab an und beendete den Abend als 14. unter 16 Teilnehmern. Es folgten mehrere Singles sowie 2024 mit "How I'm feeling" eine EP.
Finnland - Aksel Kankaanranta
Aksel Kankaanranta gewann mit "Looking back" den finnischen Vorentscheid und erhielt vom Sender YLE für das kommende Jahr zumindest einen Startplatz bei Uuden Musiikin Kilpailu. Dort konnte er sich mit "Hurt" allerdings nicht durchsetzen und belegte nur den fünften Platz, während die Band Blind Channel nach Rotterdam fuhr. Im gleichen Jahr durfte er aber zumindest die finnische Jurywertung im Finale durchgeben. Gemeinsam mit dem Rapper Heikki Kuula veröffentlichte er 2023 den Song "Joka päivä ja joka ikinen yö", der sich allerdings nicht in den Charts platzieren konnte.
Frankreich - Tom Leeb
Tom Leeb wurde mit "Mon alliée (The Best in Me)" intern von France Télévisions ausgewählt und gab bereits wenige Wochen nach der Absage des Wettbewerbs bekannt, dass er für 2021 nicht zur Verfügung stünde. Sein Beitrag beschäftigte damals sogar die französische Politik, der Song sei einer Kulturnation wie Frankreich nicht würdig. Primär ist Leeb ohnehin eher als Schauspieler tätig, so trat er mehrere Filmrollen an, zuletzt in der Filmkomödie "Les Cadeaux" und der TV-Serie "L'Or bleu". 2024 veröffentlichte er mit "Bedrock" sein drittes Album.
Italien - Diodato
Diodato gewann mit "Fai rumore" das San Remo-Festival 2020 und das Ticket nach Rotterdam. Sein Lied wurde in Italien während der Pandemie zu einem Lied der Hoffnung. Seinen Song durfte er als Interval-Act beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin außer Konkurrenz aufführen und erhielt, wenn auch spät, trotzdem noch seine Aufmerksamkeit. 2024 bewarb sich Diodato mit "Ti muovi" erneut beim San Remo-Festival, dort belegte er am Ende den 13. Platz. Der Song wurde mit Gold ausgezeichnet, er tourte durch Südamerika und ist in Italien noch heute ein gefragter Sänger.
Kroatien - Damir Kedžo
Damir Kedžo setzte sich mit "Divlji vjetre" bei der Dora 2020 durch und erhielt von HRT das Angebot im Folgejahr erneut im Vorentscheid anzutreten. Da er jedoch nach eigener Aussage nicht den richtigen Song dafür hatte, pausierte er und kehrte erst 2023 und 2024 zur Dora zurück. Mit "Angels and demons" wurde er 2023 Fünfter, im Folgejahr mit "Voljena ženo" Vierter. Sein Album "Poljubi me sad" erreichte 2020 den ersten Platz der kroatischen Charts, im August letzten Jahres erschien mit "Tajna mojih pobjeda" sein mittlerweile drittes Album, noch heute ist er in Kroatien musikalisch äußerst aktiv.
Norwegen - Ulrikke Brandstorp
Ulrikke gelang mit "Attention" bei ihrer zweiten Vorentscheidungsteilnahme der Sprung zur Eurovision 2020. Nach deren Absage bot ihr der Sender NRK eine automatische Qualifikation für das Finale beim Melodi Grand Prix an, die sie allerdings ablehnte und stattdessen nur im Rahmenprogramm auftrat. Stattdessen kehrte sie 2023 mit "Honestly" zurück und belegte den zweiten Platz hinter Alessandra Mele. Auch Ulrikke zählt in Norwegen nach wie vor zu den gefragtesten Interpretinnen und taucht regelmäßig auch im Fernsehen auf, etwas beim norwegischen Pendant vom Großen Backen oder "Skal vi danse", dem norwegischen "Let's Dance", wo sie Dritte wurde.
Polen - Alicja Szemplińska
Alicja Szemplińska hätte mit "Empires" nach Rotterdam fahren sollen und bekundete auch Interesse daran, Polen im Folgejahr zu vertreten. Der polnische Sender TVP hatte jedoch andere Pläne und nominierte intern den Moderator und Sänger Rafał Brzozowski. Unabhängig von ihrem gescheiterten Anlauf beim Eurovision Song Contest hat sie seither diverse Singles veröffentlicht, die meisten davon in polnischer Sprache. Im letzten Jahr erschien mit "Nie Wracam" ihr Debütalbum. Ihre Teilnahme beim polnischen Vorentscheid 2023 endete mit "New home" auf Rang sechs.
Portugal - Elisa
Elisa gewann das portugiesische Festival da Canção 2020 mit "Medo de sentir", eines der wichtigsten Unterhaltungsprogramme, das sich der Sender RTP im Folgejahr nicht nehmen lassen wollte, sodass Elisa nicht automatisch qualifiziert war. Stattdessen erhielt sie die Gelegenheit die portugiesischen Jurypunkte beim Finale 2021 in Rotterdam durchzugeben. Leider gibt es kaum Informationen, wie es danach für sie musikalisch weiterging, nach "Medo de sentir" folgten mit "Coração" und "Na ilha" noch zwei Singleveröffentlichungen, diese stammen aber auch beide aus dem Jahr 2020/21.
Russland - Little Big
Little Big wurden mit "Uno" vom russischen Fernsehen ausgewählt und lange hielt sich auch das Gerücht, dass die Band im Folgejahr wieder antreten sollte. Im März 2021 dementierten sie ihre Rückkehr, Russland habe viele talentierte Interpreten und einer von ihnen sollte die Chance ergreifen. Am Ende fuhr Manizha nach gewonnenem Vorentscheid nach Rotterdam. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verließen Frontmann Ilya Prusikin und Sängerin Sonya Tayurskaya das Land und leben seither in Los Angeles. Prusikin wird von den russischen Behörden als ausländischer Agent eingestuft. Die übrigen Bandmitglieder Sergej Makarow und Anton Lissow sind weiterhin in Russland tätig.
Schweden - The Mamas
The Mamas, die Begleitband von John Lundvik beim Song Contest 2019 gewannen mit "Move" das Melodifestivalen 2020. Mit "In the middle" kehrten sie im Folgejahr zum schwedischen Vorentscheid zurück, wurden allerdings nur Dritte. Es folgten noch weitere gemeinsame Auftritte, bis man im April 2023 öffentlich bekannt gab, dass man eine unbefristete Pause einlegen würde, damit die Sängerinnen Ashley Haynes, Loulou LaMotte und Dinah Yonas Manna ihre Solokarrieren vorantreiben können. LaMotte nahm mit "Inga sorger" im gleichen Jahr noch einmal am Melodifestivalen teil, flog dort allerdings in der ersten Vorrunde in Göteborg aus dem Rennen.
Zypern - Sandro
Sandro wurde intern vom zypriotischen Sender CyBC mit dem Titel "Running" nominiert. Bereits im Juni 2020 gab der Sender bekannt, dass Sandro nicht erneut für die Eurovision nominiert wird. Alessandro Heinrich Rütten, wie der aus Heinsberg in NRW stammende Sänger eigentlich heißt, wechselte im Folgenden mehrfach den Künstlernamen, trat ab 2020 als Sammy Clay und ab 2021 als TYLR auf, mittlerweile ist er als Leo Dante unterwegs. Bisher veröffentlichte er kein Album, dafür jedoch mehrere Singles in verschiedenen Kooperationen, darunter "Turn off the lights" mit Mike Perry, zuletzt erschien "The other side" mit Erlandsson & Ten Times.