Samstag, 4. Januar 2020

Beyond Eurovision (91): Nordkorea



Nordkorea - Eines der Länder, die mich wirklich faszinieren ohne dafür übermäßige Sympathien zu entwickeln ist Nordkorea. Die Demokratische Volksrepublik, wie sie sich offiziell nennen darf, ist nach außen hin stark abgeschottet und dennoch lösen die Erzählungen von Touristenhotels, in denen sich geheime Stockwerke des Abhördienstes befinden, prunkvolle kommunistische Statussymbole in der Hauptstadt, der pappige Hamburger bei Air Koryo und eine völlig verzerrte politische Führung einen gewissen Reiz auf mich aus. In Nordkorea ticken die Uhren anders, zeitweise war das sogar wörtlich zu verstehen, führte man doch auf Befehl von Kim Jong-Un zwischen 2015 und 2018 die Zeit UTC+8:30.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Pyöngjang
Sprachen
Koreanisch
Fläche
120.548km²
Währung
Nordkoreanischer Won ()
Einwohner
24,1 Mio.
Internet-TLD
.kp
Zeitzone
UTC+9
Wiki-Info

Die einzige Form von kultureller Auslebung in einem Land, in dem Menschen spurlos verschwinden, drei Generationen einer Familie in Sippenhaft genommen werden oder Flüchtige den mühsamen Weg über China und Südostasien in Kauf nehmen um im Süden zu leben, sind Massenveranstaltungen. Die Kim-Dynastie, die seit den 50er Jahren die Zügel fest in der Hand haben, inszeniert große Aufmärsche, bei denen die Stärke des Militärs gezeigt werden oder beim einmal stattfindenden Arirang-Festival die Stärke des Volkes. Hierfür werden sogar Touristengruppen ins Land gelassen, die im Stadium des 1. Mai in Pyöngjang Zeuge beeindruckender Massenchoreographien werden. 
Ansonsten zeigt Nordkorea, die letzte Bastion des ehemaligen Ostblocks, dass man sich aktiv gegen äußere Einflüsse zu wehren weiß. 

Dies geht sogar soweit, dass die koreanische Sprache einen nord- und einen südkoreanischen Dialekt aufweist. Während im Süden Anglizismen Eingang in die Sprache gefunden haben, wehrt das Nordkoreanische diese erfolgreich ab und verwendet eigene Begriffe, was es geflohenen Nordkoreanern in Südkorea zunächst schwer macht, sich zurechtzufinden. Die Musik des Landes ist geprägt von alten Volksliedern und Marschmusik, die den Durchhaltewillen des Volkes stärken soll, so auch in der Popmusik. Die einzige bekannte Formation die, auf staatliche Anweisung hin gegründet, Musik in dieser Richtung macht ist die Moranbong Band (모란봉악단). Die Zahl der Bandmitglieder ist unbekannt, angeführt werden sie von der Orchesterleiterin Seon-u Hyang-hui, die auch die erste Geige spielt. 

Alle Mitglieder sind auch in der Armee, zumeist treten sie in Goguryeo-Kleidung vor der ausgewählten Führungsriege auf. 2015 wurden sie von Kim Jong-Un nach China geschickt, die geplanten Konzerte fanden jedoch nicht statt. Zeitweise waren sie von der Bildfläche verschwunden, Spekulationen darüber, dass sie in Ungnade gefallen sind machten die Runde, schließlich hieß es, sie seien für den Auftritt beim Empfang einer kubanischen Delegation gebucht worden. Die Klangfarbe ihrer Pathos-Lieder , z.B. "With pride" erinnern sehr an die Musik, die bis in die 90er hinein auch bei der Eurovision hätte aufgeführt werden können, mit Paillettenkleidern und auf den Punkt sitzenden Choreographien erheitern sie nach wie vor das triste Programm des Koreanischen Zentralfernsehens KCTV.

Moranbong Band - Let's study (Baeu'ja)