Donnerstag, 21. Oktober 2021

Beyond Eurovision (246): Tunesien


Tunesien
- Auf dem Staatsgebiet des heutigen Tunesien tummelten sich dereinst viele Völker, beginnend bei den nomadisch lebenden Berbern über Phönizier, die um 800 v.Chr. erste Handelsposten gründeten, die Römer, die Tunesien zum Teil der Provinz Africa machten, Osmanen und schließlich Franzosen. Unabhängig wurde der Maghreb-Staat 1956. Bis zum Ausbruch des Arabischen Frühlings 2011, der durch die Selbstverbrennung eines Gemüsehändlers in Tunesien seinen Lauf nahm, wurde das Land von der Einheitspartei von Habib Bourguiba regiert. Ab 1987 hatte Zine el-Abidine Ben Ali die Zügel in der Hand, heute steht Tunesien trotz einiger Probleme im Demokratieindex auf Rang 54 und damit vor Ländern wie Kroatien, Mexiko, der Ukraine und der Türkei.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Tunis
Sprachen
Arabisch
Fläche
163.610km²
Währung
Tunesischer Dinar (tD)
Einwohner
12,0 Mio.
Internet-TLD
.tn
Zeitzone
UTC +1
Wiki-Info

Bedingt durch die einstige Kolonialherrschaft der Franzosen sind Touristen mit Französischkenntnissen trotz der arabisch dominierenden Sprache klar im Vorteil. Der Tourismus war bis 2011 das wichtigste Standbein, über 1.300 Kilometer Küste mit vorzüglichen Sandstränden in Hammamet, Sousse, Monastir und auf Djerba sowie die Ruinen von Karthago und Wüstenexkursionen, etwa nach Douz, spülten wichtige Gelder in die Kassen, die Revolution und schließlich auch die Corona-Pandemie haben diesen Sektor jedoch schwer getroffen. Durch milde Winter, eine kurze Flugdauer und eine gute Hotellerie bietet Tunesien dennoch einen beliebten Überwinterungsplatz für europäische Touristen. Weitere Einnahmen werden durch Plantagenwirtschaft von Datteln und Kamel- und Viehwirtschaft generiert.

Kulturell gilt Tunesien unter allen nordafrikanischen und arabischen Ländern als aufgeschlossen, was insbesondere durch die Tatsache untermalt wird, dass sich der TV-Sender ERTT 1977 sogar um die Teilnahme am Eurovision Song Contest bemühte und an anderen europäischen Formaten wie "Spiele ohne Grenzen" mitwirkte. Traditionelle berberische und arabische Klänge vermischten sich musikalisch über die Jahrhunderte mit andalusischer Musik, die die Mauren auf ihrem Rückzug im 15. Jahrhundert mitbrachten. Und so vielfältig die tunesische Küche mit Spezialitäten wie Lablabi, Couscous und Harissa ist, so vielfältig ist tatsächlich inzwischen auch die moderne Musikszene, auch sind die Tunesier anfällig für westliche Chartmusik und Popmusik ihrer Nachbarländer.

Zu den größten Musikschaffenden des Landes zählt die Sängerin Latifa Bint Alaya El Arfaoui (لطيفة بنت عليه العرفاوي‎), kurz Latifa, die 1961 in Manouba, einem Vorort der Hauptstadt Tunis geboren wurde und ihren Bachelor in Musik in Ägypten machte. 1984 veröffentlichte sie mit traditionellen arabischen Weisen ihre ersten Alben, gemeinsam mit ihrem ägyptischen Komponisten Ammar El Sherei bildete sie die Grundlage für ihren Erfolg, heute gehört sie zu den bekanntesten Popsängerinnen der Arabischen Welt, 2004 gewann sie für ihr Album "Ma etroh'sh ba'ed" sogar einen World Music Award. Mittlerweile sind über 20 Alben und 70 Musikvideos veröffentlicht worden, sie probierte sich auch an Raï-Musik aus. Seit 2006 steht sie bei Rotana Records unter Vertrag. Das hier vorgestellte "Elostaz" feierte 2021 Premiere.

Latifa - Elostaz