Europa - Seit dieser Woche fühlen wir uns nun darin bestätigt, was eigentlich schon im Mai hätte klar sein können, Turin trägt den Eurovision Song Contest 2022 aus. Pläne des italienischen Fernsehens RAI, die Gastgeberstadt der Olympischen Winterspiele 2006 in Sachen Eurovision einzubinden existieren bereits seit 2017, als man der Ansicht war, Francesco Gabbani würde den Wettbewerb mit seinem "Occidentali's karma" nach Italien bringen. Der damalige Auftritt blieb jedoch hinter den Erwartungen, der große Favorit von Kiew wurde am Ende nur Sechster. Nun haben Måneskin den Sieg mit vierjähriger Verspätung nach Italien geholt.
Ihr Lied wurde zerstört, Sophia Vossou (1991) |
Glücklicherweise sind der 78jährige Toto Cutugno und die 73jährige Gigliola Cinquetti mittlerweile in Moderationsrente und dürften den Jahrgang 2022 nicht mit hilflosen "Mr. Naef"-Rufen ruinieren. Stattdessen kursieren Namen wie Alessandro Cattelan, Amadeus und der britisch-libanesische Sänger Mika in Fankreisen, wenn es darum geht, wer die magischen Worte "Good evening, Europe" am 14. Mai spricht. Wann die RAI bzw. die Europäische Rundfunkunion sich zu weiteren Informationen bequemen bleibt abzuwarten, schließlich hat man sich bei der Bekanntgabe der ausrichtenden Stadt schon monatelang Zeit gelassen. Dennoch werfen die drei Shows im Mai 2022 schon ihre Schatten voraus.
In der Ukraine sucht man 2022 einen ähnlich magischen Beitrag wie den von Go_A |
Selbst in Irland wird es wieder einen Vorentscheid im Rahmen der Late Night-Show von Ryan Tubridy geben. Die Iren haben sich in den letzten Jahren auf interne Auswahlen verlassen und sind damit gnadenlos gescheitert. Nun soll alles anders werden, die Öffentlichkeit darf wieder mitentscheiden, selbst in San Marino wird man ein groß angelegtes Festival austragen. Wir können uns also auf viele Sendungen mit mehr oder minder großartigen Liedern freuen. Funkstille herrscht hingegen wieder im Sendergebiet des NDR. Außer der Aussage, alles werde auf den Prüfstand gestellt, gab es bisher wenig Verheißungsvolles aus Hamburg zu vermelden. Hoffen wir nur, dass die Antriebslosigkeit in Sachen Öffentlichkeitsarbeit nicht wieder zu einer verlorenen Saison führen wird...
Yerevan vor einem Jahr, Fortgang ungewiss |
Gleiches gilt für Moldawien und Russland. Mit größter Gewissheit können wir deren Teilnahme als gesichert feststellen, in einem der beiden Länder dürfte auch ein gewisser Phillip Kirkorow wieder mitmischen. Zypern, das bereits seine Pläne für 2023 annonciert hat, dürfte ebenfalls in wenigen Tagen in den grünen Bereich bestätigter Nationen rücken, die Tschechen ebenfalls, schließlich wurde hier von Seiten des Senders ČT bereits ein Bewerbungsaufruf gestartet. Und dann sind da noch die Nationen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls recht mundtot waren, namentlich Montenegro, Nordmazedonien, die Türkei und Ungarn. Nordmazedonien hat vor drei Jahren mit Tamara Todevska einen wuchtigen Erfolg gefeiert, zwei Jahre später mit Vasil und seinem One-Man-Pathos das exakte Gegenteil erreicht.
Hoffentlich heißt es 2022 "A Dal" für Europa |
Allerdings heißt es in der Meldung auch, dass der Song Contest in Turin am 17., 19. und 21. Mai stattfinden wird, was ja nun offenkundig nicht der Fall sein wird. Dennoch hoffe ich natürlich, dass sich Budapest dazu entscheidet, wieder mitzumachen, schließlich fehlt mit Ungarn, um eine Stimme beim NDR zu zitieren: "Ein Land mit Relevanz". Der Vorentscheid war über die letzten Jahre gespickt mit tollen Beiträgen und immer wieder haben es gehaltvolle Beiträge zum Song Contest geschafft, nicht zuletzt Joci Pápai, der gleich zweimal fahren durfte, 2019 in Tel Aviv allerdings das Nachsehen hatte und im Halbfinale ausschied. Die nächsten Wochen bleiben also spannend, ehe es mit der Präsentation von Kandidatenlisten in Europa losgeht.
Mag in anderen Belangen stimmen, aber nicht beim ESC |
Ein Beispiel könnte man sich am spanischen Fernsehen nehmen, dass die Sache nach einer personellen Umbesetzung mit neuem Elan angeht und heute sogar bestätigte, dass man die Halbfinals aus dem zweiten Programm ins Hauptprogramm La 1 verfrachtet. Zudem setzt man auf das Festival von Benidorm, einen Wettbewerb mit Galacharakter. Zwar war dieses Festival in den letzten Jahren seiner Durchführung auch ein antiquiertes Event, aber manchmal reichen schon einige frische Ideen, um einem totgesagten Format wieder neue Energie einzuhauchen und ich kann mir gut vorstellen, dass es in Spanien gut funktionieren wird.