Portugal - Das erste Halbfinale liegt hinter uns, das zweite Halbfinale steht unmittelbar bevor. In wenigen Stunden versuchen die Interpreten aus 18 weiteren Nationen die Juroren zu beeindrucken und sich deren Punkte zu sichern. Wertungsberechtigt sind u.a. Max Giesinger und Mary Roos in der deutschen Jury, die sich das Halbfinale unter notarieller Aufsicht ansehen und 50% des deutschen Länderergebnisses ausmachen werden. Neben Deutschland dürfen auch Frankreich und Italien abstimmen.
Ari und Mikolas im Green- room während "Fuego" läuft |
Das hält mich nicht davon ab, eine Prognose für das zweite Semifinale zu wagen. Während ich in der ersten Runde aufgrund der guten Qualität Probleme hatte, mich auf zehn Länder festzulegen, die den Sprung ins Finale schaffen (immerhin 8 von 10 richtig), sollte die Auswahl für morgen einfacher zu finden sein. Das ist es aber ganz und gar nicht, denn die Qualität ist merklich unter dem Niveau von Dienstag, weshalb viele Länder wieder auf dem gleichen Level liegen und eine Prognose genauso schwer ist, wie mit einem hochkarätigen Semifinale. Ich gehe davon aus, dass ich mit diesem Tipp weiter daneben liegen werde, als beim ersten Halbfinale.
Meiner Meinung nach ins Finale schaffen es... (sortiert nach ihrer Startnummer):
01. - Norwegen
02. - Rumänien
03. - Serbien
04. - Dänemark
05. - Moldawien
06. - Australien
07. - Polen
08. - Ungarn
09. - Schweden
10. - Ukraine
Ja, ich habe die stille Hoffnung, dass sich Julia Samoylova bzw. Russland sich nicht für das Finale qualifizieren wird. So leid es mir um Julia tut, aber niemandem ist damit geholfen, wenn dieser lasche Beitrag im Finale dabei wäre. Zudem ist Julia stimmlich einfach nicht auf der Höhe wie andere Interpreten, ja selbst in diesem Halbfinale. Dagegen spricht, dass Nationen wie Moldawien, Georgien und die Ukraine in diesem Halbfinale antreten, bekanntermaßen gute Punktelieferanten. Andererseits glaube ich, dass auch diese Nationen sich nicht gänzlich der Qualität verschließen und es für Russland ganz eng werden könnte. Wir haben schon Aserbaidschan scheitern sehen, da läge es nahe, wenn Russland fairerweise auch mal den Kürzeren zieht.
Sicher im Finale sehe ich Alexander Rybak, der mich mit seiner "1, 2, 3, wir basteln ein Lied"-Performance immer noch nicht abholt, wohl aber in Europa einigen Rückhalt hat und in den Wettquoten je nach Momentaufnahme irgendwo in den Top Five rangiert. Ebenso sicher ist Schweden weiter. Benjamin Ingrosso hat mich inzwischen ein bisschen mehr erreicht, es bleibt ein Abklatsch früherer Showeinlagen, hat dennoch genügend Ohrwurm-Charakter und bleibt mit der Neonlicht-Show im Gedächtnis. Auch der dritte skandinavische Beitrag aus Dänemark wird es schaffen, Rasmussens Wikinger-Nummer passt zur Eurovision und da das Triumvirat im gleichen Semi antritt, dürfte es ein leichtes für die Skandinavier sein, geschlossen weiterzukommen.
Genauso überzeugt bin ich, dass Ungarn weiterkommt. AWS werden nicht die breite Masse erreichen, erfüllen eine Nische in der diesjährigen Line Up, sind laut und das Lied verfügt über alles, was ein klassisches Eurovisionslied braucht (Stichwort: Rückung™, Aufrechtgehn.de). Das wird genauso ziehen wie die showtastische Darbietung, die Mélovin aus der Ukraine uns bietet. Begünstigt durch die letzte Startnummer, ist sein Weiterkommen ebenfalls sehr wahrscheinlich, Leute die ganz zum Schluss die Bühne in Brand stecken haben es eben leichter, siehe Eleni Foureira. Serbien lasse ich aufgrund des Balkan-Klangs durchrutschen, im Duell mit Montenegro gewinnen die Serben auf jeden Fall.
Durch ihre Show, weniger durch ihren Gesang, überzeugen die DoReDos für Moldawien und dürfen, inklusive Rumänien-Bonus, am Samstag noch einmal singen. Etwas Comedy gepaart mit einem tollen Verwirrspiel gehört zur Eurovision wie Trickkleid, Windmaschine und explodierende Akkordeone. Etwas schwieriger dürfte es da schon Jessica Mauboy aus Australien haben, die nicht unbedingt die beste Figur bei der Probe machte. Das bezog sich eher auf die Choreographie, weniger auf das Röllchen unter ihrem Arm. Sie hat einen Resonanzkörper und kann wenn es gilt abliefern. Da Australien in den letzten Jahren immer ein Juryliebling war, dürfte es heuer wieder reichen, mich würde es sehr freuen, lag sie zwischenzeitlich bei mir auf der #1.
Die beiden letzten offenen Plätze verteile ich an Rumänien, bei denen ich trotz Startplatz zwei und einer übervollen Bühne an die Stimmkraft und das Charisma der Sängerin Cristina Caramarcu glaube. Rumänien hat das Finale noch nie ausgelassen, der Mythos der 100% ist zwar schon einigen sichergeglaubten Nationen abhanden gekommen, ich hoffe, dass dies bei Rumänien nicht der Fall sein wird. Zu guter letzt sehe ich Polen im Finale. Im Televoting werden es Lukas Meijer und sein DJ-Daddy weit bringen, bei den Juroren vermutlich nicht. Könnte knapp reichen. Nicht im Finale, dafür aber auf dem elften Rang sehe ich Lettland. Laura Rizzotto ist sexy, hätte das Finale auch verdient, es könnte aber bei vielen rein- und wieder rausgehen.
Die Niederlande sehe ich dank der bescheuerten Bühnenshow ebenfalls nicht im Finale. Waylon mag ein guter Sänger sein, sein Outfit und die Tanzeinlagen seiner Band sind dann aber doch too much um dem Lied einen seriösen Charakter zu geben. Vor allem macht Waylon auch nicht den sympathischsten Eindruck, Finale halte ich daher für nicht erreichbar. Die Niederlande hatten nun, genau wie Belgien, eine erfolgreiche Phase, die heuer vermutlich für beide Nationen zu Ende gehen wird. Über das Aus von San Marino muss wohl keine Silbe verloren werden, das war ein netter Versuch, mehr aber auch nicht.
Slowenien wird ebenfalls ausscheiden, die eingebaute Panne wird dem Lied, das ohnehin nicht die besten Aussichten hatte, das Genick brechen. Auch denke ich, dass wir uns von Montenegro trennen müssen. Die Zeiten in denen ein Knez mit solchem Material Erfolge verbuchen konnte, sind bei der Eurovision gezählt und der Anzug steuert ebenso nicht zur Attraktivität der Show bei. Malta kann ich nicht einschätzen, mir passiert da auf den LEDs zu viel und Christabelles Darbietung sieht sehr düster aus. Kann unter Umständen funktionieren, wird es meiner Meinung nach nicht.
Zum Abschluss Georgien. Die Ethno-Jazz Band Iriao, wie sie in den Listen der EBU geführt wird, ist stimmlich großartig. Sie singen zuverlässig auf den Punkt, jeder für sich, was in der Summe ein tolles Gesamtbild ergibt. Trotzdem halte ich die Musik, mit der sie uns unterhalten, für zu speziell, fast schon wissenschaftlich, um die Lockerheit zu vermitteln, wie es viele andere Beiträge in diesem Jahr tun. Und damit bin ich wieder bei Eleni Foureira und ihrem "Fuego". Wer kommt eurer Meinung nach ins Finale und wen zählt ihr zu euren persönlichen Favoriten, die wir aber wahrscheinlich am Samstag nicht wiedersehen? Kommentare und Erörterungen können selbstverständlich abgegeben werden.
Greenroom celebrates Eleni Foureira - Fuego