Samstag, 14. September 2019

Beyond Eurovision (41): Ägypten



Ägypten - Im Altertum waren die Ägypter eine der frühesten Hochkulturen der Welt, von deren geschichtlichen Hinterlassenschaften der Tourismus des Landes heute noch zehrt, die Sphinx, Pyramiden, Tempel entlang des Nils, alles imposante Bauwerke, auf die mehrere Jahrtausende zurückblicken. Die Revolution im Jahr 2011 und der Terror auf dem Sinai haben dem Tourismus jedoch über Jahre schwer zugesetzt, sodass Nilkreuzfahrten und Badeurlaub dem Preisverfall ausgesetzt waren, Planstädte wie El Gouna oder Sharm el Sheikh verweisten. Heute erholt sich die Wirtschaft des Landes mit seinen fast 100 Millionen Einwohnern und dem größten Musikmarkt in der arabischen Welt langsam wieder. 

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Kairo
Sprachen
Arabisch
Fläche
1.001.449km²
Währung
Ägyptisches Pfund (LE)
Einwohner
97,0 Mio.
Internet-TLD
.eg
Zeitzone
UTC+2
Wiki-Info

Die Musikszene, insbesondere Künstler, die in die Kategorie "Independent" fallen oder durch provokante Texte oder Videos auffallen, haben es seit der Revolution und dem Sturz von Hosni Mubarak allerdings schwer, ihre musikalische Leidenschaft auszuleben. So berichten einige ägyptische Interpreten, dass jedes veröffentlichte Lied von der staatlichen Zensurbehörde geprüft wird und oftmals ohne Angabe von Gründen nicht zugelassen wird bzw. Auftrittsverbote ausgesprochen werden. Die durch die Revolution bekannte Band Cairokee beispielsweise erhält überhaupt keine Genehmigungen mehr, öffentlich Konzerte zu spielen. Bandleader Amir Eid sagte gegenüber der ARD einmal: "Fast alle in Ägypten sind verstummt, nur wenige sprechen über in die Situation im Land. Nur noch wenige Sänger trauen sich darüber zu singen, viele haben das Land verlassen.

Wer sich an das System hält, kann in Ägypten allerdings auch weiterhin kommerziell erfolgreich sein, wenngleich man den Preis der Freiheit dafür bezahlt und nicht immer über das Singen kann, was einem auf der Seele brennt. Viele ägyptische Interpreten haben sich daher inzwischen auf den Weg in andere Länder gemacht, wenngleich die Situation in umliegenden Ländern nicht viel besser sein dürfte. Seit Jahren eine feste Größe in der ägyptischen Musikszene ist Amr Diab, der 1961 in Port Said geboren wurde und eine Bilderbuchkarriere hinlegte. Im Radio seiner Heimatstadt sang er die Nationalhymne, wurde vom Gouverneur mit einer Gitarre ausgezeichnet, was ihm später die Möglichkeit eröffnete, in Kairo Musik zu studieren und von Scouts für Probeaufnahmen eingeladen zu werden. 

1985 veröffentlichte er seine erste Musik-Kassette, seither erscheinen fast jährlich neue Alben von ihm. Er gilt als Superstar in der arabischen Welt und wurde mehrfach mit dem World Music Award ausgezeichnet. Er wurde vom deutschen Musikproduzenten Gerhard Augustin für den europäischen Markt entdeckt und erlangte mit seinem mediterranen Musikstil auch in Europa und Amerika große Aufmerksamkeit. Seinen größten Erfolg landete er 1996 mit dem Lied "Nour el ain", die kommerziell erfolgreichste arabische Melodie aller Zeiten. Nach dem Aufkommen des Privatfernsehens in arabischen Ländern drehte Amr vermehrt teuer produzierte Musikvideos und gilt gleichzeitig als Stilikone und Symbol für ein modernes Ägypten.

Amr Diab - Ya agmal eyoun