Donnerstag, 5. Mai 2022

Tag 6: Leere Ränge und Zirkusspielchen aus dem Kaukasus


Aserbaidschan
- Mich erstaunt es nach wie vor, dass man Polen vorwirft, "Arcade" kopiert zu haben, während die eigentliche Kopie heuer aus Aserbaidschan kommt. Klar, die leere Tribüne, auf der Nadir und sein Tänzer agieren haben nichts mit der niederländischen Siegerperformance gemein, aber musikalisch sind da schon sehr starke Parallelen erkennbar. Parallel läuft auch größtenteils die Interaktion zwischen Nadir und seinem Bühnenpartner ab, es gibt einige Close Ups, in denen Emotionen vermittelt werden und stimmlich schafft Nadir es auch, seine ganze Range auszuspielen, insbesondere bei der Schlussnote. Durch die dunkle Bühne und die leere Tribüne wirkt alles aber ein bisschen unfertig. Das dies die Absicht hinter "Fade to black" war wage ich nicht zu bezweifeln, den letzten Kick hat man aber versäumt einzufügen.

Nadir Rüstəmli - Fade to black

Georgien
- Zahlreiche Kamerawechsel in drei Minuten und einen Ausflug in die Avantgarde liefern Circus Mircus, die mit ihrer heutigen Probe einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie ein besonderes Kollektiv sind, das Grenzen zerfließen lässt und musikalisch als "experimentell" definiert werden kann. Die Choreographie, die sonderlichen Kostüme, der kleine Leierkasten, in dem noch einmal Mini-Mes der Künstler tanzen und der LED-Auftritt des Mentors von Circus Mircus sorgen dafür, dass der Zuschauer drei Minuten gespannt hinschaut. Egal, ob man das Lied nun grandios oder fürchterlich findet, man schaut hin. Mir gefällt es sehr gut, ein bisschen mehr Zirkus hätte dabei sein können, aber Georgien bestätigt wieder seinen Ruf, Kunst zu liefern und drauf zu pfeifen, ob man damit ins Finale einzieht oder nicht.

Circus Mircus - Lock me in