Samstag, 7. Mai 2022

Tag 8: Von Astronauten, Twerking und einem alten Teppich


Vereinigtes Königreich
- Es ist wohl nach all den Jahren wieder an der Zeit "Rule Britannia" anzustimmen, denn Sam Ryder vertritt das Vereinigte Königreich mit Würde, einem musikalisch interessanten Beitrag und vor allem mit einer Stimme, die sowohl in den tiefen und hohen Lagen absolut großartig daherkommt. Nun bin ich nicht der weltgrößte Freund von "Space man", aber ich muss anerkennen, dass Sam ein Entertainer ist und wahnsinnig gut singen kann. Das Bühnenbild ist farblich schön illuminiert und kein Vergleich zu den fürchterlichen Trompeten aus dem Vorjahr. Offenbar haben bei der BBC in diesem Jahr die Verantwortlichen ein bisschen Geld in die Hand genommen und einen astreinen Beitrag produziert. Das Vereinigte Königreich dürfte durch die heutige Probe, in die noch ein Gitarrensolo eingebaut wurde, endlich wieder vorne mitmischen.

Sam Ryder - Space man

Spanien
- Das Maximum an Leistung hat auch Chanel gezeigt. Seit dem Festival von Benidorm hat sie bis zum Exzess geübt und ruft diese nun gekonnt ab. Stimme und Performance, die wohl anstrengendste im diesjährigen Teilnehmerfeld, passen gut zusammen, zu Beginn entledigt sie sich ihres Zopfbandes und legt spätestens ab der Bridge mit ausgefeilten Twerking-Moves hin, so gehen hispanische Vibes, liebes Rumänien! Wie schon in Benidorm wird der "SloMo"-Effekt mit flackernder Lichtshow eingeläutet, am Ende zündet sie auch noch ein Feuerwerk. Spanien hat es, wohl nicht zuletzt Dank seines neuen RTVE-Generaldirektors, wieder in die erste Liga geschafft und auch Spanien dürfte an den Top Five kratzen, das gab es zuletzt 1995(!) mit Anabel Conde.

Chanel - SloMo

Deutschland
- Die letzte Einzelprobe des Jahrgangs absolvierte unser deutscher Vertreter Malik Harris, stets mit seiner Gitarre auf der Bühne. Die nutzt er aber nur zeitweilig, um ihn herum sind in Zitat "intimer Atmosphäre" noch ein Klavier und ein Drumpad aufgebaut. Er singt gut, auch der Rap-Part ist in Ordnung, allerdings wirkt die ganze Nummer so, als wäre Open Mic in einer Bar kurz bevor die Reinigung die letzten Leute rauswirft. Auch bei Wiwibloggs wird es mit "underground bar open mic night" zusammengefasst. Das Bühnenbild ist dunkel, der Perserteppich auf der Bühne war wohl noch übrig und allgemein kommen da keine Gewinner-Absichten auf, sondern eher die Problematik, die wir schon seit Jahren haben. 

Nur weil man "gut" performt gibt es leider keine Punkte und auch als ständiger Elfter im Ranking geht man mit null Punkten nach Hause. Angesichts der vielen interessanteren Beiträge in diesem Jahr, nicht zuletzt alle anderen Big Five, fürchte ich, dass Malik zwar im Durchschnitt Potenzial, in Punkten umgerechnet aber keine Chance auf eine hohe Wertung haben dürfte. Das gleiche Schicksal trifft die deutschen Beiträge seit 2015 regelmäßig und so sympathisch mir Malik erscheint, so sicher bin ich mir auch, dass das Voting uns wieder zum Verhängnis wird. Die Big Five beenden jedenfalls den Marathon an Proben, wie es weitergeht folgt später in einem separaten Posting.

Malik Harris - Rockstars