Dienstag, 3. Mai 2022

Tag 4: Erste Proben von Irland bis Tschechien


Italien
- Der vierte Tag in Turin bringt noch einmal neun Länder mit sich, die erstmals auf die Bühne des PaliOlimpico treten. Die Bühne ist bisher das größte Gesprächsthema, zum einen, weil die Motoren der eigentlich sehr flexiblen Sonnenkonstruktion nicht ihren gewünschten Dienst antreten und "The sun within" eine eruptive Pleite für die Bühnenmacher darstellt, zum anderen, weil sich die Eurovision exklusiv das Recht vorbehält, was von den Proben veröffentlicht wird und eine drückende Nachrichtenflaute herrscht. Die Hoffnungen beruhen auf den zweiten Proben, die ab morgen wieder mit der albanischen Sängerin starten.

Irlands Sängerin Brooke machte heute Morgen den Anfang und erklärte kurz vor ihrem Abflug aus Dublin noch, dass sich ihre Performance seit dem Vorentscheid weiterentwickelt habe. Dies mündet visuell nun in einer kunterbunten Kostümschau, die allerdings auch ein bisschen clumsy wirkt. Zumindest hat das irische Fernsehen ein bisschen Geld in die Hand genommen und wertet "That's rich" mit Feuerwerksalven auf. Sie selbst habe sich beim Meet & Greet entspannt und zugleich erfreut über die heutige Probe präsentiert und versprüht trotz eines Songs über das Ende einer toxischen Beziehung den Ehrgeiz, Irland ins Finale zu bringen.

Es folgt der nordmazedonische Beitrag von Andrea Koevska, die sich für ein deprimierendes Schwarz und gegen Tänzer, Backings und dergleichen mehr entschieden hat. Das Bühnenbild ist in Blautönen gehalten, auf den klappbaren Seitendisplays sind Hände erkennbar, die offenbar die Botschaft zu "Circles" unterstreichen. Das nordmazedonische Team wollte mit ihrer heutigen Probe einiges austesten, Änderungen sind nicht ausgeschlossen. Ebenso scheint Estlands Sänger Stefan von seinem 100%igen Westen-Flair abgerückt zu sein, er steht mit Gitarre auf der Bühne und intoniert "Hope", die beiden Cowboys vom Eesti Laul sind in der Heimat geblieben.

Bei der rumänischen Probe von WRS zeigt sich erstmals in aller Deutlichkeit die Problematik der Bühne, der auf der Stirnwand aufploppende Text "Hola me bebé bé" wird durch die Sonne abgeschnitten. WRS alias Andrei-Ionuț Ursu nutzt eine der ältesten Waffen der Song Contest-Geschichte, nämlich das Trickkostüm. Zunächst präsentiert er sich im roten Torero-Kostüm mit Wetlook-Hose, später streckt er eine Pailletten-Weste und seine Tattoos in die Kamera. Die Choreographie lebt von der Tanzperformance, ob Rumänien damit aber einen Latino-Hype generieren kann, bleibt abzuwarten.

Schick in Schale geschmissen hat sich der polnische Sänger Ochman, im smarten Anzug wird er von vier maskierten Tänzern umringt, der Fokus liegt aber auf ihm und aller Voraussicht nach auf seiner grandiosen Stimme, das Staging wirkt reduziert. Damit hatten schon andere Kandidaten in den Vorjahren großen Erfolg. Im Anschluss folgte Vladana aus Montenegro, der man ein blaues Kleid nahegelegt hat, eine Farbe, die sich auch im Bühnenbild wiederfindet. Garniert wird "Breathe", das den Verlust ihrer Mutter durch die Corona-Pandemie thematisiert durch Bodennebel.

Im hinteren Drittel tritt Belgien mit Jérémie Makiese an. Er trägt eine silberne Jacke, die offenbar aus dem Fundus von Verka Serduchka stammt und wird von vier dunkel gekleideten Backgroundtänzern begleitet. Wenig überraschend verlief die folgende Probe von Cornelia Jakobs aus Schweden ab. Wenn man einen Beitrag quasi schon kennt, dann ist es der bis zum Ende durchkalkulierte Auftritt vom Melodifestivalen, sie hockt barfuß vor der grünen Scheibe im Background, das haben wir schon mal gesehen. Tschechien setzt indes auf eine Lichtshow, dominierende Farbe ist hier weiß.

Und damit enden die Einzelproben des zweiten Halbfinals in Turin. Morgen beginnt das Spektakel von vorn, dann erhalten wir hoffentlich auch mehr als ein paar Fotos und jämmerliche TikTok-Stories, deren Produktion man sich auch hätte sparen können. Durch inhaltliche Mängel sorgt die Europäische Rundfunkunion aber wenigstens dafür, dass die Spannung und Erwartungen noch ein bisschen länger herausgezögert werden, in den letzten Jahren wussten wir schließlich schon genau, was uns in den Halbfinals erwartet. Seien wir gespannt, welche Happen uns die EBU morgen hinwirft.

Das irische Fernsehen hat in bonbonfarbene Kostüme investiert: Brooke
Andrea singt "Circles" für Nordmazedonien und nutzte heute verschiedene Stagings
Die Prärie im Hintergrund ist erkennbar, die Cowboys vom Vorentscheid fehlen jedoch
Hier zeigt sich das Desaster der Bühne, der LED-Text im Hintergrund wird abgeschnitten
Sollte es mit der Top-Platzierung nicht klappen, kann sich Krystian gern bei mir melden
Vladana aus Montenegro setzt auf eine blaue Farbgebung und Bodennebel
Jérémie Makiese aus Belgien sticht optisch aus dem Gewusel auf der Bühne heraus
Die schwedische Choreographie war schon beim Melodifestivalen fabrikfertig
Beschlossen den vierten Probentag: We Are Domi aus Tschechien