Montag, 19. April 2021

Kommentar: In Rotterdam läuft man sich warm


Europa 
- Ein guter Monat trennt uns noch vom Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam. Dass der Wettbewerb kurz bevor steht, merkt man alljährlich daran, dass die Menge an Informationen, die zwischen Vorentscheidungssaison und dem Wettbewerb auftaucht, quasi bei null liegt. Der April war schon immer ein Monat, in dem sich die Delegationen und Teams zurückgezogen haben, im stillen Kämmerlein proben oder auf europaweiter Promotour waren. Diese fällt in diesem Jahr aus bekannten Gründen aus. Noch immer ist nicht sicher, ob alle 39 Nationen auch live in Rotterdam dabei sein können.

Es wird nur ein minimales Rahmenprogramm in der Stadt geben, die Akteure dürfen sich nur zu konkreten Anlässen aus ihren Hotels entfernen und auch die Shows selbst werden anders sein als das, was wir z.B. aus Kiew, Lissabon oder Tel Aviv gewöhnt sind. 2021 wird sich die EBU mehr mit Hygieneaspekten auseinandersetzen als mit der Frage, wo sie ihr Eurovision Village hinstellt und wie man möglichst viele Menschen ins Pressezelt quetschen kann. Der Song Contest findet, mit Wohlwollen der niederländischen Regierung, unter strengsten Auflagen statt. 

Dies merkt man in Deutschland daran, dass der NDR von seinem ursprünglichen Plan abgedriftet ist, Peter Urban mit Michael Schulte einen weiteren Kommentatoren an die Seite zu stellen. Da die Delegationen angehalten wurden möglichst nur mit einer eingeschränkten Zahl von Mitgliedern einzureisen, hat der NDR lediglich Peter Urban als Kommentatoren benannt. Dieser Funktion geht der Radiomoderator nunmehr zum 23. Mal nach, seit 1997 kommentiert er die Beiträge an, nur 2009 musste er einmalig aussetzen. Urban bleibt also im Gegensatz zu anderen Amüsements wie den Songchecks oder der Liveshow von der Reeperbahn im Programm.

...und ja, ich weiß, dass es auf Eurovision.de täglich ein "Reaction Video" zu den Songs gibt. Aber leider kann eine Sammlung von Leuten vor einer Paillettentapete, die zusammenhangslos Kommentare zu den Titeln abgeben, die originalen Songchecks mit Voting, Userkommentaren und vor allem einer zusammenfügenden Moderation nicht ersetzen. Wollen wir hoffen, dass zumindest Barbara Schöneberger es vermag den Countdown am Abend des 22. Mai etwas fröhlicher zu gestalten. Wobei dies 2020 auch für sie ziemlich schwierig war, als man ein deutsches Finale in einer leeren Elbphilharmonie improvisiert hatte. 

Erfreulicherweise gibt es in Erwartung auf den Eurovision Song Contest wie schon in den letzten Jahren täglich frisches Material von den Aufbauarbeiten in Rotterdam. Seit letzter Woche wird fleißig unter Einhaltung sämtlicher Paragraphen aus dem Corona-Protokoll der EBU an den Installationen im Ahoy gewerkelt. Die ersten Scheinwerfer wurden an den Dachkonstruktionen befestigt, PVC-Beläge ausgerollt und die ersten Generatoren für die Durchführung einer autarken Show vor der Halle aufgestellt. Per Instagram hält uns das "Team ESC 2021" fortlaufend auf dem neuesten Stand und zeigt Einblicke in die Vorbereitungen von Rotterdam.

Und so sehen wir, dass trotz grassierender Seuche, die Ausgangssperren mit sich bringt und das öffentliche Leben nach wie vor in weiten Teilen lahmlegt, gemäß der Parole "Love shine a light" ein bisschen Freude in unsere Wohnzimmer gebracht werden kann und die Organisatoren es ernst meinen, den Wettbewerb durchzuführen. Ob nun auch die Australier in Rotterdam aufschlagen oder andere Delegationen möglicherweise nicht live dabei sein können, wird sich in den kommenden drei Wochen zeigen. Jon Ola Sand hatte aber im März letzten Jahres Recht mit seiner Aussage, dass der Song Contest zurückkehren wird und ich finde, das ist schon mal viel wert...

Der Auftakt hat begonnen | Schalter eins des Akkreditierungszentrums

Hier gibt's Stäbchen in die Nase: Das Testzentrum | Kabelage vor dem Ahoy

Veranstaltungstechnik der Extraklasse, seit letzter Woche wird in Rotterdam aufgebaut

Das wird mal eine LED-Wand | Die Stimmung beim Projektleiter ist trotz Maskenpflicht gut