Montag, 25. Mai 2020

Beyond Eurovision (128): Jemen



Jemen - Die Jemenitische Republik im Süden der Arabischen Halbinsel taucht seit Jahren nur noch in den Schlagzeilen auf, wenn es um den Bürgerkrieg im Land oder um Entwicklungsreporte geht, bei denen Jemen regelmäßig miserabel abschneidet. Dabei war der Jemen nicht immer ein gescheiterter Staat, sondern in den vergangenen Jahrhunderten Warenumschlagsplatz arabischer Seefahrer und spätestens nach Eröffnung des Sueskanals ein strategisch bedeutendes britisches Überseegebiet. Das 20. Jahrhundert war geprägt durch die Teilung des Landes in eine sozialistische Volksrepublik und einen islamischen Norden.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Sana’a
Sprachen
Arabisch
Fläche
528.076km²
Währung
Jemen-Rial (Y.Rl)
Einwohner
30,5 Mio.
Internet-TLD
.ye
Zeitzone
UTC +3
Wiki-Info

Zwischen 1962 und 1990 war das Land, das als Heimat des Mokkas gilt, tief gespalten. Im Südjemen, der u.a. die Hafenstadt Aden und weite Teile des Ostens des Landes umfasst, wurde in einen marxistischen Einparteienstaat umgewandelt, der Norden mit der heutigen Hauptstadt Sana'a mit Hilfe von Saudi-Arabien und Ägypten eine arabische Republik. Unter dem dort seit 1978 regierenden Präsidenten Ali Abdullah Salih wurde 1990 die Wiedervereinigung vollzogen. Salih war bis 2012 Präsident des geeinten Jemens, im Zuge der Proteste des Arabischen Frühlings jedoch abgesetzt und 2017 von Huthi-Rebellen ermordet.

Seither befindet sich das Land in einem, von der Weltöffentlichkeit nahezu unbemerkten, Konflikt, der zahlreiche Menschenleben forderte. Zudem klafft tiefe gesellschaftliche Furche, nirgendwo sonst sind Frauenrechte so wenig ausgeprägt wie im Jemen. Dabei hat das Land kulturell viel zu bieten, von Folklore über die Weihrauchproduktion bis hin zur historischen Altstadt von Sana'a. Die Altstadt von Shibam im Hadramaut gehört seit 1982 zum Weltkulturerbe, zum Staatsgebiet gehört auch die Insel Sokotra, mit ihren markanten Drachenblutbäumen. Bis zur Gründung des Staates Israel lebten hier auch zahlreiche jemenitische Juden, die Gemeinden sind heute vollends aufgegeben.

Bedingt durch die kriegerischen Auseinandersetzungen im Land liegt die Musikszene Jemens brach. Bekannt sind allerdings zahlreiche jemenitische Juden, die auf der ganzen Welt, vor allem aber in Israel, Popmusik produzieren. Ein Beispiel hierfür ist die Band A-Wa, die seit 2015 besteht und aus Liron, Tagel und Tair Haim besteht und die mit dem unten vorgestellten "Habib Galbi" ("Liebe meines Herzens") einen weltweiten Erfolg landeten. Der Vater des Trios stammt aus dem Jemen, im Zuge der Operation Magic Carpet 1950 wurde er gemeinsam mit 49.000 anderen Juden nach Israel geflogen. "Habib Galbi" wurde zu einem Hit in der arabischen Welt und zugleich das erste arabische Lied, das die Spitze der israelischen Charts erreichte.

A-Wa - Habib galbi