



Ganz allein musste die finnische Sängerin aber nicht auf dem vorletzten Platz ausharren, auch die Türkei kam nicht über zwei Punkte hinaus. Das Quartett Nilüfer & Nazar sang einen der vielen Liebestitel namens "Sevince" und deren Aushängeschild die Sängerin Nilüfer Yumlu war, die der ORF-Kommentator als "Stimme der Türkei" ankündigte. In der Tat hatte sie sich in der Türkei bereits mit mehreren Singles einen Namen erarbeitet, beim Eurovision Song Contest wollte es aber nicht so recht klappen, auch die kleine Choreographie verhalf nur je einem Punkt aus Norwegen und Großbritannien.
Besser lief es da schon für die verhassten Nachbarn aus Griechenland. Die Sängerin Tania Tsanaklidou sang in schwarzem Frack, dem Markenzeichen ihres besungenen Idols "Charlie Chaplin", der im Jahr zuvor verstarb. Sie wurde vom griechischen Fernsehen nachnominiert, da der ursprüngliche Titel "Mr. Nobel" von Anna Vissi dem Intendanten des Senders nicht gefiel. Das Lied über einen der Gründungsväter der Filmindustrie in Hollywood erzielte den achten Rang. Fast hätte es zwei Lieder gleichen Titels gegeben, bewarben sich die Schweizer Eurovisionsveteranen Peter, Sue & Marc mit "Charlie Chaplin" beim deutschen Vorentscheid. Dort wurden sie allerdings nur Dritte.
Apropos deutscher Vorentscheid, dieser wurde nach dem Rückzug des Hessischen Rundfunks nach zahlreichen enttäuschenden Resultaten dem Südwestfunk in Baden-Baden aufgedrückt. Allerdings verzichtete man auf eine Fernsehsendung und verfrachtete den Vorentscheid mitsamt seiner 15 Bewerber ins Radio. Mit dabei waren u.a. die tschechische Schlagerkönigin Helena Vondráčková, die mit "Männer wie du" aber nur Platz 12 belegen konnte, Cindy & Bert mit gleich zwei Titeln und Marianne Rosenberg, die es auch mit "Nein, weinen werd' ich nicht" auch nur auf den siebten Platz schaffte.
Der SWF ließ seine Zuhörer zu 1/3 entscheiden, 2/3 des Ergebnisses gingen von einer Expertenjury aus, die aber alle Beiträge nicht für würdig genug fand, die Bundesrepublik in Paris zu vertreten und befürwortete die Idee, Deutschland solle gar nicht zur Eurovision fahren. Am Ende hielt man aber an der Siegerin des Vorentscheids fest, der britischen Sängerin Ireen Sheer, die sich zwei Jahre zuvor schon für Luxemburg verdient gemacht hatte und nun mit "Feuer" in Paris mit einem gekonnten Move ihr Cape abwarf und somit als Begründerin des Entkleidens beim Eurovision Song Contest angesehen werden kann. Der Titel zündelte nicht nur dem Namen nach, sondern konnte sich bis auf Platz sechs vorarbeiten und strafte die Juroren Lügen.
Damit ließ Ireen Sheer sogar die größten Stars des Abends hinter sich, das spanische Discoduo Baccara. Mayte Mateos und María Mendiola waren Flamencotänzerinnen, wurden dann von den deutschen Produzenten Rolf Soja und Frank Dostal entdeckt und im Tonstudio Maschen zu weltweiten Superstars gemacht. Lieder wie "Yes Sir, I can boogie" oder "Sorry, I'm a Lady" sind heute Evergreens und zählen in Deutschland zu den meistverkauften Singles aller Zeiten. Beim luxemburgischen Vorentscheid stachen sie mit "Parlez-vous français?" u.a. Gitte Hænning und die wundervolle Liliane St-Pierre mit "Mélodie" aus. In ihrer typischen Schwarz-Weiß-Optik wussten die Damen ihr Flamencotalent auf der Song Contest-Bühne anzuwenden, besser als ihre mageren Französischkenntnisse.


Knapp geschlagen wurden die Portugiesen von den Dänen, die nach 1966 wieder mitmachen wollten. Nachdem der Sessel des Unterhaltungschefs bei DR neu besetzt wurde, startete der Sender eine Umfrage, in der sich 94% der Dänen für eine Rückkehr zur Eurovision aussprachen. Den Melodi Grand Prix gewann die Jungsgruppe Mabel mit dem, für den Song Contest prädestinierten Titel "Boom-boom". Dabei setzten sie sich u.a. gegen die Brødrene Olsen durch, jene Brüder, die 2000 als Herren gehobenen Alters den überraschenden zweiten Sieg Dänemarks einfahren sollten. Ihr Titel "San Francisco" wurde aber nur Zweiter.
Mindestens genauso banal war der österreichische Titel "Mrs. Caroline Robinson" der Gruppe Springtime, an dem wieder einmal Norbert Niedermayer mitwirkte, der schon bei den Milestones 1972 seine Finger im Spiel hatte. In dem Lied hieß es u.a. "Mrs. Caroline Robinson, fliegt nur mit einem Luftballon, denn sie hat den Besen satt, als Nobelhexe dieser Stadt. Mrs. Caroline Robinson, liebt Telepathie und Television, Schwefel, Krach, Chanel und Bach, Mode macht sie schwach". Dafür gab es Platz 15. Einen Rang darüber platzierte sich der Schwede Björn Skifs, mit einem Lied, das übersetzt den Titel "Es wird immer schlimmer, wenn die Nacht kommt" trug und für das er sich sehr ins Zeug legte, es auf Englisch singen zu dürfen. Dieses Privileg wurde ihm allerdings nicht eingeräumt. Er sollte 1981 noch einmal zur Eurovision reisen.
Ebenfalls eine Anspielung auf Charlie Chaplin machte das monegassische Duo. Caline alias Corinne Sauvage und Olivier Toussaint sinnierten über "Les jardins de Monaco", die Gärten von Monaco, in dessen verzweigten Blumenbeeten sich Chaplin und Greta Garbo hätten treffen können. Tatsächlich hatten die Juroren viel für das Lied aus Monaco übrig, sodass das kleine Fürstentum bei seiner vorletzten Finalteilnahme beim Eurovision Song Contest noch einmal den vierten Platz belegen konnte. Ein Jahr später sollte das monegassische Fernsehen den Entschluss fassen ein Vierteljahrhundert aussetzen. Toussaint komponierte später für französische Erotikfilme, Caline trat als Backgroundsängerin u.a. für Demis Roussos oder Dalida auf.


Noch einen Platz darüber konnte sich Jean Vallée aus Belgien platzieren. Der eigentlich Paul Goeders heißende flämische Interpret, hatte Belgien schon 1970 vertreten und durfte nun mit "L’amour ça fait chanter la vie" für den wallonischen Part Belgiens zur Eurovision. Die altbackene Nummer schaffte erstaunliche fünf Höchstwertungen und das beste Ergebnis, das Belgien bis zum damaligen Zeitpunkt beim Grand Prix eingefahren hatte. Bis 2001 veröffentlichte Vallée weitere Alben, 2014 verstarb der Sänger 72jährig in der Nähe von Lüttich.
Mit Abstand als Sieger ging allerdings der israelische Beitrag hervor. Der junge Izhar Cohen und seine Gruppe Alpha-Beta sangen ein fröhlich-mediterranes Discoliedchen namens "A-ba-ni-bi", dessen Titel sich aus einer israelischen Kindersprache ableitet. Dabei wurde das Lied vom französischen Fernsehen noch falsch betitelt und als "Ah-Bah-Nee-Bee" eingeblendet. Geschrieben und in Paris auch dirigiert wurde das Lied von Nurit Hirsch, der ersten und bis zur Abschaffung des Orchesters im Jahr 1998 einzigen Komponistin, die ihren Beitrag dirigierte. Der Erfolg des ersten israelischen Sieges beim Eurovision Song Contest wurde in den Straßen Tel Avivs mit Hupkonzerten und Autokorso gefeiert, tagelang befand sich das Land im Ausnahmezustand.

Die Teilnehmer:
01. - 157 -

02. - 125 -

03. - 119 -

04. - 107 -

05. - 086 -

06. - 084 -

07. - 073 -

08. - 066 -

09. - 065 -

09. - 065 -

11. - 061 -

12. - 053 -

13. - 037 -

14. - 026 -

15. - 014 -

16. - 013 -

17. - 005 -

18. - 002 -

18. - 002 -

20. - 000 -
