




Da dieses bereits vor Meldung der Türkei für den Eurovision Song Contest bereits fertiggestellt wurde, musste Ankara noch ein Jahr warten. Zudem kam später die Erkenntnis, dass die Wertungstafel nur maximal 99 Punkte anzeigen konnte. Aus diesem Grund wurde das Wertungsprozedere der Jurys erneut geändert bzw. zurückgeschraubt. So musste jedes Land zehn Juroren, die jeweils nur für ihren Favoriten stimmen durften, benennen. Da diese Änderung den Rundfunkanstalten erst kurz vor dem Finale mitgeteilt wurde, protestierten zahlreiche Länder und setzten sich für ein neues Konzept ein. Die Idee der "Douze points" war geboren, kam jedoch erst 1975 zum Einsatz.
Von den 17 Teilnehmerländern sangen sechs auf Englisch, darunter, wie schon im Vorjahr die drei skandinavischen Länder. Die finnische Interpretin Carita eröffnete mit ihrem "Keep me warm" den Abend. Ihr Album "We are what we do" wurde 1973 zur Platte des Jahres in Finnland, umso höher war die Erwartungshaltung der Finnen, die jeher gedämpft wurden, als sie nur den 13. Platz belegte. Gar noch einen Platz dahinter und somit auf dem letzten Rang, landete Anne-Karine Strøm für Norwegen, deren "The first day of love" von den Bendik Singers unterstützt wurde, die schon im Vorjahr dabei waren.
Norwegen kassierte aber nicht als einzige Nation eine Klatsche. Gleich vier Länder teilten sich die rote Laterne, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland mit Cindy & Bert und "Die Sommermelodie". Unter Ausschluss der Öffentlichkeit fand beim Hessischen Rundfunk die Vorauswahl zwischen Jürgen Marcus ("Grand Prix d'amour"), Anne Karin ("Damals im Frühling") und eben genannten Cindy & Bert statt. Von der Kandidatenwahl erhoffte sich Programmleiter Hans-Otto Grünefeldt eine ganze Menge, waren Lieder wie "Immer wieder sonntags" oder "Spaniens Gitarren" doch populäre Schlager gewesen, doch nur auf nationaler Ebene, beim Finale von Brighton reichte man Deutschland durch.
Nach dem Finale wollten die beiden Interpreten das Lied nie wieder spielen, Cindy Berger, die sich später noch mehrfach beim deutschen Vorentscheid bewarb betitelte das Lied als "latschig", da kein kommerzieller Erfolg absehbar war, wurde er nicht einmal in der BRD als Single veröffentlicht. Auch der zweite deutschsprachige Beitrag von Piera Martell aus dem Schweizer Kanton St. Gallen, "Mein Ruf nach dir", verklang in Brighton und ging baden. 1976 bewarb sich Martell noch einmal mit "Ein neuer Tag" beim deutschen Vorentscheid, dort wurde sie aber nur Vorletzte und stieg 1981 schließlich gänzlich aus dem Showgeschäft aus.
Der Vierte im Bunde war der Portugiese Paulo de Carvalho, der mit seinem Lied "E depois do Adeus" ("Und nach dem Abschied") nicht unbedingt beim Eurovision Song Contest erfolgreich war, guten Gewissens aber von sich behaupten kann, Auslöser einer Revolution gewesen zu sein. Am 24. April 1974 kurz vor 23 Uhr, zweieinhalb Wochen nach dem Song Contest-Finale wurde sein Lied im Radio gespielt und war das verabredete Startzeichen für die Nelkenrevolution. Infolge des Putsches wurde die Militärdiktatur in Portugal größtenteils unblutig gestürzt, die Kolonien in Übersee wurden in die Unabhängigkeit entlassen und Portugal ab 1976 ein demokratisches und freies Land.
Politisch hätte auch der italienische Beitrag der zurückkehrenden Eurovisionssiegerin Gigliola Cinquetti hätte werden können. Ihr Lied "Sí" war der Grund dafür, warum die RAI den Song Contest 1974 nicht live ausgestrahlt hatte. Man fürchtete, der Titel könne das Ergebnis eines Referendums über das Scheidungsrecht beeinflussen, welches am Montag nach dem Finale stattfand. So kamen die Italiener erst gute fünf Wochen später in den Genuss des Wettbewerbs, bei dem Gigliola immerhin mit einer Silbermedaille ihre musikalische Bilanz aufwertete.

Für Luxemburg trat die Britin Ireen Sheer auf, die später noch einmal für Luxemburg sowie für die BRD antreten sollte. Mit "Goodbye Mama" war sie zu diesem Zeitpunkt bereits in den deutschen Hitlisten präsent. Das Lied "Bye bye I love you" läutete zudem eine Ära ein, war es doch der erste Versuch von Ralph Siegel beim Eurovision Song Contest Fuß zu fassen. Obwohl Ireen deutlich hörbar keine Französischkenntnisse hatte, konnte sie den vierten Platz belegen. Ebenfalls auf den vierten Platz schaffte es Romuald, der wieder die monegassischen Farben hochhielt und mit "Celui qui reste et celui qui s'en va" ("Der, der bleibt und der, der geht") sein persönlich bestes Ergebnis errang.

Den internationalen Beim Eurovision Song Contest brachte es Olivia nur zum vierten Platz, der große Erfolg kam vier Jahre später, als sie an der Seite von John Travolta den Soundtrack der Verfilmung von "Grease" einsang. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat sie über 100 Millionen Tonträger verkauft und zählt damit zu den kommerziell erfolgreichsten Interpretinnen der Musikindustrie. Ebenfalls bekannt war den Zuschauern der spanische Interpret Peret, der 1971 mit "Borriquito" auch in Deutschland die #1 der Charts anführte. Sein "Canta y sé feliz" erreichte hingegen nur den neunten Platz. 2014 verstarb Peret in Barcelona.
Auf dem, mit Israels Band Kavaret, die unter dem Alias Poogy antrat, geteilten siebten Rang landete Irlands Sängerin Tina Raynolds, die bereits im Jahr zuvor als Ersatzkandidatin für Maxi gehandelt wurde, ihrer Chance allerdings beraubt wurde. Sie setzte sich im irischen Vorentscheid mit "Cross your heart" durch und durfte nach Brighton fliegen. Damit war sie erfolgreicher als ihr belgischer Kontrahent Jacques Hustin, der mit "Fleur de liberté" ("Blume der Freiheit") den zehnten Platz mit Peret teilen musste.

Die Gruppe kam erfrischend modern daher, mit zeitgemäßen Kostümen und einem derart catchendem Lied, das man sich im Nachhinein wundern muss, das "Waterloo" mit gerade einmal 15% der möglichen Punkte zu den statistisch schlechtesten Siegerliedern aller Zeiten gehört. Nach dem Finale brach die ABBA-Mania aus, die Gruppe tourte über die ganze Welt und verkaufte bis zu ihrer faktischen Auflösung 1982 über 400 Millionen Platten. Lieder wie "Dancing Queen", "SOS", "Thank you for the music", "Super Trouper" oder "Chiquitita" müssen nicht näher erläutert werden. Noch heute lebt der Hype um ABBA weiter, mündete in einem Musical, zwei Filmen, einem Museum in Stockholm, der Retortenband A*Teens und vielen Mythen.
Keine andere Band prägte den Eurovision Song Contest so nachhaltig wie die vier Schweden, die zeitweise untereinander verheiratet waren und kein Interpret, der seither die Bühne der Eurovision betrat, konnte eine derart große Weltkarriere hinlegen, nein, nicht einmal Céline Dion 14 Jahre später. Schwedische Interpreten nutzen seither den typischen Sound der Band für ihre eigenen Erfolgsplatzierungen beim Song Contest, davon war 1974 allerdings noch nicht zu denken. Stattdessen musste sich das schwedische Fernsehen erstmals Gedanken um die Ausrichtung des Wettbewerbs machen.
Die Teilnehmer:
01. - 024 -

02. - 018 -

03. - 015 -

04. - 014 -

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07. - 011 -

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09. - 010 -

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11. - 007 -

12. - 006 -

13. - 004 -

14. - 003 -

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