

Die First Lady des Landes entstammt aus einer reichen Familie, der mehrere Banken und Baufirmen gehören, was es in Bezug auf den Eurovision Song Contest leicht machen wird, entsprechende Baugenehmigungen für eine neue Halle zu erhalten. Neben ihrer Eigenschaft als UNESCO- Sonderbotschafterin ist sie nun zur Vorsitzenden des Organisationskomitees für den Song Contest berufen worden. Aufgrund der mit Petroldollars und Korruptionsgeldern finanzierten chirurgischen Eingriffe bereitet es Aliyeva laut Wikileaks-Berichten Probleme alle Geschichtsausdrücke anzuwenden.

Mittlerweile befindet sich Baku aber auf dem Weg zu einer modernen Metropole, die zwar nur über ein verhaltenes Nachtleben verfügt, dafür aber über eine große Einkaufsstraße, in der sich auch alle großen Marken der westlichen Welt präsentieren. Auch verschleierte Frauen sind nach einschlägigen Reiseberichten fast gänzlich aus dem Stadtbild verschwunden, das mit einer Sauberkeit aufwatet, die der Singapurs gleicht. Aller Wahrscheinlichkeit wird hier der Song Contest 2012 stattfinden.

Dazu gibt es das Nationalgetränk Schärbät, ein auf Milch basierendes Erfrischungstränk mit Zitrone, Minze und anderen Fruchtbestandteilen. Wem diese Küche allerdings zu traditionell ist, der hat seit einigen Jahren auch die Möglichkeit bei McDonalds, Burger King oder an einem der Dönerimbisse zu speisen, die nahezu an jeder Ecke zu finden sind.
D wie Devisen - Seit 1992 ist der Manat das gesetzliche Zahlungsmittel in Aserbaidschan und löste damit den sowjetischen Rubel ab, der bis 1994 noch in der Übergangsphase als Währung zugelassen war. Die Banknoten und Münzen des neuen Manat wurden von Robert Kalina entworfen, der auch für das Design der Eurobanknoten verantwortlich ist. Ein Manat sind etwa 89 Cent, ein Euro entsprechend 1,12 Manat. Der Manat wird in 100 Qəpik unterteilt. Geld, insbesondere Euro und US-Dollar kann man in diversen Banken, Wechselstuben, aber auch in Hotels und am Flughafen wechseln. In Baku gibt es mehrere Geldautomaten, Kreditkarten werden von vielen Hotels und Restaurants akzeptiert, Bargeld wird jedoch bevorzugt.

F wie Feuer - Aserbaidschan trägt auch den Beinamen "Landes des Feuers". Dieser Titel rührt vom sogenannten Yanar Dağ, dem "brennenden Berg", einem Kalksteinhügel in der Nähe von Baku auf der Halbinsel Abşeron, an dessen Hängen seit dem Altertum ein natürliches Erdgasfeuer brennt. Der Yanar Dağ, über den bereits Marco Polo berichtet hat und der heute eines der beliebtesten Ausflugsziele der Touristen darstellt, ist zum Symbol für Aserbaidschan geworden. Neben dem Yanar Dağ existieren nur noch wenige natürlich brennender Erdgasfeuer, die meisten davon kommen in Aserbaidschan vor.

H wie Historie - Die Geschichte Aserbaidschans in drei Absätzen: Der erste Staat auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschans war die Region Albania, das von einem nomadischen Stamm bewohnt wurde und 65 v. Chr. Teil des Römischen Reiches wurde. Im 4. Jahrhundert wurde durch die Armenier das Christentum eingeführt, 643 fielen arabische Truppen in das Land ein und beendeten die Phase des Christentum. Anschließend wechselten sich diverse Volksgruppen bei der Besiedelung der Region am Kaspischen Meer ab.

Wie in anderen Teilrepubliken der Sowjetunion auch, wurde die eigene Kultur gegenüber der russischen unterdrückt. 1988 meldete Armenien die Gebietsansprüche um Bergkarabach an. Hieraus entstand ein Konflikt, der auch nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 anhielt und 1992 in einem offenen Krieg endete. Seitdem ist die Region instabil, 2003 wurde İlham Əliyev Präsident und Nachfolger seines Vaters, die Wahlen galten als manipuliert und wurden von der OSZE scharf kritisiert.
I wie International - Aserbaidschan ist unter dem Kürzel AZE seit 1993 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und nahm erstmals 1994 bei den Winterspielen in Lillehammer teil. Die erste Medaille holte der Ringer Namik Abdullajew im Ringen bei den Sommerspielen 1996 in Atlanta, 2000 in Sydney holte er sogar Gold. Im Ringen sowie im Judo und Boxen ist Aserbaidschan recht erfolgreich, insgesamt liegt Aserbaidschan mit vier Gold-, drei Silber- und neun Bronzemedaillen auf dem 57. Platz im Ewigen Medaillenspiegel. Bekanntester Aserbaidschaner im Ausland dürfte der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow sein, der 1963 in Baku geboren wurde und nach seinem Rücktritt vom Schachsport als russischer Oppositionsaktivist tätig ist.

K wie Kaspisches Meer - Das Kaspische Meer ist mit einer Fläche von 386.400 km² der größte See der Erde. Er liegt in einer Senke an der Grenze zwischen Europa und Asien und dehnt sich etwa 1.200 km von Nord nach Süd und ca. 300km von Ost nach West aus. Angrenzende Staaten sind neben Aserbaidschan Russland, Kasachstan, Turkmenistan und der Iran. Bemerkenswert ist, dass der Salzgehalt im Nordteil des Sees relativ gering ist, während er im Süden zum Teil bei 30% liegt.
Unter dem Seeboden liegen die großen Reserven an Erdöl und Erdgas, nach Vermutungen von Geologen bis zu 50 Milliarden Barrel Öl, der Großteil davon liegt vor der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Der größte Zufluss des Sees ist die aus Russland kommende Wolga, Abflüsse gibt es nicht.
L wie Länderinfo - Die allgemeinen Informationen zu Aserbaidschan, das Land hat etwa 9,1 Millionen Einwohner und dehnt sich auf einer Fläche von 86.600 km² (was etwas größer als Österreich ist) zwischen Russland im Norden, dem Kaspischen Meer im Osten, dem Iran im Süden und Armenien und Georgien im Westen aus. Zum Staatsgebiet gehört zudem noch die Exklave Nachitschewan (siehe Buchstabe N). Das Land befindet sich in der subtropischen Zone und weist höhenbedingt gravierende Temperaturunterschiede auf. Amtssprache ist das, mit dem Türkischen verwandte Aserbaidschanisch. Kfz- und Internetkürzel ist AZ.

N wie Nachitschewan - Die Autonome Republik Nachitschewan ist eine Exklave, die vom aserbaidschanischen Staatsgebiet getrennt zwischen Armenien, dem Iran und der Türkei liegt. Der Name des Gebietes leitet sich vom Begriff "Ort der Landung" ab, der Bezug auf die Landung von Noahs Arche am Berg Ararat nimmt. Das Gebiet, in dem vor allem reiche Erzvorkommen lagern, ist geographisch sehr hügelig und kaum mit dem Rest des Landes verbunden. Aufgrund des autonomen Status verfügt die Region über ein eigenes Parlament und eine eigene Verfassung.
O wie Ortszeit - Das größte Problem für anreisende Eurovisionsfans und Delegationen aus Europa wird der enorme Zeitunterschied zu Mitteleuropa bzw. der britischen UTC sein. Wenn es in Deutschland 12 Uhr Mittags ist, ist es in Aserbaidschan bereits 15 Uhr. Entsprechend beginnt der Eurovision Song Contest dort erst um Mitternacht und endet gegen drei Uhr in der Nacht. Während der Probenwoche in Baku und der entscheidenden Shows Ende Mai werden sich viele an die Umstellung gewöhnen müssen. Für Daheimgebliebene ändert sich allerdings nichts, der Eurovision Song Contest beginnt weiterhin um 21 Uhr unserer Zeit.
P wie Papiere - Wie das Auswärtige Amt meldet, benötigen deutsche Staatsangehörige ein Einreisevisum, das "vor Antritt der Reise bei der Aserbaidschanischen Botschaft in Berlin oder einer anderen aserbaidschanischen Auslandsvertretung beantragt werden muss". Informationen hierzu können bei der Botschaft im Internet abgerufen werden. Der einfache Personalausweis wird in Aserbaidschan nicht anerkannt. Reisende mit armenischem Stempel müssen mit längeren Wartezeiten rechnen. Die Grenze nach Armenien ist gesperrt.
Zudem gibt das Auswärtige Amt weitere Hinweise, u.a. zum Thema Homosexualität: "Homosexualität ist zwar nicht ausdrücklich strafbar, es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Polizei ein homosexuelles Paar festsetzt und erst gegen Zahlung eines Geldbetrages wieder auf freien Fuß setzt." Auch einen Sicherheitshinweis gibt das AA: "Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die Konfliktregion Berg-Karabach sowie die im Südwesten gelegenen Bezirke Agdam, Füsuli, Dschabrayil, Sangilan, Kubadli, Ladschin und Kalbadschar, insbesondere in die unmittelbar auf aserbaidschanischer Seite der Waffenstillstandslinie angrenzenden Gebiete ab. Hier muss mit Minen gerechnet werden. Auch kommt es an der Waffenstillstandslinie gelegentlich zu Schusswechseln."
Q wie Qarabağ Ağdam - Der 1968 gegründete Fußballclub ist bereits vierfacher Meister der aserbaidschanischen Liga. Ursprünglich stammt er aus Ağdam in Bergkarabach, ist seit der Besetzung der Stadt durch Armenier jedoch in Baku ansässig. Nich nur dieser Verein, auch der deutsche Berti Vogts ist dort mittlerweile unterwegs, als Trainer der aserbaidschanischen Fußballnationalmannschaft, der eine Reise nach Aserbaidschan jedem empfiehlt. Die Spiele der Nationalmannschaft, deren größer Erfolg ein 4:0 gegen Liechtenstein war, werden im Tofiq- Bəhrəmov-Stadion ausgetragen, das auch um eine mögliche Song Contest-Ausrichtung im Gespräch ist. Am 7. Juni findet in Baku das EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland statt.
R wie Rohöl - Als armes Land kann man Aserbaidschan angesichts seiner enormen Öl- und Gasvorkommen nicht nennen. Der aserbaidschanische Markt ist Umschlagsplatz für internationale Investoren, die die lokale Wirtschaft wachsen lassen, zuletzt um bis zu 35%. Seit 2006 existiert eine Pipeline von Baku über Tiflis in die türkische Hafenstadt Ceyhan. Durch eben jene Erlöse durch die Ölförderung soll in Aserbaidschan 2012 der größte Song Contest aller Zeiten stattfinden, wenn es nach dem oben beschriebenen Organisationskomitee geht, bis zu 100 Millionen Euro waren im Gespräch, wie hoch die Investitionen sein werden, wird es dann im Laufe des Jahres hier im Blog zu lesen geben.

T wie Teppiche - "Von einem Teppich darf sich die aserbaidschanische Familie, so der Brauch, auch in Zeiten größter Not nicht trennen", heißt es in Erzählungen und genauso wird es in Aserbaidschan auch gehandhabt. Die Teppichknüpferei hat in dem Land eine lange Tradition, ebenso wie die Schafzucht. Aus Feigenblättern wurde der Farbton Ocker gewonnen, aus Safran Gold, aus Schalen des Granatapfels der Farbton Rotbraun. Mit Hilfe dieser Farbtöne entstehen die verschiedensten Muster und Ornamente. Heutzutage gehören Teppiche zu den beliebtesten und traditionellsten Mitbringseln aus dem Land des Feuers.




X wie Satz mit X - In Marco Polo-Reiseführern ist immer eine Kategorie "Bloß nicht" aufgelistet, mit Dingen, die man im jeweiligen Zielgebiet lieber unterlassen sollte. So gelten auch für Aserbaidschan einige Gesprächsthemen, die mit Vorsicht zu genießen und am besten ganz zu unterlassen sind. Insbesondere politische Themen wie der Karabach-Konflikt (siehe Y) oder Kritik an der Regierung sind zu vermeiden. Besonders sollte man in der Altstadt von Baku vor Trickbetrügern und Taschendieben auf der Hut sein.
Nachts sollte man sich nach Möglichkeit nicht mehr in den Straßenzügen von Baku aufhalten, hier kann es trotz schöner Beleuchtung schnell gefährlich werden. Beim Taxifahren sollte zudem aufgepasst werden, dass man nur in mit einem violetten Schild ausgewiesene Taxis steigt. Derzeit ist das Verkehrsministerium damit beschäftigt, Taxifahrern zum einen neue Autos aus Großbritannien zu beschaffen, zum anderen sollen sie sich für den Personentransport während des Song Contests qualifizieren. Dazu gehören neben Drogen- und psychologischen Tests auch ein Benimmkurs und ein Zusatzkurs um Englischkenntnisse zu erlernen.
Überlandfahrten sind nachts in jedem Fall zu vermeiden, insbesondere in den Grenzregionen und der Region um Bergkarabach ist auch mit Landminen zu rechnen. Dafür muss man keine Treibstoffknappheit befürchten, Dank der Ölreserven ist Treibstoff im Überfluss vorhanden, ein Liter Benzin kostet läppische 45 Cent.
Y wie Yuxarı Qarabağ (Bergkarabach) - Ein viel besprochenes Thema, das ich eigentlich nur kurz anschneiden möchte. Der "Schwarze Garten", so die aserbaidschanische Bezeichnung für eine Region im Südosten von Aserbaidschan wird vornehmlich von Armeniern bewohnt und steht seit 1992 für den Hauptkonflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan.
Völkerrechtlich wird die Region weiter als Teil Aserbaidschans gesehen, dennoch sind rund 20% des aserbaidschanischen Staatsgebietes von armenischen Truppen besetzt. Hauptstadt von Bergkarabach ist Stephanakert (aserb.: Xankəndi), das für das Denkmal Mamik & Papik bekannt ist, das Sirusho bei der Punktevergabe 2009 als Provokation ins Bild beim Eurovision Song Contest hielt. Eine Lösung im Konflikt scheint sich derzeit nicht anzubahnen.

Dennoch gibt es, vor allem kulturell und landschaftlich viel zu entdecken im "Land des Feuers", Aserbaidschan ist mehr als nur Krisenherd im Kaukasus und Sitz von Ölmogulen, der Eurovision Song Contest ist ein guter Grund, sich von seiner besten Seite zu präsentieren und auch nachhaltig etwas zu verändern. Ein erster Schritt sind bereits die vereinfachten Visaformalitäten, über alle weiteren Entwicklungen in "Azərbaycan" werden wir hier in den kommenden Monaten stets berichten.