Sonntag, 26. August 2018

Die ZDF-Hitparade: Hier ist Berlin!



Heck moderierte die ZDF-Hit-
parade von 1969 bis 1984
Deutschland - In dieser Woche verstarb Dieter Thomas Heck, ein Mann, der in den 70er und 80er Jahren die Welt des deutschen Schlagers in die Wohnzimmer der Bundesrepublik brachte und für Kurzweil sorgte. Von 1969 bis 1984 moderierte der gebürtige Flensburger das Format, das er gemeinsam mit Rundfunkregisseur Truck Branss entwickelte. Und wer seine Moderationen verfolgt hat, merkte wie sehr er mit  Herz un Seele für den deutschen Schlager lebte. 

Bereits vor der Hitparade moderierte Heck im Saarländischen Rundfunk die "Deutsche Schlagerparade". Der deutsche Schlager, der Ende der 60er Jahre schon aus der Mode kam, erlebte durch die ZDF-Sendung eine kleine Renaissance. Die Sendung lebte u.a. von der Nähe zwischen Publikum und Künstler, saßen die Zuschauer um die kleine Studiobühne herum, auch der Livegesang zum Halbplayback, also das was wir heute beim Eurovision Song Contest hören, war neu. Zum Teil saßen die Interpreten sogar im Publikum, bis sie aufgerufen wurden oder sangen von dort aus ihre Lieder. Gesendet wurde aus den Studios der Berliner Union Film in West-Berlin.

Ungewöhnlich kurz moderierte
er Geier Sturzflug als #7 an
Nicht neu, aber abgeändert war das Konzept des Wettbewerbs. In jeder Sendung wurden zwischen fünf und acht neuen Songs sowie fünf Titel der letzten Sendung gezeigt, über die die Zuschauer per Postkarte abstimmen konnten, ab 1982 per TED. Wer dreimal bei der Hitparade dabei war, konnte nicht wiedergewählt werden. Die Show verschloss sich auch nicht der Musik der Neuen Deutschen Welle, was ihren langjährigen Erfolg erklärt und neuen Künstlern eine Plattform im Fernsehen bot. Dabei gefiel Dieter Thomas Heck bei weitem nicht jedes Lied, dass er anmoderieren musste. 

Er hatte sie alle zu Gast:
Heck mit Peter Alexander
So fand er unter anderem, dass der Titel "Besuchen sie Europa" von Geier Sturzflug mit seinem "Weltuntergangstext im Dreivierteltakt" nicht in seine Sendung passt, gewonnen hat der Titel die Sendung dennoch. Auch am Konzept der Sendung wurden regelmäßig Feinjustierungen vorgenommen. Zum anderen lebte die Sendung insbesondere durch den Einsatz von Dieter Thomas Heck, der 16 Jahre lang persönlich am Ende einer jeden Sendung den Abspann aller an der Produktion Beteiligten verlas. 

Bereits 1971 wurde die Show mit der Goldenen Kamera in der Kategorie "Beste Sendung für junge Leute" ausgezeichnet. Auch Song Contest-Vertreter hatten regelmäßig Auftritt, so kündigte Heck u.a. das österreichische Duo Waterloo & Robinson mit ihrem Eurovisionstitel an. Lena Valaitis, France Gall, Freddy Quinn, Dschinghis Khan, Cindy & Bert, Mary Roos, Gitte, Nicole, Marianne Rosenberg, Séverine oder Tony Marshall waren allesamt zu Gast. Nach seinem Abtritt lief die Sendung noch bis zum Jahr 2000 weiter, Hecks Nachfolge trat zunächst Viktor Worms an, ab 1990 moderierte Uwe Hübner. Am Donnerstag starb Dieter Thomas Heck, der seinem Publikum sogar die Autogrammadressen der Interpreten einblenden ließ und stets unter großem Lampenfieber litt, in Berlin im Alter von 80 Jahren. 

Nach 183 Ausgaben war für
Dieter Thomas Heck Schluss
"Lampenfieber ist meine Art, Achtung vor dem Publikum zu zeigen.", so Dieter Thomas Heck. Außer einer Vorentscheidungsteilnahme in den Anfangsjahren der Eurovision hatte Heck zwar keinen direkten Bezug zum Song Contest, verdient aufgrund seines Einsatzes um die deutsche Musikszene aber Lob und Anerkennung. In diesem Sinne sage ich stellvertretend für die zig Millionen Zuschauer seiner Sendung "Danke, Dieter Thomas Heck!". Ein Konzept wie die ZDF-Hitparade würde sich sehr wahrscheinlich heute  nicht mehr im TV behaupten können, die wundervollen Erinnerungen an jene Zeit, die ich leider nur aus ZDF-Rückblenden und Mediathek-Ausschnitten kenne, aber bleiben. Genau wie die Musik jener Zeit...

Einer der vielen Hundert Auftritte in der ZDF-Hitparade: 
Henry Valentino und Uschi - Im Wagen vor mir