Mittwoch, 8. Mai 2024

Kommentar: Eine gewagte Prognose für's zweite Semi


Europa 
- Neun von zehn Nationen habe ich gestern Abend richtig getippt, an Slowenien ist meine Hochrechnung dann am Ende allerdings gescheitert, dafür ist Polen raus. In beiden Fällen verdient wie ich im Nachgang zugeben muss, aber die Eurovision hält ja grundsätzlich immer noch irgendwo eine Überraschung versteckt. Und so finde ich es tatsächlich schwieriger das zweite Halbfinale vorherzusehen, da hier die Schere zwischen Gut und Schlecht meiner Meinung nach doch nicht so offenliegt, wie beim ersten Semifinale. Trotzdem versuchen wir's mal...

Es gibt einige Beiträge im Teilnehmerfeld, die wollen mir partout nicht gefallen. Kurioserweise gelten diese Beiträge aber als deutlichste Finalanwärter im zweiten Halbfinale. Namentlich sind dies Joost Klein aus den Niederlanden, der zwar eine sehr persönliche Geschichte in dem Lied verarbeitet, die aber trotzdem den Beigeschmack der Lachnummer mit sich trägt. Dennoch gehe ich fest davon aus, dass "Europapa" natürlich am Samstagabend mit dabei sein wird. Allein schon als Ausleitung aus dem Halbfinale an letzter Stelle, bekommt Joost seinen Moment.

Der zweite Finalist, bei dem man sich keinerlei Sorgen machen muss, dürfte Nemo aus der Schweiz sein. Zwar hat Bambie Thug den Titel des "First Non-Binary Act" erhalten, mit Nemo ist aber ein weiterer Beitrag im Rennen, der auch laut Wettquoten mit 93%iger Wahrscheinlichkeit ins Finale rückt. Ich habe daran auch keinerlei Zweifel, wenngleich mir die ganze Performance viel zu durcheinander ist. Am Outfit hat man nun scheinbar doch noch etwas gefeilt, fast schon, als wolle die Schweiz sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen in puncto "Schrill sein". 

Anhand meiner persönlichen Vorliebe für einige Beiträge und auch aufgrund des von der EBU gelieferten Bild- und Tonmaterials habe ich Israel trotz aller politischen Ränkespiele, Demonstrationen, bösen Worte und Diskussionen weit oben auf der Liste. Eden Golan hat vielleicht eine gewöhnliche Ballade, die aber vom Moment lebt und nicht zuletzt hat die junge Sängerin eine bombastische Stimme, vor allem im letzten Drittel, wenn sie die hohen Noten auspackt, wird sie bei einigen vor dem TV-Bildschirm für Gänsehaut sorgen. Insofern muss man Israel auch auf dem Zettel haben.

Danach wird es schon ein bisschen schwieriger. Ich denke, dass Ethno in diesem Halbfinale gut ziehen wird und sich auf diese Weise Griechenland und Armenien durchsetzen werden, während der nachträglich in ein belangloses Englisch versetzte Titel aus Albanien das Nachsehen haben wird. Schöne Stimmen reichen bei der Eurovision nicht aus, weshalb ich auch Dons, einer der populärsten Interpreten in Lettland, für zu unauffällig halte. Der Sixpack-Blaumann wird es äußerst schwer haben, was ich für Lettland allerdings schade finde, denn es ist Qualität, die musikalisch aber nichts vorantreibt.

Ein wenig Sorge habe ich noch bei Österreich. Ich hoffe inständig, dass Kaleen eine gewisse Atmosphäre erzeugen kann und sich mit "We will rave" doch souverän durchsetzen wird. Nichts ist schlimmer, als das die Bühne nicht ausgefüllt werden kann und da sehe ich bei Österreich die größten Schwierigkeiten, wenn die Show als Ganzes nicht wirkt, kann es noch so gut gesungen oder getanzt sein. Gleiches gilt tatsächlich auch für Mustii aus Belgien, ich hoffe einfach, dass meine Zweifel in beiden Fällen unberechtigt sind. So komme ich zu folgenden zehn Qualifikanten, die ich in der Endrunde am Samstag wiedersehe.

Meine Prognose wer es ins Finale schafft (in alphabetischer Reihenfolge):
Armenien
Belgien
Estland
Georgien
Griechenland
Israel
Niederlande
Norwegen
Österreich
Schweiz

Zur Ehrenrettung für Malta, das nun nicht in meiner Prognose auftaucht, muss ich hinzufügen, dass ich den Titel persönlich inzwischen recht gerne höre. Allerdings ist die Chanel-Kopie meines Erachtens zu plump gemacht und offensichtlich, als das sie funktioniert. Ebenso wenig sehe ich das lyrische extrem belanglose "Sand" aus Dänemark nicht im Finale, da keinen Wiedererkennungswert hat. Da hat sich das Land mit seinen Retro-Beiträgen in den letzten Jahren irgendwie mehr getraut. San Marino, ist halt San Marino... der Umstand, dass "11:11" (sprich "once y once") eine Uhrzeit darstellt, die in der Esoterik von Bedeutung ist und zu jener Zeit die Bande zwischen einem Selbst und dem Universum besonders eng sind (Danke Eurovision.de) macht es irgendwie nicht besser.

Und auf der Strecke bleibt für mich auch Tschechien. Das Lied vermag das modernste überhaupt sein und ich finde es richtig klasse, wie Tschechien mit dem musikalischen Zeitgeschehen geht, allerdings hat man das auch schon bei Benny Cristo und We Are Domi probiert und beides ging in der großen Masse an visuellen wie akustischen Reizen einfach unter. Ich bin gespannt auf das zweite Halbfinale, für das heute Abend unter echten Bedingungen geprobt wurde und durch das uns Thorsten Schorn wieder führen wird, ob der oben stehende Tipp aber im Laufe des Tages nicht noch von mir selbst wieder verworfen wird, kann ich nicht garantieren.