Freitag, 3. Mai 2024

Eurovision 2024: Die Nachzügler des zweiten Semifinals


Schweden
- Die zweite Probe der zweiten Hälfte des zweiten Halbfinals ist beendet. Das heißt jedoch nicht, dass es sich um zweitklassiges Songmaterial handelt, unter den Kandidaten des heutigen Tages sind einige interessante Beiträge versteckt, die sich durchaus Hoffnungen auf das Finale machen können. Eingeleitet wurde der Probentag von der spanischen Gruppe Megara in sanmarinesischen Diensten. In grellem Pink steht die Sängerin Kenzy umringt von ihren diabolischen, ebenfalls pink und schwarz gekleideten Tänzerinnen, die mit ihrer Choreographie so etwas wie Anarchie auf der Bühne versprühen. Das Lied wie auch die Emo-Comicfiguren im Hintergrund lassen sich kaum in Klischee-Schubladen drücken.

Explosiv und energiegeladen geht es unmittelbar darauf mit Georgien weiter. Nutsa Buzaladse zündet ein Feuer nach dem nächsten, gekleidet in bernsteinfarbenem Glanz, begleitet von martialisch und energischen Tänzern. Die Delegation nimmt ihren Songtitel "Firefighter" sehr ernst und meiner Meinung nach kann sich Georgien endlich mal wieder berechtigte Chancen auf das Finale machen. Hoffnungen bestehen bei mir auch noch bei Belgien. Mustiis Probe sieht auf den Fotos jedoch nicht sonderlich anders aus, als schon bei seiner ersten Probe. Er ist umringt von Mikrofonen, gekleidet in einem Hauch von Nichts, mit Glitzer besprüht, so einfach kann ein Eurovisionsstaging gehen...

Der musikalische Zweikampf von 5Miinust x Puuluup, der ein bisschen wie die Fortsetzung der Bandenrivalität in West Side Story wirkt, nur mit deutlich mehr Folklore, etwa traditionellen Harfen kommt schon auf den Bildern zur Probe hervorragend rüber. Estnische Barden haben schon manches Mal für Verwunderung gesorgt und respektable Ergebnisse eingefahren und ich könnte mir vorstellen, dass "(Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi" ebenfalls als Dark Horse eine große Zielgruppe anspricht, die in Hinblick auf den einen Solidaritätsanruf noch nicht festgelegt sind. Ob es ein "Trenulețul"-Ergebnis wird, zu dem es schon Parallelen aufweist, wage ich zu bezweifeln, das Finale dürfte aber drin sein.

Auch Israels Sängerin Eden Golan hat im Vergleich zur ersten Probe keine signifikanten Änderungen vorgenommen. Eden und ihre Tänzer drapieren sich um das leuchtende Rad inmitten der Bühne, Bodennebel, akrobatische Kunststückchen und die dunklen Farben kennen wir bereits und wurden scheinbar auch von der Delegation für gut befunden. Noch düsterer geht es bei Gåte aus Norwegen vonstatten, Sängerin Gunnhild Sundli steht auf einem kleinen Podest, das mit Steinen, verdorrtem Geäst und Moos dekoriert wurde, begleitet wird sie von ihren Bandkollegen an den Instrumenten. Ansonsten gibt es auch hier nicht viel Neues zu vermelden.

Beendet wurde der Probentag und damit die Einzelproben für das zweite Halbfinale durch meinen diesjährigen Gruselbeitrag aus den Niederlanden. Tatsächlich bin ich sehr gespannt, wie diese Nummer am TV-Bildschirm wirkt, anhand der Bilder lässt sich nur erahnen, dass "Europapa" keine Ode an Europa ist sondern vielmehr eine große Klamauk-Nummer ist, bei denen ein schultergepolsterter Egozentriker dümmlich grinsend auf der Retrowelle mitschwimmt. Hoffentlich strafen mich meine Worte Lügen und es wird doch eine ganz ansehnliche und wertige Performance, aktuell erkenne ich darin aber ein zweites "Euro Neuro"...

Irgendwie putzig, aber wohl doch chancenlos: San Marino

Der gesungene Fidibus: Nutsa Buzaladse für Georgien

Nackte Haut und Glitzer funktionierten bisher immer recht zuverlässig: Belgien

Ein musikalisches Duell auf der Bühne zwischen 5miinust x Puuluup

Hat in diesem Jahr den schwersten Stand unter den Kandidaten: Eden Golan

Nordisch kühl und moosbewachsen: der Auftritt der Norweger

Meh...