Schweden - Der letzte Zusammenschnitt der Proben ist nun auch eingetrudelt, die Big Five und Gastgeber Schweden. Wie schon im vorangehenden Posting erwähnt, gewinnt man den Eindruck, dass einige Länder es in diesem Jahr zu gut gemeint haben, um aufzufallen, nicht zuletzt durch Nacktheit oder orgiastische Choreographien wie bei Olly Alexander aus dem Vereinigten Königreich. Immerhin kann man die BBC dafür loben, dass sie sich nach vielen Jahren der Erfolglosigkeit endlich wieder etwas traut und einen Weg gefunden hat, entweder mit tollen Live-Auftritten oder entsprechenden visuellen Shows Aufmerksamkeit zu generieren.
Was den deutschen Act angeht, so kommt mir trotz aller Flammbarkeit auf der Bühne, der Auftritt doch recht stiefmütterlich vor. Isaak jetzt auf ein Laufband á la Robin Bengtsson zu stellen wäre auch Käse gewesen, aber irgendwie fehlt der letzte zündende Funke, der das Fass im wahrsten Sinne des Wortes zum Überlaufen bringt. Bei Marcus & Martinus kommen mir Parallelen zu Benjamin Ingrosso in den Sinn, der damals vor einem Backdrop aufgetreten ist, der an die Heizspirale eines Toasters erinnert. So, nur in Blau und mit Binärcodes an der Wand, kommt mir auch "Unforgettable" vor. Es wird zwar Punkte geben, aber der ganz große Coup wird Schweden damit nicht gelingen.
Slimane überrascht in seinem Schnipselchen mit einer spannenden Variante, indem er sich von seinem Standmikrofon entfernt und sich a cappella aus einiger Entfernung die Seele aus dem Leib singt, das hat sich bislang auch noch niemand getraut, die Sicherheit des Mikros hinter sich zu lassen und stattdessen diesen besonderen "Moment of silence" wirken zu lassen, bei dem es nur um ihn und seine Stimme geht. Nebulossa zeigt unterdessen eine Fortsetzung ihres Benidorm-Auftritts, der zusätzlich davon getragen werden könnte, wenn das Publikum zumindest das "Zorra" im Chor mitgröhlt. Das schafft Stimmung, wobei die Meinungen weit auseinander gehen.
In Spanien gefeiert und von vielen in der Bubble hoch verehrt, könnte Spanien in diesem Jahr aber auch unter "Ferner liefen" abschneiden. Ein offenes Wort von mir ist jedoch das, wenn wir schon wieder in den Kellerrängen landen sollten, wir nicht erneut von Spanien am Triple gehindert werden, je nach Klasse der anderen könnte dies nämlich auch ein realistisches Szenario sein, so gut ist die Stimme von Sängerin Mery Bes nämlich auch nicht und halbnackte Tänzer haben wir auch in allen Varianten, da sticht Spaniens Beitrag nicht unbedingt heraus.
Vom italienischen Clip bin ich tatsächlich etwas enttäuscht, Angelina Mango hat vielleicht auch einfach nur einen schlechten Tag erwischt, generell wirkte die Performance aber relativ lasch und unmotiviert. Das unaufgeräumte Bühnenbild und das Rosen-Szenario wirken zudem chaotisch und unstrukturiert, da hätte mir ein schlichtes Bühnenbild oder überhaupt kein Staging wie beim San Remo-Festival deutlich besser gefallen. Am Ende obliegt es aber nicht an mir, die Beiträge zu bewerten, da kann bis Samstag noch einiges passieren und der Auftritt in Gänze völlig anders wirken. In jedem Fall bin ich gespannt auf die drei Liveshows.
Nun kehrt zunächst ein bisschen Ruhe in Hinblick auf die Proben in der Malmö Arena ein. Für morgen ist der Willkommensempfang angesetzt, bei dem die Delegationen über den türkisfarbenen Teppich stolzieren dürfen, am Montag finden dann zunächst eine Generalprobe und am Abend unter echten Bedingungen das Juryfinale als zweite Generalprobe statt. Anzumerken ist, dass in den Halbfinals reines Televoting zum Einsatz kommt und die Punkte der Juroren lediglich zum Einsatz kommen, falls das Televoting aus organisatorischen oder technischen Gründen in einem Land nicht zum Einsatz kommen kann.
Eurovision Song Contest - Rehearsals Roundup (Part 4)