Donnerstag, 5. August 2021

Beyond Eurovision (207): Moldawien


Moldawien
- Seit historischen Zeiten war das Gebiet der heutigen Republik Moldau zwischen den Mächten der Osmanen und dem zaristischen Russland umkämpft. Nachdem das Land Anfang der 90er unabhängig wurde, rückte der Transnistrien-Konflikt in den Fokus der Öffentlichkeit. De facto hat die Regierung in Chișinău keinerlei Einfluss auf das Gebiet nördlich des Flusses Dnister, Transnistrien wird nahezu autonom verwaltet, dieser Status Quo wird von beiden Seiten weitestgehend akzeptiert. Zudem gilt Moldawien als eine Art Armenhaus in Europa, gemessen am jährlichen BIP rangiert Moldawien stets am Ende der Liste, kulturell hat die kleine Republik jedoch viel zu bieten.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Chișinău
Sprachen
Rumänisch
Fläche
33.843km²
Währung
Moldawischer Leu (MDL)
Einwohner
2,6 Mio.
Internet-TLD
.md
Zeitzone
UTC +1
Wiki-Info

Als das Land unter dem Namen Moldauische SSR Teil der Sowjetunion war, wurde die dominierende rumänische Sprache unterdrückt, Russisch stand an der Tagesordnung, ausrotten konnte die kommunistische Führung das Rumänische jedoch nie. Heute ist Rumänisch, bzw. die lokale Variante als "Moldoveanu" bekannt, Amtssprache. Der Ausdruck "moldawische Sprache" wird seit Jahren nicht mehr offiziell verwendet. Das Russische hat im Land dennoch einen hohen Stellenwert, nahezu jeder moldawische Staatsbürger verfügt zumindest über Grundlagen im Russischen. So verwundert es nicht, dass man auch kulturell zwischen Rumänien und Russland hin- und hergerissen ist.

Die moldawische Musikkultur ist ebenfalls stark von den umliegenden Nationen geprägt, es existiert eine reichhaltige Folklore mit traditionellen Musikinstrumenten und eigenen Tänzen. Viele native Tonfolgen wurden u.a. schon beim Eurovision Song Contest präsentiert, etwa der Volkstanz Hora oder die Ethno-Elemente bei Zdob și Zdub. Viele moldawische Künstler sind heute auch in Rumänien, der Ukraine oder Russland bekannt, arbeiten mit russischen Produzenten zusammen und sind dort regelmäßig auf Tour. Zu kurzlebigem internationalen Erfolg hat es bisher jedoch nur die Gruppe O-Zone mit "Dragostea din tei" im Jahr 2004 geschafft. Der Akkord wurde 2021 von der aus Bayern stammenden Sängerin Leony und ihrem Radiohit "Faded love" gecovert. 

Vorstellen möchte ich heute jedoch die Gruppe Che-MD, eine Band aus der Stadt Bălți, die für mein Gefühl seit Menschengedenken am moldawischen Vorentscheid teilnimmt, es jedoch nie schafft, sich für die Eurovision zu qualifizieren. So belegte die Gruppe, die Metal und Rock mit einer starken folkloristischen Note anreichert, mit "Vodă e cu noi" beim Vorentscheid 2016 unverschämterweise mit null Punkten auf dem letzten Platz im Finale. Auch spätere Anläufe verliefen sich im Sand, 2020 wurde "Adio" im Duett mit Irina Revenco von TRM disqualifiziert, weil der Song bereits zuvor veröffentlicht wurde. Hier soll der für meinen Geschmack beste Song der Gruppe gewürdigt werden und ich hoffe, dass Che-MD eines Tages mit einem Lied á la "Făurit în Moldova" doch noch zur Eurovision fahren können.

Che-MD - Făurit în Moldova