Samstag, 19. Oktober 2019

Beyond Eurovision (58): Französisch-Guayana



Französisch-Guayana - Fast so groß wie Österreich, inmitten des südamerikanischen Regenwalds liegt ein Territorium, das über Jahrzehnte hinweg als eine der unwirtlichsten und lebensfeindlichsten Gebiete des Erdballs galt, Französisch-Guayana. Die Region zählt nicht als Kolonie sondern als komplett in den französischen Staat integriert und ist damit auch Teil der Europäischen Union. Bekannt geworden ist Französisch-Guayana durch den Raumfahrtbahnhof Kourou und die sogenannte Dschungelkampfschule, in der nicht nur die Fremdenlegion sondern auch Spezialeinheiten anderer Länder ausgebildet werden.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Cayenne
Sprachen
Französisch
Fläche
259.965km²
Währung
Euro (€)
Einwohner
260.000
Internet-TLD
.gf
Zeitzone
UTC-3
Wiki-Info

Vor der Küste Französisch-Guayanas liegt die Île du Diable, die Teufelsinsel. Hier wurden bis 1946 Schwerkriminelle interniert, u.a. der Hauptmann Alfred Dreyfus, der fälschlicherweise wegen Hochverrats inhaftiert wurde. Das mittlerweile aufgegebene Lager diente oft schon als Filmkulisse. Der größte Teil des Landes ist jedoch nicht bzw. kaum erschlossen, sodass hier heute weniger Menschen leben als z.B. in Gelsenkirchen oder Mönchengladbach. Trotz allem hat sich im Laufe der Jahre eine eigene Kultur entwickelt, ebenso eigene Musikstile, die natürlich von den Rhythmen der Nachbarn beeinflusst wurden.

So entwickelte sich das Genre des Kasékò, was Kreolisch ist und vom französischen Wort für Körperverletzung abstammt. Dieser Stil zeichnet sich durch schnelle Rhythmen aus und durch Trommeln und schnelle Tänze begleitet. Zu den Vertretern dieses Musikstils zählt u.a. auch Swany, die ich hier heute vorstellen möchte und eine der wenigen Interpretinnen ist, die aus Französisch-Guayana stammen und auch im französischen Kernland erfolgreich Platten veröffentlichen. Ihren größten Erfolg landete sie 2015 mit ihrer Debütsingle "Quand sa musique m'emporte", 2016 wurde sie als beste Künstlerin des Landes nominiert.

Allerdings wurde es schon wenig später ruhig um Swany, erst nach zweijähriger Schaffenspause kehrte sie mit "Bâtie sur le roc" zurück. Neben Kasékò etablierte sich, ebenfalls auf Basis von Trommeln in den 50er Jahren der Musikstil Aléké, der stark von karibischen Vibes des Calypso und der Salsa geprägt wurde. Zu den bekanntesten Interpreten dieser Musikrichtung gehören Bigi Laï und Clémencia & Alkowa, deren Plattenverkäufe sich allerdings auf Französisch-Guayana beschränken. Nicht einmal in den angrenzenden Ländern Suriname oder Brasilien können die Interpreten Fuß fassen, was aber u.a. auch daran liegt, dass die Grenze Französisch-Guayanas als EU-Außengrenze generell wenig durchlässig ist.

Swany - Quand sa musique m'emporte