Dienstag, 2. Mai 2023

Eurovision 2023: Ein Ausflug ins Wettbüro


Europa
- Wie in jedem Jahr wird vor dem Eurovision Song Contest, vorwiegend auf den Britischen Inseln gewettet, was das Zeug hält. Man kann je nach Wettanbieter auf alles mögliche setzen, vorrangig natürlich darauf, wer den Wettbewerb am Ende gewinnen wird, aber auch auf Dinge wie "Welches Big 5 Land wird die beste Platzierung einfahren?" oder "Wird Slowenien auf einem ungeraden Platz landen?". Die Einsätze sind verschieden, die Quoten teilweise schwer zu lesen, insbesondere wenn Bruchzahlen und keine Dezimalzahlen in den Tabellen auftauchen. Und wie in jedem Jahr gucken wir auch heuer einmal genauer hin.

Die Übersicht der Wettquoten bezieht sich zunächst einmal auf den direkten Vergleich verschiedener Wettanbieter wie bet365, bwin, William Hill und so weiter. Je nachdem, auf wie viele Einsätze ein Beitrag erhält, umso besser steht er in den Wettquoten, die in den vergangenen Jahren zumindest grob einen guten Überblick geboten haben, welche Nationen auf eine vordere Platzierung spekulieren können, sofern sie auf der Bühne keinen Totalausfall hinlegen. Bei der Frage, wer gewinnt, sind sich die Buchmacher sehr einig, mit einer Siegquote von 43% steht Loreen aus Schweden vor Käärijä aus Finnland.

Solche Jetons brachten Käärijä
seinen Bühnennamen ein
Bezeichnenderweise ist gerade der Finne ein Experte was das Glücksspiel angeht, sein Künstlername leitet sich von dem Aufrollen von Jetons und Münzen ab. Umso mehr dürfte es ihn vermutlich freuen, dass sein Name bei den Wettanbietern mit einer Siegchance von 21% derzeit auf dem zweiten Rang steht. Die übrigen Nationen spielen kaum mehr eine Rolle, wenn es um den Gesamtsieg geht, die Ukraine und Frankreich liegen mit jeweils 5% bereits abgeschlagen, ab Platz 15 (Australien) ist die errechnete Siegchance bereits kleiner als 1%. Als gänzlich chancenlos werden u.a. Lettland und Rumänien angesehen.

Dass Wettquoten aber auch nicht das Non Plus Ultra sind, hat sich in den letzten Jahren ebenfalls immer wieder gezeigt. Während der Probenwoche werden manche Quoten noch einmal umhergewürfelt. So stieg "Fuego" von Eleni Foureira erst kurz vor den Halbfinals enorm im Kurs und belegte am Ende den zweiten Platz im Finale von Lissabon. Erkennbar ist zudem, welche Landsleute gerne wetten. So steht das Vereinigte Königreich als Gastgeber und Wettnation derzeit auf der #10, die benachbarten Iren trotz eines schwachen Beitrags auf der #24. Wer bei BoyleSports einen Euro auf Wild Youth setzt, erhält im unwahrscheinlichen Siegfall gerade einmal 81 Euro ausbezahlt.


Die deutschsprachigen Länder halten sich mit ihren Beiträgen derzeit ganz wacker im Ranking. Österreich und seine Ode an Edgar Allan Poe rangiert momentan auf der #8, die Schweiz auf der #13 und auch Deutschland steht mit Lord of the Lost mit der #17 so gut da, wie schon lange nicht mehr. Andererseits haben wir bisher von den Proben im Allgemeinen noch nicht viel gesehen, Österreich probt erst heute und der deutsche Act muss sich auch noch ein paar Tage gedulden, ehe man Rückschlüsse auf die Show ziehen und Erwartungen knüpfen kann.

Im Zuge der Digitalisierung, auch beim Eurovision Song Contest, stehen zudem eine Vielzahl weiterer Methoden zur Verfügung, sich ein Gesamtergebnis für den Wettbewerb zurecht zu legen, ehe ein Interpret auch nur eine Note gesungen hat. So gibt es die App "My Eurovision Scoreboard", in der man sein persönliches Ranking im Stil einer ESC-Punktevergabe erstellen kann und die von der Fangemeinde gut angenommen wird. Ein Blick auf die aktuellen Top 5 deckt sich mit den Favoriten der Wettquoten. Dort steht Schweden mit 280.063 Punkten ganz vorne vor Finnland (262.991) und Österreich (197.045). 

Die Ukraine fristet mit 29.401 Punkten auf dem 24. Platz allerdings ein Schattendasein, noch hinter dem deutschen Beitrag, der in der Fangemeinde auf 33.919 Punkte und damit den derzeit 22. Platz kommt. Schlusslichter sind hier Rumänien (8.186) und San Marino (3.705). Und letztlich gibt es auch noch Voting-Generatoren, die die Wertungspräferenzen der Nationen implizieren, ein Google-Ranking, das sich an der Häufigkeit der Suchanfragen orientiert sowie natürlich die Youtube- und Streamingzahlen bei Plattformen wie Spotify und Co. Nahezu überall landet Loreen mit ihren "Euphoria"-Vorschusslorbeeren ganz oben.

Hätte es in diesem Jahr vernünftige Pressekonferenzen gegeben, hätte gewiss ein Journalist die Frage gestellt, ob Loreen sich zusätzlichen Druck durch ihre enorme Favoritenrolle macht, zumal sie als Siegerin des Song Contests von 2012 mehr zu verlieren als zu gewinnen hat und der Beitrag trotz einer spannenden Choreographie insbesondere im Punkt "musikalische Qualität" häufig als zu schmal abgestempelt wird. Dennoch glaube auch ich, dass die Frage am 13. Mai lediglich sein wird, wie viele Punkte Loreen bei ihrem Sieg erhält und wie groß der Abstand auf Finnland und die übrigen Nationen sein wird. Müsste ich 100 Euro wetten, ich würde sie auch auf Schweden setzen...