Vereinigtes Königreich - Der Eurovision Song Contest wird 2024 in Schweden stattfinden, was an sich keine größere Überraschung ist, wobei der Sieger im Zuschauervoting eigentlich auf einer Europalette stand und aus Finnland kam. Was im Eifer der schnellen Punktevergabe etwas untergeht sind die einzelnen Ergebnisse aus Jury- und Zuschauervoting, die spätestens ab Montag niemanden im Detail mehr interessieren, die nicht regelmäßig mit der Materie beschäftigt sind. Dennoch sind die Statistiken im Nachgang äußerst interessant, insbesondere die zum Teil krassen Unterschiede zwischen Juroren und Zuschauern.
Das Finalergebnis (Jury- und Zuschauervoting):
Die größten Abweichungen gibt es etwa bei Australien, Voyager wurden von den Juroren geliebt, vom Publikum aber verschmäht, ebenso wie Österreich, das ich bei den Zuschauern deutlich besser eingeschätzt habe. Dafür räumten natürlich Let 3 aus Kroatien ungemein beim Publikum ab. Ein deutliches K.o. im Zuschauervoting kann Spanien für sich verbuchen, Flamenco in Reinkultur scheint außerhalb der Iberischen Halbinsel überhaupt nicht zu zünden. Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist, hätte es ein 100%iges Zuschauervotum gegeben, wäre Deutschland auf Platz 24 gelandet und hätte zumindest Spanien und das UK hinter sich gelassen.
In der Summe verteidigen Lord of the Lost nunmehr den letzten Platz für Deutschland, im Interview mit Sven Epiney in der Aftershow-Party erklärte die Band, dass sie alles gegeben hat und das Fundament für kommende Künstler gegossen hat. Vorwerfen kann man LOTL in diesem Fall tatsächlich nichts, der Auftritt war mehr als souverän. Auch die Kandidaten aus der Schweiz und Österreich zeigten sich in einer ersten Reaktion zufrieden, für Österreich als Opener der Show war das Finale nach Aussage von Teya & Salena bereits das Hauptziel, ebenso für Remo Forrer aus der Schweiz. Alle drei Nationen haben heute Abend gut abgeliefert, wenngleich sich dies in Punkten nicht unbedingt widerspiegelt, die Interpreten konnten aber zumindest allesamt noch lächeln.
Update: Deutschland erhielt im Finale insgesamt 18 Punkte. Wie bereits in der Show zu sehen war, erhielten Lord of the Lost zwei Punkte von der isländischen Jury und einen Punkt von der tschechischen Jury. Die Wertungstabelle der Eurovision zeigt zudem, dass sechs der 15 Zuschauerpunkte aus Österreich kamen. Komplettiert wurde das Ganze durch fünf Punkte aus Finnland und vier Punkte aus der Schweiz. In den übrigen Ländern schaffte es die deutsche Band nicht, sich unter den besten Zehn zu platzieren. Die deutschen Zuschauer vergaben ihre Höchstwertung an Käärijä aus Finnland, gefolgt von Italien, Albanien, der Ukraine, Kroatien, Norwegen, Polen, der Schweiz, Belgien und lediglich einen Punkt an Schweden.
Für die Statistik ist vielleicht noch ganz interessant hervorzuheben, dass Schweden im Finale zwar mehrfach zehn Punkte, jedoch kein einziges Mal die volle Punktezahl im Televoting erhalten hat. Vom Rest der Welt gab es sieben Zähler für Loreen, ebenso gilt es hervorzuheben, dass die Nachbarn aus Finnland im Televoting keinen einzigen Punkt für Loreen übrig hatten, offenbar hat man in ihr die größte Konkurrentin für Käärijä gesehen. Schweden vergab seine zwölf Punkte im Jury- wie auch im Zuschauervoting jedoch an Finnland, zehn an Norwegen und immerhin acht an die Schweiz.
Im Rest of the World-Voting erhielt Israel die volle Punktezahl im Finale, gefolgt von Finnland, Armenien und Schweden. Hier sammelte Blanca Paloma übrigens auch zwei ihrer fünf Punkte aus dem Zuschauervoting, die drei übrigen Punkte stammten aus Portugal. In den beiden Halbfinals gingen die Höchstpunktezahlen vom ROTW ebenfalls an Israel bzw. im zweiten Semifinale an Albanien. Hier fällt besonders auf, dass Länder mit großer Diaspora, etwa Armenien und Albanien als Profiteure hervorgingen. Die Gastgeber aus dem UK erhielten fünf ihrer neun Pünktchen im Zuschauervoting aus der Ukraine, die übrigen vier aus Malta.
Das Ergebnis des ersten Halbfinals (reines Zuschauervoting):
Für das Finale qualifiziert:
Ausgeschieden:
In den Halbfinals am Dienstag und Donnerstag gab es keine Juryabstimmung. Die Punktetafel des ersten Halbfinals spricht eine deutliche Sprache, neun von zehn Beiträgen qualifizierten sich souverän für die Finalshow, ebenso landeten mit Irland, den Niederlanden, Aserbaidschan und Malta gleich vier Nationen einsam und verlassen im Punktekeller. Deutschland war im ersten Halbfinale ebenfalls teilnahmeberechtigt und vergab seine Höchstwertung an Finnland. Kroatien erhielt zehn Punkte, die Schweiz acht Punkte, Loreen aus Schweden erhielt im Halbfinale aus Deutschland nur vier Punkte.
Das Ergebnis des zweiten Halbfinals (reines Zuschauervoting):
Für das Finale qualifiziert:
Ausgeschieden:
Im zweiten Semifinale, das allgemein als schlechteres Halbfinale galt, war der Abstand zwischen dem Zehnten und Elften mit 30 Punkten schon deutlich größer. Erstaunlicherweise teilen sich Rumänien und San Marino den letzten Platz mit jeweils null Punkten, das hat es in dieser Form auch noch nicht gegeben. Da die Tie Break-Regelung vorsieht, dass bei Gleichstand die frühere Startposition den Ausschlag gibt, landet San Marino auf dem 16. Rang. Hätten die isländischen Zuschauer nicht Gnade vor Recht ergehen lassen, wäre auch Dänemark punktelos geblieben, die sechs Zähler stammen alle von der Insel im hohen Norden. Und man kann mal raten, woher zwölf der 14 Punkte stammen, die Griechenland erhalten hat... die beiden anderen stammten aus Armenien.