Posts mit dem Label quoten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label quoten werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 2. Mai 2025

Eurovision 2025: Wettquoten vor Probenbeginn


Schweiz
- Am 3. Mai 1494 entdeckte Kolumbus bei seiner zweiten Reise Jamaika, am 3. Mai 1971 trat Walter Ulbricht in der DDR aus "gesundheitlichen Gründen" als Sekretär des Zentralkomitees der SED zurück und 3. Mai 1983 wurde die Sängerin Fernanda Brandão geboren. Der 3. Mai 2025 ist hingegen der Tag, an dem die Einzelproben beim Eurovision Song Contest in Basel beginnen. 37 Interpreten werden in den kommenden Tagen zweimal die Gelegenheit haben, die Bühne in der St. Jakobhalle zu begehen und ihre Auftritte zu proben.

Die Proben werden auch Aufschluss darüber geben, inwiefern die Buchmacher mit ihren bisherigen Prognosen Recht behalten und Länder wie Schweden, Österreich oder Frankreich ihren Favoritenrollen gerecht werden und ob Länder wie Georgien, Montenegro und Kroatien tatsächlich so chancenlos sind, wie es in den Wettquoten prophezeit wird. Naturgemäß bringen die Proben auch einige Veränderungen in eben jener Statistik mit sich, die wir kurz vor Beginn der Vorbereitungen in Basel noch einmal kurz aufdröseln wollen.


Die Chancen basieren auf denjenigen, die Wetteinsätze hinterlegen, addiert werden die generelle Stimmung in sozialen Medien, etwa bei Facebook oder Youtube. So erstaunt es nicht, dass Fanfavorit Schweden mit dem eurovisionskompatiblen "Bara bada bastu" inzwischen eine Siegchance von 39% eingeräumt wird. Bei namhaften Wettanbietern liegt Schweden im Durchschnitt bei einer Quote von 1:2, den Sender SVT dürfte die Aussicht auf den achten Sieg und damit den ungeteilten ersten Platz im Medaillenspiegel erfreuen. 

Ein Wörtchen mitreden möchte allerdings auch noch JJ aus Österreich, der in der Bubble hochgelobt wird, wenngleich sein Geseiere bei mir Ohrenschmerzen verursacht. Die Top Five komplettieren Louane aus Frankreich, Yuval Raphael aus Israel und Claude aus den Niederlanden. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass die genannten Interpreten den Sprung ins Finale schaffen werden, ob sich hier aber schon die tatsächliche Top Five ergibt, wage ich zu bezweifeln. In den letzten Jahren gab es auch in den letzten Momenten noch spektakuläre Aufholjagden. 

So scheint Adonxs aus Tschechien, wenngleich er in den Quoten erst wieder von Erika Vikman aus Finnland überholt wurde, eine Art Dark Horse zu sein, das man mit Sicherheit ebenfalls auf dem Schirm haben muss. Nicht zuletzt hat sich auch Albanien seit dem Festivali i Këngës stets eine souveräne Platzierung in der vorderen Hälfte gesichert. Die übrigen Big Five tummeln sich allesamt im Mittelfeld, das UK erreicht derzeit die 14, gefolgt von Italien auf 15 und dem Gastgeber Schweiz auf 16. Deutschland rangiert trotz überwiegend positivem Feedback aus der Bubble nur auf der 21, dahinter Spanien auf 22.

Fast schon obligatorisch landen stets die gleichen Länder auf den hinteren Rängen bei den Buchmachern, kaum jemand rechnet damit, dass der Song Contest-Sieg nach Slowenien gehen wird, ebenso wenig wie nach Island, Lettland oder Georgien. Immerhin haben es die beiden zuletzt genannten 2024 überraschend den Sprung ins Finale geschafft und die Wettquoten relativiert. Die rote Laterne sehen die Buchmacher heuer bei Kroatien, das im Vorjahr mit Baby Lasagna noch haushoch die Liste anführte und am Ende nur von Nemo ausgebremst wurde.

Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse uns die nächsten Tage in Basel liefern werden. Für den Anfang müssen wir uns dafür jedoch noch ein wenig gedulden, die ersten Proben finden hinter verschlossenen Türen statt, mit Bild- und Tonmaterial wird sich die Europäische Rundfunkunion zurückhalten. In der zweiten Wochenhälfte dürften wir jedoch schlauer sein, wenn die ersten Aufnahmen vorliegen und man etwas von dem Geist von Basel mitbekommt. Der Eurovision Song Contest wirft seine Schatten voraus und gilt trotz aller Online-Möglichkeiten als unberechenbar. Somit sind auch die Wettquoten wie in jedem Jahr zunächst nur eine lockere Empfehlung.

Montag, 6. Mai 2024

Kommentar: Die Last Minute-Aufholjagd von Irland


Europa 
- In wenigen Stunden ertönt es wieder, das "Te Deum", die Melodie auf die ich mich meist ein ganzes Jahr freue. So auch in diesem Jahr, wenngleich die zunehmende Politisierung nicht unbedingt dazu beigetragen hat, dass man sich in diesem Jahrgang wohlfühlt. Man kann auch darüber streiten, ob es klug von der EBU war, die Proben und die generelle Berichterstattung aus Malmö derart klein zu halten. Es gab Jahre, da habe ich Stunde und Stunde jedem einzelnen Bericht hinterhergefiebert, der aus Belgrad, Baku oder sonstwo herkam.

Das war in diesem Jahr nun doch etwas anders, kleine TikTok-Schnipselchen und eine zehn Bilder umfassende Galerie an Fotos ermöglichen keine seriöse Berichterstattung, weder hier noch andernorts, Pressekonferenzen oder andere Side-Events wurden ebenso stiefmütterlich abgehandelt wie der gestrige Tiefpunkt, der Willkommensempfang. Den zweistündigen Youtube-Stream hätte man sich klemmen können, es hätte Kosten gespart. Sei's drum, nun geht es an den wichtigsten Part der Eurovision, nämlich die Liveshows und da wird uns ab morgen viel geboten.

15 Nationen kämpfen am Abend um zehn freie Finalplätze, zudem dürfen Olly Alexander, Isaak und Marcus & Martinus ihre Beiträge schon im Halbfinale in voller Länge singen um Chancengleichheit im Finale zu schaffen. Ob dies wirklich einen Ausschlag gibt, wird sich erst im Nachgang zeigen. Spannend ist da vielmehr, wie sich die Wettquoten nach der Probenwoche verändert haben. Lag Nemo aus der Schweiz letzte Woche noch mit solidem Vorsprung vor Kroatien, so kommt "The code" mit einer Siegwahrscheinlichkeit von 16% nur auf den zweiten Platz.

Baby Lasagna, wohlgemerkt auch mein Favorit, hat seinen Vorsprung auf 28% ausgebaut. Bei einigen Wettanbietern gibt es für einen gesetzten Euro gerade einmal 2,50 Euro zurück, sollte man auf Hrvatska gesetzt haben. Eine bemerkenswerte Aufholjagd in den Quoten hat allerdings Irland hingelegt. Zwar lag Bambie auch schon vor den Proben in den Top Ten, nicht zuletzt dadurch bedingt, dass Wetten in Irland wie auch im UK Volkssport ist, nun liegt Bambie allerdings auf dem fünften Platz, hinter der Ukraine und vor den Niederlanden mit 6% Siegwahrscheinlichkeit.

Man muss auch sagen, dass sich Irland in diesem Jahr entwickelt hat wie Polen im vergangen Jahr. Bambies Auftritt beim Vorentscheid war, nicht zuletzt der RTÉ-Produktion geschuldet, grenzwertig und deutlich ausbaufähig. Aber das Team hat sich an das Feintuning gemacht und dem Beitrag eine ganz besondere Show verpasst, quasi einen Markenstempel aufgedrückt. So wie es auch Blanka im Vorjahr mit "Solo" geschafft hat. Hinzu kommt, dass die Bühnenshow fulminant ist, düster, unheimlich aber dennoch spannend bis zuletzt. Von daher drücke ich Irland beide Daumen, dass es nach Ryan O'Shaughnessy im fernen Jahr 2018 endlich wieder mit dem Finale klappt.

Deutschland liegt mit Isaak auf dem 26. Rang eingekeilt zwischen Electric Fields aus Australien und Tali aus Luxemburg. Doch geht es zunächst einmal nicht um die reine Frage, wer das ganze Event als Sieger verlässt, sondern auch, wer sich morgen und Donnerstag für das Finale qualifiziert. Da gehen die Meinungen zum Teil weit auseinander, Musik und Show wird an subjektiven Kritikpunkten gemessen, das ist völlig legitim. Und so möchte auch ich einen Tipp abgeben, wer es meiner Meinung nach ins Finale schaffen wird bzw. wem ich es persönlich wünschen würde.

Meine Prognose wer es ins Finale schafft (in alphabetischer Reihenfolge):
Finnland
Irland
Kroatien
Litauen
Luxemburg
Polen
Portugal
Serbien
Ukraine
Zypern

Wenn es nach meinem Gusto gehen würde, dann würde ich Portugal mit Slowenien tauschen, ich habe allerdings Bedenken, dass "Veronika" mit eben jener Choreographie tatsächlich Anklang findet. Nicht nur, weil im Halbfinale ein reines Televoting gilt, was u.a. Finnland definitiv gelegen kommen wird, sondern auch, weil der Inhalt des Songs ob der slowenischen Sprache nur durch Ausdruck und die Anmoderation der Kommentatoren rübergebracht werden kann. Ich weiß nicht, ob die Geschichte von Veronika Deseniška, die 1425 erst von der Hexerei freigesprochen später jedoch ritterlich ersäuft wurde, verstanden wird.

Für klare Nicht-Qualifikanten halte ich Moldawien, das bei seinem Staging doch lieber die Klone aus dem Vorentscheid hätte behalten sollen und den mauen Beitrag aus Island. Hera Björk ist eine Ikone was die Eurovision betrifft, aber das Lied ist eine einfallslose Nummer ohne wirkliche Seele. Auf wackeligen Beinen sehe ich auch Aserbaidschan und Australien, beides mit einer traditionellen Note, der absolute Krachereffekt wird aber voraussichtlich nicht eintreten. Vielleicht täusche ich mich auch und morgen Abend sitzen wir alle mit einem offenen Mund vor dem Fernseher, aber ich schätze das sämtliche Rankings eine recht eindeutige Sprache sprechen.

Montag, 22. April 2024

Eurovision 2024: Überblick zu Quoten und Prognosen


Europa
- Wie es so schön heißt, "Eurovision is just around the corner", in Österreich bereitet man sich schon auf den Farewell-Empfang für Kaleen vor und in der Malmö Arena sind die technischen Proben in vollem Gange. Bald wird es wieder ernst auf den Brettern die die Welt bedeuten, am Sonntag starten nämlich die Einzelproben der insgesamt 37 teilnehmenden Nationen. Zuvor finden noch die Stand-In Rehearsals statt, bei dem Laien, meist von lokalen Tanz- und Musikschulen die Beiträge mit den entsprechenden Kamera vorab proben, um den Delegationen die Arbeit zu erleichtern.

Derzeit die #1 bei den
Odd: Nemo aus der Schweiz
Denn das Zeitfenster für die einzelnen Proben ist wie jedes Jahr engmaschig. Nach Sicherheitsinstruktionen und allgemeinen Hinweisen durch die Produzenten der Show haben die Delegationen nur zwei Zeitfenster, in denen die Show optimiert werden muss. Im Anschluss an die ersten Proben, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, kaut jedes Team die potentiellen TV-Bilder des Auftritts im Viewing Room hinter der Bühne durch und korrigierte Feinheiten oder verwirft ganze Einstellungen. Jene Proben würfeln alljährlich auch die Wettquoten bei den Buchmachern ordentlich durcheinander.

Somit werfen wir einen kurzen letzten Blick auf die aktuellen Quoten, solange noch kein Act tatsächlich in Malmö geprobt hat. Latente Verschiebungen haben sich durch die Preview-Events, etwa in London, Amsterdam oder Madrid ergeben, hinzu kommt die stärkere Platzierung des Vereinigten Königreichs und in diesem Jahr vor allem Irlands, da hier tendenziell die meisten Wetten auf den Eurovision Song Contest abgeschlossen werden. Zum Favoriten der Buchmacher hat sich die Schweiz mit Nemo entwickelt, die Siegchance liegt derzeit bei 25 Prozent, gefolgt von Baby Lasagna aus Kroatien und Joost Klein aus den Niederlanden.


Deutschland rangiert auf dem 27. Platz der allgemeinen Übersicht mit einer Siegchance <1%. Wer etwa einen Euro bei bwin.com auf Isaak setzt, würde im unwahrscheinlichen Fall eines Sieges mit 101 Euro nach Hause gehen. Als bestes direkt für das Finale qualifiziertes Land gilt vor den Proben Frankreich, das mit Slimane bereits ganz am Anfang der Saison seinen Beitrag vorgestellt hat, um den es inzwischen aber sehr ruhig geworden ist. Auf den aussichtslosen Plätzen rangieren die üblichen Verdächtigen, wie Albanien, Malta, San Marino und Moldawien, denen man aller Wahrscheinlichkeit auch den generellen Finaleinzug absprechen muss.

Bei Google Play und
beiApple erhältlich:
My Eurovision Scoreboard
Wir werden beobachten, wer sich nach Abschluss der Proben in den Wettquoten verbessert bzw. verschlechtert, wer einen steilen Trend nach oben einläutet, komplett abstürzt oder sich zum Dark Horse entwickelt, welches jedes Jahr herumgaloppiert, ins Finale einzieht und damit Buchmacher und Fans Lügen straft. Das Ergebnis des Eurovision Song Contests ist seit Einführung und Veröffentlichung der Wettquoten vorhersehbarer geworden, die Bookies repräsentieren aber nur den Faktor der generellen Trends in der Community und der Wettfreude derjenigen, die mit der Eurovision hoffen Geld zu machen. Ein Fazit aus den Quoten zu ziehen ist somit kaum möglich.

Dennoch bieten sie Gesprächsstoff, ähnlich wie Wertungs-Apps wie "My Eurovision Scoreboard", in denen die internationale Community ihr persönliches Ranking erstellen kann. Dort liegt Italien mit 259.158 Punkten derzeit an erster Stelle, gefolgt von der Schweiz mit 245.517 Punkten und Kroatien mit 198.921 Punkten. Es folgen bereits größere Abstände zu Griechenland (175.436) und den Niederlanden (168.405). Österreich liegt mit seinem "We will rave" auf einem guten neunten Platz, Deutschland findet man mit 22.633 Punkten aktuell auf dem 31. Platz. Schlusslichter sind Albanien, Lettland, Island und Moldawien. Die beiden zuletzt genannten schaffen es nicht einmal die 10.000er-Marke zu knacken.

Dienstag, 2. Mai 2023

Eurovision 2023: Ein Ausflug ins Wettbüro


Europa
- Wie in jedem Jahr wird vor dem Eurovision Song Contest, vorwiegend auf den Britischen Inseln gewettet, was das Zeug hält. Man kann je nach Wettanbieter auf alles mögliche setzen, vorrangig natürlich darauf, wer den Wettbewerb am Ende gewinnen wird, aber auch auf Dinge wie "Welches Big 5 Land wird die beste Platzierung einfahren?" oder "Wird Slowenien auf einem ungeraden Platz landen?". Die Einsätze sind verschieden, die Quoten teilweise schwer zu lesen, insbesondere wenn Bruchzahlen und keine Dezimalzahlen in den Tabellen auftauchen. Und wie in jedem Jahr gucken wir auch heuer einmal genauer hin.

Die Übersicht der Wettquoten bezieht sich zunächst einmal auf den direkten Vergleich verschiedener Wettanbieter wie bet365, bwin, William Hill und so weiter. Je nachdem, auf wie viele Einsätze ein Beitrag erhält, umso besser steht er in den Wettquoten, die in den vergangenen Jahren zumindest grob einen guten Überblick geboten haben, welche Nationen auf eine vordere Platzierung spekulieren können, sofern sie auf der Bühne keinen Totalausfall hinlegen. Bei der Frage, wer gewinnt, sind sich die Buchmacher sehr einig, mit einer Siegquote von 43% steht Loreen aus Schweden vor Käärijä aus Finnland.

Solche Jetons brachten Käärijä
seinen Bühnennamen ein
Bezeichnenderweise ist gerade der Finne ein Experte was das Glücksspiel angeht, sein Künstlername leitet sich von dem Aufrollen von Jetons und Münzen ab. Umso mehr dürfte es ihn vermutlich freuen, dass sein Name bei den Wettanbietern mit einer Siegchance von 21% derzeit auf dem zweiten Rang steht. Die übrigen Nationen spielen kaum mehr eine Rolle, wenn es um den Gesamtsieg geht, die Ukraine und Frankreich liegen mit jeweils 5% bereits abgeschlagen, ab Platz 15 (Australien) ist die errechnete Siegchance bereits kleiner als 1%. Als gänzlich chancenlos werden u.a. Lettland und Rumänien angesehen.

Dass Wettquoten aber auch nicht das Non Plus Ultra sind, hat sich in den letzten Jahren ebenfalls immer wieder gezeigt. Während der Probenwoche werden manche Quoten noch einmal umhergewürfelt. So stieg "Fuego" von Eleni Foureira erst kurz vor den Halbfinals enorm im Kurs und belegte am Ende den zweiten Platz im Finale von Lissabon. Erkennbar ist zudem, welche Landsleute gerne wetten. So steht das Vereinigte Königreich als Gastgeber und Wettnation derzeit auf der #10, die benachbarten Iren trotz eines schwachen Beitrags auf der #24. Wer bei BoyleSports einen Euro auf Wild Youth setzt, erhält im unwahrscheinlichen Siegfall gerade einmal 81 Euro ausbezahlt.


Die deutschsprachigen Länder halten sich mit ihren Beiträgen derzeit ganz wacker im Ranking. Österreich und seine Ode an Edgar Allan Poe rangiert momentan auf der #8, die Schweiz auf der #13 und auch Deutschland steht mit Lord of the Lost mit der #17 so gut da, wie schon lange nicht mehr. Andererseits haben wir bisher von den Proben im Allgemeinen noch nicht viel gesehen, Österreich probt erst heute und der deutsche Act muss sich auch noch ein paar Tage gedulden, ehe man Rückschlüsse auf die Show ziehen und Erwartungen knüpfen kann.

Im Zuge der Digitalisierung, auch beim Eurovision Song Contest, stehen zudem eine Vielzahl weiterer Methoden zur Verfügung, sich ein Gesamtergebnis für den Wettbewerb zurecht zu legen, ehe ein Interpret auch nur eine Note gesungen hat. So gibt es die App "My Eurovision Scoreboard", in der man sein persönliches Ranking im Stil einer ESC-Punktevergabe erstellen kann und die von der Fangemeinde gut angenommen wird. Ein Blick auf die aktuellen Top 5 deckt sich mit den Favoriten der Wettquoten. Dort steht Schweden mit 280.063 Punkten ganz vorne vor Finnland (262.991) und Österreich (197.045). 

Die Ukraine fristet mit 29.401 Punkten auf dem 24. Platz allerdings ein Schattendasein, noch hinter dem deutschen Beitrag, der in der Fangemeinde auf 33.919 Punkte und damit den derzeit 22. Platz kommt. Schlusslichter sind hier Rumänien (8.186) und San Marino (3.705). Und letztlich gibt es auch noch Voting-Generatoren, die die Wertungspräferenzen der Nationen implizieren, ein Google-Ranking, das sich an der Häufigkeit der Suchanfragen orientiert sowie natürlich die Youtube- und Streamingzahlen bei Plattformen wie Spotify und Co. Nahezu überall landet Loreen mit ihren "Euphoria"-Vorschusslorbeeren ganz oben.

Hätte es in diesem Jahr vernünftige Pressekonferenzen gegeben, hätte gewiss ein Journalist die Frage gestellt, ob Loreen sich zusätzlichen Druck durch ihre enorme Favoritenrolle macht, zumal sie als Siegerin des Song Contests von 2012 mehr zu verlieren als zu gewinnen hat und der Beitrag trotz einer spannenden Choreographie insbesondere im Punkt "musikalische Qualität" häufig als zu schmal abgestempelt wird. Dennoch glaube auch ich, dass die Frage am 13. Mai lediglich sein wird, wie viele Punkte Loreen bei ihrem Sieg erhält und wie groß der Abstand auf Finnland und die übrigen Nationen sein wird. Müsste ich 100 Euro wetten, ich würde sie auch auf Schweden setzen...

Sonntag, 27. März 2022

Eurovision am Sonntag (68)


Europa
- Die Woche ist um, die Uhren vorgestellt und die 50-Tages-Marke bis zum Eurovision Song Contest überwunden. Wir stecken mitten in unseren Previews, heute haben wir den estnischen Beitrag als Thema und auf diversen Song Contest-Websites wird diskutiert, gerankt und bewertet. Dabei muss man stets differenzieren, zwischen den bisherigen Eindrücken, die durch die Musikvideos bzw. Auftritte bei nationalen Vorentscheiden entstanden und den tatsächlichen Auftritten in Turin. Die Probenwoche bringt meist noch einmal viel durcheinander.

Wollen um jeden Preis nach
Turin: Kalush Orchestra
In diesem Jahr könnte dies umso mehr passieren, da es bisher keinen klaren Siegesanwärter gibt. Wenn wir die Wettquoten zu Rate ziehen findet man dort seit Wochen den ukrainischen Beitrag "Stefania" an der Spitze, derzeit mit einer Siegwahrscheinlichkeit von 35%, gefolgt von Italien (15%), Schweden (12%) und dem Vereinigten Königreich (5%). Dass die Bewertungsgrundlage natürlich auch mit der enormen Solidarität für die Ukraine zusammenhängt, dürfte jeder Laie erkennen. Trotz allem ist "Stefania" zudem kein schlechter Beitrag. Selbst ohne die große Anteilnahme hätte es die Ukraine mit Leichtigkeit ins Finale geschafft.

Der Titel sticht im diesjährigen Teilnehmerfeld positiv hervor und wird viele Stimmen auf sich vereinen können. Wie sehr die Juroren auf ukrainischen Folk-Rap stehen, wird sich im Mai zeigen, das Televoting dürfte die Ukraine jedoch extrem beflügeln. Das Kalush Orchestra hat in einer Grußbotschaft in dieser Woche noch einmal betont, wie gewillt man ist, am Song Contest aufzutreten. Und so wird in Fanforen bereits debattiert, was bei einem möglichen dritten Sieg der Ukraine geschieht. Die Europäische Rundfunkunion hat in der Vergangenheit immer wieder schwierige Situationen gemeistert und selbst im Falle eines ukrainischen Sieges würde man ein Konzept ausarbeiten.

In Deutschland sind Wetten
auf Unterhaltungs-
formate verboten
Hinzu kommt, dass man die Wettquoten von Leuten generiert werden, die Geld investieren und wie an der Börse auf Gewinne spekulieren. So ist es nicht verwunderlich, dass neben der Ukraine aus bekannten Gründen, die üblichen Verdächtigen Italien und Schweden im Ranking vorne stehen und klassischerweise Länder wie Slowenien oder Nordmazedonien ganz hinten liegen. Die Proben dürften alles noch einmal durcheinanderwirbeln. Daher haben wir die Wettquoten hier noch einmal zusammengefasst, um sie im Mai einmal vergleichen zu können. Deutschland liegt übrigens auf dem 24. Rang, also im Mittelfeld. Malik Harris dürfte seine Sache gut machen und mit der richtigen Inszenierung den allerletzten Plätzen im Finale entgehen.


Nimmt man jetzt noch die Fanvotings der App "My Eurovision Scoreboard" fallen doch einige Unterschiede zu den Wettquoten auf. Dort landet die Ukraine nämlich nur auf dem elften Rang, eingekeilt zwischen Zypern und Norwegen. An der Spitze liegt Chanel aus Spanien, die in den Wettquoten derzeit nur auf der #8 gehandelt wird. Es folgen Schweden, Italien und die Niederlande. Das Vereinigte Königreich, das mit TikTok-Artist Sam Ryder einen Hype ausgelöst hat, findet sich im Fanranking auf der 13 wieder. Am unteren Ende der Tabelle liegen Marius Bear aus der Schweiz, der in den Quoten auf der #14(!) steht, Circus Mircus aus Georgien und ganz hinten das Intelligent Music Project aus Bulgarien. Die Wahrheit dürfte irgendwo zwischen Fan- und Wettquoten liegen.

Bosnien wäre das einzige
 Land ohne ÖR-Rundfunk in
  Europa, sollte BHRT
Pleite gehen
Ein Land bleibt allerdings mal wieder außen vor, nämlich Bosnien-Herzegowina. Wie in dieser Woche berichtet, steht der nationale Staatsfunk BHRT kurz vor dem Ruin, Konten wurden gesperrt und die Website klix.ba meldet, dass die Gewerkschaft, die die Interessen des Senderpersonals vertritt, am morgigen Montag um 12 Uhr zum Streik aufruft. Arbeitnehmerverbände zeigen sich besorgt, angesichts des Stillstands, der vor allem politischer Natur ist. Das föderale System in Bosnien-Herzegowina gilt als kompliziertester Führungsapparat weltweit, die beiden Entitäten (Föderation Bosnien-Herzegowina und Republik Srpska) agieren weitgehend autark voneinander und haben beide lokale Rundfunkanstalten und somit nur geringes Interesse an einem gemeinsamen Rundfunk. 

Der Sender RTRS der Republik Srpska und des Distrikts Brčko hat es seit 2017 unterlassen, eingetriebene Gelder an BHRT zu zahlen, sodass BHRT in der Summe rund 63 Millionen Mark, sprich fast 32 Millionen Euro, fehlen um den Sendebetrieb aufrecht zu erhalten, Strom- und Gasrechnungen und vor allem seine Angestellten zu bezahlen. Seit 2017 gab es auch folgerichtig kein "Sarajevo calling" mehr beim Song Contest. Das Land nahm erstmals 1993, inmitten der Jugoslawienkriege an der Eurovision teil und erhielt, wie wohl nun auch die Ukraine in Turin, großen Zuspruch vom Publikum. Anders als heute gab es damals jedoch noch kein Televoting, sodass die europäische Anteilnahme sich nicht in Punkten widerspiegelte.

Flohen durch vermintes Gebiet
zum ESC nach Millstreet: Fazla
1993 erhielt Fazla mit seiner Begleitband zwölf Punkte aus der Türkei, dem zweiten Land, das abstimmen durfte. ARD-Kommentator Jan Hofer fragte sich damals schon, was denn wohl passieren würde, sollte Bosnien-Herzegowina gewinnen. So weit kam es nicht, am Ende siegten, wie damals üblich, die Iren. Aber schon damals hätte die Europäische Rundfunkunion alle Hebel in Bewegung gesetzt, den Song Contest an einem Ort mit stabilen Rahmenbedingungen auszutragen. Und so wird es gewiss auch noch im Jahr 2022 sein. Ob und wann jedoch wieder ein bosnischer Teilnehmer zu vermelden ist, bleibt ungewiss. BHRT ist wegen offener Rechnungen von den Diensten der EBU suspendiert und solange der Fortbestand des Senders unklar ist, wird es kein Comeback geben.

Ebenfalls kein Comeback wird es in diesem Jahr für den Barbara Dex-Award geben. Wie die Veranstalter von songfestival.be mitteilten, wird dieser Negativpreis ab sofort nicht länger vergeben. Damit endet eine 25jährige Tradition, bei der die Online-User die Chance hatten, dass zweifelhafteste Outfit zu bestimmen. 1997 wurde Debbie Scerri aus Malta die erste Würdenträgerin, gefolgt von Guildo Horn. Der letzte Barbara Dex-Award ging nach Norwegen. Der Preis 2021 wurde allerdings nicht mehr an das "schlechteste" sondern an das "außergewöhnlichste" Kostüm vergeben. Doch nur weil man an der Rezeptur schraubt, ändert das nicht das Verhalten der abstimmenden Menschen.

Auch einer der Preisträger:
Conan Osíris aus Portugal
Im Zuge der ewigen Debatten um Diskriminierung und Ausgrenzung, die in den letzten Jahren insbesondere durch die sozialen Medien zustande kamen, haben sich die Organisatoren nun dafür entschieden, den Wettbewerb gänzlich einzustampfen. Was in den 90ern und 2000ern mit Augenzwinkern in Fankreisen funktioniert hat, ist in Zeiten, in denen die Eurovision immer mehr zum Mainstream driftet, ob der auferlegten Korrektheit nicht mehr durchführbar. Mich betrübt dieser Umstand in gewissem Maße, einerseits weil es eben Tradition war, neben dem ESC-Gewinner auch einen Barbara Dex-Preisträger auszuwählen, zum anderen aber auch, weil es zeigt, wie empfindlich und kleingeistig die Gesellschaft geworden ist.

Ein Beispiel: Als ich jüngst bei Amazon Prime den Ustinov-Klassiker "Das Böse unter der Sonne" mit Filmgrößen wie Maggie Smith und James Mason aus dem Jahr 1982 anschaute, wurde explizit auf Schimpfwörter, Rauchen, Alkoholkonsum, sexuelle Inhalte und Gewalt hingewiesen, obwohl faktisch kaum etwas Verwerfliches in diesem Film geschieht. Als ob man bei einem Kriminalfilm oder jeglicher Unterhaltungsshow gleich ein FSK18 inszenieren muss. Insofern wundert es mich, dass es im Jahr 2022 überhaupt noch möglich ist, wie im Falle des lettischen Beitrags Zeilen wie "I'm a beast instead of a killer, forget the hot dogs, 'cause my sausage is just bigger, three, two, one, all the girls go eco, if you want your man's tongue longer than a gecko's" zu singen, ohne, dass jemand sich darüber brüskiert.

Sie wurde durch ihre
Trikotage unsterblich: 
Barbara Dex (1993)
Aber das gehört hier nicht her, es ging um Barbara Dex... Auch wenn der Preis der Goldenen Himbeere beim Song Contest entspricht, so hat er uns über viele Jahre unterhalten und großartige Preisträger hervorgebracht, Serbien, Nordmazedonien und Portugal haben das Ding sogar zweimal gewinnen können. Mit der Einstellung wird auch der Name Barbara Dex nun langsam in Vergessenheit geraten, wie auch im ESC-Update des NDR besprochen wird. 1993, im Jahr des bosnischen Debüts, wurde sie mit "Iemand als jij", einer ganz niedlichen Ballade Letzte. In Erinnerung geblieben ist allerdings vorrangig das selbstentworfene Kostüm, das der Beschreibung "Schattierungen von Beige" in Gänze entspricht, garniert mit quietschgelben Schuhen.

Momente wie diese wird es beim Eurovision Song Contest immer wieder geben, nicht zuletzt auch 2022, wo viele Beiträge es nicht über die erhabene Mittelmäßigkeit hinausschaffen und bestimmt wird sich der ein oder andere Interpret im Kleiderschrank vergreifen. Honoriert wird das ab sofort allerdings nicht mehr. Die Initiatoren haben angekündigt, in Zukunft einen neuen Preis zu vergeben, Namensvorschläge werden bis April angenommen. Mal sehen ob dieser Preis dann für Inklusion, Toleranz und Solidarität steht oder ob es wieder Feingeister geben wird, die sofort eine Wutrede in sozialen Netzwerken starten werden...

Samstag, 6. April 2019

News-Splitter (739)



Heute in sechs Wochen findet das Finale des Eurovision Song Contests 2019 in Tel Aviv statt. Und so sehr ich auch auf den diesjährigen Jahrgang geschimpft habe und ihn als recht schwach erachte, so steigt doch latent die Vorfreude auf das musikalische Großereignis, das die Weichen für den Wettbewerb 2020 stellen wird. 41 Nationen stellen sich dem Contest, nachdem die Ukraine nach gescheiterten Verhandlungen mit den Künstlern des Vorentscheids zurückgezogen hat und Bulgarien sich schon vor der Anmeldefrist "krank gemeldet" hat.

Keine Pläne für eine baldige
Rückkehr: BNT
Bulgarien - Der Sender BNT hat unterdessen auch getwittert, dass man zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Ambitionen hat, "in nächster Zukunft" zurückzukehren, da der Eurovision Song Contest nicht mehr zur inhaltlichen Programmstategie des Senders passt. Auch eine Übertragung des Wettbewerbs in Tel Aviv ist nicht geplant. Maßgeblich hängt diese Entscheidung, Insidern zufolge, vom Senderchef Konstantin Kamenarov ab, der seit September 2017 im Amt ist und die Geschäfte des bulgarischen Fernsehens steuert. Bulgarien kehrte 2016 zum Eurovision Song Contest zurück und konnte u.a. einen zweiten und einen vierten Platz belegen. Nach Lissabon zog man sich aus "finanziellen Gründen" abermals zurück.

Niederlande - Heute Abend findet in Amsterdam "Eurovision in Concert" statt. Der niederländische Song Contest-Kommentator Cornald Maas und Marlayne, die die Niederlande 1999 in Jerusalem vertreten hat, moderieren die größte Preview-Party vor dem eigentlichen Wettbewerb. 28 der 41 Teilnehmer sind heute Abend mit dabei, inklusive den S!sters für Deutschland, Pænda für Österreich und Luca Hänni für die Schweiz. Als weitere Gastacts treten u.a. Nicole, Dana International, Justine Pelmelay und Sieneke auf. Bilder von der Ankunft diverser Teilnehmer gibt es hier auf dem offiziellen Instagram-Profil der Veranstalter. 

Ausgetanzt, The Voice Kids-
Teilnehmer Lukas Rieger
schied gestern Abend aus
Deutschland - Ab dem 21. April zeigt Sat.1 online die Doku "The Voice Kids - Fast Forward", in der der Sender ehemalige Teilnehmer seiner Castingshow begleitet und über deren Werdegang seit ihrem Vorsingen auf der "The Voice Kids"-Bühne berichtet. Dies berichtet das Medienmagazin DWDL.de. Unter den begleiteten Kandidaten sind u.a. Lukas Rieger, der gestern Abend gemeinsam mit Katja Kalugina bei der RTL-Show "Let's Dance" ausschied, Michèle Bircher, die erste Siegerin der Show im Jahr 2013  und S!sters-Mitglied Carlotta Truman. Insgesamt sind sechs Ausstrahlungen dieses Formats geplant.

Europa - ...und zu guter Letzt wollen wir noch einen kurzen Blick auf die aktuellen Wettquoten des diesjährigen Jahrgangs werfen. An der Spitze der Wettquoten hält sich der niederländische Interpret Duncan Laurence weiterhin mit seinem "Arcade", während Luca Hänni für die Schweiz in dieser Woche den russischen Kandidaten Sergey Lazarev hinter sich gelassen hat und nun mit Durchschnittlich 9/2 auf dem zweiten Platz der Quoten steht. Die Top Five komplettierten Russland, Italien und Island. Der deutsche Beitrag "Sister" liegt derweil auf der #21 zwischen Nordmazedonien und Estland. Österreich liegt auf der #30 zwischen Finnland und Kroatien. 

Am Ende der Quoten tummeln sich Georgien, Polen, Moldawien und Schlusslicht Weißrussland. Für einen Sieg von Zena gäbe es derzeit bei Marathon Bet bei einem Einsatz von einem Euro 500 Euro ausgeschüttet. Die Platzierungen der Wettquoten setzen sich aus einer Matrix führender Wettbüros zusammen, darunter William Hill, betfair, Paddypower und bet365. Das Bild gleicht sich mit dem größten deutschen Wettanbieter bwin.com, wo Duncan Laurence derzeit die Quote von 3.00 vor Luca Hänni mit 6.00 und Sergey Lazarev mit 7.50 hält. 

Gruppenbild von Eurovision in Concert

Dienstag, 8. Mai 2018

News-Splitter (643)



Europa - EBU-Generaldirektor Noel Curran hat sich über den Eurovision Song Contest und seine Vermarktung außerhalb Europas geäußert. Demnach prüft die Europäische Rundfunkunion, wie man in Ländern, die nicht am Wettbewerb teilnehmen können, ein Bewusstsein für die Marke Eurovision schaffen kann. Wie genau diese Maßnahmen aussehen ist nicht bekannt. Nach der Einbindung Australiens als aktiver Teilnehmer am Song Contest wird der Wettbewerb auch in China und den USA sowie vor einigen Jahren auch in Kanada und Neuseeland sowie natürlich über Youtube ausgestrahlt.

Australien - Neben Mikolas Josef hat es nun auch meine zweite Favoritin beim Eurovision Song Contest erwischt. Wie australische Medien berichten, hat sich Jessica Mauboy nach ihrer zweiten Probe beim Zurückwerfen ihrer Haare im Nacken verletzt und offenbar ein leichtes Schleudertrauma davongetragen. Offenbar geht es der Australierin aber wieder ganz gut, sodass anders als bei der tschechischen Delegation keine Probleme zu erwarten sind. Jessica tritt mit "We got love" am Donnerstag im zweiten Semifinale von Lissabon an. 

Zypern - Und wie bereits alle schon gelesen haben, hat Eleni Foureira über Nacht die bisher an der Spitze festzementierte Favoritin Netta Barzilai als Nummer eins in den Wettquoten abgelöst. Eleni werden damit, zumindest nach der Beobachtung der Wettbüros, die größten Chancen eingeräumt, am Samstag das Finale des 63. Eurovision Song Contests zu gewinnen. Während es bei Marathon Bet derzeit eine Quote von 2/1 für Zypern gibt, ist Israel auf 4/1 abgerutscht. Wettquoten haben zwar keinerlei Aussagekraft auf das schlussendliche Ergebnis, dienen aber als guter Indikator in welche Richtung es für die jeweiligen Nationen gehen kann.

Montag, 2. April 2018

Kommentar: Eine erste Analyse nach Zahlen und Punkten


Portugal - In 40 Tagen findet das Finale des Eurovision Song Contests in Lissabon statt. Bis dahin stehen noch ereignisreiche Probenwochen bevor, bei denen man einen Eindruck erhält, wie der Beitrag live auf der Bühne wirkt, wer dem Druck nicht gewachsen ist, wer stimmlich nicht in Form ist oder wer sich unter Umständen vom Underdog zum Favoriten entwickelt. Bis dahin sind die Rankings, die z.B. als "Top 43" bei Youtube grassieren nichts weiter als Bewertungen von Fans, die meist wenig objektiv über Top oder Flop entscheiden.

Sie führt das Feld an:
Netta Barzilai aus Israel
Ein erster Indikator, in welche Richtung es für die Nationen beim Eurovision Song Contest gehen kann sind hierbei die Wettquoten. Nach dem Hype um "Toy", den israelischen Beitrag für Lissabon steht Netta Barzilai logischerweise ganz vorne in den Quoten. Der Song mit brandaktueller Message und einem tragenden Beat im Refrain ist nicht nur aus Sicht der Fans und einer Tanzgruppe aus Uganda ganz weit vorn, sondern auch bei den Buchmachern. Ob der nächste Song Contest in Jerusalem stattfinden wird, ist noch nicht fix, die Quoten sprechen jedoch für sie. 

Erstmals seit 2012 habe ich auch wieder zehn Euro in die Hand genommen und sie auf zwei Beiträge verteilt, denen ich den Sieg zutraue. Dabei ist es eher just for fun, im schlimmsten Fall sind zehn Euro futsch. Ganz großes Geld lässt sich mit dem Wetten ohnehin nicht verdienen, die Favoriten haben dermaßen niedrige Ausschüttungsquoten, dass ein Einsatz kaum lohnenswert ist und die Nationen mit miserablen Quoten (etwa Slowenien bei der Online-Plattform smarkets.com mit 979:1) werden wohl kaum gewinnen.

Fanfavoriten: Toy, Mercy und
Fuego - Schlusslicht Georgien
Natürlich wetten auch Song Contest-Begeisterte, primär werden die Quoten aber durch Menschen geformt, die auch professionell oder zumindest mit Taktik versuchen ihren Kontostand aufzubessern. Insofern dürften Wettquoten weniger subjektiv sein, als es z.B. die Rankings in der Scoreboard-App sind. Dort liegt Israel zwar ebenfalls mit deutlichem Abstand vorn, dahinter folgen mit Frankreich, Zypern, Belgien und Finnland aber andere Nationen als sie im Quotenbarometer auftauchen. Als Maßstab nehmen wir die Mittelwerte von 14 namhaften Wettanbietern, darunter bwin, William Hill oder Paddy Power Betfair. 


Im Mittel würde die Gewinnausschüttung bei einem gesetzten Euro auf Israel also bei gerade einmal 81 Cent liegen, die Marge des jeweiligen Anbieters eingerechnet. Die Bruchzahlen in der Tabelle zeigen übrigens die amerikanische Zählweise auf. Sie lassen sich durch einfache Division in einen Dezimalwert umrechnen (Beispiel: 7/4 werden somit zu 1,75). Deutliche Unterschiede zwischen dem Ranking der App und den Wettquoten gibt es u.a. bei Eleni Foureira für Zypern. Liegt sie in der Community auf Platz drei, so liegt sie in den Quoten nur auf dem 22. Rang. Estland dümpelt in der Community auf dem siebten Rang vor Bulgarien, in den Wettquoten steht die baltische Nation direkt hinter Israel.

Aspirant auf den 18. Platz?
Michael Schulte beim VE
Übereinstimmend ist das Ranking im Mittelfeld, in beiden Fällen liegt Michael Schulte für Deutschland derzeit auf Rang 18, ein Ergebnis, das ich in diesem Jahr tatsächlich auch im Finale für uns erwarte. Rundherum liegen Weißrussland, Portugal und Österreich. Am Ende der Tabelle findet man die üblichen Verdächtigen wie Georgien, die Schweiz, Montenegro und San Marino. Wer fest an einen Sieg jener Länder glaubt, wird jetzt irritierte Blicke kassieren, könnte im Fall der Fälle aber als reicher Zuschauer aus dem Abend hervorgehen. Tatsächlich liegen die Chancen, dass der nächste Song Contest etwa in Podgorica stattfindet bei rund 0,XX%. 

Da wir bisher nur die Versionen der jeweiligen nationalen Vorentscheide kennen und uns auf den Live-Eindruck der dortigen Auftritte berufen müssen, bzw. auf die Erfahrung der letzten Jahre bei intern nominierten Künstlern, kann sich in dieser Hinsicht noch eine Menge verschieben. Preview-Events wie in Amsterdam oder in London spiegeln sich ebenso in der Vorab-Bewertung wieder. Das ist alles sehr mathematisch und kann bei den Proben in Lissabon noch einmal völlig durcheinander gewirbelt werden, ich erinnere erneut an Francesco Gabbani, der bis zur Eurovisionswoche haushoch in den Quoten vorn lag, irgendwann zwischen Halbfinale und Endrunde aber auf den letzten Metern von Salvador Sobral überholt wurde und am Ende auch nur Sechster wurde.

Nach dem Voting am 12. Mai
heißt es "Rien ne va plus"
Nach meinen Casino-Ausflügen in der Vergangenheit auf der Color Line oder in Monaco, bei denen immerhin ein Outcome erzielt wurde, das oberhalb des Einsatzes lag, habe ich mich diesmal wieder dazu entschieden, in zwei Beiträge zu investieren. Zuletzt habe ich dies bei Pastora Soler in Baku getan. Der "Kick" ist einfach ein bisschen größer, wenn man zumindest einen kleinen Einsatz eingebracht hat und seinem Favoriten die Daumen drückt. Dabei spielt in diesem Jahr eine Mischung aus persönlichem Wunsch und einem Blick auf die Quoten jenseits von Israel eine Rolle. Ich bin gespannt ob es klappt, falls nicht war es zumindest eine Erfahrung. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das gilt auch für progressive Songs die auffallen anstatt nur im Einheitsbrei mitzuschwimmen.