Sonntag, 1. November 2020

Beyond Eurovision (184): Lettland


Lettland
- Heute behandeln wir das mittlere der drei baltischen Staaten, nämlich Lettland, ein Land über das man musikalisch gar nicht so viel erzählen muss, da es aktiver Teilnehmer beim Eurovision Song Contest ist und der entstaubte Vorentscheid "Eirodziesma" im Laufe der Jahre zur modernen "Supernova" wurde, bei der sich die A-Klasse-Prominenz der lettischen Musikszene Jahr für Jahr die Klinke in die Hand gibt. Dort stapeln sich Samanta Tīna, Markus Riva, Kristīna Zaharova und Bands wie PeR, aber auch sehr trashige Beiträge, etwa das von mir verehrte "Tic tac" von Iveta Baumane & Ivo Grīsniņš oder "Transeuropean Express" einer gewissen Elli U.

Schnelle Fakten

Hauptstadt

Riga

Sprachen

Lettisch

Fläche

64.589km²

Währung

Euro (€)

Einwohner

1,9 Mio.

Internet-TLD

.lv

Zeitzone

UTC +2

Wiki-Info

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Kulturell liegt Lettland an der Schnittstelle nordischer, russischer und osteuropäischer Einflüsse, hat sich aber bei allen Fremdherrschaften über Jahrhunderte hinweg die eigene Identität gewahrt. So feiern die Letten alljährlich ihr Līgo-Fest in der Mittsommernacht, dem auch wohlige Tänze und Gesänge beiwohnen. Hinzu kommt wie bei den übrigen baltischen Ländern ein reicher Schatz an traditionellen Folkloreliedern, die ähnlich wie in Estland Teil der Singenden Revolution waren, die Lettland schlussendlich in die Unabhängigkeit führte. Unter der Sowjetführung wurden zahlreiche Versuche unternommen, diese Kultur zu unterbinden, Russisch war Pflicht, Lettisch wurde nach hinten gestellt.

Dabei ist die lettische Sprache eine der ältesten Sprachen im indogermanischen Raum. Ende der 90er wurde sie noch von 51% der Bevölkerung gesprochen, später wurde unter starker Kritik mit drastischen Maßnahmen versucht, die Sprachkultur wieder durchzusetzen, mit Erfolg, heute geben rund 90% Lettisch als Muttersprache an. Auch findet das Lettische heute wieder vermehrt Eingang in die lokale Musikszene. Bei der heutigen Vorstellung habe ich länger überlegt, ob ich das unten stehende Duett von zwei ehemaligen Song Contest-Teilnehmern nehme oder doch eher auf die Band Jumprava umschwenke, die ihre größten Erfolge noch zu Sowjetzeiten hatten und tatsächlich mit Depeche Mode verglichen werden. 

Da ich aber davon ausgehe, dass die Schnittstelle von Eurovisionsfans und Anhängern von 80er-Elektrorock aus der Lettischen SSR eher gering ist, habe ich auf die Vorstellung von "Ziemeļmeita" verzichtet und mich doch für Lauris Reiniks und Aisha entschieden. Der inzwischen 41jährige Lauris stammt aus einer musikalischen Familie, die eine eigene Radioshow hatte, später war er Moderator, lernte dabei den Komponisten Raimonds Pauls kennen und war gemeinsam mit Mārtiņš Freimanis und Yana Kay Teil der Gruppe F.L.Y., die 2003 beim Eurovision Song Contest in Riga gnadenlos unterging. Aisha alias Aija Andrejeva nahm ab 2007 an der lettischen Vorentscheidung Eirodziesma teil, konnte diese aber erst 2010 mit "What for?" für sich entscheiden, in Oslo schied sie als Letzte im Halbfinale aus.

Lauris Reiniks & Aisha - Pasakā