Montag, 22. Juli 2019

Beyond Eurovision (5): Neuseeland



Teil fünf unserer Serie "Beyond Eurovision" führt uns ins rund 18.500 Kilometer entfernte Neuseeland. Matthias stellt euch das Land und seine musikalischen Produktionen etwas näher vor.

Neuseeland - Es zieht uns wieder ans andere Ende der Welt. Wer bereit ist, sich mehr als 12 Stunden ins Flugzeug zu setzen, der landet am Ende im „Land der langen weißen Wolke“, wie die Maori, die Ureinwohner, Neuseeland nennen. Oder auch, in ihrer Sprache, Aotearoa. Die Maori besiedelten das Land ab ca. 1300 nach Christus. Die Besiedlung durch Europäer begann dagegen erst fast 500 Jahre später.

Neuseeland ist ein wunderschönes Land mitten im Südpazifik, das aus zwei Hauptinseln – der Nord- und der Südinsel – sowie mehreren kleineren Inseln besteht, darunter als größte Stewart Island südlich der Südinsel. Neuseeland gehört zum Commonwealth of Nations, daher ist die britische Königin Elizabeth II. Staatsoberhaupt. Sie wird durch eine Generalgouverneurin vertreten.

Für uns in Europa mag Kiwi Country „gleich neben Australien“ liegen, doch tatsächlich trennen mehrere tausend Kilometer Meer die beiden Länder. Auch kulturell: Während Australien ESC-interessiert ist und nun schon seit 2015 am Eurovision Song Contest teilnimmt, ist der Wettbewerb in Neuseeland quasi unbekannt.

Schnelle Fakten
Hauptstadt
Wellington
Sprachen
Englisch, Te Reo Māori, neuseeländische Zeichensprache
Fläche
268.680km²
Währung
Neuseeländischer Dollar (NZ$)
Einwohner
4,8 Mio.
Internet-TLD
.nz
Zeitzone
UTC +12
Wiki-Info

So isoliert wie Neuseeland nun mal so im Pazifik liegt, so abgeschieden blieb auch lange die Musikszene. Lange verband man hier in Europa Musik aus NZ in erster Linie mit der Band Crowded House („Don’t Dream It’s Over“, 1986). 

Inzwischen hat sich das geändert. Einer der wichtigsten Musikexporte kennt man auch bei uns: Lorde. Die Sängerin hatte mit „Royals“ auch in Deutschland einen Riesenhit. Die Band OMC aus Auckland, Neuseelands größter Stadt im Norden der Nordinsel, hatte 1996 den großen Hit „How Bizarre“. Und Gotye hatte seinen Hit „Somebody That I Used to Know” dank der Stimme von Kimbra, einer Sängerin aus Neuseeland!

Ich habe euch jetzt zwei Künstler mitgebracht, die man hierzulande nicht so kennt. Zum einen Sons of Zion. Die sechsköpfige Band aus Auckland macht seit 2007 Musik und mischt Funk, Reggae, Pop und Dub. Auf Festivals in Neuseeland haben sie sich einen Namen gemacht, aktuell touren sie auch wieder durchs Land. Auftritte in Australien, Tahiti, Japan, Samoa und den USA kamen dazu. Bei uns dagegen kennt man sie eher nicht. Leider, denn es lohnt sich. „Drift Away“ ist eine unglaublich relaxte Nummer, 2018 erschienen und im Sommer 2018 wochenlang das meistgespielte Lied in den NZ-Radios.

Sons of Zion - Drift Away

Als zweites wollte ich euch Musik von Maori vorstellen. Da gibt es richtig schöne Sachen. „Wairua“ der Gruppe Maimoa Music etwa ist ein Gute-Laune-Lied, das ich gerne höre. Die Maori-Sängerin Bic Runga ist auch bei uns ein wenig bekannt. Eher ungewöhnlich ist Tiki Taane, der seit 2007 eher Experimentalmusik macht (manchmal auf Māori). Seine Alben verkaufen sich in Neuseeland wie geschnitten Brot. Hörtipp: „Tangaroa“. 

Aber ich habe mich jetzt für Moana Maniapoto entschieden. Die Sängerin aus Invercargill, ganz im Süden, mischt inzwischen traditionelle Maori-Gesänge mit modernen Klängen. Ihr Stück „Aotearoa“ aus dem 2014er-Album „Rima“ (s.u.) ist recht typisch: Trommeln, dazu Rufe wie bei einem Haka, dem rituellen Tanz der Maori. 

In den 1990er Jahren war Moana als Moana and the Moa Hunters in NZ erfolgreich (Moa waren heute ausgestorbene Laufvögel in Neuseeland). Ein Kernthema der Band (und auch der Nachfolge-Band Moana and the Tribe) ist das Wachhalten der Maori-Kultur: In einem der bekanntesten Songs („A.E.I.O.U. - Akona te reo“) fordert Moana die Maori-Jugendlichen auf, Kultur und Geschichte der indigenen Bevölkerung sowie deren Sprache zu erlernen – viele junge Maori sprechen Te Reo Māori nicht mehr.

Moana and the Tribe - Aotearoa