

Ich erinnere mich noch an den Vorentscheid, das Festival da Canção, es wurde als modernisiert aufgetischt, RTP hätte frische Ideen installiert und trotzdem wurde ein Lied ausgewählt, das auf den ersten Eindruck hin sehr altmodisch wirkt. 1967 hätte "Amar pelos dois" genauso gut gesungen worden sein können. Aber Salvador Sobral zieht massig Aufmerksamkeit auf sich, wie die Quoten beweisen. Im Schnitt liegen diese bei 13/8, ähnlich wie die des Italieners.

Den Text, der hinlänglich als "fragil" bezeichnet wird, stammt aus der Feder von seiner Schwester Luísa, die ihn während der Proben in Vorbereitung auf das Semifinale auch vertrat. Salvador konnte aufgrund seiner Herzerkrankung erst zum Delegationsempfang der EBU am Sonntag anreisen. Mental ist alles in Ordnung, weshalb ich mich frage, was hinter der Gesichtsakrobatik und dem Genuschel während der Performance steckt.
Wie auch immer, Portugal, das in 49 Jahren seiner Teilnahme keinen einzigen Blumentopf gewinnen konnte, abgesehen vom Barbara Dex-Award 2006 mit Nonstop, steht einen Tag vor dem Finale des 62. Eurovision Song Contests so gut da wie nie zuvor. Das portugiesische Team erfährt auch unter den anderen Teilnehmern einen enormen Zuspruch, die polnische Sängerin Kasia Moś sagte auf der Pressekonferenz nach dem Halbfinale sogar, es sei eine so große Ehre für sie gemeinsam mit ihm auf dem Finalistenpodium zu sitzen.
Portugal steht im Vorfeld des Eurovision Song Contests so gut da wie noch nie zuvor. Wird 2017 nun also das Jahr, in dem Lúcia Moniz das Zepter des besten Ergebnisses für Portugal aus dem Jahre 1996 an Salvador Sobral abgeben muss? Damals wurde sie mit "O meu coração não tem cor" Sechste. Es scheint fast so. Der Erfolg liegt offenbar einfach darin, dass er anders ist. Und so wird in Kiew nicht nur über Rom oder Mailand 2018 diskutiert, sondern auch über Lissabon. Wie's ausgeht erfahren wir morgen Abend.