Ukraine - 14 Tage vollgestopft mit Programm rund um den Eurovision Song Contest gehen zu Ende. Heute fand am Flughafen der ukrainischen Hauptstadt Kiew das kollektive Abreisen statt. In den letzten zwei Wochen drehte sich alles um Proben, Pressekonferenzen, Partys und Punkte. Portugal ging mit dem Krönchen aus dem Wettbewerb hervor, das Konzept der ARD liegt endgültig in Scherben.
Und wie in jedem Jahr kommen nun die Stimmen, die natürlich im Vorfeld alles besser wussten. Dass Deutschland in Europa keine Freunde hat und wir am besten dran sind, wenn wir uns vom Wettbewerb zurückziehen. Es ist in jedem Jahr der gleiche Käse von Leuten, die bei Fußball-Länderspielen vor dem TV auch Bundestrainer spielen und in die Welt des Eurovision Song Contest maximal oberflächlich eintauchen.
Sie kann nichts für die anti- quierten Auswahlmechanismen |
So ähnlich verhält sich das auch mit der Eurovision in der Ukraine allgemein. Das anfängliche Chaos unter ukrainischer Führung wurde von Schweden begradigt, die eine passable Show lieferten. Vielleicht fehlte die Leichtigkeit des Vorjahres, im Grunde geht es aber auch ohne Zwischenspielchen. Dafür hat man immerhin Verka Serduchka mobilisieren können und häufig das Publikum eingeblendet, das es Jahr für Jahr schafft, das noch so groteske Geplänkel schönzufeiern.
Hat funktioniert: Salvador Sobral hat gewonnen |
In einigen Ländern, darunter Norwegen, läuft bereits jetzt die Bewerbungsphase. Selbst Bulgarien, das zwei Jahre aus mangelnden Ideen und finanziellen Engpässen aussetzen musste, hat in den letzten beiden Jahren die Kurve bekommen. Zwar waren auch hier Schweden am Werk, aber jedes Land muss tun, was es für richtig hält. Dazu gehört sowohl die Songauswahl als auch das Votingverhalten und dazu muss man deutlich sagen, das TV-Publikum nimmt den Song Contest als solches wieder ernst. Sogar in Großbritannien hat man das erkannt.
Auch als Ex-Sowjetnation hat man die Top Ten nicht gepachtet |
Georgien kam gar nicht erst aus dem Semifinale heraus, ähnlich wie vier von fünf jugoslawischen Staaten. Eher könnte man den Skandinaviern bedingungslose Unterstützung unterstellen. In den Halbfinals kommt auch hinzu, dass der von der EBU gewünschte Effekt der Lostöpfe bei der Auslosung nach geographischen und wertungstechnischen Gesichtspunkten Früchte trägt. So hatte Estland in diesem Jahr z.B. Lospech, traten doch Punktelieferanten wie Finnland, Schweden oder Lettland im anderen Semifinale an. Laut Televoting wäre Estland zwar weitergekommen, was die Juroren jedoch mehrheitlich nicht wollten.
"Yodel it" - für den ESC okay, im Radio aber wohl ein No Go |
Die Wogen über das Ergebnis von Land A, B oder C werden sich in den nächsten Tagen legen, diejenigen, die alles schlecht reden, werden in einer Woche ohnehin nicht mehr darüber reden und sich bis 2018 nicht mit dem Song Contest beschäftigen. Die Eurovision-Bubble ist eben ein exklusiver Zirkel, der Dinge anders einzuschätzen weiß, als mit dem Argument "Keiner mag uns" zu kommen. Die Probleme einiger Nationen, darunter auch das Konzept des NDR, sind hausgemacht. Es braucht einfach kreative, neue Wege.
Belgien hat den Dreh wieder einmal raus: Blanche |
Und wenn schon ein nationaler Vorentscheid angesetzt wird, dann doch bitte mit mehr Auswahl und vielleicht ein wenig gestreckter als dieses undurchsichtige und völlig bescheuerte Konzept mit fünf Kandidaten, von denen drei nach Präsentation von Coversongs schon ausscheiden und man nach 28 Wertungsrunden an einem einzigen Abend ein Paket geschnürt hat. Das funktioniert bei Castingshows á la DSDS, wenngleich auch dieses Format inzwischen kaum mehr jemanden hinter dem Ofen hervorlockt.
Fanliebling mit null Punkten im Televoting: Nathan Trent |
Der Song Contest lebt von guten und schlechten Beiträgen, von tollen Stimmen, eindrucksvollen Choreographien, Landessprachen, Mainstream-Pop, Balladen, Uptempo, Tänzern, Feuerwerk und denen die in keine Schublade passen. Es kommt auf die Dosierung an, 20 verschiedene Varianten "Amar pelos dois" wären ja auch furchtbar. Es gilt das Motto des diesjährigen Wettbewerbs - "Celebrate Diversity".