Rumänien - Es hat Rumänien getroffen, TVR darf aufgrund der nicht gezahlten Schulden in Höhe von 16 Millionen Schweizer Franken nicht zum Eurovision Song Contest fahren, wurde vom EBU-Netzwerk abgekapselt und muss somit auch noch auf den Nachrichtenaustausch sowie die Übertragungsrechte für Sportgroßveranstaltungen wie die Olympischen Spiele in Brasilien oder die EM in Frankreich verzichten, für die Rumänien qualifiziert ist.
Dass TVR Schulden bei der Europäischen Rundfunkunion hat ist nicht neu, bereits 2012 wurde die Teilnahme in Baku in Zweifel gezogen, schließlich rang sich TVR irgendwie immer durch, die Teilnahmegebühren zu entrichten. Sonst hätte das Land nicht seit 2002 durchgängig im Finale vertreten sein können. Rumänien, unabhängig von seinem Durchmarsch im Semifinale und den Erfolgen bzw. Misserfolgen der Interpreten, war eine Eurovisionsnation.
Leider hatten diejenigen, die den Sender finanzieren, spricht die staatliche Obhut Rumäniens ihren öffentlichen Rundfunk stiefmütterlich behandelt und die finanziellen Probleme nicht erkannt bzw. verdrängt. So häuften sich in Bukarest die Schulden an, die EBU ging jahrelang in Vorkasse, es ist ihr gutes Recht, die ausstehenden Gelder zurückzufordern, notfalls auch mit einer Deadline. Nur gab es von staatlicher Seite keinerlei Reaktion, sodass die EBU sich zu diesem Schritt genötigt sah.
EBU-Generaldirektorin Ingrid Deltenre heute Morgen |
Schließlich ist der EBU nicht erst seit Jahreswechsel bekannt, dass die Verbindlichkeiten von TVR größer sind, als eine nicht bezahlte Monatsrate. Sollten die Rumänen direkt spüren, dass man lieber an die EBU zahlt und das Land, das an einem Großevent teilnimmt, das direkt vor der Tür steht, aussperrt? Praktisch gesehen ist das Land nunmehr aufgeschmissen, man stelle sich vor Rumänien würde Europameister in Frankreich werden und kein Rumäne würde es live sehen können. Die EBU hätte Rumänien in diesem Jahr unter diesen Umständen niemals zum Eurovision Song Contest zulassen dürfen. Wann werden die Gebühren für den Wettbewerb fällig, geht die EBU zunächst immer in Vorleistung?
Der Leidtragende: Ovidiu Anton |
Der Ausschluss vom Eurovision Song Contest für Rumänien ist jedenfalls einmalig in der 61jährigen Geschichte des Wettbewerbs. Schon häufiger haben Nationen freiwillig vor dem Wettbewerb zurückgezogen, etwa der Libanon 2005 oder Zypern 1988, aber noch nie hat die Europäische Rundfunkunion einem bereits gewählten Interpreten einen Riegel vorgeschoben. Eine Suspendierung gab es meines Wissens auch zuletzt im Jahr 1992, damals als Jugoslawiens Sender JRT aufgrund des Krieges im eigenen Land von der Union ausgeschlossen wurde. Von anderen Künstlern, darunter Russlands Kandidaten Sergey Lazarev, Amir Haddad oder Poli Genova gab es unterdessen warme Worte.
Der Song Contest in Stockholm ist für Rumänien kein Thema mehr, langfristig müssen sich die staatlichen Kräfte jedoch mit der Lösung auseinandersetzen oder ihr Land gerät medial in die Isolation. Dennoch ist die Suspendierung auch ein hausgemachtes Problem der EBU, die den Ausschluss damit begründet, dass man sich als Non-Profit-Organisation selbst schaden würde, ließe man sich von den Rundfunkanstalten auf der Nase herumtanzen. Die Argumentation ist zumindest fragwürdig, der Termin, der gewählt wurde um TVR auszuschließen ist es noch viel mehr.