Europa - Nur noch dieses Wochenende trennt uns von den Auftaktproben in der Globen Arena und irgendwie liegt trotz riesiger Vorfreude meinerseits auf die nächsten 14 Tage ein beklemmendes Gefühl in der Luft. Wo sonst Harmonie, Einheit und Fröhlichkeit dominieren, stehen offene Fragen im Raum, die in diesem Jahr besonders die politische Situation in Europa wiederspiegelt. Für einen hausgemachten Skandal sorgten dabei ausgerechnet die Organisatoren mit der Veröffentlichung der Flaggensperrliste.
Selbst spanische Politiker finden den baskischen Ausschluss doof.. |
Dann hätte man 2012 auch schon handeln können und die Flaggen der russischen Teilrepublik Udmurtien verbieten können, die viele Fans mit nach Baku gebracht haben, um die Großmütterchen von Buranovskiye Babushki zu unterstützen. Der für Zypern angeheuerte Jon Lilygreen hielt 2010 neben der zypriotischen Flagge auch noch die walisische Flagge in die Kamera, auch damals hat sich niemand beschwert. Würde man den Eurovision Song Contest zu einer unpolitischen Veranstaltung machen wollen, müssten alle Flaggen, egal ob nun von Irland, Lettland, der EU oder dem Schweizer Kanton Aargau verboten werden und die Teilnehmer nicht für Malta oder Ungarn an den Start gehen sondern mit der Startnummer #01, #02 oder #25.
Wir erinnern uns: war das nun Zufall oder politisches Kalkül? |
Eine Meldung des britischen Portals "Pink News" ist allerdings Quatsch, in dem berichtet wird, dass Fans davor gewarnt seien, während der russischen Performance Regenbogenflaggen zu schwenken. Bisher hat sich Russland auch weder zu der Flaggendiskussion noch zu den Buhrufen im Vorjahr offiziell geäußert, es scheint also ein Sturm im Wasserglas zu sein, den sich die EBU allerdings zum Teil auch selbst eingehandelt hat. Die EBU erklärte weiterhin, die Regenbogenflagge stehe für Vielfalt, einem Kernwert der EBU. Gedanken müsse man sich ohnehin erst machen, sollte Russland im kommenden Jahr den Wettbewerb austragen.
Walisisches Party-Set, so wird jeder Käseigel ein Politikum |
Die EBU widerspricht sich hierbei selbst. Schreibt sie auf Eurovision.tv großmütig: "Die EBU hilft dem kosovarischen Rundfunk RTK seit 1999 und die enge Zusammenarbeit mit RTK, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Kosovo aufrecht zu erhalten, wird fortgesetzt. Wir freuen uns, dass RTK den diesjährigen Eurovision Song Contest übertragen wird, derzeit kann der Kosovo aber nicht teilnehmen. Die Reference Group wird darüber beraten, ob eine Ausnahme der Regeln in diesem Fall anwendbar ist." Gleichzeitig untersagt die Organisation das Zeigen der Flagge vom Amselfeld. Da es bis heute nicht einmal Proteste aus Serbien gegen die Fahne beim Song Contest gab, ist die Auflistung fragwürdig.
Einatmen, ausatmen |
Das beweist nicht nur die Dünnhäutigkeit gewisser Präsidenten oder die Entscheidung des Senders TRT aufgrund der Jury- und Big Five-Regel auf den Song Contest zu verzichten, sondern auch die Kleinstaaterei zwischen einzelnen Nationen. Der Eurovision Song Contest soll alle verbinden, vor allem aber die, die sich auf gepflegte Abendunterhaltung und musikalische Titanen, Mainstream, Blödelsongs und Fremdschämbeiträge freuen. Und alle anderen sollten sich die Social Media-Postings "Keep calm..." zu Herzen nehmen, denn: it's only Eurovision!