Mittwoch, 7. Mai 2014

Rückblick: Erstes Semifinale aus Kopenhagen


Dänemark - Neben San Marino haben es natürlich auch noch neun andere Nationen in die große Show am Samstagabend geschafft, allen voran natürlich auch Montenegro, das es seit 2007 erfolglos versucht hat, mit Trash, Pop und aberwitzigen Astronauten ins Finale einzuziehen, aber jedes Mal unterging. Nun hat es Sergej Ćetković ohne die Hilfe von Mazedonien, Slowenien, Serbien, Kroatien oder Bosnien geschafft. Wenn ein Balkanland hymnenhaft daherkommt, ist es wohl egal, was für Länder noch im Halbfinale sind, das zieht immer. 
 
Ebenfalls ist der Eröffnungsact von Aram mp3 erwartungsgemäß ins Finale eingezogen. Mir liegt das Lied zwar nicht, aber gut singen konnte der Knabe schon. Ähnliches gilt für Aserbaidschan, die pro forma das Semifinale absolvieren mussten und trotz dröger Ballade wahrscheinlich spielend ins Finale kamen. Für Aserbaidschan, sowie die Ukraine und Russland bleibt es somit bei einer 100%igen Finalquote. Die beiden russischen Zwillinge konnten nichts für die politischen Schachzüge ihres Präsidenten und wurden nach dem Weiterkommen ausgebuht. Es ist nicht zu vermeiden, dass auf jüngste Ereignisse reagiert wird, aber die Damen und das russische Team dürften wohl drüberstehen.
 
Für Maria Yaremchuk freute es mich persönlich natürlich sehr. Die einzige poppige Uptempo-Nummer im Refrain konnte sich trotz einige schiefer Töne für Samstag qualifizieren. Maria freute sich hinter der Bühne auch sehr, noch einmal ihren Titel performen zu dürfen. Auch Sanna Nielsen war sehr happy, insbesondere auch, da ihre Freundin auf der Bühne stehen und tanzen durfte, wie sie es ihr nach dem Sieg beim Melodifestivalen versprochen hatte. Sanna wussten von dieser Aktion des dänischen Fernsehens offenbar nichts und wirkte sehr überrascht. 
 
Des weiteren freut es mich für die Niederlande, die es ebenfalls zum zweiten Mal in Folge geschafft haben, ihr Image der Dauerausscheider abzulegen und einigen Ländern Mut machen, es weiter zu probieren, etwa den armen Letten, die nun schon zum sechsten Mal in Folge rausgeflogen sind. "Cake to bake" war ganz niedlich performt, aber Peter Urban fasste es so schön in Worte: "Alles ganz lieb und nett und fröhlich, aber dem Kuchen fehlten definitiv einige Rosinen." Ich bin sicher, dass es das baltische Land irgendwann auch wieder schaffen wird, wenn man den Kopf nicht in den Sand steckt und es munter weiter probiert. Montenegro, San Marino oder auch die Niederlande und Belgien haben jahrelang schlecht abgeschnitten und haben sich aber irgendwann hochgehangelt.
 
Der Belgier übrigens dürfte die traurigste Geschichte des Abends haben. Galt er doch bei einigen tatsächlich als Mitfavorit. Axel Hirsoux, der so leidenschaftlich für die Mütter dieser Erde sang, konnte sich nicht unter den besten Zehn platzieren. "Mother" knickte ein, was aber nicht dem Gesangstalent des Belgiers geschuldet war, sondern wahrscheinlich vielmehr der schmalzigen Art des Liedes und dieser tanzenden Frau im Hintergrund. Bei der portugiesischen Sängerin Suzy hingegen, muss man wohl nicht lange nach Gründen suchen, warum sie es nicht geschafft hat. Das Comeback von Lusitanien ging nach hinten los, auch hier wartet man seit 2011 auf eine Finalteilnahme.
 
Dann gibt es da noch den Ungarn András Kállay-Saunders, der eine großartige Show ablieferte, richtig toll singen konnte und ein Thema behandelt, dass man nicht unbedingt als Schlussact bei einem fröhlichen Eurovisionsabend erwartet. Eine Top Ten-Platzierung halte ich für immer wahrscheinlicher, es würde mich nicht einmal mehr wundern, wenn er es bis ganz nach oben schafft und sich quasi vom Underdog zum großen Überraschungssieger mausert. Budapest 2015 hätte doch auf jeden Fall was! Reykjavik im nächsten Jahr halte ich für unwahrscheinlicher, auch wenn Pollapönk einen frischen, bunten Beitrag hatten, für den ganz großen Erfolg glaube ich, ist das irgendwo doch zu albern, auch wenn das Thema natürlich ähnlich wie bei Ungarn ein ganz eigenes ist.
 
Unter den Ausgeschiedenen finden sich dann noch Estland mit Tanja, die ich zwischenzeitlich auch im Finale gesehen habe und die ich noch einmal abschließend für ihre Sangeskünster trotz Schwerstakrobatik loben möchte und das albanische Küken Hersi Matmuja. Es war ein stimmgewaltiger Auftritt, sowohl in den hohen Noten als auch im nicht vorhandenen Refrain. Hersi kann mit ihrer Stimme eine ganze Menge anfangen und ich sehe sie schon bald wieder beim albanischen Festival, aber mit dem Lied war sie einfach schlecht beraten. Immerhin kann man den Albanern zu Gute halten, dass sie ihren Beitrag nicht gezielt für die Eurovision auswählen, sondern einen Sieger für ihr nationales Musikfestival suchen. So bleibt der Song authentisch, wenngleich er im Englischen sehr verloren hat. Für Albanien ist es nach dem letzten Jahr bereits die zweite Pleite.
 
Als letzten durchzukauenden Beitrag haben wir "Wild soul" von Cristina Scarlat, deren schlechtes Englisch mir erst jetzt aufgefallen ist. Das Lied war sehr düster und der schwebende Mann hinter ihr was Besonderes, es reichte jedoch nicht für einen Finaleinzug. Erstaunlich, da Moldawien bisher eine recht gute Finalquote erzielte und außer 2008 jedes Jahr mit dabei war. Es müssen aber auch mal wieder andere ran, Moldawien schied bisher nur mit Geta Burlacu aus. Solange sie im nächsten Jahr nicht wieder Zdob si Zdub auf uns ansetzen ist alles gut... TRM wird es auch ein Jahr ohne Finalteilnahme verkraften und sich nicht zurückziehen.
 
Das Drumherum war sehr nett gemacht, das Intro mit den Selfies zu "Only teardrops" fand ich sehr gelungen, den Interval mit der modernen Aufmachung des hässlichen Entleins ebenfalls, auch wenn ich dieses als Raucherpause genutzt habe. Einzig und allein die Moderatoren könnten noch einen Gang zulegen, das war in weiten Teilen wirklich sehr sehr langweilig und ließ böse Erinnerungen an 2001 hochkommen, als Nastasja Krone und Sören Pilmark den ganzen Abend in Reimen miteinander korrespondierten und überhaupt keinen Platz für Spontanität aufkommen ließen. Insbesondere dieser Schauspieler mit der Frisur, als wäre er grad aufgestanden, war alles andere als witzig und der "gewöhnliche" Tag in Kopenhagen war auch ziemlich schwierig...

Die Idee mit dem Eurovision Book of Records war auch gut umgesetzt, dass Jedward allerdings gleich zweimal an einem Abend einen Rekord abstaubten, war etwas unglücklich. Nicht nur die höchsten Haare, auch der Titel der größten Schulterpolster ging an die Iren, die live beim Semifinale mit dabei waren. Verka Serduchka erhielt die Trophäe in der Kategorie "Most Silver Act". Sie und ihr Mütterchen waren ebenfalls beim Semifinale in Kopenhagen anwesend.
 
Jon Ola Sand fand das Halbfinale ganz gut, es bietet aber durchaus noch Luft nach oben, morgen können uns die Dänen davon überzeugen, dass sie noch mehr drauf haben. Dann wird sich Australien mit einem Pausenfüller vorstellen und wir erleben u.a. Conchita Wurst, die ihr Soll bereits jetzt erfüllt hat und hoffentlich ins Finale durchmarschiert. Ob sich die Russen dann wirklich ausklinken, glaube ich nicht, man wird es wohl hinnehmen müssen und eher ertragen als eine Strafzahlung und einen möglichen Ausschluss. Was nun bei der Übertragung des russischen Beitrags während des Halbfinals los war und wer sein Handy zu nah an die Leitungen gelegt hatte, wird noch geklärt. Wir berichten natürlich weiterhin über alle Geschehnisse aus Kopenhagen. 
 
Heute finden die Generalproben für das zweite Halbfinale statt, es geht alles Schlag auf Schlag. Ab 15 Uhr findet das First Rehearsal statt, um 21 Uhr dann das Juryfinale, bei dem die Juroren aus den teilnehmenden Ländern sowie auch aus Deutschland ihre Stimmen abgeben werden.

Einlass in die B&W Arena | Verka Serduchka ist auch schon da
Die drei Moderatoren des Abends, müssen noch ein bisschen üben...
Mit Pyros ging es für Armenien los | Die lettische Band Aarzemnieki
Trotz Hebefigur nicht im Finale, Estland ist draußen | Bei Schweden...
...waren alle aufgefordert, ihre Handylichter anzuschalten
Beide weiter: Pollapönk und die Tolmachevy Twins
Maria Yaremchuk | Axel Hirsoux, für ihn ist die Eurovision 2014 bereits zu Ende 
Für Moldawien und Portgual ebenfalls
Beide sind eine Runde weiter: die Niederlande und Montenegro
Team Estonia im Greenroom | Die Fans kamen sogar aus Venezuela
Impressionen von Ungarn und der Ukraine aus dem Greenroom
Die zehn glücklichen Finalisten, von Montenegro bis Island
Und dazwischen auch die Moderatoren des Abends
Bei der anschließenden Pressekonferenz wurde die Startreihenfolge gelost
Beziehungsweise wer in welcher Hälfte antreten darf