Samstag, 16. Mai 2015

Tag 6: Das irische Sperrholzklavier


Irland - Die Journalisten in Wien sind sich ziemlich einig, Irland wird man nur im Halbfinale zu hören bekommen. Das Problem am Auftritt ist nicht einmal das relativ dröge Lied selbst und auch nicht die Stimme von Molly Sterling, die erneut ihr schwarzes Spitzenkleid und eine Lederweste trug, sondern vielmehr die fehlende Performance, zum Refrain hätte auch wunderbar eine Ballerina tanzen können. Stattdessen dreht sich alles, auch die Kamera, primär um das Klavier.
 
Und dieses ist nicht wirklich schön anzusehen, da es so platziert wurde, dass Molly dahinter fast vollkommen untergeht. Optisch erinnert es an einen stabilen Umzugskarton, der jahrelang irgendwo im Hinterzimmer eines Pubs in Cork stand. Dafür lobe ich immer noch den güldenen Waldhintergrund und auch das begleitende Mini-Orchester passt prima zum Song. Wenn einem dabei nur nicht die Füße einschlafen würden...
 
Auch die Iren wurden, nachdem sie bei der Pressekonferenz Platz nahmen, auf die Postkarte angesprochen. Darin probiert sich Molly im Burgenland als Imkerin. Wie sie der anwesenden Presse mitteilen ließ, sei die mitgenommene Portion bereits seit Tagen verdrückt. Sie selbst gab sich recht schüchtern und könnte dieses ganze Abenteuer der Eurovision noch gar nicht richtig realisieren.
 
Vor einigen Wochen wusste niemand, abgesehen von ihren Eltern und zwei guten Freundinnen, dass sie am irischen Vorentscheid teilnahm, am nächsten Schultag war sie dann das Gesprächsthema überhaupt. Sie habe einen mitfühlenden Direktor, der Molly für die Zeit in Wien Sonderurlaub gewährt hat. Sollte ihr Ausflug im Semifinale jedoch nicht von Erfolg gekrönt sein und davon ist auszugehen, werde sie natürlich die Schule fortsetzen. Ein vernünftiges Mädel.

Wirkt trotz des freundlichen Hintergrunds etwas blass: Irland
Molly Sterling und ihr Team backstage und beim PK-Auftakt
Irland hofft auf den achten Sieg, der letzte datiert aus dem Jahr 1996