Freitag, 18. April 2014

Kommentar: Auf ein Wort zum Karfreitag


Europa - Selbst eine Woche vor den ersten Proben in Kopenhagen ist es um den Eurovision Song Contest noch recht ruhig. Würde es Belarus nicht geben, hätte diese Woche hier fast nur aus Previews bestanden. Aber immerhin, in wenigen Tagen geht es richtig los in der dänischen Hauptstadt und dann kommt man mit dem Posten von Nachrichten gar nicht mehr hinterher.
 
Immerhin hat der Norddeutsche Rundfunk die Initiative ergriffen und den Fans und Lesern kleine Eurovisionshäppchen hingeworfen, sei es das Making Of zum offiziellen Video von Elaiza, die einen Pantomimen beschäftigen, die Kontraste in ihrem Lied hervorzuheben und die teilweise an ihrer Ernsthaftigkeit zweifeln oder die Kategorie "Auf ein Wort" mit Claudia Roth, die sich sehr auf unseren deutschen Beitrag beim Song Contest freut.
 
"Die junge Band ist eine wahrlich gute Vertreterin unseres Landes beim Wettbewerb. Dass es die drei Newcomerinnen beim Vorentscheid geschafft haben, sich gegen so etablierte Künstler mit einer sehr großen Fangemeinde wie Unheilig, Oceana oder Santiano durchzusetzen, war eine riesige Sensation und nur konsequent. Mit ihrem guten Songwriting und ihrem unglaublichen Charme haben sich Elaiza klar durchsetzen können. Herzlichen Glückwunsch zu diesem beachtlichen Erfolg!", teilt Claudia Roth, begeisterter Song Contest-Fan und ehemalige Grünen-Vorsitzende gegenüber Eurovision.de mit.
 
"Schaut man auf die Beiträge der anderen Länder, dann ist klar, dass auch dieser ESC so bunt und vielfältig ist, wie Europa selbst. Zwei Wochen vor der Europawahl ist das ein toller Soundtrack für ein gemeinsames und solidarisches Europa.", spricht sie weiter und führt damit nahtlos zu den Problemen im Osten Europas, dem Konflikt zwischen der ukrainischen Interimsregierung und Russland.
 
In vielen Teilnehmerländern, die einst zur Sowjetunion zählten, darunter die baltischen Staaten, Armenien, Aserbaidschan oder Moldawien lebt eine große russischsprachige Minderheit, die in der Vergangenheit für eine 100%ige Finalquote Russlands gesorgt hat und wohl auch in diesem Jahr wieder fleißig anrufen wird um die Tolmachevy-Zwillinge ins Finale zu bringen. Wie viele Punkte aus der Ukraine zu erwarten sind, ist jedoch fraglich.


Das man es sich trotz Nachbarschaft und großer russischer Minderheit verscherzen kann, bewies Georgien nach dem Südossetien-Konflikt in dessen Zuge Russland die abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien als eigenständige Nationen anerkannte. 2009 verzichtete man nach dem Einmarsch russischer Truppen auf georgisches Gebiet auf die Teilnahme an der Eurovision in Moskau. Der Protestsong "We don't wanna put in" von Stephane & 3G wurde zurückgezogen, nachdem man sich nicht den Maßregelungen der EBU und Russland beugen wollte.
 
Putin selbst besuchte 2009 die Proben in der Olympski Arena in Moskau und ließ sich dort als Freund europäischer Musik feiern und schüttelte den aserbaidschanischen Kandidaten Aysel & Arash die Hand. Georgien vergab 2010 im Jahr nach der Rückkehr zur Eurovision in Oslo keinen einzigen Punkt an Peter Nalitch & Friends nach Russland, in Düsseldorf vergab Tiflis gerade einmal einen Zähler an Alexey Vorobyov, selbst 2012 als Russland mit den udmurtischen Großmüttern den zweiten Platz belegte, hatte Georgien gerade einmal fünf Zähler übrig. In Malmö waren es immerhin sechs Punkte.

Auch wenn Putin feststellte, dass Russland "nicht Europa" sei, so ist es langfristig keine gute Idee, sich Regionen benachbarter Nationen einzuverleiben, sollten diese nämlich irgendwann nicht mehr existieren, fehlen auch die so oft beschworenen Nachbarschaftspunkte bei der Eurovision und es ist anzunehmen, dass die 12 Punkte aus Kiew nicht unbedingt an Russland gehen werden...

Trotz der politischen Ränkespiele im Osten Europas wünschen wir allen Lesern frohe Ostern!