Dienstag, 8. Mai 2007

2. Durchlauf der Finalproben


Trotz anhaltender Müdigkeit (seit heute Morgen), Stromausfällen, ganz wiederlichem Wetter, wie man es wohl vor einigen Tagen noch in Helsinki hatte und Anfällen von Hunger, Übelkeit und Anspannung (übermorgen isses ja soweit, von daher darf man auch langsam nervös werden) habe ich es irgendwie geschafft, mir einen funktionstüchtigen Computer zu organisieren um kurz Bericht von den heutigen Proben in der Hartwall Areena und dem ganzen Drumherum in Helsinki zu berichten. Entschuldigt bitte, dass es alles nicht ganz soo ausführlich erklärt wird, aber oben genannte Faktoren und die Stundenpreise in Internetcafés sind heute mal 'ne nicht ganz unrelevante Rolle beim Erstellen dieses Eintrags... morgen gibt's Eurofire dann wieder in 1A-Qualität.

Bosnien-Herzegowina - Prinzipiell gab es heute, außer Veränderungen an den einzelnen Performances, den Hintergrundfarben und dem Outfit der Interpreten noch einmal das Gleiche serviert wie am gestrigen Tag. Bosnien-Herzegowina in Form von Marija Sestic eröffnete heute Morgen den zweiten Probentag der 14 Finalisten mit einem, nun ja, abenteuerlichen Gewand in Sumpfgrün - ein heißer Kandidat, falls beibehalten, auf den Barbara Dex Award, eine Auszeichnung im Internet für das schlechteste Outfit beim Contest. 

Der Tarnlook in Erdfarben wurde auch von den Backgroundherrschaften fortgesetzt. Es wirkte alles sehr seltsam. Stimmlich gab's jedoch wieder nichts auszusetzen, vorne mit dabei sein wird Bosnien-Herzegowina dieses Mal allerdings aller Voraussicht nach nicht.

Spanien - Teil der spanischen Hintergrundanimation ist nun der Lauftext "IYu mi vida". Man hat sich für weiße lässige Kleidung entschieden, wie sie auch gestern bei der ersten Probe zum Einsatz kam und wird diese Jogginganzüge mit "Spain"-Aufschrift auch beim Finale tragen. Das Gesamtbild der Performance, die Bewegungen und die gesangliche Qualität waren um Längen besser als gestern noch. Mit Spanien auf einem der vorderen Plätze könnte man inzwischen auch schon den ein oder anderen Euro setzen.

Irland - Die irische Truppe, die gestern während der großen Party in der Finlandia Hall immer mal wieder ein wenig Irish Folk spielte und somit für gute Laune unter allen Anwesenden sorgte, war als Nächstes an der Reihe. Im Zeichen des Frühlings (Titel: "They can't stop the spring") erblüht in der Hintergrundanimation eine große Margeritenblüte. Wirkt sehr schön und auch die Performance wurde inzwischen abgerundet. Man läuft zwar immer noch im Kräuterhexen-Stil über die Bühne, macht aber einen hervorragenden Gesamteindruck und die anwesenden Journalisten berichtet auch zunehmend mehr Positives von der grünen Insel.

Finnland - Nach den vernichtenden Kritiken bezüglich des finnischen Auftritts gab es heute eine 180°-Drehung und eine Steigerung um einhundert Prozent. Die alte Hanna Pakarinen aus der Vorentscheidung ist zurück, es schien gestern vielmehr nur eine technische Probe gewesen zu sein. Bühnenbild und Kleidung der auf der Bühne befindlichen Menschen sind nach wie vor im Gothic-Style düster gekleidet, überzeugt aber durch gewohnte Stimmkraft. Ich denke die Kritiken in den finnischen Zeitungen werden heute milder ausfallen als noch am gestrigen Tage.

Litauen - Erneut fast untergegangen ist die Probe Litauens. Julija und ihre vier Schattenmänner, die hinter einer dekorativen Schattwand Gitarre spielen, ist wohl der ruhigste Auftritt beim diesjährigen Contest und eine gelungene Abwechslung zwischen dem Gehüpfe, Schlagen auf Trommeln und dem Wedeln mit Pompons oder Fächern. 4fun legten eine solide Probe hin und war auch bei der Pressekonferenz dabei brav alle (auch wenn's wenige waren) Fragen zu beantworten. Für 4fun ist die Teilnahme am Contest die bisher größte Etappe ihrer musikalischen Laufbahn und man ist froh hier zu sein, egal welches Ergebnis am Ende für Litauen herausspringt.

Griechenland - Welches Gimmick fehlte in allen Probedurchläufen bisher? Richtig! Irgendwelche Bondage-Utensilien, sprich: Bänder! Sertab machte es 2003 mit "Everyway that I can" vor, Sakis Rouvas, Tose Proeski und André aus Armenien folgten ihrem Beispiel und dieses Mal ist der griechische Teilnehmer Sarbel an der Reihe sich auf der Bühne einzuknoten, zu entwirren, herumzuhüpfen und trotzdem den Überblick zu behalten. Die Bühne ist in ein feuriges Rot getaucht. Während des Finales wird Sarbel, anders als heute, kleidungstechnisch die griechischen Nationalfarben Weiß und Blau tragen. Bei der anschließenden Pressekonferenz erhielt Sarbel übrigens noch eine Urkunde von der OGAE Russia überreicht, da sein Song "Yassou María" zum Besten des Wettbewerbs gewählt wurde.

Berichte zu Schweden und Frankreich schenke ich mir, dort ist heute nichts Besonderes passiert, abgesehen davon, dass der Sänger von The Ark, Ola, während der Pressekonferenz seine Sonnenbrille ablegte, die sonst eigentlich überall mit dabei ist. Über die französischen Proben habe ich derzeit leider noch gar nichts gefunden, aber falls mir noch Infos zu Les Fatals Picards über den Weg laufen, werde ich sie natürlich nachreichen :-)

Russland - Die russische Probe wurde von den Editoren von ESCtoday als "funky" und "sexy" beschrieben. Es ist auch irgendwie nicht verwunderlich, dass die drei jungen Damen der Formation Serebro auf aufreizende Kostüme und ihre Ausstrahlung setzen, so kann man bestimmt noch den ein oder anderen Punkt erhaschen. An der Grundidee der Performance, nämlich dem Singen mit Standmikrofon und den Farben des Hintergrundes hat sich nichts verändert und somit erwarten wir für den Samstagabend von Russland keinerlei spektakulärer Überraschungen, sondern einen gut performten Song.

Deutschland - Roger Ciceros Hintergrundbild ist auch endlich gefunden und wer sich noch einigermaßen an seinen Auftritt beim deutschen Vorentscheid erinnern kann, weiß ungefähr auch wie es aussieht. In leuchtend glitzernden Lettern prangert "RC - Roger Cicero" im Hintergrund auf verschiedenen warmen Rottönen. Sieht wirklich klasse aus! Auch wenn ich nach dem letztjährigen Abschneiden von Texas Lightning, die ja durchaus auch als Favoriten gehandelt wurden, etwas vorsichtiger mit meiner Prognose bin, kann ich wohl sagen, dass sich Roger Cicero viele Sympathien in Helsinki erwirbt und wir einen klasse Auftritt am Samstag zu erwarten haben.

Ukraine - Anschließend war das begehrteste Fotoobjekt dieser Tage mit seiner zweiten Probe dran, nämlich Verka Serduchka aus der Ukraine. Ihrer Rolle als Spaßkanone nachgehend konnte Verka heute stimmungstechnisch im Vergleich zu gestern sogar noch einen drauf legen. Immer mehr Anwesende wippen fröhlich mit, wenn sie mit ihrer Sternenhaube auf der Bühne die dicke Frau mimt und "sieben sieben, eins, zwei, drei, tanzen" gestikuliert. 

Während der Presskonferenz endete im üblichen Chaos. Man zeigte den Journalisten, dass sich Verka aufgrund des großen Andrangs bei der gestrigen Party arg am Finger verletzte und sich Mama sogar den Arm brach. Der Gag mit der Preisliste für zukünftige Fotos ("Photo 5€; Smiling Photo 10€; Lovely hugs Photo 15€") sorgte jedoch wieder für Gelächter bei den eher mau gelaunten Journalisten.

Großbritannien - Wie Finnlands Hanna Pakarinen haben sich auch Scooch um 100% gesteigert, was bei dem, was man gestern abgeliefert hatte jedoch auch keine Besonderheit ist. Am Auftritt gibt es im Allgemeinen nichts zu bemängeln, jedoch ist das Lied der Trash-Song Nummer 1 in Helsinki und niemand glaubt ernsthaft an eine vordere Platzierung des Vereinten Königreiches in Helsinki. Die Animation mit den Flugzeugen und britischen Farben im Hintergrund und der Effekt mit der Sicherheitskontrolle am Flughafen finde ich hingegen sehr gelungen.

Rumänien - Gestern habe ich nichts zur rumänischen Probe gefunden, heute schon: für die Probe am heutigen Tag bleiben allen Delegationen exakt 30 Minuten Zeit, was die Mitglieder von Todomondo jedoch nicht aus der Ruhe bringen ließ und man erst einmal vollkommen entspannt verschiedene Kostüme und ihre Wirkung im Scheinwerferlicht testete. Nachdem dies geklärt wurde legten Todomondo richtig los und gaben bei der Probe von "Liubi, liubi, I love you", einem Song auf geschätzten 36 Sprachen richtig Gas! Ein paar gekonnte Tanzschritte und perfekte Inszenierung kombiniert mit der großartien Stimmgewalt der Rumänen macht das neue EU-Mitglied zu einem der Aufsteiger der letzten Tage.

Armenien - Zum Schluss der letzten Probentages (zumindest der Einzelproben, morgen gibt's ja schon die 1. Generalprobe des Semifinals) betrat der armenische Sänger Hayko die Bühne. Magische Momente auf der Bühne der ehrwürdigen Hartwall Areena in Helsinki, denn Haykos Bühnenbild ist ebenfalls in leuchtenden Rottönen gehalten, die Hintergrundanimation stellt kahle Bäume dar. Auf der Bühne selbst steht ein einziger schwarzer Baum an dem schmale Stoffstreifen flattern. 

Wer auf kitschige Interpretationen eines wunderschönen Liedes wie "Anytime you need" steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Hayko war auch stimmlich absolut sicher und so bekommt selbst der Außenseiter Armenien, dessen Lied mir von Anfang an gefiel, noch das Prädikat eines Aufsteigers. Auch hier ist noch viel drin.

Bilder gibt's gleich in einem Extra-Posting