Hallo liebe Blogleser und Freunde des Eurovision Song Contest,
ich bin nach einem superschönen ESC-Wochenende (zu den Ergebnissen und Diskussionen komme ich später) in Essen wieder zurück im ländlichen Niedersachsen, jenseits des Kampfes Schalke vs. Dortmund und den abgehackt aussehenden Kirchtürmen im Ruhrgebiet. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen bei Britta und Thomas bedanken, die Max und mich zu sich eingeladen haben und uns, nach meinem Empfinden den schönsten ESC-Abend in meiner knapp 10jährigen ESC-Karriere beschert haben. Kittos!
ich bin nach einem superschönen ESC-Wochenende (zu den Ergebnissen und Diskussionen komme ich später) in Essen wieder zurück im ländlichen Niedersachsen, jenseits des Kampfes Schalke vs. Dortmund und den abgehackt aussehenden Kirchtürmen im Ruhrgebiet. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen bei Britta und Thomas bedanken, die Max und mich zu sich eingeladen haben und uns, nach meinem Empfinden den schönsten ESC-Abend in meiner knapp 10jährigen ESC-Karriere beschert haben. Kittos!
So.. trotz einiger Verspätungen (mein Tipp: fahrt nie mit dem ICE
von Hamburg über Hannover nach Essen, das gibt Verzögerungen ohne Ende, fahrt
lieber direkt). Jedenfalls gab es am Freitagabend, nachdem wurden wir schick
zum Griechen "Taverna Rhodos"
eingeladen, quasi als Tribut an den letztjährigen Gastgeber Athen und den
diesjährigen Vertreter in seinem billigen Jogginganzug mit einer Choreographie,
die irgendwo zwischen Sertab Erener und Thomas Thordarsson anzusiedeln ist. Auf
diesem Wege, Glückwunsch an die Griechen, die als einziges westeuropäisches
Land den Sprung in die Top 10 am Samstag geschafft haben.
Am Samstag, nach dem Frühstück und der Begutachtung der
forumsinternen Threads, so kurz vor dem ESC (es gab allerhand Tippspiele, von
denen ich wahrscheinlich bei keinem einzigen richtig lag), wurde Max und mir
bei leicht regnerischem Wetter das zu Essen gehörende Umland gezeigt, ein
idyllisch gelegener See, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe und an
dessen Ufer einst die Szenen zu "Die
Flut" entstanden, sowie das Rathaus zu Essen und natürlich
jener abgehackte Kirchturm. Anschließend wurden noch Donuts (Beispielbild ^^) gekauft und sich daheim die Zeit bis
zum ESC-Finale bzw. Countdown vertrieben. Zudem gab es außerdem noch typisch
italienisches Essen - das man wohl am einfachsten mit dem Wort "köstlich" umschreiben könnte.
20.15 Uhr, Thomas Hermanns hat sich wieder professionellen Rat
durch Georg Uecker auf die Couch geholt und ebenfalls noch Yvonne Catterfeld
Zutritt gewährt. Sie sang im Laufe der Countdown-Sendung auch den italienischen
ESC-Titel "Nel blu dipinto di blu"
alias "Volare" in
einer eigenen Version. Im Vorfeld gab es noch ein kurzes Interview mit Roger
Cicero, was ich aber wahrscheinlich eh niemandem erzählen muss, da die meisten
scheinbar eh das Finale gesehen haben.
Es folgte das "Wort zum
Sonntag", Zeitpunkt um ein letztes Mal vor der großen Show auf
die Toilette zu verschwinden. Gesagt, getan - dann ging es auch endlich los!
Bosnien-Herzegowina eröffnete mit Marija Sestic und "Rijeka bez imena" das Finale. Wenige
Minuten später folgte Spanien und Semifinalist Weißrussland. Danach nun das
erste Highlight des Abends, die wahrscheinlich schrägste Stimme des Abends, zugehörig
der Sängerin der irischen Gruppe Dervish. Es war gequäkter Irish Folk
dargeboten mit wenig Charme und viel unfreiwilliger Komik. Der letzte Platz mit
lediglich fünf Punkten (von Albanien, denen ich für die 6 Punkte an Deutschland
auch auf Ewig dankbar sein werde) war daher ein gerechtes Ergebnis. In Irland
überlegt man natürlich nun, ob man nicht vom Wettbewerb zurücktreten sollte.
Fest stand jedoch, bei diesem Auftritt lag es nicht an Ost-West-Votings,
sondern an der miesen Stimme und Darbietung.
Ihnen folgte der Gastgeber Finnland, vertreten durch die Sängerin
Hanna Pakarinen und dem Song "Leave me
alone". Der Auftritt, auch vom Aussehen der Sängerin her,
erinnerte irgendwie an den slowenischen Song von Alenka Gotar mit der Nummer 7.
Den fand ich sowieso klasse und habe auch einmal dafür angerufen. Der
beängstigende Gesichtsausdruck von der, sich selbst anleuchtenden, Alenka waren
es einfach wert. Slowenien platzierte sich, nach Jahren des Nichterreichens des
Finale im Mittelfeld auf Platz 15, dem Platz, den Texas Lightning im Vorjahr
innehatte.
Überrascht war ich von der guten Platzierung Ungarns. Platz 9 für
die Sängerin Magdi Rúzsa und "Unsubstantial
blues". Ich habe mich natürlich riesig für Ungarn gefreut und
mag das Lied sehr, aber mit so einem Durchmarsch und der direkten Qualifikation
für das finanzschwache EBU-Land hätte ich nicht gerechnet. Ebensowenig wie
mit dem zehnten Platz für die moldawische Sängerin Natalia Barbu mit der
letzten Startnummer. Sie erreichte die direkte Qualifikation ihres Landes und
erhält nun vom nationalen Rundfunk TVM alle Auslagen zurück. Natalia musste
nämlich Flug, Verpflegung, Hotel, Promomaterial, Touren und alles andere aus
eigener Tasche bezahlen und hätte ihr Geld nur dann zurückbekommen, wenn sie
die Top 10 erreicht. Ziel erreicht! :-)
Den griechischen Auftritt von Sarbel ("Yassou María") habe ich ja eben
schon angesprochen. Habe noch nie jemanden gesehen, der sich durch seine
Bewegungen auf der ESC-Bühne dermaßen lächerlich gemacht hat. Dank Youtube und
Internet können wir diesen Auftritt in ein paar Tagen sicherlich an dieser
Stelle schon zeigen. Griechenland, abgesehen von der Türkei und einem ähnlich
gestrickten Lied, erreichte als einziges westeuropäisches Land die Top 10.
Das ESC-Finale war für Georgien jedoch Neuland. Eindrucksvoll und
ein klein wenig übermotiviert sang Sopho Khalvashi ihr "Visionary dream", begleitet von vier
Schwertkämpfern, die bedrohlich und messerschwingend hinter Sopho agierten.
Platz 12 für den Debütanten.
The Ark aus Schweden und Les Fatals Picards aus Frankreich wurden
relativ hoch gewettet, Schweden sogar als Sieger prognostiziert. Insofern war
man ziemlich enttäuscht, als nur Platz 18. bzw. 22. dabei heraussprangen. Beide
hätten eine bessere Platzierung verdient gehabt, ebenso wie D'Nash (sicherten
Spanien zum dritten Mal in Folge Platz 20.) und natürlich auch Roger Cicero und
seinem souverän vorgetragenen Song "Frauen
regier'n die Welt". Dazu komme ich allerdings erst später.
Russland erreichte mit den drei Grazien Platz 3, zurückzuführen
mehrheitlich durch aktives Sowjetvoting, gleiches gilt für Moldawien,
Weißrussland, Georgien und Armenien. Letzterer konnte mich jedoch auch durch
seinen windenden Baum und sein plötzlich zu bluten beginnendes Herz überzeugen.
Armeniens Ballade "Anytime you need"
von Sänger Hayko, der überall im östlichen Europa einen Namen hat, liegt also
zurecht auf Platz 8! Da gibt's auch nichts dran zu rütteln. Das Belgien, die
Niederlande und Frankreich natürlich sooo hohe Wertungen nach Yerevan vergeben
haben, fand ich trotzdem etwas bedenklich, es war ja im letzten Jahr genauso.
Für die Niederlande vergab übrigens Paul de Leeuw die Punkte, den
wir ja noch aus dem letzten Jahr kennen und der Marija Serifovic aus Serbien
mit Kelly Osbourne vergleichte. Der 12er jedoch wurde von Edsilia Rombley
verlesen, die scheinbar schon direkt nach dem Semifinale wieder in Richtung
Niederlande abhob und einen Kurzauftritt in Almere hatte. War wohl das erste
Mal, das eine Teilnehmerin im gleichen Jahrgang auch noch Punkte vorliest.
Bulgarien, das ja in den vergangenen Jahren, ähnlich wie
Slowenien, nicht durch Nachbarschaftsvoting profitieren konnte, erreichte mit
den beiden Trommlern Elitsa & Stoyan (die es sogar studiert haben), einen
fünften Platz! "Voda"
bzw. "Water" kam
beeindruckend vielen Ländern gut an und der Platz ist ebenfalls verdient, auch
wenn ich nicht damit gerechnet hätte. Rumänien, in den letzten Jahren sehr
erfolgreich, erreichte lediglich einen 13. Platz und wird beim nächsten
Mal nach Jahren wieder durch das Semifinale müssen.
Großbritannien eigentlich auch, denn was man uns da präsentiert
hat, war "Trash as trash can be".
Auf erschreckende Art und Weise wurden die Stewardessenwägelchen über die Bühne
gerollt, Nüsse und Parfüm stolz in die Kamera gehalten, "From London to Tallinn, dap dap a dap da dap"
gebrüllt und ein wenig Flughafen gespielt. Man wurde Vorletzer, ebenfalls
zurecht. Es gab allerdings 12 Punkte aus Malta für Großbritannien, etwas, was
ich bis jetzt noch in keinster Weise nachvollziehen kann.
Bei der Ukraine und Verka Serduchka, dem kultigsten Auftritt in
diesem Jahr ist der zweite Platz ebenfalls hochverdient! "Dancing lasha tumbai" war grandios!
Auch die Bewegungen der, sich ständig an die Brust fassenden, Verka Serduchka
alias Andrej Danilko sind legendär und etwas für's Archiv. Beim abschließenden
Umrunden der Bühne in der Hartwall Areena ließ sie es sich auch nicht nehmen,
den Backgroundsängerinnen noch einmal auf den Hintern zu klopfen. Es war super,
und wurde verdient Zweiter.
Gesiegt hat ein Land und ein Song, der zwischen allen
Spaßbeiträgen und Rocksongs in diesem Jahr positiv auffiel, und trotz seiner
geographischen Lage hat Serbien zurecht gewonnen! Ich hatte das starke "Molitva" ("Beten") von Marija Serifovic von
Anfang an auf der Rechnung. Schlicht dargeboten mit einer kleinen Geste (ein
Herz am Ende des Songs) beeindruckte Marija primär durch ihre unglaubliche
Stimme. 268 Punkte konnte der Debütant (?) bei der ersten Teilnahme als eigenständiger
Staat für sich verbuchen.
Marija trug einen Hosenanzug und mag auch nicht
unbedingt dem Schönsheitsidealen heterosexueller Männer entsprechen (die ja eh
in der Minderheit beim ESC sind), aber an ihrem klasse Auftritt gibt es nichts
zu rütteln. Belgrad 2008 heißt es also nun!
Mehr zum Thema, Bilder, Interviews, Zeitungsberichte gibt es
gleich im Anschluss.